Seelenschmerzen

@mittenimleben,

o sorry wenn du meine nachricht noch nicht bekommen hast, eigentlich habe ich sie dir schon am vormittag geschickt, vielleicht guckst du mal in den posteingang kann sein das sie schon da ist, aber naja........ :sleep2:
 
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Stephan schrieb:
also, wieso ziehst du diese schlussfolgerung?
Es ist meine persönliche Lebenserfahrung:
Es ist viel schwieriger, sich selbst anzunehmen, als den anderen.
Es ist sehr schwierig, sich zu vergeben, dass man andere hasst, sie verachtet oder sich vor ihnen ekelt. Der Grund ist, dass wir es bis ins Knochenmark verinnerlicht haben, dass Hass, Ekel, Verachtung etc. negativ seien. Dass man das nicht haben dürfe. In den allermeisten Fällen genügt es, einen Dreischritt zu tun:
1. Erkenne, dass du diese Gefühle hast. (Das war bei MiL schon gegeben.)
2. Erkenne, dass es nicht der andere ist, welchen du ablehnst, sondern diese Gefühle in dir gegenüber dem anderen.
3. Erkenne, dass diese Gefühle nicht negativ sind, sondern in ihrem spezifischen Kontext notwendig sind und waren, dass aber daraus, dass diese Gefühle nun auf etwas ausserhalb ihres Kontexts angewendet werden, die Probleme entstehen.
Die Lösung lautet weder, den anderen zu ändern, noch sich selbst zu ändern. Die Lösung liegt darin, dass man sieht, dass diese "negativen Charakterseiten" zu einem gehören, dass sie ein absolut berechtigter Teil der eigenen Persönlichkeit sind.

Ich habe 20 Jahre gebraucht, um das zu lernen.
 
hallo mittenimleben,

ich bin zwar etwas spät dran, aber ich schreib dir trotzdem ein paar Zeilen, weil ich selbst auch schon einiges im Leben gemacht hab das für Leute wie Dich (moral-vorstellungs-bezogen gemeint) absolut "wie kann man nur" sein dürfte und trotzdem - zu den Zeiten als ich es tat gab es verdammt gute Gründe dafür das ich es getan habe und es hat auch meine eigene Einstellung verändert - ich kann sagen das ich relativ frei von Vorurteilen geworden bin - dadurch.

Gut ok - ich hab mich nie mit Drogen eingelassen, weil ich weiß das ich sehr stark "Suchtgefährdet" bin aufgrund meiner Genetik - beide Eltern waren Alkoholiker, und auch aufgrund meiner "kindheit"...
aber ich hab auch Zeitweise mit "männern sex gehabt, für dich ich abslut nix empfunden habe" um überleben zu können....
ich habe auch zeiten hinter mir in denen ich ausser mein Kind zu versorgen nix auf die Reihe bekommen habe - ja mein Kind hab ich trotzdem nie vernachlässigt - und das obwohl es mir zu den Zeiten Körperlich noch "gut ging"
Und ob ich mein Leben jetzt "im Griff habe" - nee ganz ehrlich habe ich nicht, aber ich arbeite daran auch wenn ich oft so wirke als würde ich ja nur rumjammern - jammern hilft einem nämlich kraft zu sammeln, wenn man dabei nicht vergißt trotzdem zu kämpfen...

Ich glaube das einzige was ich einem "potentiellen" (wobei das Thema ist für mich erledigt, ich mag nicht mehr) Partner nie verzeihen würde - aus seiner Vergangenheit - wäre wenn er sich an Kindern vergangen hätte....

liebe grüße,
Cailly
 
fckw schrieb:
Es ist meine persönliche Lebenserfahrung:
Es ist viel schwieriger, sich selbst anzunehmen, als den anderen.
Es ist sehr schwierig, sich zu vergeben, dass man andere hasst, sie verachtet oder sich vor ihnen ekelt. Der Grund ist, dass wir es bis ins Knochenmark verinnerlicht haben, dass Hass, Ekel, Verachtung etc. negativ seien. Dass man das nicht haben dürfe. In den allermeisten Fällen genügt es, einen Dreischritt zu tun:
1. Erkenne, dass du diese Gefühle hast. (Das war bei MiL schon gegeben.)
2. Erkenne, dass es nicht der andere ist, welchen du ablehnst, sondern diese Gefühle in dir gegenüber dem anderen.
3. Erkenne, dass diese Gefühle nicht negativ sind, sondern in ihrem spezifischen Kontext notwendig sind und waren, dass aber daraus, dass diese Gefühle nun auf etwas ausserhalb ihres Kontexts angewendet werden, die Probleme entstehen.
Die Lösung lautet weder, den anderen zu ändern, noch sich selbst zu ändern. Die Lösung liegt darin, dass man sieht, dass diese "negativen Charakterseiten" zu einem gehören, dass sie ein absolut berechtigter Teil der eigenen Persönlichkeit sind.

Ich habe 20 Jahre gebraucht, um das zu lernen.
hi fckw,

danke für diese erläuterung.
spontan würde ich sagen - irgendwas stört mich an diesem konzept.
darüber muß ich jetzt aber erstmal eine weile nachdenken um es voll zu erfassen
So habe ich das jedenfalls noch nicht betrachtet - wieder was neues.... :)

liebe Grüße, Stephan
 
Stephan schrieb:
spontan würde ich sagen - irgendwas stört mich an diesem konzept.
Hm, man sollte das nicht als Konzept verstehen. Es kann nicht allgemein angewandt werden, und es gibt viele Situationen, wo das Muster nicht gegeben ist und daher auch diese Auflösung nicht "passt".
 
hi fckw,

ja, aber ich habe leider kein passenderes wort gefunden als "konzept".

die prüfung der anwendungstauglichkeit, käme bei punkt zwei deines dreischrittes ins spiel, nehme ich an? oder wann sonst?
ehrlich herauszufinden, wem diese ablehnung wirklich gilt? also nicht nur "dass", sondern davor auch erstmal "ob"? aber wie soll das praktisch/konkret vor sich gehen?

insofern weiß ich auch nach wie vor nicht, wie du zu deiner einschätzung kommst, daß punkt 2 gegeben ist und nun umzusetzen wäre.
deine Intuition?

liebe Grüße, Stephan
 
hallo mittenimleben

ich finde es ist ein hilferuf deiner freundin.

ich habe jetzt nur deinen beitrag gelesen, es kann sein dass dir schon jemand so eine ähnliche antwort gegeben hat. wenn ja dann bitte ich um verzeihung.

erstens finde ich es von deiner freundin sehr mutig, dir dieses zu erzählen. sie hat vollstes vertrauen zu dir, sie liebt dich wirklich, sonst würde sie es dir nicht erzählen. sie will dass es keine geheimnisse gibt, damit anschliessend keine bösen überraschungen gibt, sie legt ihre vergangenheit offen auf den tisch. es wird für dich sicher ein schock sein, aber du hattest doch bevor du es wusstest, sie geliebt, mit ihr geschlafen und schöne stunden verbracht, sie ist jetzt kein anderer mensch. sie ist einfach nur ehrlich, sie hat in dich das vertrauen, dass sie ihre vergangenheit loslassen kann, hilf ihr dabei. sie wird es dir danken, sie nicht weg, verstosse sie nicht deshalb. sie liebt dich.

ich erzähl dir jetzt meine geschichte

ich habe einen schwager, mit dem ich mich wirklich sehr gut verstehe. ich kannte ihn schon 3 jahre. da erzählte er mir am telefon er ist verliebt. ich freute mich für ihn und fragte wie heisst den deine glückliche, er sagte es ist keine sie sondern es ist ein er. nachdem ich viele talkshow´s sah, hatte ich mit schwule und lesben kein problem. aber eines tages kam er mich besuchen, und es war vorher so, dass wir uns immer mit küsschen auf die wange begrüßten. das konnte ich plötzlich nicht, tat es gegen meinen willen. wi tranken kaffee und unterhielten uns. nach ein paar stunden ist er gefahren. am liebsten hätte ich die tasse aus der er getrunken hat, zerschmettert, den vor diesen mann grauste mir plötzlich. ich überlegte hin und her, wusste nicht wie ich damit umgehen soll. es war für mich ein schock, obwohl ich doch kein problem damit hatte, ja ich hatte keines solange ich nicht selbst damit betroffen bin, sprich in der familie es nicht erfahren habe und musste. meine frage, wie gehe ich damit um. dann dachte ich, ich kenne ihn jetzt 3 jahre, da war er auch schon schwul, und ich hatte ihm auch küsschen gegeben, er ist deshalb ja kein anderer mensch nur ich wusste es nicht, er hatte soviel vertrauen, dass ich ihn verstehen würde, denn er wollte nicht mehr länger schweigen. er wollte so geliebt und akzeptiert werden so wie er ist. das habe ich erkannt und ich sage dir eins, ich bin froh, dass ich so gehandelt habe. er kommt auch mit seinem freund zu uns, sogar mein mann hat es akzeptiert, obwohl er meinte, dass sein eigener bruder nicht mehr zu uns kommen braucht. es ist nicht so, dass man es ihnen anmerkt, da gibts kein händchenhalten usw. nein, es kommt mein schwager mit einem bekannten auf besuch, so sehe ich es. das ist mittlerweilen 7 jahre her.

der mensch ist der selbe geblieben, der einzige unterschied er will nicht mehr in lüge leben.

lg angel7

ich hoffe, ich konnte dir mit diesen beitrag eine andere sichtweise geben.
 
Stephan schrieb:
ja, aber ich habe leider kein passenderes wort gefunden als "konzept".

die prüfung der anwendungstauglichkeit, käme bei punkt zwei deines dreischrittes ins spiel, nehme ich an? oder wann sonst?
ehrlich herauszufinden, wem diese ablehnung wirklich gilt? also nicht nur "dass", sondern davor auch erstmal "ob"? aber wie soll das praktisch/konkret vor sich gehen?

insofern weiß ich auch nach wie vor nicht, wie du zu deiner einschätzung kommst, daß punkt 2 gegeben ist und nun umzusetzen wäre.
deine Intuition?
Ächz, du wirfst schwierige Fragen auf. Ja, es ist vermutlich eine Kombination von Intuition, Empathie und geistigem Kombinationsvermögen. Bei diesem Beitrag von MiL war es ein Wiedererkennen der Situation, wie ich sie selbst schon erlebt habe. Es genügte, dass ich mich fragte, wie ich damals die Situation gelöst hatte. Nur, was ich in mir gelöst habe, kann ich in anderen erkennen und lösen. Ich kann das nur selten, aber hier habe ich offenbar die richtige Stelle getroffen (wie mir eine PN auch bestätigt hat). Der entscheidende Punkt ist: Ich schliesse aus mir selbst auf andere Menschen. Ich habe in diesem Sinne nicht "gewusst", ob ich mit der Einschätzung richtig liege. Ich habe auch in Kauf genommen, mit meiner Einschätzung falsch zu liegen. Es ist gleichzeitig eine Binsenwahrheit wie auch eine tiefe Einsicht in die Natur des Menschen, dass viel mehr Liebe da ist, als sich die meisten Menschen selbst bewusst werden - und dass aber in ganz vielen Fällen der Mensch diese Liebe nicht richtig zu artikulieren vermag. Der Punkt ist eben nicht, wie immer behauptet, dass die Menschen nicht liebesfähig seien, sondern dass sie nicht wissen, wie sie ihre Liebe in einer akzeptablen Form artikulieren können.

Wenn du nun fragst, was mir die Sicherheit gibt zu wissen, dass MiL wirklich was für seine Freundin empfindet, dann kann ich das nicht beantworten, denn ich weiss es nicht. Sondern ich kann nur die Situation erfassen, mich in sie einfühlen und dann mittels ein paar grundsätzlichen Überlegungen Schlussfolgerungen anstellen, die aber weniger abstrakter und logischer Natur sind, als eher "der Logik des Menschseins" entspringen.

Wenn du dich selbst kennst, dann kennst du jeden Menschen. In den tieferen Wesenszügen unterscheiden sich die Menschen so gut wie gar nicht.
 
hi fckw,

deine antwort erklärt alles, was ich mit meinen fragen wissen wollte. und gleich einges mehr... :)
ich liebe dieses forum... :)
fckw schrieb:
Es ist gleichzeitig eine Binsenwahrheit wie auch eine tiefe Einsicht in die Natur des Menschen, dass viel mehr Liebe da ist, als sich die meisten Menschen selbst bewusst werden - und dass aber in ganz vielen Fällen der Mensch diese Liebe nicht richtig zu artikulieren vermag. Der Punkt ist eben nicht, wie immer behauptet, dass die Menschen nicht liebesfähig seien, sondern dass sie nicht wissen, wie sie ihre Liebe in einer akzeptablen Form artikulieren können.
darauf werde ich dich noch mal bei gelegenheit ansprechen- per thread oder Pn. :autsch:

liebe Grüße, Stephan
 
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fckw schrieb:
Die Lösung lautet weder, den anderen zu ändern, noch sich selbst zu ändern. Die Lösung liegt darin, dass man sieht, dass diese "negativen Charakterseiten" zu einem gehören, dass sie ein absolut berechtigter Teil der eigenen Persönlichkeit sind.

Ich habe 20 Jahre gebraucht, um das zu lernen.
Hi fckw,
ich kann Dir da sehr gut folgen, aber wird so ein Ekel- und Abwehrgefühl die Beziehung nicht dauerhaft behindern?
LG Elke
 
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