Hallo,
Ja, da ist was dran.
Wenn es nicht zu intim ist: Wie sah das aus? Das nicht lernen zu können?
Nein! Meine Intimsphäre ist mittlerweile so bescheiden, da kann ich gern drüber reden.
Ich stell mir vor, ich war ziemlich leer, als ich zur Welt kam und hatte die Anlage zu beidem in mir. Zum Hochmut wie zur Demut. Und mit beidem hab ich in gewisser Weise immer gearbeitet, ganz einfach um es kennen zu lernen. Natürlich is mir das erst im Lauf der Jahre und in den nüchternen Zeiten bewusst geworden. In Wirklichkeit haben diese Charaktereigenschaften in mir immer herumgerauft.
So bin ich zum einen als Zwerg dem Stolz verfallen, wegen der billigen Lobhudelein meiner Familienangehörigen über meine nettigen Zeichnungen und mein geringes, musikalisches Grundtalent, zum anderen hatte ich aber auch großen Respekt vor dem Lebendigen, der Natur und den Lebewesen. In dieser Hinsicht war ich immer schon Schizo. Vor meinen Mitschülern, vor dem Lehrer, vor den Freunden vor der Mutter, der Tante .... egal. Respekt, ganz einfach in dem Sinne von Achtung. Das Leben achten. Ja, ich glaub, das hatte ich schon auch ansatzweise, im Keim. Respekt und Demut. Achtung und Dankbarkeit für das Dasein.
Aber ich hab gemerkt, dass mich niemand respektiert. Ich wurde verhöhnt, allein wegen meiner häufigen, geistigen Abwesenheit und meiner halbblinden, dickleibigen Schulfreundin, die ich sehr geliebt habe und der ich gern geholfen habe, geschlagen und getreten, mit meinem Butterbrot haben sie Fußball gespielt und mit meiner Banane wurde ich durch die Klasse gehetzt, als wär ich ein Affe und ich wäre gefordert gewesen, physische Gewalt einzusetzen, zur Verteidigung meiner Grenzen.
In einem Wiederholungstraum aber fiel mir jedes mal, wenn ich die Hand zur Faust ballte, der Arm kraftlos herab. Mir war es nicht gegeben, mich physisch zu verteidigen und meine psychische und mentale Kraft reichte damals nicht aus. Ich habe die ganze Schulzeit hindurch darüber sinniert, wie ichs denn anstellen könnte, mich da zu behaupten. Ich hab keinen Selbstbehauptungstrieb und und keinen Killerinstinkt in mir gefunden.
Und so hab ich nach und nach "beschlossen", meinen Respekt vor den Menschen zu verlieren. Also wie weit ich das bewusst beschlossen habe, sei dahin gestellt, aber es fühlt sich heute so an. Begonnen hab ich eben damit, die Großmutter zu beklauen und auf den Rummelplatz zu gehen und dann gabs mit 14 noch ein Schlüsselerlebnis, da wurd ich von 3 älteren Typen in ein Gebüsch geschleift und gefoltert, bis mir wichtige Muskel zur Reinlichkeitserhaltung versagten. Da war dann der Ofen ganz aus mit dem Respekt in mir und vor der Gesundheit der anderen, hab ich begonnen zu saufen und hab nur noch gewütet, wie eine kranke Wildsau, weil blind vor Wut bin ich auch zu Gewalt fähig, das hab ich leider gemerkt. Aber um diese Stadium zu erreichen, muss ich viel, sehr viel Alkohol trinken. Und selbst da konzentriert sich die Entladung der negativen Energie zunächst nur auf mich, meine eigene Physis und auf tote Dinge.
Bei meiner letzten Auseinandersetzung in einem Lokal letztes Jahr habe ich mich in Anlehnung an Herrn Gandhi sogar in gewaltfreiem Widerstand geübt und mir das halbe Gesicht zerklopfen lassen von einem irren Gewalttäter. Die Aktion dauerte recht lange und war eine gute Gelegenheit für mich, mich auch in Feindesliebe zu üben
Aber auf eine gesunde Art mich "Abzugrenzen" hab ich nie gelernt. Ich hab nur Respekt. Vor dem Leben und vor den Menschen. Und den hab ich gern, wenn ich ihn nicht grad verlier. Respekt im Sinne von Achtung.
Und wie macht es sich jetzt bemerkbar?
Ich arbeite dran, meine Achtung vor dem Menschen weiter zu finden, zu verfeinern und nicht mehr zu verlieren, egal was passiert und brauche dazu viel Ruhe und Einkehr.
Habe ich zu hohe Erwartungen?
Bei mir war es wahrscheinlich so. Ich hätte mir mehr Respekt auf Grund meiner Existenz gewünscht, nicht Anerkennung, wegen meiner billigen Zeichnungen und stumpfsinnigen Akkorde am Klavier. Auf die hätt ich gern verzichten können. Die haben nur meinen Geist verwirrt. Aber der Mensch wird eben nur wegen seiner Werke und großen Taten geachtet. Das is eben so in der Welt da. Aber sag das mal einem Kind, das schwer behindert zur Welt kommt und keine großen Werke vollbringen kann. Du kannst es nur lieben und achten auf Grund seiner Existenz.
Wenn ich so denk, würds mich nicht wundern, wenn der junge Herr Hitler eine ähnliche Kindergeschichte zu erzählen hätte. Ein Gemsch aus Stolz, Gram wegen dem verkannten Talent und Verlust der Achtung vor dem Menschen. Ich hoff, ich bin nicht seine Re-Inkartonation, weil dann bring ich mich gleich um.
Aber nein, ich weiß ja, dass ich die Menschen liebe. Auch die "Fremden". Heut hab ich mir beim Türken Sesamringe und Ayran gekauft. Schmatz. Lecker. Nein. Die Inkarnation vom Adi bin ich nicht. *schwitz* So gesehen bin ich eigentlich dankbar, dass ich mich um den Verstand gesoffen hab und kein Genie geworden bin.
Zuerst kommt der respektvolle Umgang - ich weiß, hier im öffentlichen Teil von dem Forum muss ich das noch üben - dann erst is es mir auch möglich, in Nächstenliebe zu handeln und so weiter und so fort ...... aber mit Grenzen ziehen und Abgrenzen fang ich nix an. Da kann ich mich ja nicht mehr in Nächstenliebe üben, wenn ich so abgegrenzt rumhäng in der Gegend.
Da is mir gewiss ein wesentlicher Entwicklungschritt nicht gelungen, oder ich hab ihn in meinem jugendlichen Vollrausch verschlafen, aber jetzt will ichs auch nicht mehr lernen. Da hab ich keine Zeit mehr dafür. Ich hab Unterricht in Sachen Respekt bei meinen Kumpels in der Kneipe bekommen und weiß auch so recht gut, wo meine natürlichen Grenzen sind. Vielleicht lern ich das dann im nächsten Leben, wie man sich richtig abgrenzt.
p.s Es is einfach der innere Kampf zwischen Demut und Hochmut.
Und zwischen der äußeren Persönlichkeit (Maske) und dem inneren Wesen des Menschen. Nur das innere Wesen kämpft nicht. Es wartet.
Ewig, wenns sein muss.
l.G.K.