Selbsthaß - eine Form des Hochmuts?

wunderfee

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Ich habe so einen schönen Abreißkalender mit Worten des Dalai Lama für jeden Tag. Heute lese ich da:

Selbsthaß ist eine Form des Hochmuts: Man mißt sich an allerhöchsten Maßstäben.

Ich finde, ein sehr interessanter Gedanke... Was meint Ihr dazu?
 
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Ich habe so einen schönen Abreißkalender mit Worten des Dalai Lama für jeden Tag. Heute lese ich da:

Selbsthaß ist eine Form des Hochmuts: Man mißt sich an allerhöchsten Maßstäben.

Ich finde, ein sehr interessanter Gedanke... Was meint Ihr dazu?

Zumindest hat es wohl mit einem sehr hohen Anspruch an sich selbst zu tun, dem man (noch) nicht genügt. Wenn man sich dann fragt, was man überhaupt will, welchen Anspruch man hat und warum, landet man schnell bei Hochmut. Aber ich denke, das muss nicht immer so sein.

VG,
C.
 
Selbsthaß ist eine Form des Hochmuts: Man mißt sich an allerhöchsten Maßstäben.

Da hat er sicherlich recht, der Dalai Lama. Aber Selbsthass mit Hochmut gleichzusetzen ist nur eine Form. Es gibt mehr Gründe, sich selbst zu hassen - und die müssen nicht hochmütiger Natur sein.
Beispiel: ein Mensch, der es nie gelernt hat, sich abzugrenzen, der kann in Folge des Hochmuts anderer (oder anderer nicht so netten Eigenschaften) in eine tiefe innere Falle geraten. Und die Gefühle, die dann entstehen (nämlich das, sich nicht wehren zu können, nicht er/sie selber sein zu können, ausgeliefert zu sein) können auch Selbsthass erzeugen/auslösen. Und das hat weniger mit Hochmut zu tun als mit Verzweiflung.

:katze:
 
Selbsthass ist in meinen Augen eine Form von Mangel an Eigenliebe.

Hochmut ist eine Spielart von mangelnder Selbstliebe.

alles Liebe
ifunanya
 
Was mir dazu gerade noch eingefallen ist:

Es gibt ja auch den Spruch: Hochmut kommt vor dem Fall.

Schließt sich da nicht ein Kreis?: wenn Selbsthass eine Form des Hochmuts ist, ist der Fall nicht weit, vor allem wenn der Selbsthass so richtig Besitz von einem ergriffen hat. Lange hält man so einen Zustand nämlich nicht unbeschadet aus...

die Katz :katze:
 
Schrödingers Katze;1131877 schrieb:
Beispiel: ein Mensch, der es nie gelernt hat, sich abzugrenzen, der kann in Folge des Hochmuts anderer (oder anderer nicht so netten Eigenschaften) in eine tiefe innere Falle geraten. Und die Gefühle, die dann entstehen (nämlich das, sich nicht wehren zu können, nicht er/sie selber sein zu können, ausgeliefert zu sein) können auch Selbsthass erzeugen/auslösen. Und das hat weniger mit Hochmut zu tun als mit Verzweiflung.

:katze:

Absolut richtig. ;)

Insgesamt ist mir dieser Spruch vom Dalai Lama viel zu oberflächlich, muss ich sagen. Selbsthass kann sehr viele Gründe haben, in der Regel war man durch verschiedene Faktoren nicht in der Lage ein positives Selbstbild und Selbstwertgefühl aufzubauen. Oft ist in der Geschichte dieser Menschen Misshandlung, Missbrauch oder Vernachlässigung zu finden.


Mit dem, was man gemeinhin unter Hochmut versteht, hat das nicht viel zu tun. Hochmut ist eher mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstruktur kompatibel. In der man sich selbst krankhaft erhöht und anderen dagegen als minderwertig betrachtet. Dass natürlich auch beim Narzissten etwas schiefgelaufen ist, versteht sich.

Dazu kommt die Veranlagung: Sensible und eher introvertierte Menschen (womöglich noch dazu mit depressiver Struktur) reagieren eher mit Selbstvorwürfen und Selbsthass bei Konflikten als durchsetzungsfähige vielleicht noch dazu oberflächlichere Menschen. Ich finde, man sollte solche Dinge differenziert betrachten.
 
Hey,

wie wärs mit anders rum: Hochmut ist eine Form des Selbsthasses?

:zauberer1
Raeubertochter

Eher nicht. Selbsthass ist in sich derart destruktiv, dass für Hochmut keine Kraft übrig ist - und wenn dann nur noch als kurzes Aufbäumen vorm finalen Fall - dann vielleicht in sehr zynischer Form.
Irgendwie muss ich jetzt an Filme denken, in denen irgendwelche dämonischen Gestalten zum Schluss (besiegt :stickout2 von den Guten) im Höllenfeuer verschwinden, dabei aber nochmal ein hämisches Gelächter loswerden müssen...

:liebe1:
 
Ein hochmütiger Mensch sieht sich selber als Maß über allen anderen. So auch keine Toleranz und Liebe den anderen gegenüber zulassen kann, weil er ja auch in irgendeiner Form narzistisch ist.
Dieser Narzissmus und Hochmut zwingt ja so einen Menschen sich permanent bedroht zu fühlen, dass er zu gestürzt wird. Also treibt ihn ja dann auch der Haß auf alle anderen die ja eine Bedrohung darstellen könnten und er somit auch keine Toleranz von anderen erwarten kann, noch solchen sieht, zu Selbsthass. Wie soll man ja auch sich selber lieben, wenn man nur Hass mit seiner Haltung säht?

Kommt es nicht von ungefähr, dass man exzentrischen Menschen auch oft nachsagt: "Der mag sich ja selber nicht!"

Vielleicht liege ich ja falsch, aber das ist mir jetzt zu später Stund' noch eingefallen.

Grüsse,
kleine venus
 
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Kommt es nicht von ungefähr, dass man exzentrischen Menschen auch oft nachsagt: "Der mag sich ja selber nicht!"

Ich denk gerade drüber nach, ob mir da ein lebendes Beispiel aus meinem Umfeld einfällt. Nicht so richtig. Exzentriker kenne ich jede Menge. Hmmm? *grübel* Die meisten davon sind im Kern sehr sensibel. Doch, mir fällt jemand ein - aber da ist das auch ein bisserl zwiespältig. Aber dessen Leben ist dem des Herrn Scrooge nicht unähnlich. Viel erreicht, spöttisch auf andere, die nicht soviel erreicht haben, heruntergesehen...doch auf privater Ebene irgendwann alles verloren. Der Traum von der heilen Familie mit viel Kohle und einem fetten Auto...geplatzt wie eine Seifenblase. Ich kann ja manchmal sehr geradeaus sein, wenn ich merke, ich muss das machen und hab diesem Menschen einen dicken Spiegel vor Augen gehalten, weil ich das Geprotze nicht mehr ertragen konnte und hab ihn gefragt: Und? Biste glücklich? Liebt dich dein Auto? Und so weiter...Der Mensch saß dann wie ein Häufchen Elend neben mir. Das hat mir dann schon beinahe leid getan, denn eigentlich steht mir das auch nicht zu, jemanden, den ich nicht kenne, so sein Reich zu zerfleddern. Aber mich hat das wahnsinnig gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass der sich zumindest für einen Moment mal selber gehasst hat.
Natürlich musste ich mir dann auch die Verteidigung anhören. Und die war sehr ehrlich, was ich gut fand und mir den Menschen gleich einen Hauch sympatischer gemacht hat. Denn er war ursprünglich das Opfer von Hochmut. Im Kindesalter. Alle in der Schule waren Kinder von irgendwelchen Industriellen oder sonstigen Ortsgrößen und er angeblich nüschts. Und wie Kids so sind, wird dann gerne von oben herab getreten. Und so schwörte sich dieses "kleingemachte" Kind, irgendwann hab ich mehr als ihr. Und das ist ihm gelungen. Anscheinend muss er aber jetzt die Lektion lernen, dass er da einem kleinen Irrtum aufgesessen ist, denn mit Geld kann man sich nicht alles kaufen. Was mich eigentlich so gestört hat und weswegen ich so reagiert hab, wie ich es hab: er erschien mir so unmenschlich, so kalt irgendwie.
Aber irgendwie glaub ich nicht, dass er sich selber hasst. Vielleicht hat er ja sein "hochmütiges" und arrogantes Verhalten langsam mal aufgegeben. Keine Ahnung.

Gud's nächte! :)
 
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