Schwach und Wertlos

Hallo Vollkornsocke,

"Auf den Putz hauen" ist nicht einfach, wenn man manisch-depressive Eltern hatte und jedes "falsche Wort" eine Katastrophe auslösen konnte. Ich kenn das noch von mir: ich habe meine wahren Gefühle so tief in mir verborgen und mich selbst von ihnen getrennt bis ich nur noch leer war. Die eigenen Bedürfnisse mussten zurückstecken, denn "sie " hatten es ja so schwer (und ich durfte den "Frieden" nicht gefährden, weil ich so abhängig von meinen Eltern war). Ich konnte nicht wütend sein, ich konnte mich nicht durchsetzen und wenn ich mich mal nicht unter Kontrolle hatte, dann fühlte ich Schuld und Scham. Ich weiß noch, wie sehr ich mich selbst verabscheut habe. Kommt Dir das bekannt vor?

Liebe Grüße,

Syndra
 
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hallo Syndra.

Ja. Ja. das kommt mir sehr bekannt vor! Jedes mal wenn ich die Kontrolle über mich verliere, überkommt mich Scham und Wut zugleich. Ich hasse mich in solchen Momenten. Damals, in meiner Kindheit, mussten wir immer ruhig und leise sein, damit wir meinen Vater der die ganze Nacht durchgesoffen hat nicht wecken und er böse wird oder so. ....
 
ah, die Milchverschütter :) jetzt gehts los, vollkornsocke
schön mutig bleiben, und die Schuld im Außen finden. Das ist dein gutes Recht. Du warst ein wehrloses Kind. Du hattest absolut keine Chance.
erInner Dich
 
Liebe Vollkornsocke,

mir hat das Schreiben sehr geholfen. Mit einem Therapeuten mochte ich nicht reden, wir haben mal ne ganze Sitzung lang geschwiegen...:rolleyes: Denn ich war der Meinung, dass meine Gefühle niemanden etwas angehen und dass ich sie niemanden zumuten dürfte. (Selbst wenn jemand dafür bezahlt wird, sich mein "Gejammer" anzuhören...) Ich habe einfach alles aufgeschrieben, unzensiert. Dann war ich wütend, ununterbrochen viele Wochen lang. Nebenbei habe ich gelesen, esoterische Selbsthilfebücher, die einem immer wieder nahelegten, dass jeder Mensch wertvoll und vom Leben gewollt ist, so wie er ist. Ich wusste nicht, wer ich bin, das hat mich wahnsinnig gemacht. Also habe ich gelernt mit dem Tarot zu arbeiten, dann Astrologie. Es war ein langer Prozess, aber nun weiß ich, wer ich bin und ich mag mich sehr gern. Finde Deine eigene Methode, um Dich (erst einmal in einem geschützten Raum) auszudrücken und Dich kennenzulernen. Du bist es wert.

Liebe Grüße,

Syndra
 
die schuld im Außen finden... hm. wurde mir da das Gehirn gewaschen, oder warum hört sich das für mich so falsch an??


gehirn gewaschen. gut geraten, wiederum
Eltern neigen dazu Kinder zum Schweigen zu bringen (mit Schuld, mit Schmerz, mit Androhungen). sie wollen ja nicht dass es rauskommt. sie wollen niemals Vorwürfe hören.
Und den meisten gelingt das bis ins Grab.
 
Hallo vollkornsocke

Es ist eigentlich egal wer schuld hat, weil man nur selbst ein Problem lösen kann oder eben nicht. Es sei denn diejenigen die Schuld haben behindern einen bei der Problemlösung, dann wären sie schon relevant.

Ich kann aus eigener Erfahrung ein Beispiel hinzusteuern.

Ich wurde als Kind in der Schule von anderen gemobbt. Auch wenn mein Verhalten keine Berechtigung dafür war, dass ich gemobbt wurde (habe ja nicht die anderen geärgert), war es doch so, dass ich mich so verhalten habe, dass mir das quasi passieren "musste".

Auch wenn ich nicht schuld daran war, dass die Anderen mich mobben, hatte das dennoch mit eigenen Fehlern zu tun und ich war letztlich die einzige Person die das verhindern konnte durch entsprechendes Verhalten, obwohl die Erziehung zuhause auch mitverantwortlich war, musste ich das Problem selber lösen.

So ist es eben. Vielleicht hilft es einem wenn man weiß, dass man es nicht (ausschließlich) selbst verbockt hat, aber es ändert nichts.

Nebenbei ist meine jetzige Situation möglicherweise objektiv schlimmer als deine. Habe praktisch keine Kontakte im realen Leben, keinen Job, sitze den ganzen Tag vorm Computer usw. Es macht mir aber nicht (mehr) soviel aus.

LG PsiSnake
 
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