Durchaus differenziert - Gabriele ten Hövel wäre zum Beispiel eine schlechte Interviewerin gewesen, hätte sie Hellinger im Buch "Anerkennen, was ist" nicht mit dem Vorwurf des patriarchalischen Emanzipationsgegners konfrontiert. Zitate aus Hellingers Antwort:benny schrieb:"wie sieht hellinger die stellung des mannes in einer familie?"
"Wenn ich von Ordnungen spreche, beschreibe ich, was sichtbar und nachprüfbar ist. Daher wehre ich ich dagegen, dass mir jemand diese Ordnungen zuschreibt, als wäre es meine. Wenn man die Familien anschaut, kann man sehen: Das Hauptgewicht liegt bei der Frau, nicht beim Mann. Innerhalb der Familien übernehmen die Frauen in der Regel die Führung schon dadurch, dass sie sich meist für besser halten als der Mann. Das können sie aber nur, wenn sie sich ihrer Bedeutung bewusst sind.
[...]
Es gibt die Vorherrschaft der Männer und eine Unterdrückung der Frauen vor allem im öffentlichen Leben. Dass es eine Gegenbewegung gibt, die der Frau ihre Würde auch in der Öffentlichkeit zurück gibt, ist ohne Frage ein großer Fortschritt. Die Vorherrschaft des Mannes in der Öffentlichkeit steht in einem gewissen Zusammenhang mit der Vorherrschaft der Frau in der Familie. Dadurch, dass die Frau in der Familie herrscht, hat der Mann den Drang, nach außen zu gehen und sich dort stärker durchzusetzen. Hier wirkt also auch ein Bedürfnis nach Ausgleich.
Doch für mich ist die gegenseitige Anerkennung der Geschlechter wichtig. Das Zentrum der Familie ist für mich die Frau. Der Mann steht im Dienste des Weiblichen. Das Weibliche hütet das Leben und gibt es weiter. Was der Mann in der Öffentlichkeit macht, ist in der Regel im Dienst der Familie. Er vertritt die Familie nach außen und sogt für die Grundlagen der Familie, z.B. für die Sicherheit und die Ernährung. Darum hat er im äußeren Bereich einen gewissen Vorrang."
Und auf den Einwand, dass das heute kaum noch irgendwo so ist:
"Nicht mehr in dem Ausmaß wie früher. Die Familien werden kleiner, die Frau wird in der Familie nicht mehr so beansprucht wie früher. Die Kindererziehung wird heute eher zu einer gemeinsamen Aufgabe, und die Frau kann mehr in die Öffentlichkeit treten. Das ist die gesellschaftliche Entwicklung. Für mich ist sie weder ein Ideal noch etwas, was ich bedaure. Sie hat sich so entwickelt, und ich erkenne sie an, wie sie ist."
Und etwas später:
"Ich will erst einmal beim traditionellen Modell bleiben. Da kommt in der Regel zuerst der Mann, dann die Frau, dann die Kinder. Wenn es umgekehrt ist, wenn die Frau sich an die erste Stelle setzt und den Mann an die zweite - das macht sie z.B., wenn sie ihn verachtet - dann strebt der Mann aus der Familie hinaus, und er lässt die Frau alleine. Die Frau fühlt sich dann vom Mann verlassen.
Wenn ich dann in der Familienaufstellung den Mann wieder rechts neben die Frau stelle, an die erste Stelle, dann fühlt er sich in die Pflicht genommen, und die Frau fühlt sich entlastet und unterstützt. Wenn ich jetzt sagen würde, der Mann muss die erste Stelle haben, weil er ein Mann ist, wäre das ein patriarchaler Standpunkt. Den lehne ich ab. Ich schaue, was sorgt am meisten für Harmonie und für das Gedeihen aller innerhalb einer Familie".
zitiert aus Gabriele ten Hövel/Bert Hellinger, "Anerkennen, was ist", 1996 bei Kösel in München erschienen.
So far ... wie zu sehen ist, unterscheidet Hellinger zwischen der Ordnung, wie sie sich im Stellen zeigt bzw. im Umstellen als Weg zu einem Lösungsbild anfühlt, und einer gesellschaftlich-ideologischen Ordnung. Viele seiner Kritiker haben noch gar nicht verstanden, dass es diesen Unterschied gibt...
Alles Liebe, Jake