Gott ist Liebe"
Benedikt sieht keine "Leibfeindlichkeit" des Christentums.
Mit der zentralen Bedeutung von Liebe und Barmherzigkeit (Caritas) für den Menschen beschäftigt sich Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika "Deus caritas est" (Gott ist Liebe), die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Die Caritas sei ein "wesentlicher Sektor" des kirchlichen Lebens, stellt Benedikt XVI. laut Kathpress wörtlich fest. Die praktische Nächstenliebe gehöre genauso zum Wesen der Kirche wie der Dienst der Sakramente und die Verkündigung des Evangeliums.
"Gott ist die Liebe"
Zugleich unterstreicht der Papst das Besondere des christlichen Gottesbildes und zitiert den Ersten Johannesbrief: "Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm."
In diesen Worten seien die "Mitte" des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und auch das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges "in einzigartiger Klarheit" ausgesprochen.
Benedikt XVI. geht zu Beginn seiner Enzyklika auch auf die Liebe im allgemeinen Sprachgebrauch ein. Dabei stellt er in Abrede, dass die katholische Kirche der geschlechtlichen Liebe (Eros) gegenüber feindlich eingestellt sei.
Gegen "Degradierung" von Sex
Das Christentum wende sich aber gegen eine "Verherrlichung des Leibes", die Sex zur Ware und bloßen Sache "degradiert". Der Mensch erlange dadurch keine Freiheit, sondern werde "ins bloß Biologische zurückgestoßen".
Über die Gefahren des Eros
"Demgegenüber hat der christliche Glaube immer den Menschen als das zweieinige Wesen angesehen, in dem Geist und Materie ineinander greifen und beide gerade so einen neuen Adel erfahren", so die Enzyklika weiter.
"Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen."
"Einziger Auftrag"
Benedikt XVI. erinnerte daran, dass Jesus die beiden Gebote der Gottes- und der Nächstenliebe zu einem "einzigen Auftrag" zusammengeschlossen hat.
Weil Gott die Menschen "zuerst" geliebt hat, sei die Liebe aber nicht mehr nur ein "Gebot", sondern "Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins".
"Botschaft von hoher Aktualität"
In einer Welt, in der mit dem Namen Gottes "bisweilen die Rache oder gar die Pflicht zu Hass und Gewalt verbunden wird", sei das "eine Botschaft von hoher Aktualität und von ganz praktischer Bedeutung", so der Papst.
Benedikt XVI. betont in der Enzyklika die "notwendige Wechselwirkung" zwischen Gottes- und Nächstenliebe.
"Auftrag an jeden Einzelnen"
"Wenn die Berührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann kann ich auch im anderen immer nur den anderen sehen und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen. Wenn ich aber die Zuwendung zum Nächsten aus meinem Leben ganz weglasse und nur 'fromm' sein möchte, nur meine 'religiösen Pflichten' tun, dann verdorrt auch die Gottesbeziehung."
Die in der Gottesliebe verankerte Nächstenliebe sei zunächst ein "Auftrag an jeden einzelnen Gläubigen", aber sie sei auch ein Auftrag an die gesamte kirchliche Gemeinschaft "auf all ihren Ebenen", von der Pfarre bis zur Universalkirche, so der Papst.
"Darf keine Armut geben"
Auch wenn die radikale Form der Gütergemeinschaft in der Urkirche beim Wachstum der Kirche nicht aufrechterhalten werden konnte, sei der Kern immer bestehen geblieben.
"Innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen darf es keine Armut derart geben, dass jemandem die für ein menschenwürdiges Leben nötigen Güter versagt bleiben."
Die Kirche sei "Gottes Familie in der Welt", in der es keine Not Leidenden geben dürfe. Zugleich aber überschreite die Caritas die Grenzen der Kirche.
"Liebevolle persönliche Zuwendung"
In der Enzyklika arbeitet der Papst auch den Unterschied zwischen karitativer Tätigkeit und dem politischen Einsatz für gerechte Strukturen heraus. Dabei hält Benedikt XVI. fest, dass es "keine gerechte Staatsordnung" gibt, die "den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte".
Der totale Versorgungsstaat, der alles an sich zieht, werde letztlich zu einer bürokratischen Instanz, "die das Wesentliche nicht geben kann": die liebevolle persönliche Zuwendung.
Für "Reinigung der Vernunft"
Die Kirche dürfe zwar "nicht den politischen Kampf an sich reißen, um die möglichst gerechte Gesellschaft zu verwirklichen".
Sie kann aber im Kampf um die Gerechtigkeit "auch nicht abseits bleiben". Aufgabe der kirchlichen Soziallehre sei es, zur "Reinigung der Vernunft" beizutragen.
aus dem orf-internet..
Benedikt sieht keine "Leibfeindlichkeit" des Christentums.
Mit der zentralen Bedeutung von Liebe und Barmherzigkeit (Caritas) für den Menschen beschäftigt sich Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika "Deus caritas est" (Gott ist Liebe), die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Die Caritas sei ein "wesentlicher Sektor" des kirchlichen Lebens, stellt Benedikt XVI. laut Kathpress wörtlich fest. Die praktische Nächstenliebe gehöre genauso zum Wesen der Kirche wie der Dienst der Sakramente und die Verkündigung des Evangeliums.
"Gott ist die Liebe"
Zugleich unterstreicht der Papst das Besondere des christlichen Gottesbildes und zitiert den Ersten Johannesbrief: "Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm."
In diesen Worten seien die "Mitte" des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und auch das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges "in einzigartiger Klarheit" ausgesprochen.
Benedikt XVI. geht zu Beginn seiner Enzyklika auch auf die Liebe im allgemeinen Sprachgebrauch ein. Dabei stellt er in Abrede, dass die katholische Kirche der geschlechtlichen Liebe (Eros) gegenüber feindlich eingestellt sei.
Gegen "Degradierung" von Sex
Das Christentum wende sich aber gegen eine "Verherrlichung des Leibes", die Sex zur Ware und bloßen Sache "degradiert". Der Mensch erlange dadurch keine Freiheit, sondern werde "ins bloß Biologische zurückgestoßen".
Über die Gefahren des Eros
"Demgegenüber hat der christliche Glaube immer den Menschen als das zweieinige Wesen angesehen, in dem Geist und Materie ineinander greifen und beide gerade so einen neuen Adel erfahren", so die Enzyklika weiter.
"Ja, Eros will uns zum Göttlichen hinreißen, uns über uns selbst hinausführen, aber gerade darum verlangt er einen Weg des Aufstiegs, der Verzichte, der Reinigungen und Heilungen."
"Einziger Auftrag"
Benedikt XVI. erinnerte daran, dass Jesus die beiden Gebote der Gottes- und der Nächstenliebe zu einem "einzigen Auftrag" zusammengeschlossen hat.
Weil Gott die Menschen "zuerst" geliebt hat, sei die Liebe aber nicht mehr nur ein "Gebot", sondern "Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins".
"Botschaft von hoher Aktualität"
In einer Welt, in der mit dem Namen Gottes "bisweilen die Rache oder gar die Pflicht zu Hass und Gewalt verbunden wird", sei das "eine Botschaft von hoher Aktualität und von ganz praktischer Bedeutung", so der Papst.
Benedikt XVI. betont in der Enzyklika die "notwendige Wechselwirkung" zwischen Gottes- und Nächstenliebe.
"Auftrag an jeden Einzelnen"
"Wenn die Berührung mit Gott in meinem Leben ganz fehlt, dann kann ich auch im anderen immer nur den anderen sehen und kann das göttliche Bild in ihm nicht erkennen. Wenn ich aber die Zuwendung zum Nächsten aus meinem Leben ganz weglasse und nur 'fromm' sein möchte, nur meine 'religiösen Pflichten' tun, dann verdorrt auch die Gottesbeziehung."
Die in der Gottesliebe verankerte Nächstenliebe sei zunächst ein "Auftrag an jeden einzelnen Gläubigen", aber sie sei auch ein Auftrag an die gesamte kirchliche Gemeinschaft "auf all ihren Ebenen", von der Pfarre bis zur Universalkirche, so der Papst.
"Darf keine Armut geben"
Auch wenn die radikale Form der Gütergemeinschaft in der Urkirche beim Wachstum der Kirche nicht aufrechterhalten werden konnte, sei der Kern immer bestehen geblieben.
"Innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen darf es keine Armut derart geben, dass jemandem die für ein menschenwürdiges Leben nötigen Güter versagt bleiben."
Die Kirche sei "Gottes Familie in der Welt", in der es keine Not Leidenden geben dürfe. Zugleich aber überschreite die Caritas die Grenzen der Kirche.
"Liebevolle persönliche Zuwendung"
In der Enzyklika arbeitet der Papst auch den Unterschied zwischen karitativer Tätigkeit und dem politischen Einsatz für gerechte Strukturen heraus. Dabei hält Benedikt XVI. fest, dass es "keine gerechte Staatsordnung" gibt, die "den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte".
Der totale Versorgungsstaat, der alles an sich zieht, werde letztlich zu einer bürokratischen Instanz, "die das Wesentliche nicht geben kann": die liebevolle persönliche Zuwendung.
Für "Reinigung der Vernunft"
Die Kirche dürfe zwar "nicht den politischen Kampf an sich reißen, um die möglichst gerechte Gesellschaft zu verwirklichen".
Sie kann aber im Kampf um die Gerechtigkeit "auch nicht abseits bleiben". Aufgabe der kirchlichen Soziallehre sei es, zur "Reinigung der Vernunft" beizutragen.
aus dem orf-internet..