KingOfLions
Sehr aktives Mitglied
Warum hat Schule genau diesen Auftrag, der sich teilweise vollständig von den natürlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten des Menschen entfernt hat?
Jein, sehe ich nicht ganz so. Das hat für mich mehrere Facetten. Ja, wir kranken zum Teil im Schulsystem noch immer an der Geschichte des Schulsystems, von dogmenreiche elitären Kirchenschulen über Militärschulen mit Drill und Zucht und Ordnung bis hin zum "moderenen" Schulsystem das leider sehr viele diese geschichtlichen Prinzipien noch immer widerspiegelt.
Aber Kinder müssen auch Struktur lernen, wenn sie es von ihren Eltern nicht mitbekommen haben. Das beginnt beim Aufräumen der Patschensackerl in der Volksschule und endet bei den Abgabeterminen in den Oberstufen.
Eine gewisse Ordnung, gewisse Verhaltensregeln dienen auch dazu, dass die Lehrer nicht vollends die Nerven verlieren.
Und letztendlich dient das alles dazu, der Wirtschaft Menschen mit einem halbwegs einheitlichen Bildungsstand für den Einstieg in den Beruf anzubieten.
Schule war NIE für die Bedürfnisse der Menschen (welcher Menschen), sie ist eine Chance einen guten Start in das Leben zu kommen. Wie jeder diese Chance wahrnehmen kann, ist halt sehr durch seine Anlagen und das war er in den ersten 6 Jahren von den Eltern mitbekommen hat determiniert.
Es gibt vereinzelt strebsame Schüler, die wunderbar mit Auswendigkernen zurechtkommen, die Frontalunterricht sogar lieben. Diese Schüler sind in der Minderheit. Ihnen fällt es leicht diesen vereinfachten "Nürnberger-Trichter-Weg" zu gehen, sich mit Wissen, anstatt es selbst zu erarbeiten, füllen zu lassen.
Ich war auch nie gut im auswendig lernen . Da habe ich immer schlechte Noten gehabt. Aber ich habe den Vorteil gehabt, schnell zu verstehen und mir Sachen die ich verstanden habe gut merken zu können.
Das worauf die Schule halt wenig Rücksicht nimmt sind unterschiedliche Geschwindigkeiten und unterschiedliche Intelligenz von Schülern. Nur ... auch das ist wieder Schule für's Berufsleben ... denn da nimmt auch keiner Rücksicht auf deine Bedürfnisse ... entweder du kommst mit, oder du wirst aussortiert.
Warum muss sich bei einer Klassenarbeit die Gauß'sche Kurve in der Notenvergabe wiederspiegeln?
Wo kommt das her? Das ist ein Indikator der etwas über die Schwere einer Klassenarbeit aussagt, und weniger über die Qualität der Schüler. Aber man muss das natürlich hin und her schieben ... wenn zu viele 1er sind, dann war die Arbeit zu wenig fordernd, wenn zu viele 5er sind dann war die Arbeit zu schwer oder das Lehrziel wurde nicht erreicht.
Warum sollen Kinder nicht bdürfnis- und talentgerecht gefördert und utnerrichtet werden?
Sollen sie ja. Das ist etwas, mit dem ich vollinhaltlich einverstanden bin. Nur ... das kann nicht vollinhaltlich Aufgabe eines staatlichen Schulsystems sein. Sondern hier sind eben auch die Eltern gefordert.
Warum soll es kein wirklich durchgehend gebildetes Volk geben?
Gibt es doch. Wir haben den extremen Vorteil, dass wir schon über 100 Jahre Schulpflicht haben, d.h. wir haben auch Eltern die ihre Kinder unterstützen können und wollen. Andere Länder kämpfen mit Analphabetentum, mit Ideologisierung weil Bildung fehlt .... Wir kämpfen auf hohem Niveau damit, dass dank erlaubtem Taschenrechner die letzten Schülergenerationen nicht mehr Kopfrechnen können ....
Warum muss nach einer Leistungsvorgabe auf Zeit aussortiert werden?
Siehe oben.
Warum müssen Kinder inhaltlich zerrissenen Unterricht ertragen? Warum erschwert man an Schulen zusammenhängendes Lernen?
Was verstehst Du unter "inhaltlich zerrissenem Unterricht"? Willst Du 1/2 Jahr nur Mathe pauken, und dann 1/2 Jahr nur turnen? Oder meinst Du das fehlende Fächerübergreifende? Das iegt doch beim Einzelnen, diese Zusammenhänge festzustellen. Das ist auch etwas, das man einem Kind nur schwer beibringen kann.
Warum dürfen Lehrer nicht per Videoaufnahmen sporadisch in ihrem Tun kontrolliert und so auch überwacht werden?
Weil das für keinen Arbeitnehmer zulässig ist.
Diese Normierung macht nur dann Sinn, wenn man einen Menschen heranziehen will, der folgsam und strebsam, aber doch im Ganzen unwissend und unfähig ist, der Arbeitsanweisungen ohne sie zu hinterfragen Folge leistet, sich in Autoritätshörigkeit eingeübt hat, sich in Wettbewerb zu seinen Mitmenschen sieht (nebst der Bereitschaft andere Menschen zu verdrängen), also ein widerspruchsfreier, dem Arbeitgeber in allen Punkten gegenüber loyaler Arbeitssklave zu sein hat.
Nein, sehe ich nicht so. Gerade Bildung ermöglicht einem Menschen frei zu denken. Natürlich ist die Wirtschaft primär an einem einheitlichen Bildungsstand, schnellem Verstehen und Folgsamkeit (Führungshörigkeit) interessiert. Und da sind wir wieder beim geschichtlichen Erbe der Schule ....
Aber was die meisten Menschen als Dogma haben ... jetzt ist die Schule aus, jetzt brauche ich nichts mehr lernen (kann ich auch verstehen, hatte ich nach 13 Jahren Schule auch eine Zeit lang satt). Nur, wenn man eben interessiert ist, dann entwickelt man sich automatisch weiter, lernt sein ganzes Leben. Und wenn man dieses Interesse, diese Energie aus welchen Gründen auch immer nicht aufbringen kann, dann bleibt man halt Erfüllungsgehilfe derer die interessiert sind.
In dem Sinne ist Bildung einfach Interesse ... die Schule legt nur einen Grundstein, lesen, schreiben, Allgemeinwissen, sich für Dinge zu interessieren ... nur ... mit Leben erfüllen muss man das schon selber.