Schuldig

Zwar uraltmodisch aber das einzige, was hilft: Zur Beichte gehen!

Was für die Kleidung "chemische Reinigung" bedeutet, bedeutet für die Katholen "Beichte".

Alle anderen Rituale sind Ersatzrituale aus dem "Supermarkt der Gefühle", die nicht lange halten und sich letztlich auf einer anderen Ebene sich (sogar) verstärkt wieder "zu Wort" melden!

Vagabondo.

Es geht auch ohne Übermacht, die sich einbildet, alleinig für die Gnade eines Menschen sorgen zu können! Deine Annahme ist extrem einseitig und ich verstehe sie einzig und allein als DEINE Meinung zu der Sache - bitte nicht verallgemeinern - lass doch jeden seinen eigenen Weg finden, hm?

Esofrau
 
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Es kommt darauf an, was es ist. Wenn ich durch unbedachtes Handeln einen Fehler gemacht habe und dieses bald darauf erkenne, versuche ich den Schaden in Grenzen zu halten indem ich mit dem Betroffenen spreche und sage, "du, ich hab da Mist gebaut, daß es so kommt, war nicht meine Absicht".

Auch nach längerer Zeit kann eine klärende Aussprache helfen. Zwar ist es erst mal unangenehm, aber hinterher fühlen sich beide Seiten besser, weil man darüber geredet hat.

Ich hatte vor Jahren folgende Situation: habe Ende der 80er meine damaligen Freund nach fast 8 Jahren wegen eines anderen verlassen, den ich bald darauf geheiratet hatte. Von meiner Warte aus mußte es so sein, denn mit dem früheren Freund hatte ich mich in eine äußerst bescheidene Situation hineinmanövriert, aus der ich mit ihm nicht mehr herauskam. Der andere, in den ich unsterblich verliebt war und von dem ich mich geradezu magisch angezogen fühlte, bot mir die Chance auf ein völlig neues Leben, und ich dachte, nun muß ich auch einmal an mein eigenes Leben denken. Also heiratete ich, war voll mit den Aufgaben meines "neuen" Lebens beschäftigt, und dachte, alles andere hätte ich hinter mir gelassen.
Daß ich die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen meinem verlassenen Freund gegenüber im Unterbewußtsein mitgeschleppt hatte, habe ich erst gemerkt, als ich 10 Jahre später - meine Ehe war auch inzwischen wieder geschieden - eine Ausbildung in einer Kleinstadt begann, und mein Ex (der, den ich wegen des anderen verlassen hatte) plötzlich als Kunde in der Buchhandlung stand, in der ich arbeitete. Ich hätte im Erdboden versinken können, mir schlug das Herz bis zum Hals!
Zum Glück hatte er mich an dem Tag nicht erkannt, und ich konnte mich erst mal in Gedanken damit beschäftigen, daß ich am selben Ort gelandet war, wie er, und konnte mich auf eine erneute Begegnung innerlich vorbereiten.
Dieser Moment, vor dem ich so gezittert hatte, fand dann beim Einkaufen an der Ladenkasse statt - wir verabredeten uns auf eine Flasche Wein bei mir, und sprachen uns aus. In der Aussprache ist dann herausgekommen, daß mein Weggang sich im Endeffekt auch für ihn damals als positiv erwiesen hatte, denn hätte ich ihn weiterhin mitversorgt, wäre er nie auf eigene Füße gekommen. So aber ist es gekommen, daß er, auf sich allein gestellt und gewissermaßen "unter Druck", später einen Job gefunden hat in einem Bereich, der ihm sehr viel Freude macht und von dem er leben kann. Außerdem sagte er, daß auch ER ein schlechtes Gewissen mir gegenüber gehabt hätte!
Nach diesem Gespräch ging dann jeder wieder seines Weges, von einem schweren Druck befreit, und wenn wir uns irgendwann noch einmal begegnen sollten, können wir uns in die Augen sehen, denn das, was zwischen uns ungeklärt war, hat endlich seinen guten Abschluß gefunden und ist aufgelöst.

Ja, und ich bete heute auch wieder - denn obwohl ich keiner Kirche mehr angehöre, habe ich doch meinen Glauben an Gott und die Engel bewahrt. Ob All-Vater Gott, Jesus Christus, die Große Mutter, Odin oder einfach Alles-Was-Ist - ich denke, es spielt keine Rolle, wie wir die Höhere Instanz nennen, an die wir uns mit unseren Sorgen wenden, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand an GAR NICHTS glauben kann. Ohne Glauben an etwas Höheres, wüßte ich nicht, wo ich heute wäre.
 
Hallo.

Mich würde sehr interessieren, wie ihr mit eurer Schuld umgeht. Wie könnt ihr euch verzeihen, selbst vergeben?

In jeder Schuld, die ich in mir fühle (aktuell eine, die mir nach Jahrzehnten erst bewusst wird), kann ich zwar vom Kopf her sagen, ok, so war die Situation damals und du konntest nicht anders handeln, aber im Herzen schmerzt es sehr.

In mir hab ich so ein kleines Schuldenkonto und immer, wenn es mir schlecht geht, verweilt der maso-selbstmitleidige Blick auf den roten Zahlen der Vergangenheit und ich weiss einfach nicht, wie man mit diesem Ballast (und es ist egal um welche Schuld es sich dabei handelt. Für den einen muss es Mord sein um ihn zu belasten, für den anderen ist es schon eine geklaute Schokolade) einen inneren Frieden erreichen kann. Wie schafft ihr das? Ist es nicht viel leichter anderen zu vergeben, als sich selbst?

Oder ...... habt ihr keine Schuld?

Liebe Grüße
anamu

Hallo Anamu,

ich kenne das gefühl Schuld sehr gut und die Geschichten die damit einher gehen.Wende deinem Verstand/Ego den Rücken zu und schau dir das reine Gefühl an ohne es mindern zu wollen oder wegzuhaben.Lass auch diese Geschichte fallen das du jemals irgendwas Falsch gemacht hast.Du hast nie was Falsch gemacht,du hast aber auch nie was Richtig gemacht ;)Alles was wir im Leben erleben führt uns doch ins hier und jetzt und das ist doch alles Wert.

LG Mouna
 
Schuld ist das Pendant zur Verantwortung und zwar ist dass eine passiv und lähmend und das andere aktiv und befreiend. Der Schlüssel dazu heißt Liebe! Und zwar die zu dir selbst!


Ich könnte mir denken, dass Anamu eben genau dieser Teufelskreis belastet.
"Wie kann ich mich selbst lieben trotz der Schuld?"

Auch die Verantwortung kann nicht ungeschehen machen, dass man jemanden verletzt hat (meist denjenigen. dem man am engsten verbunden ist). Aber was sich als sehr hilfreich erweist, ist es, zu zeigen, dass man aus den alten Fehlern gelernt hat und sie nicht wiederholt. Eine echte Transformation wird von den Mitmenschen, an denen man sich schuldig gemacht hat, gefühlt.

LG
Daisy
 
.....es spielt keine Rolle, wie wir die Höhere Instanz nennen, an die wir uns mit unseren Sorgen wenden, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand an GAR NICHTS glauben kann. Ohne Glauben an etwas Höheres, wüßte ich nicht, wo ich heute wäre.

Ja.
Je mehr ich mich auf dieses tragende Element (für mich ist es Gott) einlasse, desto getragener fühle ich mich.

Deine Geschichte, Sunna, ist richtig schön. Es gibt keine Zufälle.
 
wieso mus man denn an ein höheres was auch immer glauben...?
Ich glaube an MICH..
denn ich alleine bestimme meinen weg.
ich alleine kämpfe meinen kampf.
und alleine ich weiß, wo meine schwächen liegen und kann meine stöärken ausbauen..
dazu brauche ich niemanden der über mir steht und mich trägt.. ich bin stark genug alleine zu stehen.. und sollte mir die stärke einmal fehlen, so gibt es meine familie und meine freunde die mich stützen, und anders rum...

ich akzenptiere das nicht jeder diese stärke besitzt oder einfach gläubig ist aber diese sollten die nicht gläubige einstellung genauso respektieren und akzenptieren.
 
wieso mus man denn an ein höheres was auch immer glauben...?
Ich glaube an MICH..
denn ich alleine bestimme meinen weg.
ich alleine kämpfe meinen kampf.
und alleine ich weiß, wo meine schwächen liegen und kann meine stöärken ausbauen..
dazu brauche ich niemanden der über mir steht und mich trägt.. ich bin stark genug alleine zu stehen.. und sollte mir die stärke einmal fehlen, so gibt es meine familie und meine freunde die mich stützen, und anders rum...

ich akzenptiere das nicht jeder diese stärke besitzt oder einfach gläubig ist aber diese sollten die nicht gläubige einstellung genauso respektieren und akzenptieren.

Wunderschön, aber wie gehst du mit Schuld um? Bist du schonmal in der Situation gewesen dich schuldig zu fühlen?
 
Ja, das ist es. Nicht mehr änderbar. Und ich fürchte je länger sie dort im Kopf bleiben, desto schädlicher ist diese "Schuld".

Liebe Anamu, im Kopf kreist sie und stört uns, aber sie ist nicht nur da sondern sitzt tief im Herzen und tut manchmal fürchterlich weh.

Vielleicht kann man sie teilen? Oder einfach abgeben? Wegwerfen?
 
Danke für eure Antworten :)
Leider glaube ich nicht an Gott. Es gibt keine Gebete. Und es gibt keinen mehr, der vergeben könnte.



Ja, das ist es. Nicht mehr änderbar. Und ich fürchte je länger sie dort im Kopf bleiben, desto schädlicher ist diese "Schuld".

lg
anamu

Versuche es mal mit Philosophie :)

Heidegger macht deutlich, dass der Mensch im Wesen schuldig ist, denn, was er auch macht, er muss immer etwas anderes dafür unterlassen.
Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als alles so verantwortlich wie nur möglich zu tun: verantwortet gegenüber sich selbst und gegenüber der Gesellschaft.
Jede Tat muss eine Äußerung unserer eigenen Person sein, muss ursprünglich sein, und sie muss das Resultat unserer bewussten Wahl als Menschen in der Gemeinschaft sein.
Schuld ist wesentlich mit dem ursprünglichen Sein verbunden oder umgekehrt: Das Negieren von Schuld steht der Ursprünglichkeit im Wege.
Es klingt zwar paradox, aber die Wahl für die Schuld bestimmt den Grad der Unschuld.

...also, nimm es nicht so schwer :winken1:
 
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