Sensitiv

K

Kleine Wölfin Moonlight

Guest
Ich würde gerne ein weiteres, sehr persönliches Thema ansprechen und glaube, dass ich hier richtig bin. Wie ich schon in meiner Vorstellung schrieb, bin ich Hypersensitiv. Das heißt, ich nehme die Gefühle und Stimmungen, anderer Menschen auf. Nicht immer kann ich sie deuten. Manchmal aber schon.

Meine Sinne sind extrem ausgebildet. Das heißt, ich rieche zwei Straßen weiter, ob Irgendjemand gerade Gulasch gekocht hat. Auch mein Gehör, nimmt alles auf. Wenn 20 Leute sich in einem Raum unterhalten, dann bekomme ich alle Gespräche auch mit.

Sinnesüberreizung? Oh ja!

Dafür bin ich halb blind und kann manchmal Gesichter sehr schwer unterscheiden. Gesichtsausdrücke sowieso. Außer bei Menschen, die ich sehr gut kenne. Da haben sich bestimmte Dinge so sehr eingeprägt, dass ich sie auch Schemenhaft immer erkenne.

Aber wie dem auch sei... Ich würde gerne wissen, ob es hier noch mehr hypersensitive Menschen gibt. Es wäre schön, sich mal auszutauschen.

Denn spätestens, wenn die Menschenmassen eine gewisse Zahl überschreiten, kommt nicht nur mein Asperger zutage, sondern auch eine komplette Überreizung. Stellt euch einfach vor, wenn ihr 20 Leute in ein und der selben Lautstärke reden hört. Es ist zum verrückt werden.

Es hat aber ich Vorteile. Ich weiß sofort, ob mich Jemand mag, mich nicht mag oder andere Gefühle für mich hegt. Und ich weiß auch, ob Jemand lügt. Immer. Bei manchen Leuten, die mir wichtig sind, kommen sogar Gedankenfetzen an. Betuppen ist also tatsächlich eine ziemliche Kunst bei mir.

Das ist mal an der Uniklinik erforscht worden. Und es hat sich halt herausgestellt, dass aufgrund meines Syndroms, bestimmte Regionen sehr ausgebildet sind. Also nicht defekt, sondern komplett gegenteilig.

Aber ich bin mir sicher, dass ich da nicht die einzige Person bin. Hoffe ich jedenfalls. Schreibt doch mal über eure Erfahrungen.
Wem geht es denn genauso? Oder wenigstens ähnlich?
 
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Wir könnten Zwillinge sein.

Nicht nur, dass du oft schreibst was ich denke.
Aber vieles von dem was du gerade geschrieben hast, trifft auf mich auch zu.

Allerdings kann ich nicht 20 Gesprächen folgen.
Nicht Mal richtig 2 Gesprächen.
Aber ich fühle alle die nah sind (unfreiwillig), und jene auf die ich fokussiert bin (freiwillig).
 
ja.. mir geht's sehr ähnlich, viele Menschen auf einem Haufen sind für mich Horror, ich geh auch in keine Einkaufszentren, Konzerte etc. ich meide öffentliche Verkehrsmittel... alles, wo Menschenansammlungen sind, wo man "nicht aus kann", wo es eng wird und wenn jemand bei mir ankommt, auch unabsichtlich - geht gar nicht; ich spür ´s schon unangenehm, wenn Jemand zb beim Einkaufen zu nah in "meinen Bereich" kommt...

Gespräche gleichzeitig von 20 Leuten wahrnehmen in einem Restaurant zB kann ich nicht, da kann ich gut weghören, das geht durch mich durch.
 
kommt nicht nur mein Asperger zutage,
Es ist ja bekannt dass Menschen mit Aspergersyndrom oft ganz tolle Begabungen haben.
Mir geht es so ähnlich, wie Nica, ich mag Menschenmassen und Ankörperungen so gar nicht. So kann gewöhnliches Einkaufen gehen zur Tortur werden. Vor allem die Mieselsucht und der Grant der Leute, die um einen herumwuseln, tut direkt schon körperlich weh. Nur nicht lächeln, verbitterte vergrämte Gesichter, schrecklich.. Die armen Verkäuferinnen die diesem Seelenmief den ganzen Tag ausgesetzt sind. Manche lassen sich von Fröhlichkeit anstecken und ein Lächeln da und dort kann Vieles bewirkten, aber oft erntet man bitterböse Blicke . Naja
nur ned.....
 
@starman
Na ja... Das ist nicht bei jedem Asperger so. Und ob ich es als Talent betrachte? Hm nee, es ist eher belastend, aber nun mal ein Teil von mir.

Aber bei einem gebe ich dir recht, ich komme mit dieser furchtbaren Lieblosigkeit auch nicht klar. Du wirst ja schon mit Blicken erschlagen, wenn du Jemandem bloß Gesundheit sagst. Und ich mache es trotzdem! Das gehört sich so.

@Nica1

Ehrlich gesagt, versuche ich im Moment, gegen dieses Problem anzukämpfen. Es schränkt mich ein, dass ich ein Problem mit vielen Menschen habe. Das fängt ja schon morgens auf dem Schulhof an, wenn ich meine Kinder zur Schule bringe. Manchmal möchte ich laut schreien, wenn die Mütter einem in einen Wust Entgegenkommen. Zur Zeit finde ich das richtig schlimm. Das ist wirklich akute Selbstbeherrschung. Da zittern mir oft die Beine. Berührungen sind unvermeidbar.

@SoulCat

Ach, das ist lieb von dir, was du da schreibst. Ich lese dich auch sehr gerne. :)
 
Ehrlich gesagt, versuche ich im Moment, gegen dieses Problem anzukämpfen. Es schränkt mich ein, dass ich ein Problem mit vielen Menschen habe.

Gegen sich selber kämpfen ist nicht gut, ich habs´auch oft versucht und bin zB auf nen überfüllten Wochenmarkt gegangen, wo man mit der Menge mitgeschoben wird, aber das wurde dadurch nicht besser, sondern eher schlechter.
Ich hab mir die Möglichkeiten geschaffen und mein Leben genauso eingerichtet, wie es für mich persönlich passt. Sei es vom Umfeld her oder vom Job, Freizeit, Freunde .. einfach alles, in meinem Freundeskreis weiss zB Jeder, dass ich, wenn wir in ein Restaurant gehen, außen sitze und ich es nicht mag, wenn Jemand so nah an mir dran ist.

Eigenartigerweise gibt's da manchmal - eher selten - Ausnahmen. Nicht bei jedem Menschen ist mir die Nähe so unangenehm, und es kommt auch vor, dass Jemand mein Interesse weckt und das find ich dann immer ganz spannend, weil mich ja meistens Keiner so wirklich interessiert und da frag ich mich dann immer, was genau an diesem Menschen dran ist, was mich grad so anzieht.. ist mir hier auch schon passiert... Einige find ich wirklich interessant... und Wenige, die ich hier kennengelernt hab, würde ich sogar als Freunde bezeichnen.
 
Ja Nica1. Da treffen sich wieder unsere Erlebnisse

Es gibt auf dieser Welt genau EINEN Menschen, der bereits sämtliche, inneren Schutzkreise bei mir durchzogen hat. Er darf mir so nahe kommen, dass er mir bald auf meinen Füßen steht. Kommt bei uns immer mal wieder vor. Unbewusst? Vielleicht? Und merkwürdigerweise will ich das auch. Da möchte ich sagen „na los, mach doch. Noch näher!“

Aber das ist auch der einzige Mensch, der das außerhalb meiner Familie machen darf. Es liegt vielleicht daran, weil ich ihn sehr tief liebe. Wirklich sehr stark.

Und ich meine damit nicht meinen Mann. Das ist anders.

Alle anderen Menschen dürfen mir nicht zu nahe kommen. Da gehe ich einen Schritt zurück oder suche eine Möglichkeit, die Flucht zu ergreifen. Also ich suche nach mehr Luft zwischen mir und den anderen Personen. Sonst ersticke ich innerlich.

Aber weißt du, ich muss mich überwinden, weil ich nun einmal viel mit anderen Menschen zu tun habe. So ist das nun mal, wenn man kleine Kinder hat.
 
Ergänzend möchte ich über meinen Mann und meine Kinder sagen, dass sie mir natürlich jederzeit nahe kommen dürfen. Genauso, wie meine Mutter. Das ist aber eine andere Art von Liebe und Nähe. Schwer zu beschreiben. Es ist halt meine Familie und man hat schon so einiges zusammen erlebt.
 
Es tut gut das zu lesen, dass es nicht nur mir so geht.
Manchmal weiß ich nicht ob ich wütend oder traurig über den Egoismus und die Rücksichtslosigkeit anderer sein soll.
Ich ertappe mich manchmal dass ich die Wut der anderen aufnehme, aber ab jetzt nehme ich mir vor stärker zu sein.......und wenn ich nur ein Lächeln in ein Gesicht zaubern kann.......
 
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