Sie haben von alledem gewußt - Beispiele der Zivilcourage

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Bevor wir Menschen helfen, indem wir sie verstecken, um ihr Leben zu schützen, gibt es einen großen Spielraum, in dem wir vorgreifen können, den wir gestalten können, damit es nicht so weit kommt. Wir sollen, müssen, wollen, dürfen ACHTSAM sein. Hier ein Beispiel der Zivilcourage von JETZT:

#166434 aus dem HÜHNERSTALL von TANY:

Ich saß in einem Zugabteil und habe gehört wie einer (sie waren zu 3 Männern - um die 25 - 30 J.) zu einem vorbeigehenden dunkelhäutigen Herren sagte: "Na, schwarzer Mann"...

Seine Mimik, die Sprechmelodie - ich assoziiere es mit Verachtung...

Ich schaute dem 'schwarzen Mann' hinterher (er sagte nichts) und die Dame neben mir fragte mich, ob ich das gehört habe - und, dass sie die ganze Zeit schon so Sprüche von sich geben würden.

Ich schaute in die Richtung bzw. den an, der das gesagt hatte - er schaute mich nicht an - dafür einer seiner Kumpels.

Ich fragte ihn, ob das sein müsse, Menschen derart anzusprechen...

Er sagte, dass er nichts gesagt habe.

Ich schaute nochmal den 'Sprecher' an, der mich jetzt ebenfalls anschaute und fragte ihn, weshalb er das gesagt habe...

Er: "Kennen wir uns...?" Er hörte sich genervt an...

Ich: "Nein, noch nicht - ich kann mich dir gerne vorstellen"

Er: " Nähh...ich kenne so Leute wie dich.."

Die Dame neben mir zupfte an meiner Jacke und sagte, dass ich lieber nicht weiter mit ihm reden solle, bevor er noch aufsteht und mir eine klatscht (nicht wortwörtlich).

Ich habe dann auch nichts mehr gesagt. Zumindest weiß er jetzt, dass es Menschen gibt, die nicht 'nur' zuschauen - und es so hinnehmen, wenn er derart mit Menschen umgeht. Und vielleicht hat das andere in d. Abteil zum Nachdenken gebracht.


Die Gedanken sind mir erst im Nachhinein gekommen. In dem Moment habe ich intuitiv gehandelt.
 
Ok. Hamburg ca. 1987/88 - Klassenfahrt

Zivilcourage eines Tuerken

Klassenfahrten waren nie mein Ding, weil ich entweder nicht durfte, wenn ich wollte oder sollte, wenn ich keine Lust hatte. Zu dieser Zeit ging es nach Hamburg und zu einem meiner filmischen Kinodesastern - Kuck mal wer da spricht. Als die "Spermien" auf Reise gingen, wurde ich tatsaechlich gefragt, ob ich denn wuesste, wo das sei. Und ich sagte laut fuer alle hoerend: Im Ohr. Die "Entsprechenden Spoetter" glaubten auch, dass ich meinte, was ich sagte. Eine Weile musste ich mir ihr Gehaensel anhoeren, doch ich habe es nie richtigstellend berichtigt. Bewusst.

Doch bevor es ins Kino ging, mussten wir mit einer Ubahn fahren. Und wir waeren fast nicht im Kino angekommen. Denn eine Rasselbande von Tuerken zwischen 10 und 16 Jahren spielte Gangster. Dem Klassenlehrer und einigen Schuelern wurden Messer an den Hals gesetzt, allerdings mir nicht, denn ich sass am Fenster und neben mir ein Iraner. Ganz langsam steht mein Freund, ebenfalls Tuerke, auf, setzt alles auf eine Karte und beginnt sowas wie eine diplomatische Diskussion. Schritt fuer Schritt kann er dem "Anfuehrer" weissmachen, dass wir seine Freunde sind. Ich weiss nicht was er ihm alles gesagt hat, denn ich sass zuweit weg vom Mund. Doch der Anfuehrer schnippt nach einer Weile mit den Fingern und steigt mit seiner Bande an der naechsten Haltestelle aus. Mein Freund atmete kraeftig aus und gesteht dem Lehrer, dass es sehr knapp war. Sie waren drauf und dran uns zu lynchen, wenn wir kein Geld rausrueckten. Doch, was auch immer mein Freund gesagt hatte, seine Courage hatte an diesem Tag uns mit einem Schrecken davon kommen lassen. Ein einzelner Tuerke, der aufsteht und seine Landsleute zurechtweist, mit der Gefahr, es zu verpatzen und selbst angegriffen zu werden. Wir waren zwischen 11 und 13 Jahre plus Lehrer.
 
Ok. Hamburg ca. 1987/88 - Klassenfahrt

Zivilcourage eines Tuerken

Klassenfahrten waren nie mein Ding, weil ich entweder nicht durfte, wenn ich wollte oder sollte, wenn ich keine Lust hatte. Zu dieser Zeit ging es nach Hamburg und zu einem meiner filmischen Kinodesastern - Kuck mal wer da spricht. Als die "Spermien" auf Reise gingen, wurde ich tatsaechlich gefragt, ob ich denn wuesste, wo das sei. Und ich sagte laut fuer alle hoerend: Im Ohr. Die "Entsprechenden Spoetter" glaubten auch, dass ich meinte, was ich sagte. Eine Weile musste ich mir ihr Gehaensel anhoeren, doch ich habe es nie richtigstellend berichtigt. Bewusst.

Doch bevor es ins Kino ging, mussten wir mit einer Ubahn fahren. Und wir waeren fast nicht im Kino angekommen. Denn eine Rasselbande von Tuerken zwischen 10 und 16 Jahren spielte Gangster. Dem Klassenlehrer und einigen Schuelern wurden Messer an den Hals gesetzt, allerdings mir nicht, denn ich sass am Fenster und neben mir ein Iraner. Ganz langsam steht mein Freund, ebenfalls Tuerke, auf, setzt alles auf eine Karte und beginnt sowas wie eine diplomatische Diskussion. Schritt fuer Schritt kann er dem "Anfuehrer" weissmachen, dass wir seine Freunde sind. Ich weiss nicht was er ihm alles gesagt hat, denn ich sass zuweit weg vom Mund. Doch der Anfuehrer schnippt nach einer Weile mit den Fingern und steigt mit seiner Bande an der naechsten Haltestelle aus. Mein Freund atmete kraeftig aus und gesteht dem Lehrer, dass es sehr knapp war. Sie waren drauf und dran uns zu lynchen, wenn wir kein Geld rausrueckten. Doch, was auch immer mein Freund gesagt hatte, seine Courage hatte an diesem Tag uns mit einem Schrecken davon kommen lassen. Ein einzelner Tuerke, der aufsteht und seine Landsleute zurechtweist, mit der Gefahr, es zu verpatzen und selbst angegriffen zu werden. Wir waren zwischen 11 und 13 Jahre plus Lehrer.




habe ich das etwas falsch verstanden, geht es hier nicht um zivilcourage während der shoah?


shimon
 
habe ich das etwas falsch verstanden, geht es hier nicht um zivilcourage während der shoah?


shimon

Es geht in diesem Thread um Beispiele der gelebten Zivilcourage an sich.

Sie haben von alledem gewußt bezieht sich auf geschichtliche/gegenwärtige Bezogenheiten; es gibt einige Parallelen zu Dreißgern des 20ten Jahrhunderts. Wir - im Jetzt - schauen schon heute nur vielfach zu, obwohl wir genau wissen, hier passiert Unrecht. Der anonyme Kreuz bei der Wahl ist zu wenig. ACHTSAMKEIT (der im Moment sehr beliebter Begriff) möge greifen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
habe ich das etwas falsch verstanden, geht es hier nicht um zivilcourage während der shoah?


shimon

Ich hatte das anfangs auch "falsch verstanden", bis mir klar wurde, dass das eigentlich in "dein" Thema gehoert, deshalb sind auch alle anderen Texte von mir verschwunden. Und ich kann mir im zweiten Punkt nicht vorstellen, dass es viele Menschen gibt, die heute noch leben und die Shoa erfahren haben. Wie lange ist es denn her? "Wir" koennen doch nur Hoerensagen ueberpruefen, doch im "Heute" gibt es sehr viele Beispiele, die aehnlichen Charakter zeugen. Die Shoa ist nicht die einzige Shoa in Geschichte und Zeit, sie existiert unter anderen Namen auch bei anderen Menschen und auch heute immer noch. Denn auch heute wird "wissentlich" weggesehen und nicht immer ist es Angst oder Furcht.

Wenn ich an den Lehrer in Duesseldorf denke, der von 2 Schuelern ermordet wurde, waehrend ein ganzer Mob tatenlos zugesehen hat (Motto: das geht mich nix an), in der Oeffentlichkeit, dann ist das Allgegenwaertig, ob im Kleinen und Einzelnen oder im Grossen und Vielen.
 
Marek, mein bester Schulfreund, überzeugter und aktiver Jungkommunist; wir haben viele lange Gespräche über Weltanschuung, Politik, Gott und die Welt geführt. Er kannte meine Argumente gegen Kommunismus ausreichend. Er ist ein Held für mich, er bewies Zivilcourage und verpfiff mich nicht.
 
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Der jüdische Widerstand beschränkte sich nicht nur auf den Widerstand im Warschauer Ghetto...es gab davor und auch danach Einzelaktionen oder eben auch Gruppen, die gegen die Nazibrutalität vorgingen...leider hat es nicht viel genützt...und der "deutsche" Widerstand wollte mit den Juden meist nichts zu tun haben....


http://www.pnn.de/campus/740664/


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