Den Blickwinkel wechseln. Wenn mich meine persönlichen Tragödien erdrücken, schaue ich aus einer anderen Perspektive auf mich. Dann sehe ich, dass ich Einer von ganz vielen Menschen bin, welcher auf dieser Erde herumläuft und seinen Platz sucht. Dann bin ich ein vom Baum herunterfallendes Blatt, Eins von Vielen, das seinen Weg geht - nicht allein. Jeder hat seine ganz eigene Geschichte, ein ganzes Leben mit tausenden Gefühlen, Gedanken und Erlebnissen. Und zeitgleich sind diese vielen Einzelgeschichten Teil einer wieder größeren Geschichte. Das ist ein schönes Bild, das mir gut tut.
Manchmal versetze ich mich in mich selbst, als ich noch ein Kind war. Was würde der 10jährige Alles-dreht-sich zu mir sagen, würde ich ihm von seiner Zukunft berichten? Meist kommt dabei ein Urteil in Richtung "Oje, aber hey, das klingt ziemlich cool und spannend, was du da treibst". Ich bemerke dann, dass ich schon Einiges verwirklicht habe von dem, wohin ich ungefähr mal wollte. Und das ist cool, denn ich sehe dann einen roten Faden in meiner Geschichte und denke nicht nur an das, was noch nicht da ist.
Außerdem ist das, was hier stattfindet, ein riesen Wunder. Ich meine, es gibt so viele Pflanzen, Tiere, eine Sonne, einen Mond, hunderte Leute, die gerade an ihren Computern in einem Forum sitzen und ihre Gedanken teilen, obwohl sie hunderte Kilometer voneinander entfernt wohnen. Sie quatschen miteinander, inspirieren sich, gehen sich auf den Sack, fordern sich heraus, lernen, verlernen, und und und. Die Menschen vollbringen schönste und auch hässlichste Kunstwerke, in denen sich Andere wiederfinden. Sie entspannen, tanzen oder trauern dazu. Wir können in alten Büchern lesen, was Menschen vor Tausenden von Jahren erlebt und gedacht haben, so wie wir das, was uns heute geschieht, an Folgende weiter geben. - Das beeindruckt mich alles immens und lässt mich mein Leben aus einem Licht sehen, das mir hilft, schwere Zeiten durchzustehen. Es ist, als würden meine Dramen in Angesicht dessen etwas verblassen.