Schriftsteller

Hi Eris,

ich kann mich dumpf erinnern, dass wir die Rowling hier schon mal behandelt haben - vorallem die auslösenden Transite zum Zeitpunkt ihres Erfolges. Mir fällt vorallem mal wieder Mond+Pluto/Jungfrau-Merkur in 12 auf ...und einiges mehr...wie und vorallem das dicke neptunische Trigon. Naja, und die Jungfraubetonung: Schule :D Jupi in Zwillinge...Auffallend ist da viel, wenn man weiß, was sie geschafft hat mit ihren Gute-Nacht-Geschichten.

Muss aber nochmal genauer gucken. Ich stell gleich mal ein anderes HK rein. So als kleinen Kontrast. :)

Bis denne, Schrödi
 
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Ich hab mir grad noch mal die Zahlen durchgelesen, die da verdient werden und hab mich gefragt, wieso ich dann eigentlich noch ernsthaft was schreiben sollte? Weil ich dann mein Heu rein hätte? Das wär doch völlig irrational - in meinen Augen! Damit könnt ich nicht guten Gewissens leben.
Ausserdem: was hätte ich noch zu sagen, wenn ich den Mainstream bediene - und das für soooooo viel schnöden Mammon? Larifari für die Massen? Nee, dann schreib ich lieber weiter in meinen stillen Kämmerlein. Wer ist denn da auf den Top 10? Das sind Unterhalter. Aber keine Schriftsteller in dem Sinne, was ich unter einem Schriftsteller verstehe: einen Übermittler von Sprache, von Wort, von Sinn - einen neuen Stil prägend. Auch einen neuen Denkstil. Ich weiß schon, warum ich kaum mehr lese.

Gute Nacht! :)
 
Hi, Katze.

Widerspruch… Wie toll ist es denn, progressiv zu schreiben und dabei zu verhungern? Die Topseller haben halt -- wie in allen Branchen -- die Faktoren Innovation, Tradition, Ausdauer, … optimiert auf die Reihe bekommen. Bei den Angelsachsen ist auch festzuhalten, dass die meist über einen Agent abwickeln, der einen guten Teil der Erlöse kostet. Soll heißen: erstmal was schreiben, dann über den Agent verkaufen, dann abrechnen. Das hat nix mit der Qualität zu tun -- obwohl natürlich Mainstream Verlage Mainstream Texte bevorzugen. HP ist ein Hype, der vor allem von den Rechten in Film, Multimedia und Merchandising getragen wird.

Nur wer nix schreibt, wird nie was verkaufen. Nur so kann man sich vor kommerziellem Erfolg retten und damit verhindern, von anderen als Verbreiter von Larifari kritisiert zu werden -- weder Shakespeare noch Goethe haben etwas anderes versucht, als kommerziellen Erfolg mit ihrem Geschreibs zu erzielen -- und hätten sie ihn nicht gehabt, so würdest du deren Namen ebenso wenig kennen wie den von Johannes Nepomuk von Simpel, der in seinem Leben nie eine Zeile geschrieben hat…

Also Schluss mit dem deutsch-intellektuellen Hochmut, der nur für hochstehend befindet, was niemand kauft oder niemand versteht und verachtet, was (auch) unterhält. Ein Werk wird nicht zum Erfolg, weil es Mainstream ist -- im Gegenteil. Um ein Erfolg zu werden, muss etwas Neues, Eigenartiges mit Gewohntem verknüpft werden -- nur Neues findet wegen des fehlenden Kontexts kein Publikum, nur Mainstream verstösst gegen das Dogma das "Neuen" -- wer kauft denn schon etwas, das er bereits kennt?

Womit wir bei der alten esoterischen Weisheit wären, dass alles auf der Welt einen Sinn hat -- und wenn es, wie Harry Potter -- auch nur der wäre, dass plötzlich alle computer- und videospielsüchtigen Jugendlichen wieder tausende Seiten Papier verschlingen… Lesen ist Abenteuer im Kopf und je mehr Menschen eine Geschichte für lesenswert halten, desto mehr wird der Autor verdienen. Wenn es sein soll, kannst du nix dagegen machen.

Wenn du jedoch keine Abenteuer im Kopf erzeugen willst, musst du dich auf Fachbücher werfen -- Kochbücher liegen derzeit voll im Trend, als Nächstes sage ich Erfolg für ein Fachbuch für Haushaltsmanagement voraus: das wirtschaftliche Umfeld begünstigt, was ich das "neue Biedermeier" nenne und orte. In den nächsten Jahren wird "man" sich (mangels Geld) wieder verstärkt auf die eigenen vier Wände konzentrieren und da kommen solche Titel wohl gerade recht :)

Wenn ich schon dabei bin: du hast mehrfach auf den "dicken Neptun Bezug" hingewiesen -- und was ist der denn, als entweder der Betrug an den Massen oder das Gespür für die Massen? Beides macht möglicherweise Bestseller -- möglicherweise wird man nur vom Agent gelinkt…
 
Lieber hai :),

ich kann dir nicht widersprechen. Will ich auch nicht. Natürlich weiß ich, dass sich das besser verkauft, was den Massengeschmack bedient. Doch das, was den Massengeschmack bedient, verblödet die Massen - vorallem in den letzten Jahren - zunehmend. Harry Potter klammere ich mal aus, denn es ist ja wahrlich so, dass dadurch Lesen wieder populär wurde. Mein Hochachtung und dafür hat sie die Kohle durchaus verdient.

Die Medien hypen sich gegenseitig und das Volk glaubt alles und befindet es ebenfalls für gut, weil es ja gut sein muss, weil das ja die Medien sagen...Es gibt zum Glück Ausnahmen. Das weiß ich auch. Beim Film isses ja genauso: Der Rambo-Fan würde vor Wim-Wenders-Filmen wahrscheinlich schreiend davonrennen.

Interessant ist auch folgendes: Dadurch das so viel Un-Literatur auf dem Markt ist und die Leute durch den Hype, der ums Lesen neuerdings wieder gemacht wird, das Zeug auch lesen, passiert zweierlei: Sie entdecken das Lesen neu und erwischen durch Zufall ein Buch, das zur Abwechslung mal wieder das Prädikat "Literatur" verdienen könnte und kommen dadurch auf den Geschmack. Lobenswert!

Ich hab aber auch schon das genaue Gegenteil erlebt: nach dem Kauf mehrerer solcher Machwerke haben einige resigniert ( zu lesen in diversen Literaturforen), mich eingeschlossen. Es ist ja nicht so, dass nur Schrott am Markt ist. Überhaupt nicht. Aber der Fokus liegt auf dem nichtssagenden Mainstream. Und jemand, der wirklich gute neue Literatur entdecken will, der hat es richtig schwer, die überhaupt erstmal rauszufiltern. Und es ist leider nur die Literatur, die einen bleibenden Eindruck hinterläßt, die auch auf einem guten Fundament fusst. Ansonsten isses doch nur ein Konsumartikel wie jeder andere. Und ich denke, jeder der schreibt, hat auch ein Recht zu entscheiden, ob das was er macht, zum blossen Verzehr bestimmt sein soll oder zum Genuss, von dem Leser lange Zeit schwärmt - aus welchen Gründen auch immer. In meiner Lese-Laufbahn gibt es solche Bücher. Bücher, die mein Leben mit geprägt haben. Und da will ich hin, das verlange ich. Von mir und von den Menschen, die ernsthaft schreiben. Das hat auch was mit Individualität zu tun. Und da ist bei mir wohl Uranus stärker als Neptun :rolleyes:

Man liest sich :)

Nächtle, die Miez
 
Hi, Miez.

Was sagen dir
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?

Das sind Gewinner des Ingeborg Bachmann Preises -- immerhin einer der wichtigsten Preise für Literatur im deutschsprachigen Raum. Wie viele davon hast du gelesen? Und wie viele sonst haben die gelesen? Können die Leute von ihren Büchern leben -- oder müssen sie nicht auch (wie Ingeborg Bachmann herself) Breitbandmedien wie den Rundfunk mit z.B. Hörspielen bedienen? Oder übersetzen, Werbung texten, bla?

Das Wunschdenken von der einen hehren Kunst, die alles andere nicht an sich ran lässt, ist nicht nur romantischer Unfug, sie ist auch lebensfremd -- was aber ist "Literatur" wenn nicht lebensnah?
 
Ein paar davon kenne ich, gelesen nur "auzusgsweise" in diversen Medien. Kann mir doch keene Bücher leisten...Über solche Preisvergaben kann man auch streiten, denn einiges davon würde nicht zwingend dauerhaft in meinen Bücherregal verbleiben. Da geht es auch sehr um Zeitgeist in der Literatur und um Förderung von Jungautoren. Der Zeitgeist ist schnell überdauert. Solche Preisverleihungen haben immer den Touch von "Avantgarde" und sich da wieder rauszuschälen ist für die meisten recht mühsam. Fakt ist aber, dass man sich von Wettbewerb zu Wettbewerb hangeln kann. Und sogar davon leben kann - so halbwegs. Ich beschäftige mich vielleicht schon zulange mit der Szene, um da skeptisch zu sein. Fakt ist, das wahre Qualität sich durchsetzt. Dauerhaft. Es geht nicht darum, was zu schreiben, was gefällig ist oder nur einem neuen Strom entgegenkommt (da hagelt es normalerweise Preise en masse). Die wirklich Erfolgreichen sind die Leisen. Auch im Sinne von erfolgreich fürs eigene Sein, ohne sich zu verbiegen für den Mainstream. Die Gradwanderung ist heftig und die hat schon so manch einen in die Ecke geknallt.
Anspruch hat nix mit Romantik zu tun. So wie das ganze Geschäft nix mit Romantik zu tun hat. Grundsätzlich geht es aber um Talent, einen unverwechselbaren Stil, um die Fähigkeit, Geschichten überhaupt erstmal so erzählen zu können (in welcher literarischen Form auch immer), das sie einen anderen Menschen erreichen. Und das wird in ganz vielen Fällen - Preisträger oder nicht - nicht geschafft. Das Gros der modernen Literatur ist so oberflächlich wie unsre Zeit. Und dieser Trend begann in den 70ern, als man sich von den Alten abnabeln wollte. Man war ja satt bis oben hin durch Klassiker. Und wollte sich entsprechend abheben. Ich hab seither nicht viel Neues entdecken können. Tut mir leid. Klar, hab ich spannende Bücher gelesen. Ausgelesen und ausgesetzt. Fertig. (Ausnahmen bestätigen auch hier wieder besagte Regel). Einmal reicht. Und das find ich irgendwie nicht erstrebenswert.
Wie auch immer....erzählen kann ich viel. :tomate:

:) Nacht!
 
Hai, Miez.

Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Fakt ist, das wahre Qualität sich durchsetzt. Dauerhaft.
Genau, du hast es endlich erfasst. Aber was Qualität ist, bestimmst weder du noch die Jury des Ingeborg Bachmann Preises, sondern das (blöde) Publikum im Lauf der nächsten Jahrzehnte. So haben sich Goethe und Schiller etabliert, so werden sich auch heutige Schreiberlinge in hundert oder so Jahren etabliert haben. Ob darunter dann eventuell auch Joanne Rowling oder Stephen King sein werden, können wir nicht wissen.

Und wenn du überhaupt die Chance haben willst, in hundert Jahren noch erwähnt zu werden, musst du heute etwas schreiben -- ob "Mainstream" oder "Avantgarde" ist dabei völlig unerheblich, denn die Kritiker von heute sind keinesfalls an der Entscheidung der Leser der Zukunft beteiligt.

Darum ist deine (und die der so genannten Intellektuellen deutscher Lande) latent angebrachte (Selbst-) Kritik lachhaft, dumm und vermessen, weil das Objekt, das da bewertet wird, überhaupt nicht überschaubar ist.

Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Die wirklich Erfolgreichen sind die Leisen.
Bitte red' keinen Unsinn…*mir ist seit der Antike kein "Leiser" bekannt, der erfolgreich gewesen wäre. Kann mir nicht bekannt sein, denn die Zeit hat ihn schon seit langem ausgemustert. Dessen Werke sind der dem Vergessen anheim gefallen, fertig. Es bleiben Cicero und Cäsar, Ovid und Vergil, Homer und Machiavelli, de Sade und Shakespeare und ein paar wenige mehr, die uns aus den pre-medialen Epochen noch bekannt sind. Und das waren keine progressiven Avantgardisten, die da unsere Kultur seit Jahrtausenden geprägt haben…

Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Anspruch hat nix mit Romantik zu tun.
Wenn nicht mit Romantik, dann mit Dummheit. Ich habe versucht, freundlich zu sein :) Anspruch ist nett, aber das Publikum legt das Maß an. Einerseits hältst du Preise für entbehrlich, andererseits redest du von Anspruch -- ja welchen Anspruch denn, als durch Schreiben abzubilden und anzuregen und somit auch gelesen zu werden? Die Anspruchsfanatiker schreiben für sich, werden nie verlegt, drucken im Eigenverlag 100 digitale Exemplare und außer ein paar toten Bäumen kriegt keine Sau mit, dass da was passiert ist.

Der einzige Anspruch kann sein, möglichst viele Leser zu gewinnen, ohne sich "verbiegen" zu müssen. Fertig. Ob daraus ein Mainstream wird, kannst du im voraus nicht beurteilen und musst dich daher im Nachhinein auch nicht dafür schämen. Oder meinst, die JKR hätte gewusst, dass sie einmal mit ihrer Erfindung reicher als die Queen werden würde? Blödsinn. Die hat nicht Mainstream geschrieben, sie wurde von Marketing und Medien zum Mainstream gemacht.

Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Grundsätzlich geht es aber um Talent, einen unverwechselbaren Stil, um die Fähigkeit, Geschichten überhaupt erstmal so erzählen zu können (in welcher literarischen Form auch immer), das sie einen anderen Menschen erreichen.
Genau, bingo -- und das Resultat einer solchen erfolgreichen Bemühung heißt dann Mainstream. Nix Anspruch und bla, bloß Tantiemen und Kohle und fertig. Das ist in dem Geschäft so.

Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Das Gros der modernen Literatur ist so oberflächlich wie unsre Zeit.
Seit Shakespeare oder Homer sind alle Geschichten schon erzählt, seit den Griechen das Drama formuliert, was willst du denn noch an "zeitlosen Werken" vorfinden? Die paar, die (fast) jeder kennt, haben sich in Jahrtausenden kondensiert -- und diese Leute hatten damals nur das Ziel, ihre Zeitgenossen im jeweils aktuellen Zeitgeist zu unterhalten. Sonst nix. Sie sind bloß übrig geblieben und daher bekannt, während andere Schreiber ihrer Zeit verloren und in Vergessenheit geraten sind.

Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Wie auch immer....erzählen kann ich viel. :tomate:
Dann tu's doch und veröffentliche, statt hier herumzujammern oder dich an deinen eigenen Ansprüchen aufzureiben… Was meinst du, was es die JKR juckt, was ein Kritiker über ihren Schreibstil zu sagen hat? Für sie hat es funktioniert, für Millionen auch, sonst hätten die das Buch ja nicht gekauft, den Film nicht besucht, das Merchandising nicht erworben, da kann der intellektuelle Kritiker das Werk verreißen, wie er will, die JKR wird immer noch am Tag mehr umsetzen, als er der Kritiker im Leben verdienen wird.

Wer von beiden glücklicher ist, steht auf einem anderen Blatt, aber das hat mit die Zeiten überdauerndem Erfolg erst recht nix zu tun…
 
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