Die letzten Tage waren etwas stressig. Deshalb entschuldigt bitte die lange Wartezeit auf meine Antwort. Tja, wo soll ich also anfangen?
[...]Merkur und Sonne gehen eben keine Konjunktion ein bzw eine über Zeichengrenzen.[...]
Diesen Deutungsfaktor kenne ich aus der Stunden- bzw. Fragenastrologie. (Dieser Aspekt ist übrigens aus dieser Sicht betrachtet applikativ (Merkur ist retrograd!). Er kommt etwa 12 später im Zeichen Krebs zustande, weshalb er in der Stundenastrologie "verloren gehen" würde.)
Allerdings hatte ich aus der bisherigen Lektüre den Eindruck gewonnen, dass die "moderne" (also psychologisch orientierte) Astrologie die Zeichen als "Fluß" auffassen würde. D.h., dass in den letzten drei bis maximal fünf Graden eines Zeichens bereits das Nachbarzeichen mit einfließen würde (bei Martin Schmid hatte ich diese Praxis zum ersten Mal bewußt mitbekommen und danach eigentlich bei allen Autoren (natürlich nicht bei denen über Stundenastrologie) immer wieder denselben Tenor herauslesen können).
Das würde z.B. bedeuten, dass ein Sonnenstand im Löwe auf etwa 28° bereits Tendenzen der Jungfrau-Sonne zeigt. Soweit ich das bisher mitbekommen habe, hat sich diese Sichtweise eher bewahrheitet, als die "Abgegrenzte".
Allerdings sind das nur meine ganz persönlichen Eindrücke, weshalb ich nochmal ganz deutlich schreiben möchte: Meine Auffassung ist keineswegs "richtiger" oder "falscher" als andere Sichtweisen. Sie ist eben einfach nur anders.
Darüberhinaus fasse ich das Häusersystem als den "persönlichen Tierkreis" auf, d.h. Regeln die für den überpersönlichen Tierkreis gelten, würde ich ebenso auf das Häusersystem selbst anzuwenden versuchen (natürlich nicht bei der Stundenastrologie). Aus diesem Grund kann ich mit der Tierkreiszeichen-Grenze im Augenblick nicht viel anfangen.
Ich kenne sie eben lediglich im Rahmen der Stundenastrologie und selbst dort wird mit den letzten und ersten drei Graden (meistens jedoch beim ersten und letzten Grad) immer ein "Übergang" beschrieben.
Kann mir bitte jemand eine Quelle nennen, in der ich die genaue Beschreibung der Zeichengrenze im Rahmen der psychologisch-orientierten Astrologie nachlesen könnte?
In den Tetrabiblos scheine ich diese Passage wohl überlesen zu haben. Markus Jehle hatte diese ebenso wenig erwähnt, wie Nikolaus Klein. In den anderen Büchern fand ich dazu auch keinen Hinweis.
Weiterhin habe ich versucht, mit dieser Grenze zu deuten. Allerdings fällt mir dann das Deuten selbst enorm schwer. Vorher konnte ich praktisch "frei" deuten und jetzt muß ich mich an eine "Grundnorm" halten, durch die ich etwas ignorieren soll, was eigentlich eingezeichnet ist. Das widerspricht ein wenig meinem Empfinden.
Dennoch schreibe ich mal meine Deutung nach dieser Regel auf:
Ich betrachte Sonne im 10. (nicht im 11.!) aspektlos zu Merkur in Opposition zum Mond Konjunktion Neptun. Da ich bereits Bekanntschaft mit dem Herrschersystem gemacht habe, komme ich zwar auf dasselbe Ergebnis, aber gerade diese zweite (hoffentlich korrekte) Deutung läßt mich an meinen Fähigkeiten zweifeln:
Sonne steht weder erhöht noch im Fall in Zwillinge, dasselbe gilt für den Mond, welcher lediglich durch das vierte Haus stärker steht.
In dieser Situation ist Merkur der Zweitherrscher von Haus 10 und der Herrscher von Haus 1. Besonders aus dem zweiten Grund heraus hätte ich Merkur eine zentrale Rolle in der Deutung zugeordnet.
Nach euren Argumenten aber muß ich diesen Teil außen vor (und Merkur eine Nebenrolle) lassen.
Mond ist Herrscherin von Haus 11. Sonne ist Herrscher von Haus 12.
Deshalb reflektiert Mond Konjunktion Neptun die allwissende(Mond/Neptun in Schütze) Gesellschaft(Mond in ihrer Herrscherfunktion), die subtil (4. Haus) gegen den Horoskopeigner (HE) argumentiert. Da die Sonne Herrscher von Haus 12 ist, ist ihre Kraft deutlich zerstreut (Sonne = das umfassende Selbstverständnis; Haus 12 = Zerstreuung und Auflösung).
Also komme ich zum selben Interpretationsschluß: Die eigene Meinung wird hinter der des Umfeldes deutlich zurückgenommen. Der HE passt also seine erlebte Berufung an die Sichtweise seines Umfelds an, welches ihm bedeutet, "den Durchblick"(Schütze) zu haben.
Der Unterschied zwischen den beiden Interpretationen wäre demnach der, dass in meiner ursprünglichen Deutung eine Art "Trend" oder "Mode" zu beobachten wäre, die vom Umfeld signalisiert wird und den HE beeinflußt.
In der überarbeiteten Form sieht das etwas anders aus: Hier sucht der HE die "erleuchtete"(Schütze) Meinung des Umfeldes(Mond/Neptun), damit er seine Selbstzweifel (Sonne in Zwillinge) überwinden kann. Doch deren Meinung steht in Opposition zum eigenen Denken und widerspricht damit seiner Person.
Wenn ich es genauer betrachte, sind beide Sichtweisen nahezu identisch. Welche Methode ist dann eigentlich die "Richtige"?
(Ich weiß: Wichtige Themen wiederholen sich in einem Horoskop. Zentrale Probleme können also immer über mehrere Wege hergeleitet werden.)
Mich verunsichert vor allem, dass ich ausschließlich im Zusammenhang mit der Fragenastrologie die "Zeichengrenze-Anschauung" kennengelernt habe und in keinem Buch über die ganzheitlich orientierte Astrologie finden kann.
[...]Wenn Du aber einen Löwe-Mond ins Trigon zu einer Steinbock-Sonne stellst - eben außer Zeichen, weil beide Planeten ganz am Rand stehen im jeweiligen Zeichen.[...]
Das sehe ich anders als Du (aber keineswegs "richtiger"!):
Bei diesem Aspekt muß zwangsläufig der Mond in den letzten Graden des Löwen und die Sonne in den ersten Graden des Steinbocks stehen. Dieser Trigon findet also tatsächlich statt! Hierbei reflektiert der Mond-Aspekt(Mond in Löwe mit einer "Vorahnung" der Jungfrau) den unterdrückten Feuereinfluß der Sonne ("Rudimente" des Schützen): Er bildet also den unbewußten Schatten zum eigenen Selbstempfinden.
Also vom Gesamtempfinden her würde der dazugehörige HE vermutlich eher zur Disziplin neigen, jedoch kaum das typische Schubladendenken entwickeln. In seinem Empfinden ist bereits die gefühlte Erkenntnis eingekehrt, dass zuviel Struktur lebensfeindlich sein kann. Andererseits wird er auch wissen, dass man ohne Fleiß nicht viel erreichen kann. Diese beiden Teile ergänzen sich also, wobei in diesem speziellen Fall der Mond die Sonne nicht nur einfach reflektiert, sondern ihr den Energieimpuls zufügt (Sonne steht in Impulsrichtung zum Mond/Repuls läuft von Sonne zu Mond).
Meine Meinung: Personen mit einem solchen Aspekt werden meistens durch ihre tiefempfundene(Mond) Lebensfreude(Löwe) und einer tiefen Vorahnung für das richtige Maß (angrenzendes Zeichen ist Jungfrau) die notwendige Kraft finden, sich selbst mit einer autoritären und einsamen Position(Steinbock) anzufreunden. Das selbst dann, wenn unliebsame (aber notwendige) Entscheidungen getroffen werden müssen und man deshalb selbst unbeliebt werden sollte.
Gerade weil ein Teil der eigenen Identifikation noch mit Teilen des Schützen zusammenfällt, wird deshalb auch ein tiefes spirituelles Verständnis für den eigenen Platz in der Welt vorhanden sein, weshalb diese Kombination tatsächlich stabil ist.
Diesen Trigon würde ich also tatsächlich als solches deuten. Deshalb hat Dein Beispiel eher dafür gesorgt, dass ich die "Zeichengrenze-Anschauung" im Augenblick lieber ablehnen möchte.
Möglich, wobei in diesem Fall noch das topozentrische System genommen worden sein könnte.
Danke für den Hinweis. Bisher hatte ich mir die weiteren Häusersysteme bei meinem Astroprogramm (ich verwende zu Studienzwecken Astrolog 5.40) noch gar nicht richtig angesehen.
Hast Du vielleicht Quellen, Erfahrungen oder Hintergrundinfos im Zusammenhang mit dem topozentrischen HS?
Wen denn? Ich meine, rütteln?
Die Frage von badman war doch eindeutig: Kann mir jemand etwas über mich erzählen?
Deshalb hatte ich eigentlich gedacht, dass sich hier vielleicht zwei Astrologen hinsetzen und mal versuchen, sein Horoskop wenigstens in Grundzügen zu deuten. Wenn dann die Ergebnisse verglichen werden, kommen meistens sehr interessante Dinge zum Vorschein, die auch wirklich weiterhelfen können.
@blackandblue, Chimba und GreenTara:
Wie würdet ihr eigentlich die Frage nach dem Studiumswechsel für badman beantworten? Sollte er das Studium schmeißen oder nicht?