Beim Talorgasmus, bei dem mensch seine Energie ja nach unten leitet und leicht nach unten presst, der nur ein tiefes Tal und keinen Höhepunkt hat...
Du favorisierst offenbar den Talorgasmus (tantrische bze. taoistische Praktiken). Damit alle verstehen, was mit dem Talorgasmus gemeint ist, möchte ich noch einmal eine Beschreibung Oshos zum Talorgasmus einfügen:
Tantrische bzw. taoistische Sexualpraktiken
Euer (gewöhnlicher) Geschlechtsverkehr unterscheidet sich grundsätzlich von dem der Tantriker. Ihr schlaft mit jemandem, um euch zu erleichtern. Es ist mehr oder minder so, als ob ihr einen Niesreiz spürt und einmal kräftig niest. Dadurch wird die Energie ausgestossen und ihr fühlt euch erleichtert, aber das ist das Gegenteil von Kreativität, es ist ein Akt der Vernichtung. Das hat seine guten Seiten, es ist eine Art Entspannungstherapie. Der Geschlechtsakt der Tantriker ist diesem Verhalten grundsätzlich und absolut entgegengesetzt. Er dient nicht euer Erleichterung, er gibt euch keine Gelegenheit, eure Energie loszuwerden, sondern es geht darum, im Liebesakt zu bleiben, ohne zu ejakulieren, ohne Energie auszustossen. Man soll vollkommen verschmelzen und immer in der Anfangsphase bleiben,
nicht zum Höhepunkt kommen. Das gibt dem ganzen eine völlig andere und grundverschiedene Qualität. Versucht, diese beiden Dinge zu verstehen. Es gibt zwei Arten von Orgasmen. Die eine Art kennt ihr: ihr gelangt zu einem Höhepunkt der Erregung, an dem es nicht mehr weitergeht, das ist das Ende. Die Erregung wird auf eine derartige Spitze getrieben, dass der Akt unfreiwillig wird; die Energie fährt in euch hinein und entlädt sich. Dann seid ihr erleichtert, von einer Last befreit; ihr entspannt euch und flüchtet euch in eure Traumwelt zurück. Sex wird als Beruhigungsmittel benutzt.
Zu einem Gipfel der Erregung zu kommen ist eine Art, den Orgasmus zu erfahren. Das Schwergewicht der tantrischen Lehre liegt aber auf der anderen Art. Die erste Art von Orgasmus kann man einen Gipfel-Orgasmus nennen und die tantrische Art einen Talorgasmus. Dabei kommt man nicht zu einem Gipfel der Erregung, sondern gleitet ins tiefste Tal der Entspannung. Bei beiden Arten wird die sexuelle Erregung der Anfangsphase benutzt. Deshalb sagte ich, dass beide Arten sich am Anfang genau gleichen, aber das Ende ist völlig verschieden. Die anfängliche Erregung wird auf zwei völlig verschiedene Arten benutzt: entweder erklimmt man damit den Gipfel seiner Leidenschaft oder fällt ins tiefste Tal der Entspannung. Bei der ersten Art muss die Erregung immer mehr gesteigert werden, man muss dazu beitragen, dass sie immer intensiver dem Höhepunkt entgegenstrebt. Bei der zweiten Art ist man nur beim Vorspiel erregt. Sobald der Mann in die Frau eingedrungen ist, entspannen sich beide. Sie bewegen sich überhaupt nicht mehr und gehen völlig in der Umarmung auf. Und nur, wenn einer von beiden spürt, dass die Erektion nachlässt, bewegen sie sich ein wenig, um das Feuer wieder zu entfachen; dann sinken sie wieder in einen Zustand vollkommener Entspannung.
Diese Art von tiefer, zärtlicher Vereinigung kann stundenlang dauern, ohne dass es zum Samenerguss kommt. Danach fallen beide in einen tiefen Schlaf. Das nennt man einen Talorgasmus. Nach einem tantrischen Liebesakt seid ihr mit Energie aufgeladen, ihr seid lebendiger und frischer als je zuvor. Und dieser ekstatische Zustand kann stundenlang, ja tagelang anhalten. Das hängt davon ab, wie sehr ihr darin aufgegangen seid. Wenn ihr tief in diese Art Sex hineingehen könnt, wird euch früher oder später klar, dass ein Samenerguss reine Energieverschwendung ist. Man braucht nicht zu ejakulieren, es sei denn, man will ein Kind zeugen. Nach einem tantrischen Sex-Erlebnis seid ihr den ganzen nächsten Tag zutiefst entspannt, selbst viele Tage lang fühlt ihr euch ruhig und gelassen, in euch selbst zentriert. aus: Tantrische Liebeskunst (Seite 208) von Osho.
Regenbogentantra
Seien wir doch ehrlich, dieser Weg ist allenfalls ein theoretischer Weg. Ausserdem ist es ebenfalls ein zölibatärer Weg. Der Dalai Lama lebt als tibetischer Buddhist nicht umsonst im Zölibat. Ich möchte den Menschen sehen, der über Jahre Tantra praktiziert und dabei über Jahre auf jeglichen Orgasmus verzichtet. Für mich ist Tantra nichts als ein Spiel mit dem Feuer, getragen von dem Wunsch, die Rechnung möge doch aufgehen. Ich glaube nicht daran. Selbst der österreichische Tantraexperte
Helmut Poller gab zu, dass selbst nach 30 Jahren Tantra im Westen, es nur einige ganz wenige Menschen geschafft haben, das spirituelle Ziel zu erreichen. Mit anderen Worten, 99 Prozent aller Menschen, die einen Tantraweg praktiziert haben, sind daran gescheitert. Und Otto Normalverbraucher, selbst die allermeisten Esoteriker, auch die, die sich für den tibetischen oder taoistischen Buddhismus interessieren, haben keine tieferen Kenntnisse vom Tantra. Sie bewegen sich außerdem meistens auf der Ebene der spirituellen Laien. Der wirkliche spirituelle Weg, fängt erst mit dem Brahmacharya (Enthaltsamkeit, Zölibat) an und zwar im tibetischen Buddhismus genauso wie beim Yoga. Deshalb unterscheiden sich die Wege der Lamas und Yogis gar nicht so sehr. Meine Einschätzung lautet also: Theoretisch ja, praktisch nein.
Ich halte es außerdem für falsch, beim Talorgasmus von einem Orgasmus zu sprechen. Ein Orgasmus in dem Sinne, was man allgemeien darunter versteht, findet nämlich nicht statt. Außerdem gehen viele Tantrapraktizierenden davon aus, dass man stundenlang tantrische Praktiken praktizieren kann. Es sei aber darauf hingewiesen, dass ein übermässiger Sexualverkehr, die Verlängerung der sexuellen Erregung, sowie die übermäßige Verlängerung des Koitus (Geschlechtsverkehrs), die Ursache eines Prostatatumors sein kann. Einige Männer glauben, daß sie gegen die schädlichen Folgen ihrer sexuellen Praktiken immun sind, und führen den Geschlechtsakt stundenlang durch, bevor sie ejakulieren (oder eben nicht, wie bei den tantrischen bzw. taoistischen Sexualpraktiken). Ihnen fehlt das physiologische Wissen, dass durch die sexuelle Erregung nicht nur der Penis mit Blut gefüllt wird, sondern ebenso das Becken und mit ihm alle Drüsen der Zeugungsorgane, einschliesslich der Prostata. Wenn die Prostata permanent unter der sexuellen Überanspruchung unter einem Blustau zu leiden hat, ist es dann ein Wunder, wenn es Probleme mit ihr gibt?
Mit anderen Worten, tantrische bzw. taoistische Sexualpraktiken sind eine Mogelpackung.