Sich schlau machen...

Sunna

Aktives Mitglied
Registriert
17. Januar 2007
Beiträge
1.293
Ort
Bayern
... bei Leuten, die keine Ahnung haben - warum ist das so verbreitet?

Hallo allerseits,

mir geht gerade dieses Thema durch den Kopf, ich kenne es aus meinem Job und stoße aber auch anderweitig immer wieder drauf.

Im Job habe ich die Erfahrung gemacht, daß viele Leute, bevor sie einem z. B. einen Termin für ein Informationsgespräch geben (oder auch nicht), sagen, sie wollen sich "erst mal schlau machen" - wie bitte?! Ja, richtig gehört... und ich sage dann meist, "es geht ja gerade um die Information in dem Gespräch"- aber die Leute wollen sich "schlau machen" bei Leuten, die keine Ahnung haben, weil sie eben die Firma oder die Produkte, um die es im Info-Gespräch gehen würde, gar nicht kennen.

Beispiel: als ich Terminvereinbarungen für jemanden machte, der ein auf Familien abgestimmtes multimediales Nachschlagesystem verkaufte, sagten Leute mir manchmal "darüber will ich erst mit der Lehrerin (oder noch besser: mit dem Nachbarn!) sprechen" - obwohl natürlich weder die Lehrerin noch der Nachbar das Nachschlagewerk je gesehen hatten.

Auch in anderen Bereichen stoße ich immer wieder darauf, daß Leute anhand Informationen "aus dritter Hand" Entscheidungen oder gar Urteile fällen.

Allzu oft höre oder lese ich in Foren, wenn es um bestimmte Künstler oder Buchautoren geht, daß Leute sich ein Urteil bilden aus dem, was andere über diese schreiben - ohne je ein eigenes Statement des Betreffenden angehört, ohne in ein Buch des Autors selbst auch nur hineingelesen zu haben. Ein mir bekannter, wegen seiner Weltanschauung umstrittener Künstler war mal eingeladen, an einer Diskussionsrunde teilzunehmen - worauf die anderen Teilnehmer abgesagt hatten, nach dem Motto "wenn der sich äußern darf, dann komme ich nicht!"

Sogar ein Gerichtsurteil betreffs einer bekannten Band der Neofolkszene wurde jetzt anhand von Google-Recherchen gefällt - nicht zu fassen!
Richter berufen sich auf das, was auf irgendwelchen Internetseiten über diese Band steht, anstelle sich mit den Veröffentlichungen und Aussagen der Künstler selbst zu beschäftigen...

Überall beruft man sich auf Aussagen aus unberufenem Munde, und der einzige, der wirklich kompetent ist, etwas zum Thema zu sagen - nämlich der Betreffende selbst - wird außen vor gelassen.

In was für einer Gesellschaft leben wir - haben diese Leute alle Angst, sich eine eigene Meinung zu bilden? Haben sie Angst, es könnte etwas passieren, das ihre vorgefaßte Meinung ins Wanken bringt?

Es ist doch das nächstliegende, wenn ich mir Informationen über eine Sache oder eine Person holen will, daß ich den direkten Kontakt suche - oder zumindest den Kontakt mit Leuten, die tatsächlich Erfahrung mit der Sache haben bzw. die betreffende Person selbst kennen, aber doch nicht von Leuten, die im Grunde keine Ahnung haben - oder?
 
Werbung:
Sunna;1156753 In was für einer Gesellschaft leben wir - haben diese Leute alle Angst schrieb:
Damit beantwortest du es schon quasi selbst denke ich....
Viele haben keine eigene Meinung, übernehmen nur Vorverdautes...oder aber sie sind schon so oft Neppern, Schleppern und Bauernfängern aufgesessen, daß sie schlicht Angst haben...

Gruß, Luckysun
 
Ein Nachschlagewerk, um das Bsp zu verwenden, kostet geld, meist mehr als 9,95€...
Warum soll man sich nicht mit anderen beraten, bevor man es kauft.
Daß der Vertreter, der es verkaufen will, dieses Werk als absolutes "Must" anpreisen wird, ist ja wohl klar, schließlich geht´s um seine Provision.

Und Hut ab vor Leuten, die sich weigern zusammen mit z.B. Rechtsradikalen aufzutreten.
Sollten viel mehr Stellung beziehen anstatt sich im zweifelhaften Ruhm eines solchen Typen zu sonnen und auf Publicity für sich selbst zu hoffen.
Hätte ich zum "Da Vinci Code" mehr Infos gehabt, hätt ich mir diesen Quark sicher nicht gekauft und Geld gespart.
Bei Buch- oder Filmempfehlungen kommt´s auch darauf an, wie der, der es empfiehlt eingestellt ist.
Manchmal ist dann eine positive Empfehlung ein Grund mehr, sich Buch/Film nicht zu kaufen.



Sage
 
Viele haben keine eigene Meinung, übernehmen nur Vorverdautes...oder aber sie sind schon so oft Neppern, Schleppern und Bauernfängern aufgesessen, daß sie schlicht Angst haben...

Wenn jemand sagt "Da muß ich mich erstmal schlau machen", was mir auch manchmal passierst, dann hat dieser jemand keine eigene Meinung.

Unsere Meinungen gehören nicht uns, alles nachgeplappert! Entweder von den Eltern, von Experten, aus Büchern oder sonstwo her. So gesehen ist jede Einstellung oder Meinung eine "fremde".
 
Manch einer sagt auch er müsse "sich schlau machen", wenn er tatsächlich überfragt ist. Es macht ja keinen Sinn wenn jemand was erzählt, was er nicht wirklich weiss. Die Redensart kenne ich nur in dem Zusammenhang. Das ist was anderes als die Frage, aus welcher Quelle man "sich schlau macht", oder?
 
Wenn jemand sagt "Da muß ich mich erstmal schlau machen", was mir auch manchmal passierst, dann hat dieser jemand keine eigene Meinung.

Unsere Meinungen gehören nicht uns, alles nachgeplappert! Entweder von den Eltern, von Experten, aus Büchern oder sonstwo her. So gesehen ist jede Einstellung oder Meinung eine "fremde".


...so kann man es natürlich auch sehen... aber schaltet sich nicht irgendwann auch der eigene Denkapparat mit dazu??? So daß man sich aus unterschiedlichen Meinungen, eigenen Erfahrungen, Intuition und Überlegung/Abwägung eine EIGENE bildet????

Luckysun
 
Ein Nachschlagewerk, um das Bsp zu verwenden, kostet geld, meist mehr als 9,95€...
Warum soll man sich nicht mit anderen beraten, bevor man es kauft.

Natürlich kann man das tun - nur sind diese "anderen" eben meistens solche, die die Sache selber nicht kennen.
Etwas anderes wäre es, wenn man es sich zumindest erst mal anschaut und sich DANN, wenn man die Info hat, mit jemandem berät - obwohl ich das in den meisten Fällen überflüssig finde, denn was für mich gut ist, vermag ich selbst zu entscheiden und nicht mein Nachbar. Es sei denn, der hat tatsächlich das Nachschlagewerk oder was auch immer und kann wirklich von seinen Erfahrungen damit berichten.

Und Hut ab vor Leuten, die sich weigern zusammen mit z.B. Rechtsradikalen aufzutreten.

Damit sie nur ja ihre Vorurteile aufrecht erhalten können? Es könnte ja sein, daß dieser angeblich so böse Mensch eigentlich ein ganz sympathischer ist, und daß sich aus seiner Sicht alles ganz anders und nachvollziehbar anhört.
Aber das würde das in vielen Jahren aufgebaute Vorurteil gegen "rechts" bröckeln lassen... und das muß (aus deren Sicht) um jeden Preis verhindert werden. Deshalb weigert der selbsternannte Gutmensch unserer Zeit sich lieber, mit solch einer vermeintlichen Unperson einem Tisch zu sitzen, und man bleibt schön unter sich, denn es läßt sich vortrefflicher gegen Andersdenkende Front machen, wenn man diese selbst nicht zu Wort kommen läßt.
Auch will man wohl das Risiko, daß einige Sympathien nach solch einer Diskussionsrunde auf die andere Seite wechseln könnten, nicht eingehen, deshalb gibt man sich feige und stellt seine Verweigerung als "Gewissensgrund" hin.
 
... aber schaltet sich nicht irgendwann auch der eigene Denkapparat mit dazu??? So daß man sich aus unterschiedlichen Meinungen, eigenen Erfahrungen, Intuition und Überlegung/Abwägung eine EIGENE bildet????

Luckysun

Das denke ich schon - deshalb ist es ja so wichtig, aus welchen Quellen ich meine informationen schöpfe.

Ich hatte selbst z. B. früher auch Vorurteile gegen eine bestimmte Partei - weil ich nur ein paar Medienberichte darüber kannte, und diese stellten die Partei in ein negatives Licht. Dann hatte ich aber (dadurch, daß ich mich in einen Mann verliebt hatte, der ausgerechnet dieser Partei angehörte), Leute kennengelernt, die in der Partei waren und mich dann auch mit deren Programm beschäftigt - worauf ich selber eingetreten bin! Die Informationen, die ich direkt von den Leuten hatte, kamen ganz anders rüber als das Bild, das in den Medien gezeichnet wurde. Außerdem bekam ich nun hautnah mit, wie die Medien manipulieren, indem ich Veranstaltungen besuchte und dann hinterher mit den TV-Berichten vergleichen konnte.

Heute bin ich in keiner Partei mehr aktiv, aber ich denke, es war eine sehr wichtige Zeit für mich, in der ich viele wichtige Erfahrungen sammeln durfte. Deswegen regt es mich ja auch immer wieder so auf, wenn Leute ihr Weltbild aus einseitigen (und/oder inkompetenten) Informationsquellen schöpfen und danach ihr Leben ausrichten.

Das gilt nicht nur politisch, sondern auch ganz allgemein (deshalb mein Beispiel aus dem Job).

Der "Mann im Fernsehen" hat dies gesagt oder jenes, und so wird es wohl richtig sein... neeenee, wie blöd ist die Masse eigentlich? Wie Schafe, die alles nachblöken was ihnen vorgesetzt wird. :schaf::schaf::schaf:
 
Natürlich kann man das tun - nur sind diese "anderen" eben meistens solche, die die Sache selber nicht kennen.
Etwas anderes wäre es, wenn man es sich zumindest erst mal anschaut und sich DANN, wenn man die Info hat, mit jemandem berät - obwohl ich das in den meisten Fällen überflüssig finde, denn was für mich gut ist, vermag ich selbst zu entscheiden und nicht mein Nachbar. Es sei denn, der hat tatsächlich das Nachschlagewerk oder was auch immer und kann wirklich von seinen Erfahrungen damit berichten.



Damit sie nur ja ihre Vorurteile aufrecht erhalten können? Es könnte ja sein, daß dieser angeblich so böse Mensch eigentlich ein ganz sympathischer ist, und daß sich aus seiner Sicht alles ganz anders und nachvollziehbar anhört.
Aber das würde das in vielen Jahren aufgebaute Vorurteil gegen "rechts" bröckeln lassen... und das muß (aus deren Sicht) um jeden Preis verhindert werden. Deshalb weigert der selbsternannte Gutmensch unserer Zeit sich lieber, mit solch einer vermeintlichen Unperson einem Tisch zu sitzen, und man bleibt schön unter sich, denn es läßt sich vortrefflicher gegen Andersdenkende Front machen, wenn man diese selbst nicht zu Wort kommen läßt.
Auch will man wohl das Risiko, daß einige Sympathien nach solch einer Diskussionsrunde auf die andere Seite wechseln könnten, nicht eingehen, deshalb gibt man sich feige und stellt seine Verweigerung als "Gewissensgrund" hin.

Deine Einstellung ist hinreichend bekannt.
Einer, der gegen Juden, Schwarze, Andersgläubige hetzt und sie körperlich oder psychisch schädigt/ zu schädigen versucht, mag sicher ein guter=fähiger Musiker, Arzt etc sein, aber wegen seiner rechtsradikalen Einstellung gehört er trotzdem geächtet.
Und das ist meine Einstellung und die werde ich nicht ändern. Rechte Elemente, die sich als solche zu erkennen geben durch Wort und/oder Tat gehören nicht zu meinen Bekannten, höchstens zu meinen Ex-Bekannten.
Und ich würde auch nie eine CD/Buch whatever von so einem Individuum kaufen, da ich die rechte Szene in keinster Weise zu unterstützen gedenke.


Sage
 
Werbung:
Im Job habe ich die Erfahrung gemacht, daß viele Leute, bevor sie einem z. B. einen Termin für ein Informationsgespräch geben (oder auch nicht), sagen, sie wollen sich "erst mal schlau machen" - wie bitte?! Ja, richtig gehört... und ich sage dann meist, "es geht ja gerade um die Information in dem Gespräch"- aber die Leute wollen sich "schlau machen" bei Leuten, die keine Ahnung haben, weil sie eben die Firma oder die Produkte, um die es im Info-Gespräch gehen würde, gar nicht kennen.

Beispiel: als ich Terminvereinbarungen für jemanden machte, der ein auf Familien abgestimmtes multimediales Nachschlagesystem verkaufte, sagten Leute mir manchmal "darüber will ich erst mit der Lehrerin (oder noch besser: mit dem Nachbarn!) sprechen" - obwohl natürlich weder die Lehrerin noch der Nachbar das Nachschlagewerk je gesehen hatten.

Auch in anderen Bereichen stoße ich immer wieder darauf, daß Leute anhand Informationen "aus dritter Hand" Entscheidungen oder gar Urteile fällen.

Hi Sunna!

Das klingt in meinen Ohren so wie: MIR vertrauen die Leute nicht, sie holen lieber die Meinung der Nachbarn ein....ist es das, was Dich stört? Hast Du einen Job, in dem es darauf ankommt, die Menschen von einem Produkt zu überzeugen?

Du schreibst:

In was für einer Gesellschaft leben wir - haben diese Leute alle Angst, sich eine eigene Meinung zu bilden? Haben sie Angst, es könnte etwas passieren, das ihre vorgefaßte Meinung ins Wanken bringt?

Wenn DU ihre Meinung beeinflusst, ist das dann keine Meinung aus dritter Hand?

Ich versteh die Problematik nicht - DIR dürfen die Menschen glauben, den anderen nicht? Oder habe ich Deine Zeilen völlig falsch verstanden....:confused:

Liebe Grüße
Reinfried
 
Zurück
Oben