Schwarzrote Perlen

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Inflation (Hier kommt die Maus!))

Mein altes fossiles Ich zappelt kulturgeschockt im Netz, wie das Kind in der eisernen Jungfrau. Nächtlicher Datenerguss. Milch und Honig auf Knopfdruck. Mega gigageile Datenbankfilialen verschleudern nonstop ihre Herrlichkeiten moderner Geistesgegenwart erstmalig auf meinen Aldi-Kristallmonitor. Halbwertzeit nahe Null. Gereizte Netzhaut. Berberil. Mir ist zum Heulen. Google mich selbst. Kugle mich vor Lachen. Meine lyrischen Ichs waren ja schon vor mir drin. Lerne dadurch alte, bis dato unbekannte Freunde in der virtuellen Fremde kennen. Schneefeder hat mir sogar extra eine ganze Seite gebastelt. Scheint also doch nicht alles mies zu sein, in der schnöden neuen Avatar Welt. Möchte mir aber auf jeden Fall selbst treu bleiben in der Veränderung modern globaler Zeiten. Deshalb presche ich ungestüm immer weiter vor ins Netz mit doppeltem Boden, wie ein Panzerfahrer durch die Geisterbahn. Untergrundautor X. Y. veröffentlicht gerade sein erstes umweltfreundliches Elektrobuch. Das freut die Bäume. Bröckchenweiser Netzwerkangriff auf das gedruckte Wort. Entfremdungstheorie- und praxis. Trigger. Will mir spontan einen runterladen. Scheitert aber an meinen schönen technischen Unfähigkeiten. Aspirin. Mir ist nach Auskotzen zumute. Foren-Anmeldemarathon. Schnupperplausch mit einem meiner neuen dunkelfreundlichen Chatkumpane, der Zen-Buddhismus lehrt, seit er durch ein E- Book darüber erleuchtet wurde. Inniges Gedenken des Todes. Worthülsen. Kohletabletten. Verdünnisiere mich mit einem Schweigegelübde. Unmengen von Spreu gefressen, um dann endlich doch noch an mein langersehntes kühles Dunkelweizen zu gelangen. Ultimativer Absacker in der Poetenstube der „Dark Poets“, bei denen ich mich ab sofort heimisch zu fühlen pflege. Hier ist man noch Mensch, hier darf man‘s sein.-Zwischen zwei Klicks - zurück in die heimelig gedruckte Schwärze des Orkus.

-Amön Joe- (Elfman)
 
Vom Meer her bewegt sich
Abbild und Gleichnis
hin zu mir,
ins dämmrige Dunkel der Stadt.
Geheimnisse,
die das Offensichtliche
zusammenhalten.

Schwanengesang des Tölpels,
Nimmersatt, nimmer froh,
erstarrt
in gieriger Hoffnung.

Peitschender Regen fällt.
Unbefriedet wild wuchernde Schöpfung
im Krieg mit sich selbst.
Tropfen im Wind,
kreischende Wehen
im Kreißsaal des Kosmos
Ständig mit Trennung gequält
und wieder
mit neuer Vereinigung.

Es ist Winter,
mein Fenster verschlossen.
Eine Eisblume
träumt sich
zurück ins Meer.

-Amön Joe- (Elfman)

heckmann_2009_yes_you_can.jpg

Yes You Can
2009, Collage, Mixed media, Ø 70cm
© Philipp Heckmann / All rights reserved

Sehr berührend. :)
 
Blind
wie ein Maulwurf
winde ich mich
durchs steinig dunkle
Tränennass der Erde.

Ein verdammter
schwarzer Mistkäfer,
der seinen eigenen Dung
mit fremdem
geistigen Dünnschiss
verquirlt hat,
um den Extrakt aus beiden,
dann zum handlichen Globus
zusammengerollt,
immer weiter,
eifrig vor sich her,
in eine unbestimmte Zukunft
zu schieben.

Auf verschlungenen Pfaden
folge ich den Wandlungslinien
eines zeitlos, uralten Orakels,
wühle darin
nach Zeichen
und Wundern,
und finde doch nur
die brennenden Schatten
meines verglimmenden Selbst.

-Amön Joe- (Elfman)

heckmann_2004_eyecatcher.jpg

Eyecatcher
Photography, Shell, Koh Tao, Thailand, 2004
© Philipp Heckmann / All rights reserved
 
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Grau und massiv, von Schwermut überschattet,
steht es da.
Verwunschenes Schloss
auf nacktem Fels,
umrankt von schwarzen Rosen.

Erspar‘ dir das Anklopfen,
tritt einfach ein.
Nur keine Scheu,
ich habe einen guten Becher
und will ihn mit dir teilen.

Du hast dir ja dein Kleidchen ganz schmutzig gemacht,
den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben.
Gedanken zerfetzen Gedanken
in stürmisch tobender Nacht.


Du denkst, die Angst sei Teil deines Blutes,
dabei ist sie auch nur ein Erzeugnis deiner Gedanken
und du selbst
bist nur ein Resultat deiner - ebenfalls Ängste schürenden Umwelt.
Auf der Suche nach Be8ung,
konditioniert auf Konkurrenzkampf
und die Vermehrung von Bequemlichkeiten und Besitztümern.
Wo Hoffnung ist, da ist auch Angst.
Wir sind alle voll Furcht ein großes Nichts zu sein.

Im Moment wirst du von niemandem bedroht,
kein wildes Tier will dich verspeisen.
Schaue also einmal aufmerksam auf deine Angst
ohne sie in Worte oder Bilder zu zwängen
Grüble mal nicht darüber nach, was dir in einer,
noch gänzlich unerschaffenen , Zukunft geschehen
oder was aus deiner unabänderlichen Vergangenheit über dich hereinbrechen könnte.

Blicke nur ganz tief in dein Gefühl der Angst,
tauche darin ein ohne dabei aber, auch nur im Entferntesten,
an eines jener Worte und Bilder zu denken, die dir Furcht einflößen.
Beobachte nur.
Schaue deiner Empfindung direkt ins wesenlose Auge.
Spürst du, wie deine Atemzüge tiefer werden?
Atme auf!
Du bist selbst ein Teil dieser namenlosen Angst
und keineswegs getrennt von ihr.
Sie ist kein eigenständiges Wesen.
Schau’ dich an.

Stehe zu dir selbst,
all deinen Taten und Untaten,
Wirklichkeiten und Träumen ,
Gedanken und Gedankenlosigkeiten.
Sei ehrlich zu dir.
Entlarve und demaskiere dich.
Ersinne keine Ausflüchte mehr.
Nimm dich an, in deiner Ganzheit,
mit all deinen Stärken und Schwächen.
Sonnenbade im reinigenden Feuer der Liebe.
Dann, wenn du mit dir selbst ins Reine gekommen bist,
wird es keine Furcht mehr geben.

-Amön Joe- (Elfman)
 
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