Ich kann mir Folgendes recht gut vorstellen (und einiges weiß ich auch):
Gaddafi wollte tatsächlich eine Gesellschaft errichten, in der es allen gut geht, er trat mal mit großem Idealismus an. Es ist aber unmöglich, es allen Teilen einer Gesellschaft recht zu machen und deshalb schafft man es nie mit einer Diktatur.
Seine Diktatur diente jedoch dazu, die Macht der Stammesfürsten einzuschränken und auch die Macht, die das Prinzip FAMILIE in einer islamisch geprägten Kultur hat (nämlich die Unterdrückung der Frau).
Deshalb hat er versucht, vor allem für Frauen große Freiheiten zu schaffen. Keinen Schleierzwang, die Möglichkeit, überall zu studieren und jeden Beruf zu erlernen. Außerdem hat er eine Infrastruktur geschaffen, die in Nordafrika ihresgleichen suchte (deshalb so viel Verträge und Zusammenarbeit mit einigen europäischen Regierungen) und jetzt vermutlich halb zerstört worden ist.
Möglicherweise waren die Islamisten seine Hauptfeinde.
Jeder Diktator - so oder so - bekämpft seine Feinde, manchmal ziemlich brutal. Das tat Gaddafi auch. Deshalb gibt es so einige Folteropfer. Aber die angeblich größte "Demokratie" der Welt, die USA, foltern lustig bis heute. Die DDR-Stasi gilt als schlimm und brutal und wir haben sie erlebt, aber ich denke, sie waren Waisenknaben gegen die CIA. So ist das eben mit den Diktatoren und die meisten von ihnen schaufeln sich irgendwie ihr Grab selber, weil niemand sonst da ist, auf den sie im Notfall die Schuldfrage abwälzen können.
In Libyen werden jetzt die Islamisten eine "verschleierte" Diktatur errichten, gegen die diejenige Gaddafis eines Tages als leuchtende Demokratie erscheinen wird. Aber die Leute wollten es so und man muss es ihnen lassen. Die Hauptleidtragenden werden - wie in allen islamischen Ländern - vermutlich die Frauen sein.
Herzliche Grüße,
nanabosho