Seidenstrasse...



Schah Ala-ed-Din Muhammed und sein Sohn Dschelal-du-Din hatten sich auf einen günstig gelegenen Hügel begeben, um die bevorstehende Schlacht zu beobachten.
„Bei Allah! Es ist gut, dass wir nicht selber zum Kampf angetreten sind“, entfuhr es dem Schah, nachdem er eine Weile die Mongolen beobachtet hatte. „Es lohnt sich nicht, fellbekleidete Krieger auf zottigen Pferden, ohne Stahlschilde und ohne Kettenpanzer.
Schah Ala-ed-Din Muhamed dachte an die letzten Tage zurück. Als Boten vor ihm erschienen, mit der Kunde von mongolischen Reitereinheiten, die über den Pamir ins Fergana Tal einbrachen. „Mongolen kletterten über das Dach der Welt?“ Ungläubig blickte er gen Osten zu den schneebedeckten Bergen. „Es kann sich nur um eine kleine Einheit von Dschingis Kahn handeln. Wir belassen das Hauptheer in Samarkand, denn ich erwarte Dschingis Kahns Truppen von der Wüste Golod-naja, und so kann ich die Truppen jederzeit dorthin verlegen um ihn zu empfangen. Ich aber werde mit meinem Sohn sofort aufbrechen. Wer über den Pamir kommt, was noch nie vorkam, beweist auβerordentlichen Mut. Mich interessiert dieser Feind, ich will wissen wie sie kämpfen. Bevor wir sie vernichten!“
Aber wie der Schah glaubte, hatte er sich in seinem Gegner getäuscht. Fast mittleidig verfolgten der Schah und sein Sohn, die breite Front der Mongolen, wie sie auf seine Einheiten losritten. Schah Ala-ed-Din Muhammed Augen ruhten voller Stolz auf seinen schlachtenerprobten Streitkräften, wie sie ihre Lanzen im Licht der hochstehen Sonne seelenruhig auf ihre Gegner richteten und dann geschlossen ab schleuderten. Es war einfach ein grandioser Anblick, wie weit unten im Tal eine glitzernde Meereswelle aus Lanzen zum Gegner hinüber schlug. Dann erscholl das Hornsignal seiner Truppen, das aber plötzlich in einem ohrenbetäubenden Kampfgeschrei von dreiβigtausend Mongolen erstickt wurde.
Erschrocken beobachtet der Schah, wie die Mongolen vorstürmen, so als wäre keine Lanzensalve über sie hinein gebrochen. Und jetzt muss er entsetzt mit anblicken, wie Wolken von Pfeilen auf seine eigenen Krieger niederschwirrten.
Der Schah traute seinen Augen nicht, als er nun sah, dass sich beim Zusammenprall der Truppen nicht das gewohnte unübersehbare Gemetzel bildete. Verwundert beobachtete er, wie sich die Truppen der Mongolen plötzlich in zahllose Blöcke teilten und zu den Seiten ausschwenkten. Mit zunehmender Beunruhigung verfolgen Vater und Sohn den weiteren Verlauf des Kampfes. Wie durch Zauberhand brachen die Gegner aus seinem fest formierten Heer Teile heraus, indem sie Keile von Reitern in seine Reihen drängen. Plötzlich wurden bunte Fähnchen gehisst, und Sekunden später begann eine Umzingelung seiner abgesprengten Kampftruppen.
„So was habe ich noch nie gesehen!“, entfuhr es dem Schah. Diese zottigen Wilden sind ja erschreckend gut gedrillt und wie von Geisterhand geleitet. Komm, wir müssen sofort unser Heer auseinanderziehen, sonst sind wir bald eingeschlossen!“ Er gab seinem Hengst die Sporen. „Informiere die Heerführer der südlichen Truppen, ich versuche zur Mitte durchzukommen“, rief der Schah seinem Sohn zu, dann ritt er so schnell er konnte zur Hilfe seiner Truppen.
Verbissen stürzte Ala-ed-Din Muhammed sich mit seinem Apfelschimmel in den Kampf, seinen Krummsäbel ausschwingend in erschrocken sich duckende Mongolen. Einige Krieger stürmten ihm entgegen, um ihn schützend zu umschlieβen.
„Zieht die Verbände auseinander!“, befahl er sofort.
Der Schah, versuchte sich erbittert zur Mitte seiner Truppen durchzuarbeiten. Dschutschi aber hatte ihn längst im Visier.

 
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Oha, Alicebergamo!
Locker und vergnügt erzählt, man liest sich ein! Werde die Lektüre morgen fortsetzen, sie hat was! Erinnert mich auch an zwei Jugendromane über Temudshin/Dshingis Khan, die ich vor vielen, vielen Jahren gelesen habe...

Herzliche Grüße und eine gute Nacht!
nanabosho
 
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