Schwangerschaftsabbruch in der Familienaufstellung

Falls ich auch Off-Toppic bin...na ich riskier´s mal:

Wir töten keine Seele, wir töten den Körper, der ein Mensch ist oder wird, je nach Sichtweise.

Gibt es dzu was aus der FA zu berichten?

Das könnte man so sehen: Man beginnt für die Seele ein Haus zu bauen, in das sie liebend gerne einziehen möchte. Die Erbauer beschließen aber, das Haus wieder abzureissen.
 
Werbung:
...Mir wurde gesagt, das eine Schwangerschaft ein Vertrag zwischen 2 Seelen sei und jede Seele das Recht habe, diesen Vertrag zu lösen...
Wessen Seelen sind denn da gemeint? Wer schließt den Vertrag? Wenn es - wie ich annehme - Mutter und Kind sein sollten: Welche Rolle spielt dann ein Vater im System? Wenn schon Vertrag, wäre es dann nicht einer zwischen drei Seelen?

Überhaupt in diesem Zusammenhang: die Rolle der Väter bei Abtreibungen. Wie sieht es denn da mit Erfahrungen in Aufstellungen aus?

Alles Liebe,
Jake
 
Indigomädchen;980058 schrieb:
1. Wir töten keine Seele, wir töten den Körper, der ein Mensch ist oder wird, je nach Sichtweise. Gibt es dzu was aus der FA zu berichten?
2. Das könnte man so sehen: Man beginnt für die Seele ein Haus zu bauen, in das sie liebend gerne einziehen möchte.
Liebe Indigo,

1. Ja - so könnte man es sagen. Es ist oft so, dass die Seele des Kindes ja noch da ist - und zB. ihre Trauer spürbar ist. Da geht es in die Richtung : "Als Kind habe ich Dir damals keinen Platz gegeben - aber jetzt nehme ich Deine Seele gerne auf." Dann muss man schauen, was die Seele des Kindes braucht. Manchmal genügt das liebevolle Angenommen sein. Manchmal freut sie sich zB. über ein neu gepflanztes Bäumchen als "Wohnort". Manchmal tut es ihr gut, mit einem Namen beschrenkt zu werden. Wenn die Seele des Kindes zufrieden ist, ist auch die Veränderung im Raum - und im Leben der Familie - spürbar. Es kann sein, dass dauernde Streitereien und / oder Schwermut wie weggeblasen sind und sich zu Fröhlichkeit und Lebendigkeit wandeln.

Es kann aber ebenso sein, dass die Seele damit zufrieden ist, dass sie bemerkt wurde und angenommen wurde - und dann geht.

2. Das ist ein Vorurteil, das nicht immer stimmt : Nicht jede Seele möchte wirklich auf die Welt kommen. Manche schrecken auch davor wieder zurück. (Es gibt ja genug Schwangerschaften, die von selbst wieder zu Ende gehen - viele, wo die Frau nicht mal bemerkt, dass sie kurz schwanger war.) Ich habe schon an anderer Stelle von der verblüffenden Situation geschrieben, wo in der Aufstellung des Abbruches sich herausstellte, dass das Kind selbst nicht zur Welt kommen wollte und dafür die Mutter um Verständnis bat.

LG, Reinhard
 
Wie sind in einer Aufstellung die Erfahrungen, wenn eine Frau abgetrieben hat, und sie dadurch unfruchtbar wurde oder sie durch Unfall/Krankheit evtl. später die Fruchtbarkeit verloren hat??? Sei es durch Entfernen der Eierstöcke oder Gebärmutter.
Wie schon erzählt : in einem Fall wurde eine Frau, die nach einem Abbruch jahrelang kein Kind bekam, unmittelbar nach der Aufstellung schwanger.

Zu den körperlichen Folgen habe ich folgenden Eindruck : ich halte es für möglich, dass ein unbewältigter Abbruch auch in eine Krebserkrankung münden kann. Was mir aufgefallen ist : Die Frauen, die ich körperlich gesund kennenlernten, die trauerten um das Kind. Die Frauen mi einem Abbruch, die ich auf der Krebsstation kennenlernte - die schilderten es so, dass sie um das Kind keine Trauer empfinden. Die erlebte ich auch sehr verhärtet. Da scheint mir, dass sich der unterdrückte Schmerz in den Körper (und in eine Erkrankung) verlagert hat. Auch, dass da eine unbewußte Selbstbestrafung stattfinden kann.

Das was Du beschreibst erlebe ich meist eher als "Folgeerscheinung" eines Vorlebens - als karmisch zu verstehendes Geschehen.

LG, Reinhard
 
@ hallo Jake

...ich gestehe, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht...

Ich glaube, das die meisten Frauen über eine Abtreibung nachdenken, wenn sie beim Erzeuger keinen Rückhalt erfahren; dieser zu ihnen sagt, das sie abtreiben sollen.
Sicherlich gibt es auch Frauen, deren Partner ein Kind möchte, sie selbst aber nicht!
Tja, ich vermute, das der Vertrag zwischen Mutter/Kind gemeint ist und der Vater ja "noch" aussen vor ist...so ist es bei mir angekommen...

Mir fällt gerade ein, das ich so gut wie gar nicht davon gehört/gelesen habe, wie Männer empfinden, deren gezeugtes Kind ohne deren Einverständnis abgetrieben wurde. Manche Männer werden es vielleicht auch nie erfahren, da es hinter deren Rücken geschehen ist...?

Vielleicht bekommen wir ja hier eine Antwort darauf?!

Liebe Grüße Antenne
 
1. Wer schließt den Vertrag? Wenn es - wie ich annehme - Mutter und Kind sein sollten: Welche Rolle spielt dann ein Vater im System? Wenn schon Vertrag, wäre es dann nicht einer zwischen drei Seelen?
2. Überhaupt in diesem Zusammenhang: die Rolle der Väter bei Abtreibungen. Wie sieht es denn da mit Erfahrungen in Aufstellungen aus?
1. Dass alle drei Seelen (Vater-Mutter-Kind) miteinander karmisch verbunden sind, habe ich noch nicht (oder Kaum ? - genau kann ich es jetzt gar nicht sagen) erlebt. In der Regel zwei - und zwar alle Variationen : Vater-Kind, Mutter-Kind, Geschwister-Kind.
2. Das ist eigenartig : ich persönlich merke das bei Frauen viel eher - bei Männern selten, dass da das leid eines Schwangerschaftsabbruches im Hintergrund steht. Meist - aber nicht immer ! - ist für das Kind die Annahme durch die Mutter wichtiger. Es kann aber auch sein, dass der Vater mehr an dem "verlorenen" Kind leidet - und die Wiederbegegnung zwischen vater und Kind DAS entscheidende und Lösende ist : für beide.

LG, Reinhard
 
Wie schon erzählt : in einem Fall wurde eine Frau, die nach einem Abbruch jahrelang kein Kind bekam, unmittelbar nach der Aufstellung schwanger.

Zu den körperlichen Folgen habe ich folgenden Eindruck : ich halte es für möglich, dass ein unbewältigter Abbruch auch in eine Krebserkrankung münden kann. Was mir aufgefallen ist : Die Frauen, die ich körperlich gesund kennenlernten, die trauerten um das Kind. Die Frauen mi einem Abbruch, die ich auf der Krebsstation kennenlernte - die schilderten es so, dass sie um das Kind keine Trauer empfinden. Die erlebte ich auch sehr verhärtet. Da scheint mir, dass sich der unterdrückte Schmerz in den Körper (und in eine Erkrankung) verlagert hat. Auch, dass da eine unbewußte Selbstbestrafung stattfinden kann.

Das was Du beschreibst erlebe ich meist eher als "Folgeerscheinung" eines Vorlebens - als karmisch zu verstehendes Geschehen.

LG, Reinhard


Lieben Dank Reinhard, für diese Ausführungen, dies könnte ich mir auch sehr gut vorstellen.
Also könnte es auch gut sein, dass Frauen die ihre Gebärmutter/eierstöcke Jahre nach einem Abbruch, durch Krankheit o.ä. verlieren, sich selbst damit "bestrafen", weil sie durch den unterdrückten Schmerz, meinen(unbewußt) sie hätten keine Kinder mehr verdient?! oder sehe ich dies nun falsch???
 
Mir fällt gerade ein, das ich so gut wie gar nicht davon gehört/gelesen habe, wie Männer empfinden, deren gezeugtes Kind ohne deren Einverständnis abgetrieben wurde.
Deutlicher kann man es nicht gezeigt bekommen, dass man nicht wirklich geliebt wird. Ich habe es zweimal erlebt, dass eine Frau mir sagte, dass sie ein Kind abtreiben würde (wenn sie schwanger würde) - und irgendwie war in dem Augenblick die Partnerschaft zu Ende (auch wenn das offizielle Ende später stattfand).

Mir kommt vor, dass es bei der Abtreibung mehr um den Partner geht als um das Kind. Dass man (Vater oder Mutter) das Kind dann ablehnt, wenn man den Partner (die Frau oder den Mann) nicht wirklich will und liebt.

---------------

Was übrigens ganz wichtig ist : in Aufstellungen zeigt sich nicht immer die Frau als "Hauptverantwortliche". Manchmal weiß das Kind ganz genau, dass es wegen der Abehnung durch den Vater nicht zur Welt kommen konnte !

LG, Reinhard
 
Also könnte es auch gut sein, dass Frauen die ihre Gebärmutter/eierstöcke Jahre nach einem Abbruch, durch Krankheit o.ä. verlieren, sich selbst damit "bestrafen", weil sie durch den unterdrückten Schmerz, meinen(unbewußt) sie hätten keine Kinder mehr verdient?!
Ja - da wirkt oft diese archaische Vorstellung, dass man an den Gliedern gestraft würde, mit denen man gesündigt habe.

Hinzu kommt, dass Frauen es so empfinden können, dass sie nach dem Abbruch nicht mehr glücklich werden dürfen - weil das Glück auf dem Tod des Kindes fußen würde.

LG, Reinhard
 
Werbung:
Das ist im Falle eines "erfolgreichen" Schwangerschaftsabbruchs das Kind, nicht wahr?


Das eben können wir, glaube ich, nicht beurteilen. Es erscheint uns so, ja. Und bestimmt ist es auch oft so, doch wenn ich dann lese, daß Kinder nicht geboren werden wollten - wer ist dann das schwächste Glied?

Spannend, wie sich hier die Diskussion vom Bericht über Erfahrungen mit Abtreibungen zu einer Diskussion gewandelt hat, in der massiv ideologische Aspekte durchblinzeln.

Ich kann freilich auch zu einer Kündigung Freisetzung sagen und zu einem Rückgang Minus-Wachstum ... das ändert an den Sachverhalten nichts, sondern nur daran, mit welchen Konstrukten ich Beziehung zu den Sachverhalten aufnehme. Im Wort "Schwangerschaftsabbruch" kommt das Kind nicht mehr vor, da erscheint die Schwangerschaft wie eine Krankheit. Das Kind kam aber de facto vor, und seine - auch schönfärbelnd sprachliche - Beseitigung zeitigt Folgen, die u. a. zum Leitmotiv einer Aufstellung werden können.

Eigentlich, vom Klang des Wortes und seiner Bedeutung her, fände ich, daß "Freisetzung" einen wesentlich positiveren Impuls vermittelt, als "Kündigung".
In welchem Wort kommt das Kind vor? Im Wort "Abtreibung" ja auch nicht.

Ich meine, primär käme es einmal drauf an, wie eine Klientin selbst ihr gegangenes Kind und ihre eigene Rolle dabei sieht bzw. die von Mitbestimmenden... wenn sie das seelisch bei sich als ungesühnten Mord empfindet, ist das eine völlig andere Situation (in der jedoch das Kind als Mensch, als Seele gesehen wird) als wenn sie das "nur" als Zwischenfall betrachtet, der irgendwie wieder ausbalanciert gehört. Und ohne irgendeine Wertung sind beide Positionen durchaus möglich, werden auch beide Betrachtungsweisen öffentlich argumentiert (was ja auch zur eigenen Bewusstseinsbildung beiträgt), und es kann eigentlich für einen Aufstellungsleiter auch nur maßgeblich sein, auf welches Bewusstsein die/der Aufstellende fokussiert ist und welche Wege sich da in der Sicht auf das gegangene Kind zeigen ... das werden in der Rege wohl jene sein und auch jene Wirkungen, wie sie eingangs dieses Threads beschrieben wurden. Ich sehe aufstellungstechnisch auch überhaupt keinen Anlass, auf solches Geschehen irgendeine Begriffspunze zu setzen. Da halte ich ein weichspülendes "Schau, da kann man doch eh nicht von Mord sprechen" für ebenso überflüssig und potenziell manipulativ wie die Allüre eines Patriarchen, der meint, die Urteile zu kennen, die das Leben seiner Ansicht nach spricht.


Weiß nicht, ob das etwas mit Weichspülen zu tun hat. Ich denke eher, mit einer vorurteilsfreien Sicht. Einen Unterschied macht es freilich, wenn sich die Frau selbst als Mörderin sieht, oder der Arzt, der es tut, sich ganz innen so fühlt - doch das sollte doch nur von den betreffenden selbst kommen?

Für die Freiheit des Aufstellungs(beg)leiters ist es freilich von Bedeutung, wie er selbst mit dem Phänomen von Aborten umgeht. Da zeigt sich für mich professionelle Qualität, in der konkreten Arbeit mit dem Klienten Allparteilichkeit zu wahren und nicht die eigenen Bewertungen einzubringen. Und ist für mich eine ziemlich offene Frage, was eher dazu beiträgt, mich in "die leere Mitte" einer Aufstellung begeben zu können: die engagierte Verteidigung meiner eigenen Weltsicht ("Abtreibung ist... keinesfalls...") oder die Anerkennung, dass es dazu eine Vielfalt möglicher Annäherungen unter ethischen, sprachlichen und existenziellen Aspekten gibt.


Die "leere Mitte" würde für mich bedeuten, daß überhaupt keine Bewertung stattfindet (falls das überhaupt geht) und einfach nur gesehen wird, wie sich die Menschen in dem, was sie getan haben, fühlen. Und prinzipiell finde ich es halt besser, nicht von Mord zu sprechen in diesem Bezug.

Liebe Grüsse, Alana
 
Zurück
Oben