Ich möchte hier gerne einen Gedanken festhalten, an dem ich mich mit zunehmender Häufigkeit stören muss.
Das der Mensch spirituell sein sollte um sich ausgewogen zu entwickeln, halte ich nämlich für einen Irrglauben.
Gut, man könnte nun fragen welcher Glaube (meinem eingeschlossen) denn kein Irrglaube wäre? Immerhin handelt es sich hier um eine abstrakte Vorstellung einer Wirklichkeit die sich nicht lückenlos betrachten lässt.
Da hier also keine allgemeingültige Aussage möglich ist, sollte die eigene Vernunft einen zur Akzeptanz nötigen.
Dennoch ist eben diese Vorstellung oftmals gefährlich, wodurch Kritik sehr wichtig wird. Das ist keine Verneinung von Akzeptanz sondern im Gegenteil, möchte ich mit meiner Meinung einfach nur das selbe Privileg in Anspruch nehmen, welches ich auch anderen zuspreche.
Aber kommen wir zum Wesentlichen.
Das der Mensch sich spirituell entdecken sollte um sich zu entdecken wird von einer gewissen Romantik begleitet und ist eine sehr schöne Vorstellung. Es überrascht mich also nicht wenn dieses Selbstentdeckungs-Konzept seine begeisterten Anhänger findet.
Ich würde es selbst gerne befürworten, aber meine Erfahrung spricht eine deutlich andere Sprache.
Menschen die sich mit Magie oder Esoterik beschäftigen, wobei man den Begriffsmantel beliebig ausweiten könnte, werden selten weiser.
Eher sind sie oftmals doch sehr verdreht. Das soll wohlgemerkt keine Kritik eines zynischen Skeptikers sein, sondern ein Aufruf aus den eigenen Reihen. Es ist einfach nur meine tatsächliche Beobachtung.
Magie hat keinen höheren Sinn, solche Argumente halte ich schlicht für nicht ehrlich. Worin sollte dieser denn auch liegen?
Möchte ich durch esoterische Lebensphilosophien die Welt retten? Oder versuche ich mich an der karmischen Aufklärung mittels hyperokkulter Geheimlehren, die sich auf quietschbunten Esoterikwebseiten auflesen lassen?
An dieser Ehrlichkeit muss ich zweifeln.
Welche Gründe bleiben mir also noch?
NUn, ich tue es weil ich es kann und vielleicht entdecke ich ja tatsächlich eine gewisse Berufung dahinter. Aber höhere Motive empfinde ich als mehr als nur zweifelhaft.
Die meisten Menschen werden einfach etwas wirr, da jede noch so perfide Verdrehung als Offenbarung verkauft wird. Ich denke die Realität spricht hier für sich selbst und wer sie nicht erkennt, wird auch jede Warnung ignorieren. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
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Der Mensch muss nicht spirituell werden um sich selbst zu entdecken, eher ist dieser Weg sogar ein äußerst riskanter und bestenfalls ist er eines, speziell. Ich habe ihn selbst für mich eingeschlagen und will ihn nicht bemäkeln, dass dies jedoch ein Indiz oder sogar eine Prämisse für das Erlangen von Weisheit wäre, halte ich für einen chauvinistischen Trugschluss der seines Gleichen sucht.
Wir sind Menschen, alles andere sind feine Facetten des selben Spiels.
Man muss nicht spirituell werden um sich selbst besser zu verstehen, eher verirre ich mich zwischen den vielen wunderlichen Abgründen.
Wenn jemand diesen besonderen Weg für sich gewählt hat wird er ihn ohnehin beschreiten. Aber Spiritualität oder Magie an sich, ist nur eine von vielen möglichen Ausführungen der Selbsterfahrung.
Magie macht nicht weise, aber es steht mir frei diesen Weg zu wählen.
Eigenzitat: Es ist nicht mehr zeitgemäß jemanden als Idiot zu bezeichnen. Politisch korrekt ausgedrückt sagt man heute vielmehr: "Ich bin spirituell."