Hallo Engel,
Du schreibst:
Leider kann ich mit dem "freien Willen" nicht soviel anfangen.
Das macht ja nix, ich kann ja mal versuchen Dir zu erklären wie ich das verstanden hab....durchaus möglich,dass das falsch ist..aber ich versuchs mal.
Du schreibst:
Denn würde sich jeder sein Leben formen können, hätten viele ein schöneres.
Und da beginnt schon der Unterschied im Denkansatz.
Auch wenn ich noch jung bin, so hab ich schon sehr viel Erfahrungen mit Schicksalsschlägen (die heißen nicht grundlos so) und mehr erlebt, als manche in 40 Jahren... Dass man mit Willen allein, alles erreichen kann, ist meiner Erfahrung nach, und ich betone, MEINER ERFAHRUNG NACH, leider nicht wahr.
Es ist gruselich,was manche Menschen schon an leidvollen und schlechter Erfahrungen schon in ganz jungen Jahren sammeln dürfen.
Und ich sage auch nicht dass Schicksalschläge wie Verluste von Familienangehörigen oder Freunden etwas ist dass man selber mit dem "freien Willen" beeinflussen kann.
Aber für Vieles was einem passiert ist man sehr wohl verantwortlich und sucht dann doch oft die Verantwortlichkeit dafür in Umständen oder anderen Personen.
Ich gebe Dir ein Beispiel-sehr plastisch,denn so ist es mir passiert.
Nachdem ich feststellte,dass meine Ehe nicht das zu werden drohte,was ich mir darunter vorstellte mit meinen damals grademal 30 Jahren, beschloss ich mich zu trennen,weil ich mich nicht in der Lage sah mit der gegebenen Situation abzufinden oder gar eine Besserung herbeizuführen- ich hätte ja auch versuchen können an mir zu arbeiten..irgendwie war mir aber gleich klar,das kann/will ich nicht.
Ich trennte mich zog weg,fand recht schnell einen Job in dem ich 4 Jahre blieb.Vor 2,5 Jahren lernte ich meinen Freund kennen, die ersten zwei Jahre konnten wir uns nur am Wochenende sehen und führten unsere Beziehung als Fernbeziehung.Wir fanden das beide blöd,weil eigentlich hatten wir das selbe Ziel-Familie gründen, glückwerden/bleiben miteinander.
Und nachdem sich meine beruflichen Perspektiven in absehbarer Zeit verschlechtern würden,wir auch dieses Fernbeziehungsdasein satt hatten begann ich mich in seiner Gegend zu bewerben.Es hat ein Jahr gedauert bis ich etwas fand...ich zog um mit dem Willen,das jetzt alles gut werden würde.
Schließlich hatte ich alles von vorne bis hinten geplant.
Hab ich gedacht....Es kam alles ganz anders.
Mein Freund war lange Zeit Junggeselle gewesen-mit einer Partnerin hatte er obwohl er schon über 40 ist noch nie zusammen gelebt.
Natürlich haben wir viel über das was werden würde gesprochen....aber wohl doch nicht so eindringlich,dass wirklich bis in den letzten Zipfel an allen Stellen klar war was das bedeutet,welche Erwartungshaltungen man hat.
Er war nachdem von meiner Seite alles organisiert war,Job gekündigt Wohnung aufgelöst auf einmal merkwürdig ambivalent und statt so wie ich mir das gewünscht hätte so vehement am selben Strang zu ziehen wie ich sehr regungslos...fast überfordert.
Ich hätte natürlich mehr darüber reden können,was ich aber auch nicht tat,denn auch ich war an einem Punkt andem ich dachte,der darf doch auch mal von alleine was wissen oder tun.
Meinen neuen Job verlor ich auch recht schnell wieder und die Beziehung ging den Bach runter.Wir sind getrennt,ich will wieder zurück an meinen alten Wohnort und der geneigte Betrachter fragt sich natürlich,was will sie mir mit der Geschichte sagen?.
Da hatte sie doch ganz viel Willen,hat doch versucht und ist dennoch gescheitert.
So kann man das sehen.Ich seh das anders.
Man muss tiefer schauen und wissen,dass es im Vorfeld schon Anzeichen gab,die man sich gerne schönredet-ich erkenne das heute,vor einem halben Jahr hab ich das nicht so gesehen,konnte das gar nicht in Worte fassen.Vielleicht hab ich es ansatzweise gespührt-gesagt hab ich aber nichts.
Viel zu sehr wollte ich-kopfgesteuert ein Ziel umsetzen, dass ich in meinem Herzen habe.
Dabei habe ich aber leider "vergessen" dass ja nicht nur ich Teil dieser Aktion bin, sondern auch mein mittlerweile Ex-Freund.Der hat ein völlig anderes Tempo,eine andere Auffassung, ein anderes Erleben als ich-is ja auch ein anderer Mensch,der nicht so sehr in der Lage war seine nur unterschwellig vorhandenen Emotionen und Gedanken zu reflektieren.
Kurz und gut-und um nochmal auf den freien Willen zurück zu kommen.
In jeder Situation die zu der Entwicklung bis heute geführt hat, hatte jeder von uns die Wahl sich zu entscheiden wie er reagieren will und sich zu überlegen welche Folgen das haben kann..ob man das dann tut oder nur impulsiv reagiert ist ja auch da jedem selbst überlassen.
Und das meinte ich mit "freiem Willen"..sich seiner "Selbstverantwortlichkeit" bewußt sein die dann auch alle Absichten und Intentionen als Begründung für tatsächliches Verhalten/verhaltensmöglichkeiten beinhaltet.
Du schreibst:
Wenn manche eine Partnerschaft errungen haben, nachdem sie einmal ausgingen, und einen Job fanden, nach 3 Bewerbungen, so freut mich das sehr... aber dass man manchmal in Situationen noch soviel am INNEN UND AUSSEN arbeitet, aber es nichts ändert, also es man nichts erzwingen kann, weder durch Willen, noch durch Taten, hat meiner Meinung nach nichts mehr mit freiem Willen zu tun.
Sicher manche haben eben einfach Glück-es fügt sich(auch wieder ein weites Feld warum sich das so fügt,aber das lass ich hier jetzt mal so stehen)...und in manchen Situationen scheint es so gar nicht weiterzugehen..und das ist eben dann der Moment indem man spätestens -nachdem man schon vermeindlich alles von INNEN und AUßEN betrachtet hat noch mal drei Schritte weiter zurückgehen kann und hier Gründe entdeckt,die der Nährboden für die jetzige Realität waren.
Ich bin zb. ein extrem willensstarker mensch, weiß genau was ich will, schon lange, und tue alles dementsprechend dafür, doch ändern lassen sich manche dinge trotzdem nicht. Wir haben nicht soviel Einfluss wie wir immer glauben.
Oh doch wir haben verdammt viel Einfluss-vielleicht nicht soviel wie wir gerne hätten, aber wir können sehr viel beeinflussen.
Ich glaube Dir,dass Du ein sehr willensstarker Mensch bist, aber wenn etwas einfach nicht weiter zu gehen scheint,dann liegt das in ganz vielen Fällen nicht nur an einem blockierten Schicksal oder astrologischen Dispositionen,sondern vielfach auch an der Sichtweise.
Vielleicht will man etwas,von dem man glaubt,es zu wollen-es tun zu müssen, weil Eltern,Freunde,sonstiges Umfeld oder die Gesellschaft das so erwartet.
Wenn ich z.B. denken will,dass ich nur dann ein wertvoller Mensch bin wenn ....ich einen Job habe, hübsch bin, besonders sportlich,belesen,einen Partner habe oder oder oder, dann verhalte ich mich auch entsprechend und ziehe dadurch natürlich auch Situationen an,die möglicherweise gar nicht zu dem passen war mir eigentlich entspricht.
Ergo lautet die Frage,was will ich wirklich und warum?
Verstehst du jetzt was ich mit "freiem Willen" meine?
Liebe Grüße
Fluse