Da gehst du von etwas Falschem aus, PPMc...
Die ganze Richtung Transpersonale Psychologie und -Therapie geht von der therapeutischen Relevanz von Vorleben aus!
Naja, Fhedor,
bleib da mal locker.
Dann gehen wir halt mal ans Eingemachte. Aber vorsicht, das wird aufwendig.
Es gibt in der Mystik durchaus die Idee "karmischer Verstrickung", die aus 'Vorleben' herrührt. Das Verständnis dabei ist, dass die Seele sich eine art der Reinkarnation 'aussucht', die ihr ermöglicht, diese Aufgabenstellungen weiter zu bearbeiten.
Dabei muss man aber eines beachten: Mystik hat nichts mit Therapie zu tun!
In der Mystik ist das Ziel die Gotteserkenntnis, auf dem Weg durch Selbsterkenntnis und Selbstveredelung. Und das heisst, man hat seine Aufgaben
selber zu lösen - denn anders funktioniert das nicht.
In der Therapie geht es dagegen darum, Hilfe zu finden um konkrete Probleme zu lösen. Während also der vorstehende Absatz für einen Adepten der Mystik durchaus stimmig sein dürfte, wird ein hilfesuchender Klient ihn wahrscheinlich empört zurückweisen. Das ist eben so - die Realitäten sind da zu unterschiedlich.
Die Herangehensweise an diese 'Vorleben' ist dann derart, dass man die Problene löst die sich in
dieser Inkarnation stellen, und
dadurch dann auch die karmische Verstrickung erkennbar wird und sich auflöst.
Was heute in den esoterischen Therapieformen betrieben wird, ist aber genau das umgekehrte! Da werden Probleme identifiziert, die (angeblich) in dieser Inkarnation nicht auflösbar erscheinen und dann wird dafür eine Ursache in irgendwelchen 'Vorleben' gesucht - und dann will man diese 'historische' Ursache auflösen, nur um in dieser Inkarnation seinen Seelenfrieden zu kriegen.
Damit ist die Idee von Karma auf den Kopf gestellt!
Weiter: unser Bewusstsein ist gewohnt sich in Raum und Zeit zu orientieren; Raum und Zeit sind die Basis unserer Realität. Raum und Zeit sind aber abhängige Funktionen der Materie - sie existieren nur solange wie ein Wesen inkarniert ist! Zwischen Tod und Wiedergeburt
gibt es keinen Raum und keine Zeit - und folglich gibt es auch keine Möglichkeit, ein sog. 'Vorleben' irgendwie in Raum und Zeit zu verorten!
Ein solcher Versuch der Verortung ist sinnlos bzw. willkürlich, genauso wie eine Division von 0/0. Ein (angeblich) identifiziertes Vorleben ist eine rein allegorische Sache - man kann sich natürlich damit identifizieren, aber das ist dann dasselbe wie wenn man sich mit einer Person in einem Mythos identifiziert!
(Eine Ausnahme sind ggfs. die Reinkarnationen von Lamas - aber die sind erleuchtet, d.h. sie bleiben zwischen Tod und Wiedergeburt
bewusst, sie vergessen nicht, und sie führen ihre Wiedergeburt vorsätzlich
kraft ihres eigenen Bewusstseins herbei.)
Es ist auch keineswegs gegeben, dass ein gewöhnlicher Sterblicher überhaupt als Seelen-Entität erhalten bleibt; die Auffassung geht vielmehr dahin, dass sich die einzelnen Seelenbestandteile nach dem Tod auflösen und zerstreuen, sofern nicht ein Bewusstsein existiert das sie zusammenhält. Was also wiedergeboren wird, ist dann noch nichtmal dieselbe konkrete Identität wie in irgendeinem sog. 'Vorleben' - sondern eher eine Collage aus verschiedenen Aspekten mit verschiedener Vorerfahrung.
Da es also diese konkret identifizierbaren und in Raum und Zeit verortbaren 'Vorleben' schlicht
nicht gibt, muss man sich fragen was dann da behandelt wird.
Meine Auffassung ist, dass es sich um Themen handelt, die in einem zu heftigen Konflikt mit gängigen gesellschaftlichen Werten und Moralvorstellungen stehen, und die daher im realen, aktuellen Leben nicht betrachtbar sind, weil dem zu starke Widerstände entgegenstehen. Die werden dann in eine vermeintliche "frühere Inkarnation" verlegt um überhaupt angeschaut werden zu können. Das ist vergleichbar mit therapeutischem Rollenspiel u.ä. - und dass das wirksam ist, ist kein Argument dagegen dass diese 'Vorleben' tatsächlich Phantasieprodukte sind.
Es handelt sich da m.E. um einen therapeutischen Trick - der freilich durchaus wirksam sein kann.
Metaphysisch jedoch ist das unsinnig - metaphysisch ist schon der Begriff 'Vorleben' sehr problematisch, weil die Silbe "vor-" eine zeitliche Reihenfolge ausdrückt. Da aber Zeit ausserhalb der Inkarnation gar nicht existiert, ist auch ein "vorher" oder "nachher" gar nicht definiert und macht keinen Sinn.
...Und was soll denn der Quatsch mit dem Geld verdienen!!!???
Naja, wenn man extra ein Phantasieprodukt erschafft, um dann eben dieses Phantasieprodukt zu "behandeln", dann hat das schon auch etwas von einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Wobei freilich ein zu huldigender Gott oder zu besänftigender Dämon in ganz ähnlicher Weise Phantasieprodukte sind. Und dass diese Phantasieprodukte durchaus Macht über uns haben können, bis dahin dass sie uns heilen oder auch töten können, ist keine Eigenschaft dieser Entitäten, sondern eine Eigenschaft unseres Bewusstseins.
Ich wundere mich immer wieder, wie Leute ohne eigene praktische Erfahrungen auf einem Gebiet, so selbstsicher in ihren Überzeugengen sein können.
Nunja, man braucht nicht unbedingt praktische Erfahrung im Brückenbau, wenn man die Naturgesetze der Statik kennt und anwenden kann, dann kann man damit durchaus zu zutreffenden Aussagen kommen darüber warum etwas verhebt oder auch nicht...
Und mit den "Geistigen Gesetzen" verhält es sich nicht anders. Wenn also offensichtlich halbverstandene Versatzstückchen mystischer Erkenntnis als Therapiekonzepte aufgefasst werden, dann kann man das auch erkennen.