*lach*
genau der Gedanke ist mir dabei auch gekommen.
Regelmäßig zu Meditieren erfordert Selbstdisziplin.
Ich finde man muß die Selbstdisziplin erlernen. Sie war damals nicht in mir, als ich mit dem Meditieren begonnen habe. Ich war mir selber meiner ja kaum bewußt - wie hätte ich mich da bereits selbständig disziplinieren können?!
Gerade aus dieser Hilflosigkeit, in der man ohne die Möglichkeit zur Selbstdisziplin steckt, möchte man doch durch Meditation heraus. Man will doch meist wissen: was in mir ist das, das die grösste Konzentration aufbringt und wie ist das Leben, wenn man sich deutlich besser konzentrieren kann?
Das ist ja meist der Effekt der Meditation, daß man Konzentration erlernt. Wobei ich auch bei der Konzentration immer dachte: "kann ich". Aber seit ich meditiere merke ich, daß man da jede Menge lernen kann und daß das, was durch das Leben so entstanden ist noch lange nicht meine eigene Präsenz ist, die eben eine ganz bestimmte Konzentration benötigt. Ist sie nicht vorhanden, bin ich mit mir selber nicht im Klaren und kann dann z.B. schlechter meiner täglichen Arbeit nachgehen. Nur: man merkt es nicht, bevor man den Unterschied kennt.
Um mich zu Beginn auf das Kissen zu setzen oder um mich zur Meditation hinzulegen, benötigte ich die Fähigkeit zur Selbstdisziplierung nicht. Sondern ich war motiviert. Machte es freiwillig, weil es mir Spaß machte.
Wer ernsthaft arbeitet wird bemerken, daß Arbeiten nicht immer Spaß macht, sondern daß es irgendwann langweilig wird, zu arbeiten. Außerdem könnte man schönere Dinge machen - kurz: man verliert die Motivation. Und dann benötigt man erst die Fähigkeit zur Selbstdisziplinierung - solange man motiviert ist oder etwas gerne tut, muß man sich nicht disziplinieren.
Um beim Arbeiten erst mal etwas bewußter zu bleiben, lohnen sich m.E. Affirmationen. Man kann sie am besten zuhause üben und sie an den Atem koppeln. Eine gute wäre zum Beispiel: "Ich nehme meine Motivation wahr". Durch das innere Wiederholen dieses "Mantras" kann man sich immer wieder bewußt werden, was einen gerade motiviert. Man bemerkt auf der anderen Seite auch Motivationsdefizite und gelangt in einen Auseinandersetzungsprozeß mit der eigenen Motivation. Möglicherweise reicht es ja nicht, die Motivation zu ändern, sondern vielleicht muß man sich ja eine andere Tätigkeit suchen, um wieder motivierter sein zu können.
Ansonsten eignet sich für mich persönlich am besten ein Zeit- und Schreibtisch-Management-System, um sich zu disziplinieren. Es kommt halt auf die Arbeit an, die man macht. Aber wenn ich hier rumgucke: es liegen hier einige Häuflein ungetaner Arbeit herum, die ich zugunsten von Freizeit oder anderen Arbeitsinhalten nach hinten verschiebe. Bis sie terminiert sind und ich sie machen "muß". Und ansonsten befinden sich hier keine Haufen: ich lasse niemals Arbeit, die ich heute machen sollte, bis morgen. Niemals nicht. Das heißt meine Arbeit ist dann beendet, wenn sie für den heutigen Tag auch tatsächlich erledigt ist. Das kann bei mir mal um 14 Uhr und aber auch mal um 23 Uhr sein, das bringt meine Arbeit so mit sich. Aber: auf diese Weise habe ich häufig frei. Ich weiß nämlich oft: "ich muß jetzt tatsächlich gar nichts arbeiten und habe Freizeit."
Und DANN, in der Freizeit also, setzt bei mir persönlich erst die Selbstdisziplin ein. Vorher bediene ich nur meinen Kalender und mache meine Haufen, die ich in Ordnern und Schubladen verstecke, damit ich nicht drauf gucken muß. Aber in der Freizeit: da benötige ich sehr viel mehr Selbstdisziplin. Denn ich könnte hier einfach nur herumhängen, was ich auch viel zu oft tue. Ich sollte mich besser bewegen oder kochen und essen oder die Wohnung reinigen etc.
Ich weiß aber natürlich genau: wenn ich joggen gehe, meine Wohnung sauber halte, gut koche und esse und vielleicht auch noch soziale Kontakte habe, dann geht es mir einfach besser. Beim Rumhängen entsteht all dies nicht. Mein Leben hat dann keine Qualität, außer diejenige Qualität, die ich beim Arbeiten herstellen und empfinden kann. Und dort bin ich ja nun doch immens von meiner Umgebung und der Art meiner Tätigkeit abhängig. Da, beim Arbeiten, ist es also wirklich gar nicht leicht, laufend zufrieden und motiviert zu sein. (Ausnahme: man mag an der Arbeit die sozialen Kontakte und diese stellen einen zufrieden. Aber man erkennt bei solchen Arbeitsplätzen dann auch oft von außen nicht mehr den Erfolg, es ist eher ein soziales Teamzusammekommen als ein Arbeitszusammenkommen, was da geschieht. Das wär mir persönlich viel zu wenig, arbeiten zu gehen, weil ich die Leute dort mag. Ich muß Erfolg haben, muß mich beim Arbeiten entwickeln, mich ausprobieren, muß meine Kreativität unabhängig von anderen Menschen soweit es möglich ist leben - sonst bin ich persönlich nicht zufrieden mit meiner Arbeit. Das Soziale ist mir zwar nicht schnurz, aber es ist nur ein Mittel zum Zweck für mich, wenn's die Arbeit betrifft.)
...wenn ich diesen gerade gelesenen Sermon nun als Essenz zusammenfassen würde, dann wäre es Folgende:
A) Übe Selbstdisziplin in der Freizeit, damit Du sie am Arbeitsplatz zur Verfügung hast.
B) Mache es Dir beim Arbeiten so einfach wie möglich, indem Du dich organisierst. Arbeite also nicht einfach drauflos, sondern planvoll.
C) In der Freizeit suche Dir auch etwas, wo Du "einfach drauf los" machen kannst. (z.B. Spazierengehen, Autofahren oder Radeln, ohne zu wissen, wo es hin geht. Beim Autofahren mache ich es gerne: einfach gucken: wo will ich eigentlich hin? In welche Straße bin ich motiviert, abzubiegen? Wo ist "meine Energie"?! Und da fahre ich dann hin. So organisiere ich mich dann. Und zurück bringt mich Frau Navi.)
tja..... Gutes Thema. Selbstdisziplin. Ich denke vor allem: es ist ein Konzentrationsthema, ob ich Selbstdisziplin an mir walten lassen kann. Es benötigt eine hohe dauerhafte Konzentration, um Dinge wirklich durch zu ziehen, auch gegen den inneren oder äusseren Schweinehund an. So etwas geht nur, indem man sich selbst diszipliniert, und z.B. auf etwas verzichtet: auf soziale Kontakte, auf manche Emotionen, auf viel Freizeit, auf ein unbeschwertes Leben. Die meisten Menschen möchten Letzteres und machen sich über Selbstdisziplin keine Gedanken, fürchte ich. Sie haben hoffentlich auch niemals die Notwendigkeit im Leben, sich selbst oder andere dauerhaft und nachhaltig zu überwinden.
...auf der anderen Seite freut mich, wenn sich Menschen mit dem Thema Selbstdisziplin beschäftigen, denn diese sind meist zu höhrem geboren, haben sie doch die Möglichkeit, sich in den Griff zu bekommen und dadurch ein breitestmögliches Handlungs- und Gefühlsfeld im Leben zu bekommen. Und eine ganz andere Tiefe im Erleben, denn: wer verzichten kann und sich selbst disziplinieren, der erkennt meist ganz andere Werte. Und ist auch anderswertig. Daher freut mich das schöne Thema und daher rede ich wohl soviel vor mich hin. (Liegt aber auch an der Grippe und an dem Glas Whisky, das sie heilen wird. Selbstdisziplin versagt da..... aber vielleicht war es ja trotzdem interessant für jemanden.)
lg,
Trixi Maus