Sich verbiegen - wie wichtig ist das?

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Sondern ich meine, dass man seine Ideale verneint, seine Berufung aufgibt oder seine Sehnsüchte leugnet, um akzeptiert und respektiert zu werden - und aus dem Bedürfnis, Gemeinschaft und Miteinander zu erfahren und nicht allein zu sein.

Die merkwürdigste Frage, da sie aus der Fragestellung heraus selbst leicht beantwortbar ist, indem man eine Wichtung der soz. Akzeptanz im eigenen Wertesystem vornimmt.

Außerdem sind eigene Ideale als Heilsgral sowieso Mumpitz, da sie als Fantasieprodukte nur einen solipsismusartigen Komazustand induzieren.
 
Liebe Forengemeinde,

wie wichtig ist es, dass man lernt sich zu verbiegen, um anerkannt zu werden?

Ich meine damit NICHT, dass man Rücksichten nimmt, auf die Bedürfnisse anderer eingeht, Sitten und Gebräuche respektiert, sich an Gepflogenheiten anpasst, usw. - denn das finde ich ganz selbstverständlich.

Sondern ich meine, dass man seine Ideale verneint, seine Berufung aufgibt oder seine Sehnsüchte leugnet, um akzeptiert und respektiert zu werden - und aus dem Bedürfnis, Gemeinschaft und Miteinander zu erfahren und nicht allein zu sein.

Wie wichtig ist es, das zu lernen?

lg
P.


Manchmal braucht man auch eine Weile, bis man anderen genug vertraut, um sich zu zeigen wie man ist und verbiegt sich vorher, vielleicht auch, wenn man nicht so selbstsicher ist oder schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Kann auch sein, daß ein Mensch sich seit der Kindheit so verbiegen hat müssen, daß er gar nicht weiß, wie er wirklich ist, was er sich wünscht, so jemand braucht auch seine Zeit.
 
Ich lebe und lasse mich nicht leben. Ich sage dazu nur: Wahre Freunde, die mögen mich, obwohl sie mich kennen...
lg Seifenblase

:thumbup: so sehe ich das auch. Der Unterschied zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft.

OT: ich sehe schon, Ireland ist die neue Vorreiterin der NWO. Im Sinne des konstruktiven Dingsbums müsste das doch tatsächlich funktionieren, und wenn nicht, gibst Du eine Prise Bärbel Mohr hinzu, dann muss das klappen. *gnigger*

LG
Any
 
:thumbup: so sehe ich das auch. Der Unterschied zwischen Gesellschaft und Gemeinschaft.

OT: ich sehe schon, Ireland ist die neue Vorreiterin der NWO. Im Sinne des konstruktiven Dingsbums müsste das doch tatsächlich funktionieren, und wenn nicht, gibst Du eine Prise Bärbel Mohr hinzu, dann muss das klappen. *gnigger*

LG
Any

Hör ma! :nono: :D
Nix mit Bärbel Mohr und Konsorten, bleiben wir rein wissenschaftlich bei radikalen Konstruktivismus!

Demnach gibt es keinen "Ursprungscharakter" oder so einen abgedroschenen Blödsinn (s. Attributionstheorien in Verbindung mit Lerntheorien) - demnach kann man sich gar nicht "verbiegen" ... .

Man kann sich lediglich für ein angenehmes Leben entscheiden oder es sich schwer machen ... (das war jetzt sehr vereinfacht) und für beides gibt es mindestens tausend subjektive Gründe, aber keine "Wahrheit" (nur die selbst gemachte und die ist dann - meist leider - fest wie Zement).

:kiss4:
 
Sich verbiegen ist meiner Meinung letztendlich ein autoaggressiver Akt - das heißt, im Grunde fügt man sich selbst Schaden zu, um von anderen geliebt zu werden. Das Kostet Authentizität, kostet Selbstbewußtsein, endet letztendlich auch mit Verachtung der anderen. Bewußt sollte man immer einen anderen Weg wählen, ob man unterbewußt immer die Wahl hat, ist eine andere Frage. Denn nichts prägt einen Menschen so, wie die Art, wie er um die Liebe seiner Eltern buhlen musste. Wenn da schon Muster geprägt wurden, nach denen sich das Kind verbiegen musste, um etwas Aufmerksamkeit zu bekommen, dann hat man als Erwachsener Probleme damit, gesundes Selbstbewußtsein und Authentizität zu entwicklen.
Sorry, ich bin im Moment beim Thema "Elternhaus" sowieso gebranntes Kind, deswegen spukt das in so vielen Beiträgen von mir herum.

da braucht es kein sorry - du hast völlig recht.:)

ich denke, dass es darum geht zu lernen sich nicht mehr zu verbiegen, um geliebt zu werden -
so wie in der kindheit leider gelernt -

zugleich aber auch den balanceakt zu schaffen nicht überall anzuecken.

manchmal ist es nötig anzuecken - manchmal kann man sich sein teil auch nur denken, ohne sich deshalb zu verbiegen.
 
Manchmal braucht man auch eine Weile, bis man anderen genug vertraut, um sich zu zeigen wie man ist und verbiegt sich vorher, vielleicht auch, wenn man nicht so selbstsicher ist oder schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Kann auch sein, daß ein Mensch sich seit der Kindheit so verbiegen hat müssen, daß er gar nicht weiß, wie er wirklich ist, was er sich wünscht, so jemand braucht auch seine Zeit.

ja loop - :umarmen:
 
Und wenn ich nun das Ideal des Weltfriedens, die Berufung als Weltherrin und die Sehnsucht nach Unmengen Geld habe (ein Beispiel von vielen denkbaren) ... ?
:D

Dein Ideal wäre lobenswert, wenn du deine Berufung dafür nutzt und deine Sehnsucht, wenn sie sich erfüllt für dein Ideal einsetzt, damit es hergestellt und erhalten werden kann :D
 
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@HeiligerGeist

Was ist denn deine Berufung, was sind denn ungefähr deine Sehnsüchte?
Du musst sie ja weder anderen erzählen, noch sie leugnen, um mit anderen Leuten trotzdem normal sozial umgehen zu können, oder?

Richtig, man muss niemandem alles erzählen. Man kann ohne weiteres ein "soziales Leben führen", seiner Arbeit nachgehen, sich in Vereinen engagieren, usw.
Ein richtiges Miteinander beschränkt sich aber nicht nur auf "miteinander umgehen", sondern da teilt man gemeinsame Werte, und das hängt eng zusammen mit Selbstverständnis und Sehnsüchten. Wenn du zB in der Arbeiterbewegung/Gewerkschaft mitwirken willst, dann gehört es dazu, dass du dich im Arbeitsleben unterlegen fühlst und Arbeitgeber für Ausbeuter ansiehst. Oder wenn Du einer Rockergang angehören willst, dann gibt es da auch gemeinsame Werte, die sich zB um ein bestimmtes Männlichkeitsbild drehen.
Wenn du diese Werte nicht teilst und nicht wirklich für Dich annehmen willst, ist es durchaus möglich, dennoch bei diesen Gruppen mitzumachen - aber du wirst dich dann nicht zugehörig fühlen, sondern als soetwas wie ein Fremder oder ein Spion.

@Rose2:

Sich verbiegen ist meiner Meinung letztendlich ein autoaggressiver Akt ...

Ich sehe das im Grunde auch so. Es scheint mir aber in unserer Kultur ganz selbstverständlich zu sein -und eben nicht nur im Elternhaus!- dass nach der Devise verfahren wird: "wenn du nicht so bist wie wir dich wollen, dann haben wir dich nicht lieb".


@Tany:

Ich glaube, dass wenn sich jemand so verbiegt, dass er unglücklich ist, es evtl. nicht die passende Gemeinschaft ist, in der sich die Person befindet. Wo bleibt denn da das Angenommensein in seiner Individualität?

Hast Du irgendwo schon mal gesehen dass jemand "in seiner Individualität angebommen" würde?

Im Grudne sieht es doch so aus, dass du irgendwo einen Kontext (eine Gruppe oder whatever) findest, die eine ähnliche Geschichte, ähnliche Erfahrungen, ähnliche Sehnsüchte haben wie du, und dort fühlst du dich dann angenommen. Tatsächlich aber nicht "in deiner Individualität", sondern weil du ähnliche Dinge wichtig findest und ähnliche Dinge aus deiner Realität ausklammerst wie die anderen.

@Mels:

Ja und der ein oder andere Boss feuert dich dann und dein Freund verlässt dich, weil du ja gern mit anderen schlafen würdest.

Nun, im Job ist das gar kein Problem: da hat man eine Aufgabe (und mit Glück auch eine die einen fasziniert), der man nachgeht, Persönliches kann man auch für sich behalten, und nach 8 Stunden macht man sich wieder vom Acker.

Wie auch immer die Frage konkret gemeint ist, aber Lügen und Verbiegen war, ist und bleibt Teil unseres sozialen Lebens und erfüllt eine wichtige Funktion. Jeder Mensch lügt und das ist gewissermaßen gut so.

Ja, ich denke inzwischen auch, dass das so ist. Dass das sozusagen als "normal" vorausgesetzt wird. Ob es "gut" ist - nunja, die Frage ist eher: wie lernt man es?


Das kommt sicher auf die Person und Situation an...welche Berufung, Sehnsüchte?

Anlass für meine Frage war dieser Beitrag hier.
Also ein Konflikt in dieser Art: folge ich meinen Begabungen, dann befinde ich mich in einem Umfeld, das meinen Werten widerspricht - folge ich meinen Werten, dann werden meine Begabungen abgelehnt. Bleibe ich mir selbst treu, dann gehöre ich nirgens dazu und bin allein.

Du fragst, welche Sehnsüchte. Nun zB die Sehnsucht, dass Ehrlichkeit und Vertrauen etwas selbstverständliches sein mögen.

Dies hier ist auch ein interessantes Beispiel:
Im Eingangspost wurde einiges ausgeschlossen, meines Erachtens auch die Untreue ...

Mit der "Untreue" ist es so eine Sache - nehmen wir an, in meinem Bewusstsein existiert gar kein solcher Begriff.
Nun kann ich gewiss erkennen, dass mein Partner (oder meine Partnerin) diesen Begriff kennt und auf Treue wert legt - und dann kann ich -aus Respekt und Rücksichtnahme- treu sein. Das ist soweit noch gar kein Problem.

Aber - jetzt kommt das Verbiegen: wie kann ich lernen, eifersüchtig und mißtrauisch zu sein - wenn das gar nicht meiner Natur und meinen Idealen entspricht?
Denn soetwas kann man nicht "vorspielen" - das wirkt unauthentisch, und die Menschen merken das.


Respektiert und akzeptiert wird man meiner Erfahrung nach, wenn man ehrlich zu sich und seiner Ansicht steht. Es mag dich vielleicht nicht jeder!
Wenn man schauspielert oder anderen nach dem Mund redet, mögen dich vielleicht einige, aber das Leben zeigt doch wie diese Menschen belächelt werden.

Ich mache die gegenteilige Erfahrung: Solange ich oberflächlich bin und den Klischees entspreche, ist alles wunderbar, aber sobald ich etwas von mir zeige, heisst es bestenfalls "du bist ein lieber kerl, aber geh doch woanders spielen".
 
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