SEIN ohne zu TUN - und das mit gutem Gewissen

emze

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Berlin
:reden:

Sicher gibt es genug Menschen, die einfach nur so ziel- und orientierungslos vor sich hindösen, antriebslos ohne Lebensplan, was viele Gründe haben kann. Aber die meine ich nicht.

Ich meine die, die immer ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie einfach mal alles stehen und liegen lassen und sich eine kleine "Null-Bock-Phase" gönnen.
Also könnt ihr einfach mal nichts tun ohne schlechtes Gewissen?
Viele Menschen haben damit ein Problem. Warum mag das wohl so sein?
Was treibt uns an? Was lässt uns glauben, ständig und permanent in Bewegung sein zu müssen?

Übrigens wenn ich hier von >uns< oder >wir< spreche, dann meine ich niemanden persönlich, weder mich selbst noch jemanden speziell, sondern die allgemeine Masse Mensch, die sog. Normalos. Ich vermeide es damit gern, den Begriff „man“ zu verwenden, meinen „Erzfeind“ Nr. 1, gleich gefolgt von „die Gesellschaft“.

Warum also glauben wir immer etwas tun und ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn wir mal nichts tun?
Ich war auch mal so bekloppt, :D doch im Laufe der Jahre hab ich es geschafft, mein Gewissen, zumindest in diesem Bereich, zum Schweigen zu verdonnern. Aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie es sich angefühlt hat, als es mich noch während erzwungener oder selbstgegönnter Ruhephasen, ständig belästigt hat. :autsch:

In meiner eigenen Entwicklung bin ich immer am besten vorangekommen, durch das Beobachten menschlicher Verhaltensweisen um mich herum. Indem ich andere als Spiegel sehe, komme ich meinen eigenen Defiziten am besten auf die Schliche.
Und so tauchte bei mir auch vor vielen Jahren durch bewusste Wahrnehmung irrationalen Verhaltens, das erste mal die Frage auf, warum tue ich jetzt eigentlich so, als ob ich etwas tue, obwohl doch gerade gar nichts Sinnvolles zu tun ist?!
Ich hatte mich damals einfach gedankenlos der „Herde“ angeschlossen, bis jenes >warum eigentlich...., ist doch Quatsch< in meinem Bewusstsein auftauchte.

Ich hatte zu der Zeit einen Aushilfsjob in einem renommierten Textilhaus unserer Stadt und arbeitete in der Damenoberbekleidungsabteilung.
Nun gibt es ja in den Geschäften immer sog. Stoßzeiten in denen richtig was los. Da gibt’s dann reichlich zu tun. Aber es gibt eben auch täglich Phasen, in denen gar nichts los ist und es einfach nichts zu tun gibt. Und so auch dort. In diesen Ruhephasen wird dann Ordnung gemacht. Alles wieder an seinen Platz gehängt, die Grabbeltische aufgeräumt etc.. Mit mehreren Leuten ist das dann auch schnell erledigt und dann stehen sie herum, die Verkäuferinnen, und halten kleine Schwätzchen, wogegen ja in solchen Momenten auch überhaupt nichts einzuwenden wäre. Sie schwatzen also, bis........ der Chef oder Abteilungsleiter plötzlich um die Ecke kommt.

Und dann, oh Schreck, flattern sie auseinander, wie aufgescheuchte Hühner und sind alle plötzlich schwer beschäftigt. Da werden Kleiderbügel hin und hergeschoben, Knöpfe auf und zu gemacht, Pullover auseinandergerissen und wieder zusammengelegt. Es gibt scheinbar viel zu tun.
Eine Weile habe ich das mitgemacht, bin dem Gruppenzwang erlegen, bis es mir schließlich zu dumm wurde und ich mich zu fragen begann, was tue ich hier eigentlich?! Ich tue so, als ob ich etwas tue, ohne wirklich etwas zu tun. Ein Tun ohne jeden Sinn.

Dies ist nur ein kleines banales Beispiel, doch ich denke jeder von uns kennt dieses Prinzip des sinnlosen Tuns, dem wir immer wieder folgen.

Ich habe irgendwann zu meinem Gewissen gesagt, weiß du was, wenn es wirklich etwas zu tun gibt, was Sinn macht, was konstruktiv ist, wenn ich wirklich gebraucht werde, um etwas Sicht-Greif-oder Spürbares zu schaffen, mit nachhaltiger Wirkung, dann bin ich bereit. Und in den Zeiten dazwischen, in denen ich mir sagen kann, Dieses und Jenes ist erledigt, und für Dies und Das ist auch ein paar Stunden oder Tage später noch Zeit, dann ist jetzt für mich Ausszet zum…..,
Lieblingsmusik hören, oder draußen Büsche, Bäume und Himmel gucken oder am Strand spazieren gehen –der ist zum Glück nicht weit von mir - oder was mir sonst gerad' so einfällt, und du Gewissen, hältst jetzt die Schnauze! :D

Hat ne Weile gedauert, dahinzukommen, doch es klappt inzwischen so gut, dass ich mir solche Momente auch immer mal gönne, wenn mir eine Arbeit oder Situation gerade über den Kopf zu wachsen droht. Und das fühlt sich dann echt gut an.

Niemand kann 24 Std. oder auch nur 8 Std. täglich nonstop auf vollen Touren laufen. Und kleine Auszeiten zwischendurch laden den Akku wieder auf. Und das ist viel gesünder.
Und deshalb sollten wir eher ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir uns diese förderlichen Auszeiten nicht gönnen. Denn sobald wir es geschafft haben unser Gewissen dabei zum Schweigen zu bringen, können wir in diesen Ruhezeiten Kraft schöpfen, und das macht gute Laune.
Und davon profitiert das gesamte Umfeld, denn gute Laune ist gesund und ansteckend.:):):):):)

Also immer schön üben Leute, um diese ansteckende „Gesundheit“ zu verbreiten.

LG
emze:)
 
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Hallo Reinhold,
wie schafftest du es, diesen Text in einer Minute zu lesen, um dann auch noch solch eine fundierte Antwort zu schreiben?
Respekt :D

Ja ich denke wir sollten bewusster mit unserer Zeit umgehen, liebe emze.
Obwohl, stehen wir in einem Beschäftigungsverhältnis, steht es uns nicht frei, uns die Zeit einzuteilen so wie wir sie gern hätten. Der Chef, dem wir unsere Arbeitskraft verkauften, möchte unsere Leistung sehen.
Wie wärst denn du als Chef, würdest nicht auch du die Redite sehen?
Genau wie hier, du schreibst und hoffst auf Anerkennung, die oftmals deiner Leistung nicht gerecht zu werden scheint.
Eine Frage nun an dich, was möchtest du mit diesem Text direkt aussagen?
Hast du irgendwelche Fragen auf dem Herzen?

Übrigens, haben deine Texte eine gewisse Anziehungskraft, die ich mich nur schwer entziehen kann. :)
 
Ja ich denke wir sollten bewusster mit unserer Zeit umgehen, liebe emze.Obwohl, stehen wir in einem Beschäftigungsverhältnis, steht es uns nicht frei, uns die Zeit einzuteilen so wie wir sie gern hätten. Der Chef, dem wir unsere Arbeitskraft verkauften, möchte unsere Leistung sehen.
Da hast Du natürlich Recht, aber gerade deshalb wäre es ja schön, wenn es einem gelingt, sich zum Ausgleich zumindest in seiner Freizeit ein paar persönliche Auszeiten abzuzweigen, so ganz für sich allein, auch mal außerhalb familiärer Pflichten.;)
Eine Frage nun an dich, was möchtest du mit diesem Text direkt aussagen?
Diese Frage, kann ich gar nicht so direkt beantworten.:confused:
Ich denke solche Foren sind u.a. auch dazu da, Gedanken auszutauschen und sich andere Ansichten und Betrachtungsperspektiven anzusehen, was ich für nützlich halte, um den Erkenntnishorizont zu erweitern. Und in diesem Sinne nehme ich hier etwas von Euch und gebe dafür etwas von mir.
Natürlich freue ich mich, wie jeder andere auch, auf Anerkennung in Form von Beteiligung und positivem Feedback. Doch ich tue grundsätzlich nichts nur der Anerkennung wegen, denn im Vordergrund steht für mich immer die eigene Schaffensfreude. Und es macht mir -phasenweise zumindest- Spaß zu schreiben, was mir gerad so durch den Kopf geht.
Übrigens, haben deine Texte eine gewisse Anziehungskraft, die ich mich nur schwer entziehen kann. :)
Sowas lese ich natürlich gern, zumal es mich in meiner schon länger gehegten Absicht bestärkt, meine Gedanken und Erkenntnisse über die Welt, die Menschen und das Leben mal in einem Buch zusammenzufassen, :) vielleicht erst mal als eBook, sowas geht ja heutzutage relativ einfach. In einer meiner nächsten Schreibphasen werd ich das so oder so wohl machen. Hab ich einfach Bock drauf.:)

Übrigens hast Du mir mit Deinem Hinweis, von wegen Anerkennung und so, gerade die Idee für ein neues Thema geliefert, bzw. die Idee meinen hierzu passenden Beitrag, von meiner HP mal hier her zu kopieren.
Mach ich vielleicht gleich noch. Thementitel ist ganz kurz und knapp >Warum<

Wenn ich jetzt mal so genau überlege, muss ich feststellen, was für ein Kluchschnacker ich bin,:D denn von wegen >SEIN ohne zu TUN< irgendwie kann ich sowas gar nicht.:o
Auszeiten nehme ich mir allerdings schon, aber äußerst selten ohne TUN.
Und dann gönne ich es mir, mich nur mit irgendeinem unwichtigen Pillepalle zu beschäftigen.

:)
 
:Da gute Aussage !:)

ISt mE. für mich immer ein Lernprozess, denn früher hatte ich auch ewig ein schlechtes Gewissen, wenn ich "nichts " tat .....deswegen hat es aber nicht unbedingt mehr Erfolg gebracht . Heute , nein, wenn ich heute mal faul bin, dann bin ich es auch , in der Arbeit , wenn nix los ist- ist nix los, meine Aufgaben die ich habe werden erledigt und wenn dann nix zum tun ist , ist es einfach so und brauche dann auch nicht vor der Chefin hin und her zu wieseln und so tun als ob ich was täte;) Ist ein Vorteil, derzeit , und ich denke in der "Leistungsgesellschaft " in der wir uns befinden, sicherlich nicht ( leider ) für jeden machbar....

Ausgleich schaffe ich mir auch zu Hause , ein Tag frei wird benutzt , alles zu erledigen , zu putzen etc.; was halt so anfällt , die restlichen freien Tage , wird erholt , getan wozu ich Lust habe. Aber so hatte ich es sicherlich nicht immer....

Ich finde , es steigert enorm meine Lebensqualität:)

LG Asaliah
 
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Gesunde Portion Egoismus sollte jeder haben,die Zeit auch mal für sich nutzen,sich aufopfern ,das bringt nichts..Auch ich bin der Meinung,ausruhen,egal wie,jeder hat so seinen Rezept dafür,etwas tun,was nicht unbedingt sinnvoll ist,muss es denn immer sein? Auch mal süßes Nichtstun,mal in den Himmel schauen und Träumen,ruhen...Das beste Mittel gegen Depression ist es auch..Natur,ruhe,mal sich selbst sein...emze,du hast so recht...;)
 
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