Kinnaree schrieb:
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ABER: Ich halte es grundsätzlich für falsch, in solchen Fragen mit Verboten und Strafen zu arbeiten. Und ich verstehe, wenn ich es auch nicht gutheiße, daß es Frauen und auch dazugehörige Herren gibt, die nicht die Kraft haben (können oder wollen), die Kinderfeindlichkeit unserer Umgebung zu überwinden. Wenn man diese Leute bestraft, bekämpft man Symptome und heilt nicht die Krankheit, wenn du verstehst, was ich meine.
Ich verteidige niemanden, der ungeborenes Leben tötet. Ich bin bloß überzeugt, daß Strafen verschwendete Energie ist, die anderswo sinnvoller eingesetzt werden könnte. Ich erlebe es täglich an meinem Jüngsten, daß Einsicht mehr bringt als Angst vor Strafe.
Hallo Kinnaree !
Wenn Du schreibst, dass Du es grundsätzlich für falsch haltest (in solchen Fragen) mit Verboten und Strafen zu arbeiten, sprichst Du eigentlich von einem generellen Gesellschaftsproblem. Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, tausende von unüberschaubaren Gesetzen und Regeln zu produzieren und als Geldeinnahme jedes Verstösschen zu ahnden. Unsere Justiz ist darauf angelegt, eigentlich eine eigene Industrie, viele Prozesse zu produzieren, weil diese die "Justizindustrie" anheizen.
Das gilt für das Zivilrecht ebenso wie für das Strafrecht. Es wird nicht Gerechtigkeit, sondern Recht gesprochen - aber das gehört im Detail nicht hierher und ist in der Regel nicht mehr als ein (meist gefährliches) Lotteriespiel, ein "Russisches Roulette".
Strafen ist meist sowieso falsch, das hat die Psychologie schon lange erkannt und bringt weder der Gesellschaft etwas, noch dem Gestraften. Der Hintergrund von Strafen ist RACHE - und so landen wir bei genauer Betrachtung eben da, wo wir sind, in einer in dieser Beziehung noch nicht vom primitiven Rachegedanken abgehobenen Gesellschaft. (ohne die geringste Rücksicht auf das Individuum)
In keinem Falle, das ist der Gesellschaft offensichtlich egal, geht es um Heilung.
Würden wir jetzt das Ziel setzen den Abtreibungsmord abzuschaffen, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Die eine ist Bewusstsein in der Bevölkerung wecken und unsere Gesellschaft um ein Vielfaches kinder- und familienfreundlicher zu gestalten usw. Ein sehr schwieriges Unterfangen, wobei aber die extreme und steigende Zahl an Abtreibungen und die auch damit verbundenen Geburtenrückgänge unsere Kapital- und Lustgesellschaft aus völlig anderen Motivationen bald dazu zwingen wird, gegen die freie Abtreibung vorzugehen. Das kommt sicher auf uns zu, hat aber keinen ethisch-moralischen Wert.
Was aus letzterem aber wachsen kann und auch die zweite Möglichkeit darstellt, sind hohe Strafen. Ohne das jetzt grundsätzlich zu befürworten, glaube ich schon nicht, dass es noch viele wagen würden, eine Abtreibung vorzunehmen, wenn etwa lebenslang wegen Kindermord die Folge sein könnte. Die Gesetze sind nicht mehr oder weniger als eine Art Spiegelbild der Gesellschaft und die schwingen hin und her, wie es gerade nötig ist oder besser, erscheint. Und wenn die Herren Politiker einmal merken, dass ihre eigenen Pensionspfründe gefährdet sind, da viel zuwenig Steuerzahler geboren werden, wird die Abtreiberei ein schnelles Ende finden. Und viele von denen, welche jetzt lautstark und unflätig den Kindermord verteidigen, werden dann jene sein, die sofort mit dem Finger auf die "verbrecherischen Abtreiberinnen" zeigen. Aber das nur nebenbei.
Das wirklich bedauerliche an dieser schon in Ansätzen zu bemerkenden Veränderung ist nur, dass dies nicht aus positiv zu wertenden Motivationen geschehen wird. (eine für mich positive Motivation wäre die Erkenntnis, dass das Recht auf Leben nicht angetastet werden darf)
L. G.
Ramar