Ok. Hamburg ca. 1987/88 - Klassenfahrt
Zivilcourage eines Tuerken
Klassenfahrten waren nie mein Ding, weil ich entweder nicht durfte, wenn ich wollte oder sollte, wenn ich keine Lust hatte. Zu dieser Zeit ging es nach Hamburg und zu einem meiner filmischen Kinodesastern - Kuck mal wer da spricht. Als die "Spermien" auf Reise gingen, wurde ich tatsaechlich gefragt, ob ich denn wuesste, wo das sei. Und ich sagte laut fuer alle hoerend: Im Ohr. Die "Entsprechenden Spoetter" glaubten auch, dass ich meinte, was ich sagte. Eine Weile musste ich mir ihr Gehaensel anhoeren, doch ich habe es nie richtigstellend berichtigt. Bewusst.
Doch bevor es ins Kino ging, mussten wir mit einer Ubahn fahren. Und wir waeren fast nicht im Kino angekommen. Denn eine Rasselbande von Tuerken zwischen 10 und 16 Jahren spielte Gangster. Dem Klassenlehrer und einigen Schuelern wurden Messer an den Hals gesetzt, allerdings mir nicht, denn ich sass am Fenster und neben mir ein Iraner. Ganz langsam steht mein Freund, ebenfalls Tuerke, auf, setzt alles auf eine Karte und beginnt sowas wie eine diplomatische Diskussion. Schritt fuer Schritt kann er dem "Anfuehrer" weissmachen, dass wir seine Freunde sind. Ich weiss nicht was er ihm alles gesagt hat, denn ich sass zuweit weg vom Mund. Doch der Anfuehrer schnippt nach einer Weile mit den Fingern und steigt mit seiner Bande an der naechsten Haltestelle aus. Mein Freund atmete kraeftig aus und gesteht dem Lehrer, dass es sehr knapp war. Sie waren drauf und dran uns zu lynchen, wenn wir kein Geld rausrueckten. Doch, was auch immer mein Freund gesagt hatte, seine Courage hatte an diesem Tag uns mit einem Schrecken davon kommen lassen. Ein einzelner Tuerke, der aufsteht und seine Landsleute zurechtweist, mit der Gefahr, es zu verpatzen und selbst angegriffen zu werden. Wir waren zwischen 11 und 13 Jahre plus Lehrer.