Liebe Forumsgemeinde!
Ich habe bemerkt, dass es Uneinigkeit darüber gibt, was nun ein Seelenverwandter ist. Um dies zu bereinigen, möchte ich eine kurze Übersicht darüber geben woher der Begriff der Seelenverwandtschaft ursprünglich kommt und wie dieser im Zeitalter des Internets verfälscht wurde. Ich möchte mich jedoch eher kurz halten und keinesfalls besserwisserisch auftreten, es handelt sich um jene Lehre, die mir in Tibet beigebracht wurde und die ich selbst als vollkommen stimmig und für mich als wahr erkennen durfte. Hierbei handelt es sich nicht um meine Ideen sondern um Jahrtausende alte Lehren und Wissen der hinduistischen Schule.
Die ganze Thematik geht auf die Lebensphilosophie des alten Indiens zurück. Da alle Weisheiten in diesem Gebiet in Indien entdeckt, weiterentwickelt über Jahrtausende perfektioniert und gelehrt wurden, handelt es sich um die echte und ursprünglich unverfälschte Lehre. Die zentralen Begriffe des Selbst in der indischen Philosophie sind Atman und Brahman. Atman ist das innere Ich, also die Seele, während Brahman das Weltall und der Kosmos, quasi die gesamte Realität. Atman und Brahman sind allerdings völlig eins, das bedeutet, es gibt eigentlich nur eine wahre Wesenheit in der Welt, Brahman ist das Weltall aber Brahman ist auch der Atman in uns. Wir sind also verschmolzen mit allem, Teil des großen Ganzen. Diese Ansicht wurde von einigen Schülern der alten Meister als unvollständig kritisiert, so stellte Madhva die Dvaita-Theorie auf, wonach Brahman und Atman voneinander getrennt betrachtet werden sollten. Dvaita bedeutet Dualität, die Lehre der Gegensätze. Diese Lehre ging in der späteren chinesischen Schule insbesondere im Daoismus auf (Ying und Yang) und auch in den meisten Religionen. Das Christentum etwa stellt die Schaffung der Gegensätze als zentrales Symbol der Schöpfungsgeschichte auf: Die Schaffung von Tag und Nacht, die Trennung von Land und Wasser, usw.
Jedenfalls verknüpft mit der Lehre des Dvaita-Vedanta ist die Idee der Seelenwanderung. Hierunter versteht man nicht nur den Übergang der eigenen Seele (Atman) in die Weltseele (Brahman) sondern auch die traverse Wanderung der Seelen untereinander. Das passiert dann, wenn nach dem Tod Atman nicht in einer Seele (Jiva) sondern in mehreren Seelen aufgeht. Diese Form der Reinkarnation ist nicht die Ausnahme sondern die Regel, nur die Seele der Götter sind strikt getrennt und nicht dual angelegt. Das bedeutet, dass bei der Samsara (also der Wiedergeburt) nach dem Dvaita immer genau zwei Seelen verknüpft sind. Diese Theorie der zwei Seelen gibt es nicht nur im Hinduismus, auch in der griechischen Mythologie gibt es dazu eine Geschichte. Demnach besaßen früher alle Menschen vier Arme und vier Beine und wurden Kugelmenschen genannt. Die Kugelmenschen wollten zu den Göttern emporsteigen aber Zeus strafte sie für diese Untat, indem er sie teilte, sodass jeder Mensch nur mehr zwei Arme und zwei Beine besaß unsere heutige Gestalt. Nach der griechischen Mythologie ist nun jeder Mensch auf der Suche nach seinem Partner (von dem es genau einen gibt), und alle Zätzlichkeiten (Zb Umarmungen) sind eigentlich nur der Wunsch nach der früheren Geborgenheit um sich wieder mit seinem Seelenverwandten vereinen zu können. Das Prinzip der Dualität kommt also auch der griechischen Mythologie vor.
Zusammenfassend: Einzelseelen (Jiva) sind bei der Geburt mit einer anderen Einzelseele verbunden (Dvaita). Ob man diese Verbundenheit jetzt Dualseele oder Seelenverwandtschaft nennt ist egal, denn beides bezeichnet das gleiche (auch wenn manch etwas anderes behaupten). Der Begriff Seelenverwandt stammt nicht aus der hinduistischen Philosophie, bezeichnet aber das Prinzip der Dualität der Dvaita und ist daher richtig. Es gibt allerdings keinen einzigen Text der alten Völker, der darlegen würde, dass Seelen mit vielen anderen verbunden sind, es also Seelenfamilien gibt. Das ist eine neumoderne Erfindung.
Und nun aber stellt sich natürlich die Frage: Wenn das wahr ist, was ich schreibe, woher kommen dann diese vielen Texte über Dualseelen, Seelenverwandtschaft, Seelenfamilien und warum denken manche Menschen, man kann dies unterscheiden? Die traurige Wahrheit ist, dass diese Begrifflichkeiten kein altes Wissen darstellt, sondern erst in den letzten Jahren auf dubiosen Seminaren und im Internet verbreitet wurde. Ich hoffe ihr seid kritisch und nehmt hinterfragt alles, auch das, was ich schreibe. Daher bitte ich euch: Lest die alten Texte, lest die Schriften der alten Philosophen und ihr werden sehen, dass darin Begriffe wie Dualseele nie verkommen, diese Begriffe wurden im 19. Und 20. Jahrhundert in Europa von Menschen erfunden, die damit Geld machen wollten. Selbsternannte Lichtpriester verkaufen Seminare für einige tausend Euro und Sternenbotschafter schreiben in Blogs über Dinge, die sie auf solchen Seminaren gehört haben und damit verbreiten sich solche Irrglauben rasend schnell. Der Grund, warum solche Dinge erfunden werden ist einfach, dass man den Leuten in Seminaren Dinge erzählen will, die sie noch nicht kennen, damit sich die Seminarleiter als Gurus hinstellen können.
Machen wir das Selbstexperiment: Ich behaupte, niemand wird eine ältere Schrift finden, in der der Begriff Dualseele auftaucht, höchstens mittels Google ein paar Blogs, auf denen Privatpersonen darüber schreiben, ohne Quellen für ihr Wissen nennen zu können. Wollt ihr diesen wirklich glauben? Das Wissen, das von Vallabha, Madhva und anderen gesammelt und gelehrt wurde ist vollkommen kostenlos für jeden zugänglich, ihr müsst keine teuren Seminare besuchen um diese alten Weisheiten zu lesen. Ich will niemanden verbieten an das zu glauben, was er von einem Seminarleiter gehört oder auf einer Internetseite hat, aber wenn ihr meditiert, Yoga oder Qigong praktiziert, dann wollt ihr es doch auch so machen, wie es die ursprünglichen Meister in Indien und China gelehrt haben, oder? Denn dieses Wissen wurde lange perfektioniert und ganz ohne kommerzielle Hintergedanken entwickelt,
ich schenke dem daher viel mehr Glauben als einer Internetseite.