Hai, Miez.
Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Fakt ist, das wahre Qualität sich durchsetzt. Dauerhaft.
Genau, du hast es endlich erfasst. Aber was Qualität ist, bestimmst weder du noch die Jury des Ingeborg Bachmann Preises, sondern das (blöde) Publikum im Lauf der nächsten Jahrzehnte. So haben sich Goethe und Schiller etabliert, so werden sich auch heutige Schreiberlinge in hundert oder so Jahren etabliert haben. Ob darunter dann eventuell auch Joanne Rowling oder Stephen King sein werden, können wir nicht wissen.
Und wenn du überhaupt die Chance haben willst, in hundert Jahren noch erwähnt zu werden, musst du heute etwas schreiben -- ob "Mainstream" oder "Avantgarde" ist dabei völlig unerheblich, denn die Kritiker von heute sind keinesfalls an der Entscheidung der Leser der Zukunft beteiligt.
Darum ist deine (und die der so genannten Intellektuellen deutscher Lande) latent angebrachte (Selbst-) Kritik lachhaft, dumm und vermessen, weil das Objekt, das da bewertet wird, überhaupt nicht überschaubar ist.
Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Die wirklich Erfolgreichen sind die Leisen.
Bitte red' keinen Unsinn
*mir ist seit der Antike kein "Leiser" bekannt, der erfolgreich gewesen wäre. Kann mir nicht bekannt sein, denn die Zeit hat ihn schon seit langem ausgemustert. Dessen Werke sind der dem Vergessen anheim gefallen, fertig. Es bleiben Cicero und Cäsar, Ovid und Vergil, Homer und Machiavelli, de Sade und Shakespeare und ein paar wenige mehr, die uns aus den pre-medialen Epochen noch bekannt sind. Und das waren keine progressiven Avantgardisten, die da unsere Kultur seit Jahrtausenden geprägt haben
Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Anspruch hat nix mit Romantik zu tun.
Wenn nicht mit Romantik, dann mit Dummheit. Ich habe versucht, freundlich zu sein
Anspruch ist nett, aber das Publikum legt das Maß an. Einerseits hältst du Preise für entbehrlich, andererseits redest du von Anspruch -- ja welchen Anspruch denn, als durch Schreiben abzubilden und anzuregen und somit auch gelesen zu werden? Die Anspruchsfanatiker schreiben für sich, werden nie verlegt, drucken im Eigenverlag 100 digitale Exemplare und außer ein paar toten Bäumen kriegt keine Sau mit, dass da was passiert ist.
Der einzige Anspruch kann sein, möglichst viele Leser zu gewinnen, ohne sich "verbiegen" zu müssen. Fertig. Ob daraus ein Mainstream wird, kannst du im voraus nicht beurteilen und musst dich daher im Nachhinein auch nicht dafür schämen. Oder meinst, die JKR hätte gewusst, dass sie einmal mit ihrer Erfindung reicher als die Queen werden würde? Blödsinn. Die hat nicht Mainstream geschrieben, sie wurde von Marketing und Medien zum Mainstream gemacht.
Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Grundsätzlich geht es aber um Talent, einen unverwechselbaren Stil, um die Fähigkeit, Geschichten überhaupt erstmal so erzählen zu können (in welcher literarischen Form auch immer), das sie einen anderen Menschen erreichen.
Genau, bingo -- und das Resultat einer solchen erfolgreichen Bemühung heißt dann Mainstream. Nix Anspruch und bla, bloß Tantiemen und Kohle und fertig. Das ist in dem Geschäft so.
Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Das Gros der modernen Literatur ist so oberflächlich wie unsre Zeit.
Seit Shakespeare oder Homer sind alle Geschichten schon erzählt, seit den Griechen das Drama formuliert, was willst du denn noch an "zeitlosen Werken" vorfinden? Die paar, die (fast) jeder kennt, haben sich in Jahrtausenden kondensiert -- und diese Leute hatten damals nur das Ziel, ihre Zeitgenossen im jeweils aktuellen Zeitgeist zu unterhalten. Sonst nix. Sie sind bloß übrig geblieben und daher bekannt, während andere Schreiber ihrer Zeit verloren und in Vergessenheit geraten sind.
Schrödingers Katze;1723914 schrieb:
Wie auch immer....erzählen kann ich viel.
Dann tu's doch und veröffentliche, statt hier herumzujammern oder dich an deinen eigenen Ansprüchen aufzureiben
Was meinst du, was es die JKR juckt, was ein Kritiker über ihren Schreibstil zu sagen hat? Für sie hat es funktioniert, für Millionen auch, sonst hätten die das Buch ja nicht gekauft, den Film nicht besucht, das Merchandising nicht erworben, da kann der intellektuelle Kritiker das Werk verreißen, wie er will, die JKR wird immer noch am Tag mehr umsetzen, als er der Kritiker im Leben verdienen wird.
Wer von beiden glücklicher ist, steht auf einem anderen Blatt, aber das hat mit die Zeiten überdauerndem Erfolg erst recht nix zu tun