Es kommt darauf an, was es ist. Wenn ich durch unbedachtes Handeln einen Fehler gemacht habe und dieses bald darauf erkenne, versuche ich den Schaden in Grenzen zu halten indem ich mit dem Betroffenen spreche und sage, "du, ich hab da Mist gebaut, daß es so kommt, war nicht meine Absicht".
Auch nach längerer Zeit kann eine klärende Aussprache helfen. Zwar ist es erst mal unangenehm, aber hinterher fühlen sich beide Seiten besser, weil man darüber geredet hat.
Ich hatte vor Jahren folgende Situation: habe Ende der 80er meine damaligen Freund nach fast 8 Jahren wegen eines anderen verlassen, den ich bald darauf geheiratet hatte. Von meiner Warte aus mußte es so sein, denn mit dem früheren Freund hatte ich mich in eine äußerst bescheidene Situation hineinmanövriert, aus der ich mit ihm nicht mehr herauskam. Der andere, in den ich unsterblich verliebt war und von dem ich mich geradezu magisch angezogen fühlte, bot mir die Chance auf ein völlig neues Leben, und ich dachte, nun muß ich auch einmal an mein eigenes Leben denken. Also heiratete ich, war voll mit den Aufgaben meines "neuen" Lebens beschäftigt, und dachte, alles andere hätte ich hinter mir gelassen.
Daß ich die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen meinem verlassenen Freund gegenüber im Unterbewußtsein mitgeschleppt hatte, habe ich erst gemerkt, als ich 10 Jahre später - meine Ehe war auch inzwischen wieder geschieden - eine Ausbildung in einer Kleinstadt begann, und mein Ex (der, den ich wegen des anderen verlassen hatte) plötzlich als Kunde in der Buchhandlung stand, in der ich arbeitete. Ich hätte im Erdboden versinken können, mir schlug das Herz bis zum Hals!
Zum Glück hatte er mich an dem Tag nicht erkannt, und ich konnte mich erst mal in Gedanken damit beschäftigen, daß ich am selben Ort gelandet war, wie er, und konnte mich auf eine erneute Begegnung innerlich vorbereiten.
Dieser Moment, vor dem ich so gezittert hatte, fand dann beim Einkaufen an der Ladenkasse statt - wir verabredeten uns auf eine Flasche Wein bei mir, und sprachen uns aus. In der Aussprache ist dann herausgekommen, daß mein Weggang sich im Endeffekt auch für ihn damals als positiv erwiesen hatte, denn hätte ich ihn weiterhin mitversorgt, wäre er nie auf eigene Füße gekommen. So aber ist es gekommen, daß er, auf sich allein gestellt und gewissermaßen "unter Druck", später einen Job gefunden hat in einem Bereich, der ihm sehr viel Freude macht und von dem er leben kann. Außerdem sagte er, daß auch ER ein schlechtes Gewissen mir gegenüber gehabt hätte!
Nach diesem Gespräch ging dann jeder wieder seines Weges, von einem schweren Druck befreit, und wenn wir uns irgendwann noch einmal begegnen sollten, können wir uns in die Augen sehen, denn das, was zwischen uns ungeklärt war, hat endlich seinen guten Abschluß gefunden und ist aufgelöst.
Ja, und ich bete heute auch wieder - denn obwohl ich keiner Kirche mehr angehöre, habe ich doch meinen Glauben an Gott und die Engel bewahrt. Ob All-Vater Gott, Jesus Christus, die Große Mutter, Odin oder einfach Alles-Was-Ist - ich denke, es spielt keine Rolle, wie wir die Höhere Instanz nennen, an die wir uns mit unseren Sorgen wenden, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand an GAR NICHTS glauben kann. Ohne Glauben an etwas Höheres, wüßte ich nicht, wo ich heute wäre.