Schließlich bleibt zu bemerken, dass die Sonnenfinsternis sich traditionell auf die eine oder andere Weise auf das Leben der Menschen auswirkt. Recht häufig verhalf das Ereignis den Forschern der Gegenwart zu Erkenntnissen über wichtige Geschichtsdaten oder mitunter über uralte Systeme von Zeitrechnungen.
Oft diente die Finsternis als wichtiges Merkmal in der Kette historischer Ereignisse. So setzte die vom griechischen Philosophen, Astronomen und Mathematiker Thales von Milet vorausgesagte Sonnenfinsternis im Jahre 585 vor unserer Zeit dem sechsjährigen Krieg zwischen den Lydern unter König Alyattes und den Medern unter Kyaxares II. um die Vorherrschaft in Kleinasien ein Ende. Die Kontrahenten sahen in dem abrupten Naturereignis ein Zeichen Gottes und schlossen Frieden, nachdem sie sich auf die Grenzziehung am Fluss Halys geeinigt hatten.
Wissenschaftler und Astrologen vermerken eine Reihe der wichtigsten historischen Ereignisse, die im Leben der Gegenwart ihre Spuren hinterlassen haben.
In erster Linie ist das die Finsternis, die die Geburt von Jesus Christus begleitete. Nach dem Neuen Testament ging dem Tod von Jesus auch ein Wunder voraus, denen sich die Evangelisten jeder auf seine Weise widmeten. Die Sonnenfinsternis brachte der Welt nicht nur die Nachricht über den Retter, sondern überragte auch sein blutiges Ende.
Zutreffend überliefert wurde, dass das "Lied des Heeres von Igor" der Feder eines bis dato unbekannten Autoren zu verdanken ist, der sie unter dem unmittelbaren Eindruck der Sonnenfinsternis vom 1. März 1185 zu Papier gebracht hat, kurz vor dem Feldzug von Fürst Igor gegen die Polowzer. In der Chronik des Ipatewskij-Klosters heißt es, Igors Heerscharen hätten sich in der Gegend des Dons gesammelt und schickten sich schon an, ihn zu überqueren, als der Fürst gen Himmel sah und die partiell verdeckte Sonne erblickte. Trotz der Warnungen seiner Umgebung, das sei ein übles Zeichen, setzte er den Feldzug fort, der ihm Niederlage und Gefangenschaft einbrachte.
Dank einer Sonnenfinsternis erschien auch ein Staat auf der Weltkarte, der heute eine mehr als gewichtige Rolle spielt: die USA. Am 1. März 1504 rief Kolumbus gegen Abend die Indianerhäuptlinge zusammen und schüchterte sie ein, er würde den Mond vom Himmel entwenden, woraufhin die Indianer sterben müssten. Abends ging der Vollmond auf, doch schon bald legte sich ein roter Schleier über ihn. Die Eingeborenen ergriff eine unermessliche Angst, und sie eilten mit Nahrungsmitteln und Treueschwüren herbei, den fremden Weißen beschwörend, er möge ihnen den Mond zurück geben, was Kolumbus dann auch kurz darauf tat.
Auch in Russland hinterließ eine Sonnenfinsternis Spuren. Karl Marx wurde am 5. Mai 1818 in der Stadt Trier geboren, und zwar an einem Tag der Sonnenfinsternis. In Deutschland war sie nicht wahrzunehmen, dafür aber wurde sie in Russland beobachtet, besonders gut in Sankt Petersburg. In Russland war es denn auch, wo Marxschen revolutionäre Ideen in der Praxis überprüft wurden. Sankt Petersburg wurde die Heimstätte dreier Revolutionen.
Die Sonnenfinsternis im Sommer 1945 brachte die Siegesparade am 24. Juni, außerdem fand der erste Atombombenversuch in der Geschichte der Menschheit statt, den die USA am 16. Juni unternahmen. Prinzessin Diana kam am 31. August 1997 tragisch ums Leben, genau einen Tag vor einer Sonnenfinsternis. Mutter Theresa sagte, als sie davon erfuhr: "Ich verstehe nicht immer Gottes Wege. Vermutlich bedeutet der tragische Verlust viel mehr, als wir erahnen können".
Bis heute wird der Sonnenfinsternis etwas Mystisches zugesprochen. In der kleinen türkischen Stadt Niksar, 400 Kilometer von der Hauptstadt, verbreiten sich panische Gerüchte über ein bevorstehendes Erdbeben. Die Bevölkerung stellt in Straßen und Parks Zelte auf, denn sie sind überzeugt, dass der Stadt nach der Sonnenfinsternis am 29. März die Vernichtung durch Erdstöße droht. Nicht auf wissenschaftlichen Prognosen beruht das Gerücht, sondern darauf, dass die Stadt vor sieben Jahren bei einem Erdbeben nach der damaligen Sonnenfinsternis 17 000 Tote zu beklagen hatte. Die Zahl der mit Fernsehern ausgestatteten Zelte wächst von Tag zu Tag. Die Leute glauben schon lange nicht mehr an Gottes Gnade und sind bestrebt, das Leben in vollen Zügen zu genießen, und zwar auch die unvergesslichen Eindrücke, die am Mittwoch die bevorstehende Sonnenfinsternis für sie bereit hält.
Material der Internet-Redaktion
www.rian.ru auf der Grundlage von Berichten der RIA Novosti und anderen Quellen.