aja, dieses Gewissen ist aber sehr individuell geführt, ausser es gibt mindestens zwei Gewissen.
Ich würde eher meinen, dass gerade das reine Gewissen weniger individuell geprägt ist. Somit will ich deinem Vorschlag zustimmen, dass es, nicht mindestens, jedoch genau zwei Gewissen gibt: das reine (geistige) Gewissen und das 'psychologisch geprägte' Gewissen. Letzteres könnte man ja auch als psychoanalytisches 'Über-Ich' bezeichnen - also als die (auch) fremdbestimmende Ebene.
Was den 'Ausweg' angeht: Mir ist klar, dass es den nicht/dass es keinen gibt. Wir können bewusster werden, wie gesagt... können uns und die Welt (uns in der Welt) mehr und mehr reflektieren; zu uns kommen, indem wir unsere Prägungen hinterfragen. Aber der ganze Rahmen, in dem uns das möglich ist, wird derselbe bleiben.
Wir haben gewisse Freiheiten, sind aber definitiv auch determiniert bzw. dispositioniert.
@medial
Es ist schwierig, in einer Gesellschaft, die von Werten wie Negativegoismus, Besitz und Konsum, Jugendlichkeit, Geringschätzung der Mitmenschen gekennzeichnet ist, seine Persönlichkeit zu spüren - zu zeigen - zu leben.
Das ist u. a. das Determinierende... der Rahmen, aus dem es keinen Ausweg für uns gibt; Gesetzmäßigkeiten, denen wir uns nicht entziehen können. Es kann also nur ein Ausloten geben zwischen Selbst- und Fremdbestimmtheit, wodurch wir uns einen Überblick verschaffen, mehr bei uns als bei dem Fremden zu sein.
@Sunnygirl
Ja, das Streben nach Selbstbestimmung erfordert einen hohen, den höchsten Preis: Einsamkeit. Und den durch die Ent-Täuschungen entstehenden Schmerz... die Depression, wenn du so willst... von der unbewussten zur bewussten Depression. Ja, das Aufwachen tut weh. Es schmerzt, wenn wir anfangen zu sehen, wie das Leben wirklich ist... und wenn wir im Zuge dessen unsere alten Trugbilder, ein ganzes Weltbild, das zuvor so stimmig schien, aufgeben müssen.
@Lifthrasir
Danke auch für deine Gedanken.
Ich vertraue nunmehr keiner Instanz mehr, als meiner eigenen Erfahrung und meinem Empfinden zu ihr.
Weder sehe ich mich als Lehrer, noch bin ich Schüler; ich bin auch kein Esoteriker und ebenso kein 'Gläubiger'.
Du konzentrierst dich in deinem Beitrag nun auf das Verhältnis zwischen 'Schüler' und 'Lehrer' und der Gefahr für den Schüler, dass er aufgrund jenes Ungleichgewichts dogmatisiert wird.
Für mich spielt es eher keine Rolle, ob wir zu sehr von einem 'Freund' beeinflusst werden, von einem 'Lehrer', einem Einzelnen also - vor allem, weil ja unsere ganze Umgebung potentiell fremdbestimmend ist.
Unsere Prägung als soziales (kulturelles) Wesen von Anfang an, haben uns gewisse Selbstverhinderungen mit eingepflanzt, unter denen wir zumeist unbewusst leiden.
Dementsprechend orientieren wir uns später als Erwachsene. Wir suchen nach (Er-)Lösungen für dieses unbewusste Leiden: Z. B. an der Esoterik. Da wird für mein Empfinden allerdings die Selbstverantwortung zu sehr auf höhere Mächte übertragen. Esoterik hat für mich immer etwas Weltflüchtiges; für mich haftet ihr stets eine Dogmatik an, die nicht nur dazu ermöglicht, sondern in der Konsequenz auch dazu verpflichtet, alles in die Hände des Schicksals zu legen. Das ist und wird nie meins.
Ich denke, da sind wir sogar sehr beieinander.
@Hellequin
Und das macht im Grunde keinerlei Unterschied, da zwischen wahrem und falschem Sinn nicht seriös unterschieden werden kann. Was zählt, ist der Glaube. Deine bösen fremden Einflüsse sind natürlich ein recht beliebter Glaubensinhalt.
Ich sprach nicht von 'bösen' fremden Einflüssen, sondern nur von äußeren Einflüssen. Und die machen etwas 'Böses' mit uns. Wenn wir nicht aufpassen, bleiben sie für viele von uns 'höchste Ideale'. Die eigentlichen Ideale aber liegen in uns selbst begründet. Die sollten wir uns vornehmen und uns an ihnen orientieren. Erreichen werden wir sie ohnehin nicht - aber sie dienen uns immerhin als Orientierung, nach ihnen können wir uns ausrichten... und das ganz ohne Schuldigkeit, die immer damit einhergeht, wenn wir an fremde (äußere) Erwartungen gebunden sind (in Verbindung mit unserem daran anschließenden Pflichtgefühl. Daraus kann immer nur ein Schuldgefühl resultieren. Wird uns aber unsere natürlich innewohnende Moral zur eigenen Instanz, müssen wir - wenn überhaupt - nur uns gegenüber 'Schuld' empfinden.
Du schreibst, dass zwischen wahrem und falschem Sinn nicht seriös unterschieden werden kann. Wie meinst du das denn? Sinn ist nicht empirisch messbar, falls du das meinst?!
Ich jedenfalls weiß für mich immer mehr, was Sinn macht und was überflüssig ist. Und diesen Unterschied spüre ich. Von daher gibt es selbstverständlich Sinn, den aber nur jeder sich selbst geben kann.
@Greenorange
Bedeutet die von dir verstandene Selbstbestimmtheit, Patmos, daß ich das Rad auch wieder neu erfinden muß, darf?
Ja, so ist es. Auch wenn das Rad trotzdem rund bleibt und rollt. Dennoch ist nachher nichts mehr so, wie es vorher war.