Schwarzes Beben

Bald geht´s zurück in die Sommerheimat, aber noch beginnt es grad zu schneien, es ist kalt und es wird doch einige Zeit dauern. Soweit ich das beobachten konnte und vermute, bleiben die Junggesellen der Rabenkrähen und Hybriden am längsten hier, die Brutpaare (vor allem Saatkrähen sind zügig) fliegen verständlicherweise als erstes zurück, gibt es doch viel zu tun zu Hause an Nestbau- und/oder Ausbesserungsarbeiten.
Enorm, dass die <Jährlinge diese lange Strecken direkt schon überwinden können.


Sich erheben
by Amant´s


:morgen:
 
Werbung:

Auf dem Ansitz
by Amant´s

"Colin war erschüttert. "Du meinst - du meinst, ihr lebt nicht sehr lange?"
"So ist es", sagte Okotona. "Ich zum Beispiel - mir geht es bisher recht gut. Ich bin schon fast ein Jahr alt. Aber wahrscheinlich bleiben mir nur noch ein paar Tage."
"Woher weißt du das?"
"Nun, gestern holten sich die Wiesel eine Emily, und vorgestern schnappte sich der Bussard einen Harold. Wir sind nur mehr wenige hier in Rabens Ruh."
"Wie schrecklich für dich, dauernd deine Freunde zu verlieren."
"Ach das macht nichts", sagte der Pika. "So geht es nunmal zu auf der Welt. Es kommen genug Kleine nach. Dieses Frühjahr hatte mein Weibchen einen ziemlich guten Wurf, und sie zog mit einem anderen Weibchen zusammen. Wenn eines daran glauben muss, kümmert sich das andere um alle Junge. Natürlich werden es im Laufe der Zeit immer weniger. Aber alles in allem klappt es ganz gut."

Colin ließ sich das durch den Kopf gehen. Wir konnte man so leben, mit so einer fatalistischen Einstellung? Warteten diese Pikas einfach darauf gegessen zu werden? Unternahmen sie überhaupt keine Anstrengung sich zu retten?
Natürlich wollten sie sich retten! Er erinnerte sich daran, wie Okotona, oder Edward oder wie er sonst heißen mochte, weggelaufen war, als Colin seinen Hunger erwähnte. Trotzdem schien sich dieses Tier keine großen Sorgen zu machen, wenn es um Leben und Tod ging.

"Hast du dir jemals Gedanken darum gemacht, was nach deinem Tod geschieht?", fragt er.
Der Pika zögerte. Er grübelte eine Minute lang.
"Nach meinem Tod. Ich muss mal überlegen. Wenn ich sterbe, dann bin ich tot. Aber viele andere Pikas leben noch. Die Pikahaftigkeit lebt fort."
"Pikahaftigkeit?"
"Das Wesentliche, das, was einen Pika ausmacht. Die Pikahaftigkeit."
"Aber du als Individuum, bist tot."
"Als Individuum schon, aber es gibt noch die vielen anderen. Und da wir eigentlich alle dieselben sind, also ....."
Colin konnte sich nicht zurückhalten. "Wie meinst du das, dass ihr alle dieselben seid? Ihr könnt doch nicht alle dieselben sein?"
"Natürlich sind wir das", sagte der Pika. "Schau uns doch an. Dieselbe Größe, dieselbe Gestalt, dieselbe Farbe. Auch dieselben Gewohnheiten, Pikahaftigkeit."
"Also ist Pikahaftigkeit für dich das wichtigste? Wichtiger als dein Leben als Individuum?"
"Sicher. Auch wenn einer von uns stirbt: die Pikahaftigkeit geht weiter. Ist es bei Raben nicht genau so?"

"Eigentlich .... nicht ganz", erwiderte Colin und kam sich auf seltsame Weise egoistisch vor. Er würde weiter darüber nachdenken müssen. Er versuchte, die tiefere Bedeutung zu verstehen. Wenn alle Pikas sich für denselben Pika hielten, dann würde jeder individuelle Pika .....

Bevor er diesen Gedanken zu Ende denken konnte, erfasste sein Auge einen kleinen schwarzen Schatten, der auf sie zuschoss. Als er plötzlich genau über ihren Köpfen stehen blieb, schrie Okotona laut: "Iiik!" und hastete auf den Rand des Felsblocks zu. Aber der Schatten wurde größer, ein Pfeifen ertönte, und weg war der Pika. Er zappelte in den Klauen einen großen braunweißen Vogels. Der Vogel wechselte vom Sturzflug in die Gerade und glitt mit hoher Geschwindigkeit über die Bäume davon.
[...]


Auszug aus Rabens Ruh
Ben Gadd


Etwas später
by Amant´s
 
Die Eule lehrt auch richtiges, konzentriertes Zuhören und zwar so lange, bis alles verstanden wurde, denn es tritt nichts in unser Bewusstsein, das nicht eine Botschaft an uns hätte.

Als Symbol für Weisheit gilt die Eule, da sie aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten tiefer (in die Natur) zu blicken vermag als andere Wesen und dabei stets eine stoische Ruhe bewahrt. Sie gibt ihr Wissen aber nur denjenigen preis, der die dafür nötige Reife erlangt hat.




Waldohr schaut aus dem Wald
by Amant´s
 
Auszug aus Rabens Ruh (Ben Gadd)

Sie waren auf gleicher Höhe mit den höchsten Gipfeln, weit über der Baumgrenze. Dann, wie ein Stein, stürzte er hinunter.

"Wow! Das muss ich auch probieren! Hoppla!" Colin wurde weggerissen. Noch nie hatte er einen solchen Luftsog gespürt. Furchterregend schnell sog er ihn auf die Erde hinab. "Ork!"

Zack hatte überhaupt keine Angst. Fröhlich schlug er im Luftstrom seine Purzelbäume. "Ju-huuuu!" Aber als er sich nach Colim umsah, der verzweifelt gegen den Sog des Fallwinds ankämpfte, erinnerte er sich an Colins Beinahe-Katastrophen in ähnlichen Situationen. Er sah das Entsetzen in seinen Augen und rief ihm zu: "Lass dich einfach treiben! Weiter unten läuft der Sog parallel zum Boden und wendet sich dann wieder nach oben zum Gipfel. Es ist okay! Lass dich treiben!"

Colin befolgte Zacks Rat. Er entspannte sich und ließ sich von den Launen des Windes hin und her werfen. Er spürte, wie er getragen wurde, zuerst hinunter, dann in einer horizontalen Linie zur Ostwand des Berges zurück, dann, schlingernd und torkelnd, die Felsen entlang, wieder hinauf - eine riesige Achterbahn der Luftmassen, die auf unsichtbaren Geleisen hinunter tauchten, dann wieder hochkletterten, um das gleiche Spiel aufs Neue zu treiben. Es war ein berauschendes Abenteuer.

"Tolle Sache, was? Heilige Bäume, ist es nicht großartig ein Rabe zu sein? Ein mickrige Meise könnte so was nie schaffen! Der würden alle Federn weggeblasen, und dann würde sie vom Himmel runterfallen wie eine kleine rosa Maus! Krah-ha-ha!"

"Aber jetzt kommen wir wieder auf die Höhe des Bergkamms. Lass dir etwas zeigen. Bleib in meiner Nähe."
Oben sah Colin die Schneewolken über den Kamm ziehen. Er blinzelte gegen die Flocken. Auf der ganzen Länge des Bergkamms trieben dünne, fransige Schneestreifen nach Osten. Am Himmel, direkt über ihm, schien die Sonne durch die fliegenden Eiskristalle und zauberte Farben in die Streifen: Variationen in Blassrosa, Blau, Gelb und Grün. Ständig änderten sich die Farben.

Fasziniert sah Colin zu. "Zack, so etwas Schönes hab ich noch nie gesehen."
"Kann ich mir denken."
"Das hier ist der schönste Platz auf Erden."
"Kann man wohl sagen."
"Ich würde gerne wissen, wie es ist, wenn man dort drüben Chinooken spielt."
"Chinooken also. Jetzt hast du diesem verrückten Sport einen Namen gegeben. <Chinooken> Krah-ha-ha! Super!
"Wollen wir es dort drüben probieren?"
"Warum nicht?"

Und schon waren sie auf dem Weg dorthin.


Mit diesem letzten Teil (ausgewählt vom Meinigen) beende ich den Ausflug in die Welt von Rabens Ruh an Dich @Black_Wolf gerichtet und lasse alles weitere - auch hier in Schwarzes Beben - für alle offen. :)


White Wolf
by Amant´s ..
 
Neues Leben beginnt zu spriessen in der Natur. Diesen Bussard als regelmäßigen Besucher habe ich beim Balzspiel in den Lüften mit Partner/in noch sehen können, jetzt aber ward er aus dem Sichtfeld verschwunden seit der Schnee weg ist und die Kälte gewichen. Er wird ganz sicher seinen Horst nicht in der Nähe der Schwarzen haben, das wäre zu gefährlich. Ein ziemliches Prachtexemplar. :- )



Der Besucher
by Amant
 
Werbung:

Schwarzes Beben
by Amant


Echt abgefahrenes Bild----duckt sich der Bussard, weil er die heran nahende Krähe spürt ?
...oder duckt er sich , um ein Opfer anzupeilen?
Echt, ........... dieser spezielle Moment , dieser Augenblick ...
lässt großen Ermessungsspielraum,
ein wirkliches Moment-Bild!!
 
Zurück
Oben