noch einmal - der auszug aus dem verlinkten text, der sehr anschaulich beschreibt, wie schulddenken aufrecht erhalten wird.
zitat aus diesem text:
Menschen neigen dazu, nach einem traumatischen Erlebnis jede neue Erfahrung durch die Linse der Wunde zu sehen, die ihnen beigebracht wurde. Und irgendwann beschreiben sie ihr Leben als eine Folge von Katastrophen, gegen die sie machtlos sind, weil ihre verwundete Vergangenheit ihnen alle positiven Gelegenheiten geraubt hat. Obwohl sich die Menschen dadurch selbst begrenzen, beziehen sie große Macht daraus, diesen Geisteszustand beizubehalten, weil er es ihnen erlaubt, ein Leben der geringsten Erwartung und beschränkten Verantwortung zu führen. Er sichert ihnen den Beistand der Anderen und sie nutzen die Schuldgefühle, die sie verursachen, dazu, den Beistand weiter aufrecht zu erhalten. Und so sprechen sie verbittert über Ziele, die sie wegen der Geschichte ihres emotionalen oder physischen Missbrauchs nicht erreichen können oder konnten und finden ein Unterstützungssystem, das ihrem Verwundetsein wohlwollend und verstehend gegenübersteht, ohne sie jemals dazu aufzufordern, es zu überwinden. Da von der verwundeten Persönlichkeit nichts erwartet wird, kann sie auch niemals versagen. Im Laufe der Jahre haben sich die Menschen an diese Art von Macht und Selbstschutz gewöhnt und finden es immer schwieriger bis unmöglich, sich zu ändern. Tatsache ist jedoch, dass die ständige Betonung der Wunden unserer Psyche genau so schaden kann, wie die ursprüngliche Verletzung. Genau genommen, ist das Verweilen bei einer Wunde eine Art Selbstverstümmelung, bei der unser Bewusstsein stets auf Schwäche und damit niemals auf Genesung konzentriert ist. Wer Unabhängigkeit und Stärke fürchtet, dem fällt es schwer, seine Gesundheit beizubehalten oder zurück zu gewinnen.