Ja, da hast Du Recht. Leicht in OT-Richtung gesteuert. Als Fast-Hauptverantwortlicher
muss ich zu meiner Rechtfertigung sagen, dass ich heute schon mal begonnen hatte auf Deine Eingangsfrage zu antworten. Die ist nämlich wirklich interessant, weil Angst im weitesten Sinne das Haupthinderniss eines jeden ist.
Ich habe zwar noch, was ich heute angefangen hatte, aber ich fange noch mal neu an. So OT ist das mit der "Wahrnehmungs-Frage" übrigens gar nicht. Aber es führt sehr weit und ist vielleicht erst mal eher nicht so sinnvoll. Aber letztlich geht es ja immer nur darum: Man leidet, und dieses Leiden soll aufhören. Worunter leidet man? Die Antwort vieler würde lauten: Vor der Ursache. Sagen wir z.B. einer Krankheit. Aber was verursacht eine Krankheit? Da kommen dann jede Menge Überzeugungen ins Spiel: Genetik, Umwelteinflüsse usw. Aber da läuft man schon abseits vom Kern der Sache. Denn das Leiden liegt in der Angst. Leiden ist Angst und immer psychisch. Man sagt sich: Klar, das ist auch gerechtfertigt denn die Ursache ist objektiv wahr. Nur: Bei einer Angsterkrankung kann man sehr deutlich sehen, dass es eine Art "selbst-aufrechterhaltendes-Prinzip" ist.
Angst verursacht Leid, verursacht Angst.
Aber ich will doch lieber mal auf Deine Eingangsfrage antworten, sonst schweife ich wieder ab.
Ich leide unter einer generalisierten Angstörung meine Therapeutin sagt dass die Ursachen meiner Probleme in der Seele sind. Diese sozusagen geheilt werden muss
Meine Frage wie kann ich am bessten meine Seele heilen? Wer kann mir weiterhelfen?
Ich würde mich nicht an den Begriff Seele klammern, da es dafür keine wirkliche Definition gibt. Ist damit Psyche oder Geist gemeint, oder ist damit eine Art Grundlage des Bewusstseins gemeint, die wiederum die Psyche beinhaltet... Das kann zu Mißverständnissen führen.
Arbeite mit dem was Du definitiv vor Dir hast. Du hast Angst. Du weißt mehr oder vielleicht auch weniger genau, wovor Du Angst hast. Du weißt mehr oder weniger genau warum Du "davor" Angst hast. Aber Du weißt wahrscheinlich eher weniger darüber, was in Dir abläuft, während Du Angst empfindest.
Ich versuche mal mein Konzept zu erklären. Konzept deshalb, weil das alles ein Spiel mit Gedanken ist. Auch jede Angst unterliegt einem Konzept... etwas das nicht statisch ist, nicht absolut. Es ist keine Frage der Wahrheit, sondern eine Frage dessen, was für einen selbst funktioniert.
Wenn etwas sehr einleuchtend erscheint, ist das ein Zeichen das es funktionieren kann. Es ist kein Zeichen dafür dass man eine Theorie vor sich hat, die objektiv wahrer ist als andere. Wobei ich das nicht ausschließen würde, immerhin halte ich jede Menge von "meinem" Konzept
Also...
Angst ist meinstes konkreter Art, z.B. die Angst vor Armut oder Krankheit, ist ein Ausdruck einer Grundangst. Diese Grundangst ist die Angst vor Isolation, Einsamkeit, Ablehnung, nicht geliebt sein, getrennt sein, usw.
Isolation ist ein guter Begriff dafür, wenn man sich klar macht was das bedeutet. Viele glauben, wenn sie sich überhaupt die Frage nach einer grundlegenden Angst stellen, es sei die Angst vor Existenzvernichtung oder Tod. Gleichzeitig würden so ziemlich alle zugeben, dass der Tod seinen Schrecken verloren hätte, wenn sie sicher sein könnten, dass z.B. all die Menschen die sie lieben ebenfalls dort sein werden. Die Angst vor dem Tod kann auch deshalb nicht so groß sein, wie die Angst vor Isolation....getrennt/ungeliebt sein, weil genau letzteres der Hauptgrund für Suizid ist. Allerdings gilt es zu beachten, das es hier um Psyche geht, nicht um äußere Situationen. Es gibt viele Menschen die äußerlich nicht isoliert erscheinen, Familie haben usw., sich dennoch so fühlen... Aber das nur nebenbei.
Der Punkt ist: Wenn man die Extreme von Ängsten auslotet, lernt man sie kennen, und sie verschwinden.
Das eine Extrem ist die Basis. Ich will meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass die "Isolations-Theorie" für jeden die Basis seiner Ängste korrekt darstellt. Aber es gibt sehr wahrscheinlich eine. Und man sollte sich nicht zu früh damit zufrieden geben, wenn man darin die Angst vor dem Tod sieht, da man sich fragen kann: Was fürchtet man da eigentlich? Dann kann es sein, das man dann eben doch bei dem Thema "getrennt sein" landet.
Das andere Extrem ist die Angst in ihrer konkreten Form. Eine Phobie vor Schlangen vielleicht, oder was auch immer. Die konkrete Form ist in der Regel leicht erkennbar. Die Angst-Basis ist das nicht unbedingt. Es ist nicht so leicht, von konkret auf grundlegend zu schließen. Genau das ist aber das was heilend wirkt, weil man anfängt zu verstehen.
Außerdem ist hilfreich, vielleicht sogar am wichtigsten, zu erkennen was innerhalb des Geistes bzw. der Psyche, abläuft. Was macht Angst? Ist es die Wahrnehmung etwas Äußeren? Sagen wir eine Person hat Angst vor einer Spinne. Die Spinne wird wahrgenommen und die Person mit Spinnenphobie fühlt Angst. Die Spinne kann nicht die wirkliche Ursache des Angstgefühls sein. Sie ist vermutlich vollkommen ungefährlich, objektiv keine Ursache für Gefahr und eine andere Person saugt sie ohne Sorge mit dem Staubsauger auf, oder ein Naturfreund bringt sie nach draußen.. wie auch immer... Die Angst findet im Ängstlichen statt. Aber wie?
Die Wahrnehmung wird interpretiert (sollte es nicht eine äußere Wahrnehmung betreffen, reicht die Wahrnehmung von Gedanken... es ist dasselbe Prinzip). Jeder Gedanke wird interpretiert. Es gibt eine Kette von Interpretationen, die "Überzeugungen über..." entsprechen, die die Basis mit dem Konkreten verbindet. Die Wahrnehmung einer Spinne führt im Phobiker (nennt man das so? ) zu seiner grundlegenden Angst und "aktiviert" sie... was die Emotion auslöst. Die führt dann wiederum zur Suche..nicht finden...nicht damit umgehen können... Angst.
Das ist eine "Leid-Schleife", die man simpel darstellen kann. Ich fühle das ich psychisch leide, habe Angst. Warum? Ich suche nach der Ursache. Ich finde keine, was mir wiederum Angst macht, oder ich finde eine von der ich vermute, sie könnte Ursache sein... Dann wird mir die Wahrnehmung, und sei sie nur gedanklich, dieser vermeintlichen Ursache Angst machen. Das Gefühl von Angst, führt zur Wahrnehmung von Angst und umgekehrt. Man muss das gesamte Prinzip, und es besteht aus einem gedanklichen Konzept dessen Bausteine wiederum Überzeugungen sind, aufdecken.
Daher gibt es m.A.n. eine hilfreiche Möglichkeit: Bewusstmachen, hinterfragen... Die gedanklichen Bausteine erkennen, die das Angstgebäude errichten. Und ich glaube sogar das es die einzige ist. Entweder führt das Leben dazu, indem man Ängste durchleben muss und man dadurch bewusster wird, oder indem man zielgerichtet daran arbeitet die "Bausteine" bewusst zu machen. Letzteres ist die schnellere Version und man kann es ohne zuviel Leiden schaffen.
Es gibt mehrere Methoden. Gedanklich ist für mich obiges Konzept hilfreich...
1. Es gibt eine Art grundlegende Angst. Man muss sie nicht benennen... Nicht mal so allgemein wie ich es tat. Nur davon ausgehen, das es eine Art schwer zu definierender Angst gibt.
2. Es gibt konkrete Ängste.
1. Möglichkeit: Der zweite Punkt, konkrete Ängste, ist geklärt. Das weiß man... Du kannst Dich einfach fragen, ob das wovor Du Angst hast konkret ist, wie bei einer Phobie... Oder ob Du "nur" mit dem eher unkonkreten Angstgefühl zu kämpfen hast.
2. Möglichkeit: Es gibt keine greifbare Ursache. Ich weiß nicht genau, was genau eine Angststörung ist... Aber vielleicht ist es genau so etwas.
Aber auch bei einer nicht-konkreten Angst... was nicht negativ ist, weil es bedeutet, dass man schon nahe an der Basis ist, gibt es etwas das sehr konkret ist, nur nicht ganz leicht erkennbar: Gedanken als Auslöser.
Diese Gedanken sind ebenfalls Überzeugungen und beschäftigen sich mit einem bestimmten Thema. Alle Gedanken, die zu einem Angst-Gebäude anwachsen, haben eine Art gemeinsamen Punkt... Dieser verbindende Punkt ist der Basis sehr nahe. Die Gedanken selbst wiederum sind die Annäherung an das Konkrete, bzw. das Konkrete selbst. Der Gedanke an sich. Es mag vielleicht nicht so konkret sein wie eine Phobie vor was auch immer. Aber es sind Gedanken, die in dem Moment erkennbar sind.
Der Hauptpunkt dabei ist: Diese Gedanken erscheinen als absolut wahr. Zumindest so absolut wahr, das sie für einen selbst vollkommene Bedeutung haben. Das Paradebeispiel kann man als "Verwirrung" zusammenfassen. "Nicht-erkennen-können".... "Ursache suchen aber nicht finden können". Die Ironie in einem Angst-Gedankenspiel dieser Art ist: Man stellt sich die gesamte Zeit vor, dass man nicht erkennen kann was einem Angst macht, das man nicht weiß, und das man verwirrt ist. Das diese Gedanken lediglich Überzeugungen sind, die nur dadurch das man sie denkt, und man ihnen Bedeutung "schenkt" diese Macht haben, übersieht man dann.
Noch mal, weil ich eine Ahnung habe, dass ich irgendwie heute nicht wirklich gut darin bin, deutlich machen zu können was ich meine
Es geht darum, den gesamten Weg von der Grundangst... (einem "Gefühl das etwas nicht stimmt", das so gut wie jeder latent in sich trägt, und einen dazu veranlasst auf Ursachen-Suche zu gehen...) zu den konkreten Gedanken/Überzeugungen aufzudecken, was erkennbar werden läßt, das die ursächliche Bedeutung eingebildet ist.
Jede Überzeugung überzeugt dann, wenn sie für einen persönlich Bedeutung hat. Bedeutung hat alles, worin man eine Ursache für eine bedeutsame Wirkung sieht. Wirkungen sind grundlegend unterteilt in positive und negative Bedeutung: "Gutes Gefühl, schlechtes Gefühl".
Mein Tipp wäre, wenn Du praktisch etwas tun willst: Denk bewusst die Gedanken, und notier sie am besten, die Angst auslösen. Sollte es eine "äußere Angst" sein, eine Phobie vor Höhe z.B.... dann lauf nicht auf einen Turm, sondern denk einfach Du stehst auf einem. Das reicht aus. Frag Dich, was Du in einer solchen Situation denkst. Möglichst bewusst zu sein, ist das Mittel um möglichst wenig dabei zu leiden. Wenn Du einfach Gedanken notierst, bei denen Du emotional eine starke Angst-Reaktion erfährst, hast Du das obere Extrem geklärt. Den konkreten Teil. Wenn Du dann auf die Suche nach einem roten Faden gehst, einem verbindenden Prinzip, was Du dann findest, wenn Du Dich fragst: Warum habe ich Angst vor... (z.B. Höhe), bringen Dich die Antworten jeweils der Grundangst näher.
Eine Antwort beim Thema Höhe ist z.B. sicherlich die Angst vor dem Tod... grundlegender: Gefahr.
Es mag auch andere Antworten geben. Aber: Wichtig ist nicht eine abschließende Antwort zu finden, sondern das Gesamt-Konzept zu verstehen, das die gesamte Angst vor Augen führt. Die meisten wissen nur: "Ich habe Angst vor Höhe .... oder Spinnen... oder..." Aber sie wissen nicht, was ihr Geist automatisch an Assoziationen ausspuckt, wenn sie nur daran denken, geschweige denn auf einem Turm stehen... oder eine Spinne wahrnehmen. Und das ist der entscheidenden Punkt. Da laufen Automatismen ab, die solange ablaufen, wie sie nicht erkannt werden. Sie werden solange nicht erkannt, indem man sie für wahr hält, was solange der Fall ist, wie man sie nicht hinterfragt und daher nicht weiß, worauf man sie gründet. Man kann das alles offenlegen. Es ist möglich.
Eine simplere, aber m.A.n. nicht ganz so effektive Variante ist: Die Angst denken. Ganz simpel einfach Gedanken denken die Angst machen. Sehr bewusst. Das ist wichtig dabei. Wenn man das konsequent macht, verliert sie sich. Im Grunde ist es genau dasselbe, als wenn Du alles notierst. Nur führt letzteres schneller zu einem klaren Bild.
Wenn Du einen Gedanken nimmst, der eine starke emotionale Reaktion auslöst - Angst, diesen Gedanken Dir bewusst vor Augen führst... und darauf achtest, was er an Assoziationen auslöst und diese notierst, machst Du es Dir leichter, sie wieder zu hinterfragen. Das ganze Gebilde sieht übrigens in der Regel etwa so aus, wie zwei Pyramiden... Eine steht auf dem Kopf mit der Spitze nach unten. Die zweite steht auf dieser, mit der Spitze nach oben. Also die Form eines Drachen (ich meine damit die mathematische Fläche). Eine Spitze oben und eine unten. Die untere Spitze symbolisiert die schwer zu definierende Grundangst, die obere die konkrete Angst. Aber... halte Dich nicht an sowas fest. Grundlegend gilt: Bewusstmachen. Verstehen wie man sich gedanklich, auf der Basis von automatisch ablaufenden Assoziationen (Angst-Programme irgendwie) selbst Angst macht. Das kann man erst beenden, wenn man sie kennt. Dann geschieht es von alleine.
Und es funktioniert wirklich. Allerdings ist ein großes Problem: Inkonsequenz. Das liegt daran, dass ein Teil der Angst aus Hoffnungslosigkeit besteht und man das extrem schnell für wahr hält. Dann gibt man auf. Daher ist das Thema der Hoffnungslosigkeit sehr entscheidend. Ohne daraus jetzt noch ein Buch zu machen: Hoffnungslosigkeit besteht aus einem "Zeitgefühl", dem Gedanken von Dauer... Konkreter sind es häufig Überzeugungen wie: "Selbst wenn es möglich ist, es wird ewig dauern" etc. Diese Gedanken sind schwer zu erkennen, gerade weil man sie für so wahr hält. Sie sind aber ebenfalls Überzeugungen. Daher wäre mein Tipp immer darauf zu achten, wenn Widerstände auftauchen und, falls Du das versuchen willst, Du aufgeben willst. Es spricht nichts dagegen dann aufzuhören. Allerdings wird man auch nicht wieder anfangen, wenn man Hoffnungslosigkeit als die Basis fehlender Konsequenz nicht als das erkennt was es ist: Ein weiteres Angst-Konzept. "Ich kann nichts machen, ich schaffe es nicht, es ist unmöglich... ".
Aber wie gesagt... Es funktioniert. Je konkreter die Angst, desto leichter ist es. Aber auch wenn die Angst nicht konkret sein sollte, schwer zu erkennen, ist es möglich. Dann besteht sie schon aus dem "Verdammt, ich weiß einfach nicht warum ich Angst habe." Es ist logisch dass das Angst macht. Gleichzeitig wird es übersehen und dadurch aufrechterhalten... Und genau das ist das Prinzip jeder Angst.
VG,
C.