Dort, in den riesigen Weiten der Seele,
wo kein physischer Sinn hinreicht,
ist das Reich der Sehnsucht.
Sehnsucht ist die einzige Kraft,
die dort eine Bewegung verursachen kann.
Wie die Muskeln im Körper nutzlos sind ohne Sehnen als Ansatzpunkte zum Knochen,
so zappelt und zuckt der Geist hilflos, wenn er keine Sehnsucht kennt.
Doch wer die Sehnsuchtsflamme nährt,
der nähert sich dem, was er zu seh'n sucht,
und hat doch einen Glauben in sich,
ein Vertrauen in das Un-sichtbare,
was er noch nicht sehen kann,
und doch zu sehen sucht.
So streckt sich die Hand der Seele in Unbekannte aus,
die Füße der Seele laufen schneller,
das Herz der Seele schlägt höher,
wenn sie das Feuer der Sehnsucht entzündet.
Doch was suchst du zu sehen, oh Mensch?
Sehnst du dich nach deinen Lüsten,
nach Begierden, Wünschen, Ruhm oder Wissen?
Dann treiben dich die Winde der Sehnsucht wieder in den unruhigen Hafen der Geburten,
dann ziehen die Körper deiner Seele erneut Stofflichkeit an gleich einem alten Lumpen,
um erneut das Wunder der Wandlung zu durchleben,
oder die Wunde des Versinkens im Dreck zu erfahren.
Blinde Sehnsucht greift nach eigener Bestätigung,
nur die reine Sehnsucht des Herzens erfasst die klaren Strahlen der geistigen Sonne,
die Sonne, deren Atem die Segel deiner Seele mit frischer Lebenskraft füllt,
deren Reichtum und Herrlichkeit sich dir von Moment zu Moment enthüllt.
Schaffe in mir, o Gott, ein reines Herz,
und nimm den Geist deiner Heiligkeit nicht von mir,
nach dir sehnt sich all mein Wesen,
nach dir schaue ich am Tag,
auf dich hoffe ich in der Nacht.