Wer (relativ überflüssig im jeweiligen Kontext) auf ein "Sie" besteht hat es meiner Ansicht nach auch "verdammt nötig"
(ältere Herrschaften ausgeschlossen).
Nur: wer bestimmt, was in welchem Kontext angebracht ist?
Da ich relativ neu in meinem Kollegen-Team und eine er jüngeren bin, werde ich nicht einfach die älteren Kollegen (die schon 20 oder 30 Jahre da sind) fragen, ob sie mit einem "Du" einverstanden sind (die sind teilweise auch erst Mitte 40). Bei jüngeren Kollegen war ziemlich schnell klar, dass geduzt wird und auch einige der älteren haben es mir mittlerweile angeboten (bin ja erst 2,25 Jahre dabei...). Doch alle anderen sieze ich und sie mich auch (untereinander duzen sich die anderen allerdings. Mir ist das egal - so dicke bin ich mit diesen Kollegen eh nicht.
Meinen Abteilungsleiter habe ich schon von seinem Beschäftigungsbeginn an geduzt (umgekehrt genauso), denn er ist jünger als ich (und später in den Betrieb gekommen). Bei meiner neuen Kollegin habe ich sehr schnell gemerkt, dass mir bei ihr sowieso immer wieder ein "Du" herausrutschen wird, also hab ich sie gefragt, ob das ok ist.
Ich denke, je nach Fall und Situation ist es eine andere - bei Kunden jedoch, wenn ich sie nicht privat kenne, bestehe ich auf einem "Sie" - einfach weil ich die Erfahrung mit duzenden Kunden gemacht habe, dass sie sich sehr gerne über die Hausordnung hinweg setzen und sie meine Aufforderungen, diese einzuhalten, weniger ernst nehmen, als wenn es ein beiderseitiges "Sie" gibt. Da ist mir auf jeden Fall der emotionale Abstand, den ein "Sie" schafft, wichtig!
Kunden im Kinderalter jedoch sehe ich ein "Du" nach, sind sie doch mit den gesellschaftlichen Regeln noch nicht so vertraut - und sie hören ja eh noch meistens auf Erwachsene (egal ob sie Du oder Sie sagen).