schizophrenie und aufstellung?

Bitte um Korrektur, falls das nicht stimmt : meines Wissens hält Hr. Hellinger keine geschlossenen Gruppenseminar mehr - und macht seit geraumer Zeit ausschließlich Aufstellungen vor (oft sehr zahlreichem) Publikum. Dies würde ich niemandem empfehlen - und am allerwenigsten Menschen mit einer Psychose. Es widerspricht m.M.n. allen Grundprinzipien von gesunden seelischen Grenzen, schützenswerter Intimität und Psychohygiene.

Gawyrd

Hallo Gawyrd,

ich habe viele der von Dir so gebrandmarkten "öffentlichen" Veranstaltungen mit Bert Hellnger erleben dürfen. Und ich kenne die Lehrvideos, wo es insbesondere um Psychosen geht.

Nach meiner Einschätzung waren die tiefen neueren Erkenntnisse Hellingers erst durch die Veranstaltungen mit vielen Beteiligten möglich. Ich habe es komplett anders erlebt als Du und kann sagen: meistens waren die Großveranstaltungen wesentlich gesammelter und das systemische Feld war präsenter.

Allerdings muss man vielleicht unterscheiden, ob es sich um jene Veranstaltungen für Fachteilnehmer* handelte oder um Info-Abende. Ich habe Arbeit mit Psychosen nur mit Fachteilnehmern erlebt. Und da kann ich nur bestätigen: bei Psychosen zugrunde liegenden systemischen Hintergründen ging es zumeist eben genau darum, dass etwas (meist ein Mord) nicht öffentlich werden durfte. Da im kleinen Rahmen zu arbeiten hätte m.E. das Wesentliche gar nicht ans Licht bringen können und nur Problem erhaltend gewirkt.

Ich empfehle die Lehrvideos/Bücher, in denen es explizit um Psychosen geht.

Gruß A.


*Dort stellten dann i.W. Therapeuten für ihre psychotischen Patienten auf, die überwiegend gar nicht anwesend waren und auch nicht sein mussten. Insofern war die "Intimität" ebenso wie die Not-wendende Öffentlichkeit gewahrt.
 
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Hallo ChrisTina,

ausser, dass es auch mehr sein kann als nur diese Abhängigkeit von der Mutter, weil, wenns immer nur das ist, wär ja an allen Problemen jedes Menschen immer nur die Mutter Schuld, die etwas selbst nicht gelöst hat - und darum das Kind das tragen muss.

Wenn mein posting so rübergekommen ist, dann liegt das an mir. Bei diesem Thema wäre es unverzeihlich die Mutter für alle nachkommenden Schicksale verantwortlich zu machen. Und leider wird dann schnell daraus: sie ist schuld, Was an der Realität vorbei geht.

Was ich ausdrücken wollte ist, dass über die ersten Bindungen im Leben sogleich deren ungelöste Themen der gesamten Ahnenreihe verinnerlicht werden. Nicht nur der der Mutter, von allen beteiligten Bezugspersonen. Schließlich braucht das Baby diese für sein Überleben, also passt es sich an.

Liebe Grüße Pluto
 
danke an alle!

Danke lieber pluto, ich hab mir die Homep. von ruppert angschaut und das hört sich wirklich interessant an, was er da so schreibt. werd mir ein Buch besorgen.

Ich bin glaub ich wirklich sehr involviert in diesem ganzen familiengeschehen. eigentlich bin ich ja auf dieses forum gestoßen, als es mir ziemlich schlecht ging. Ich fühlte mich gerade wieder einmal ziemlich verfolgt von meiner schwester. sie denkt sehr viel an mich und ruft mich wie gesagt die ganze zeit an und macht sich sorgen um mich, glaubt das ich krank bin und dass ich unbedingt ihre hilfe benötige. Sie will die ganze Zeit in meiner Nähe sein, einerseits um mir zu helfen, wie sie sagt, andererseits dann wieder um mir vor zu halten, dass ich sie im Stich lasse, ihre ganzen freunde vergrault habe, die ich nicht mal kenne,...

jetzt hab ich ihr mal für ein paar tage ein anrufverbot erteilt, weil ich grad nicht genug kraft hab um ihr zuzuhören. (so oft auf lautlos schalten nervt auch mit der zeit)
Bei meiner zwillingsschwester ist die bindung zur großen schwester nicht so stark gegeben, weil sie nicht so einfühlsam auf sie eingeht und ihr oft reinsagt, dass ihre halus und paranoien blödsinn sind. aber ich brings net ganz übers herz sie so abzuweisen- sie braucht ja auch wen, der ihr zuhört - ihre wahrnehmung ist halt so und hat ja auch irgendwo gute gründe und ist deshalb kein blödsinn.
mit meinen eltern, meist mit der mutter, gibts halt fast jeden tag den üblichen tablettenstreit.

Also mich machts teilweise einfach fertig, dass mei schwester die verantwortung für ihr Leben einfach total abgibt und meist mir aufhalsen will.

Irgendwie ist da auch so eine unterdrückte depressive grundstimmung in meiner familie, kommt mir halt vor. Die war glaub ich schon vor der Erkrankung meiner Schwester da und ist durch diese ganzen Durchgeknalltheiten intensiver geworden.

für mich fühlt sich das so an, als könnt ich in meinem leben nicht das machen,was ich will, fühl mich irgendwie eingeschränkt und komm irgendwie nicht wirklich weiter, bzw. weiss auch nicht, was ich eigentlich will...

So, genug gesudert, tut leid wenn das grad ein bissi unzusammenhängend rüberkommt.

Ich werde einfach wirklich mal eine Familienaufstellung machen- früher oder später, wenn ich mich wieder ein bissl aufgepeppt hab.

Übrigens, das mit den stellvertretenden Aufstellungen für psychoseerkrankte durch den Psychologen oder Leiter hört sich auch sehr interessant an. Danke für den Hinweis, da werd ich mal weiter nachforschen und meine Schwester fragen, ob sie sich auf sowas einlassen würde.

L.G. ulli
 
Hallo Ulli und auch alle Anderen hier! Habe mir deine Schilderungen durchgelesen und mich nun auch hier angemeldet, um mal was dazu sagen zu können. Habe in einem vorangegangenen Post schon einmal gelesen, dass sich in einem Fall von Schizophrenie häufig ein verleugneter Mord in der Familie ereignet hat. Ähnliche Erfahrungen habe ich in meinen erlebten Aufstellungen auch machen können, meist ist es sogar der Fall, dass beide, also Täter und Opfer, Familienmitglieder waren, was für den " Verstrickten" natürlich eine doppelte Last bedeutet. Die Liebe zum Mörder, sowie die Liebe zum Ermordeten bedeuten gleichzeitig beiderlei Gefühle auszudrücken, was sich dann häufig in einer Schizophrenie bemerkbar macht, sprich, der "Verstrickte" lebt 2 Persönlichkeiten, wenn auch unbewusst. Du schilderst, dass deine Schwester mal versucht dir zu "helfen", mal aber auch versucht, Schuld auf andere abzuwälzen. Ich finde, das ist ein typisches Anzeichen, für eine solche Verstrickung. Zumindest war es das, was ich beim lesen deiner Beiträge sofort empfunden habe. Ich möchte hier natürlich keine Diagnose stellen oder was auch immer. Wahrscheinlich wäre eine Aufstellung für eure gesamte Familie sehr hilfreich und Aufschluss gebend. Das Problem bei solchen Schicksalen, bzw. Ereignissen in der Familie ist, dass es häufig schon sehr weit zurück liegt, du sagst ja selbst, dass bereits dein Ururgroßvater Selbstmord begangen hat, was bedeutet, dass auch er schon für irgendjemanden getragen hat. Somit ist es schwierig, solche Dinge noch nachzuverfolgen, bzw. nachzuvollziehen und meist sind es dann ja auch in der Familie verdrängte oder verschwiegene Geschehnisse, von denen oft schon die eigenen Eltern oder Großeltern nichts wissen, zumindest nicht bewusst. Aber Gott sei Dank ist dies für eine Aufstellung nicht einmal von großer Bedeutung, denn man kann auch Dinge annehmen, akzeptieren oder an ihren eigentlichen Träger zurückgeben, die man garnicht genau kennt, oder benennen kann. Ich hoffe für dich, dass du einen guten Therapeuten dafür findest und dass du dir damit dein Leben ein wenig erleichtern kannst und dich selbst ein wenig von der auf deiner Familie lastenden Verstrickungen lösen kannst. Das Leben deiner Schwester liegt in ihren eigenen Händen und du solltest versuchen, nicht so viel Verantwortung für sie zu übernehmen, da es weder sie noch dich glücklich machen wird und du dir damit wieder eine eigene Last aufbürdest, aus Liebe zu ihr. Das ist eine schwierige Sache, ich kenne es aus eigener Erfahrung, aber man muss aus Liebe zu sich lernen, jedem Menschen sein eigenes Schicksal zu lassen, auch wenn es hart sein mag. Aber jeder Mensch ist in der Lage, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es manchmal nicht so scheint und auch, wenn manche Menschen das nicht gerne tun und es scheint, als würde Hilfe verlangt. Aber in dem DU versuchst, sie von ihrem Schicksal zu befreien oder sie "gesund zu machen", machst du sie klein und nimmst ihr Verantwortung ab. Das wiederum ergibt dann deine eigene Verstrickung mit ihr. Und "klein" sollte sie für dich ja nicht sein, immerhin ist sie deine "große" Schwester. Werde dir deiner eigenen Rolle in der Familie bewusst, dass ist für dich selber sehr wichtig. Ihr Ratschläge zu geben oder ihr von der Möglichkeit des Familienstellens als Lösung für ihre Probleme zu erzählen ist völlig ok und auch noch im Ermessen einer "kleinen" Schwester. Nicht jedoch das Lösen der Probleme für sie. Weder für dich noch für sie hätte das einen positiven Effekt. Möchte dir damit wirklich nicht zu nahe treten und hoffe, dass dir das auch nicht so vorkommt und ich die richtigen Worte gewählt habe. Ich selber habe lange Zeit an einer ähnlichen Verstrickung meinerseits gearbeitet und bin noch immer nicht völlig gelöst, denn das ist mit Sicherheit kein einfacher Schritt. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und vor allem Frieden für die Zukunft! Liebe Grüße, Steffi
 
Hallo Ulli und auch alle Anderen hier! Habe mir deine Schilderungen durchgelesen und mich nun auch hier angemeldet, um mal was dazu sagen zu können. Habe in einem vorangegangenen Post schon einmal gelesen, dass sich in einem Fall von Schizophrenie häufig ein verleugneter Mord in der Familie ereignet hat. Ähnliche Erfahrungen habe ich in meinen erlebten Aufstellungen auch machen können, meist ist es sogar der Fall, dass beide, also Täter und Opfer, Familienmitglieder waren, was für den " Verstrickten" natürlich eine doppelte Last bedeutet. Die Liebe zum Mörder, sowie die Liebe zum Ermordeten bedeuten gleichzeitig beiderlei Gefühle auszudrücken, was sich dann häufig in einer Schizophrenie bemerkbar macht, sprich, der "Verstrickte" lebt 2 Persönlichkeiten, wenn auch unbewusst. Du schilderst, dass deine Schwester mal versucht dir zu "helfen", mal aber auch versucht, Schuld auf andere abzuwälzen. Ich finde, das ist ein typisches Anzeichen, für eine solche Verstrickung. Zumindest war es das, was ich beim lesen deiner Beiträge sofort empfunden habe. Ich möchte hier natürlich keine Diagnose stellen oder was auch immer. Wahrscheinlich wäre eine Aufstellung für eure gesamte Familie sehr hilfreich und Aufschluss gebend. Das Problem bei solchen Schicksalen, bzw. Ereignissen in der Familie ist, dass es häufig schon sehr weit zurück liegt, du sagst ja selbst, dass bereits dein Ururgroßvater Selbstmord begangen hat, was bedeutet, dass auch er schon für irgendjemanden getragen hat. Somit ist es schwierig, solche Dinge noch nachzuverfolgen, bzw. nachzuvollziehen und meist sind es dann ja auch in der Familie verdrängte oder verschwiegene Geschehnisse, von denen oft schon die eigenen Eltern oder Großeltern nichts wissen, zumindest nicht bewusst. Aber Gott sei Dank ist dies für eine Aufstellung nicht einmal von großer Bedeutung, denn man kann auch Dinge annehmen, akzeptieren oder an ihren eigentlichen Träger zurückgeben, die man garnicht genau kennt, oder benennen kann. Ich hoffe für dich, dass du einen guten Therapeuten dafür findest und dass du dir damit dein Leben ein wenig erleichtern kannst und dich selbst ein wenig von der auf deiner Familie lastenden Verstrickungen lösen kannst. Das Leben deiner Schwester liegt in ihren eigenen Händen und du solltest versuchen, nicht so viel Verantwortung für sie zu übernehmen, da es weder sie noch dich glücklich machen wird und du dir damit wieder eine eigene Last aufbürdest, aus Liebe zu ihr. Das ist eine schwierige Sache, ich kenne es aus eigener Erfahrung, aber man muss aus Liebe zu sich lernen, jedem Menschen sein eigenes Schicksal zu lassen, auch wenn es hart sein mag. Aber jeder Mensch ist in der Lage, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, auch wenn es manchmal nicht so scheint und auch, wenn manche Menschen das nicht gerne tun und es scheint, als würde Hilfe verlangt. Aber in dem DU versuchst, sie von ihrem Schicksal zu befreien oder sie "gesund zu machen", machst du sie klein und nimmst ihr Verantwortung ab. Das wiederum ergibt dann deine eigene Verstrickung mit ihr. Und "klein" sollte sie für dich ja nicht sein, immerhin ist sie deine "große" Schwester. Werde dir deiner eigenen Rolle in der Familie bewusst, dass ist für dich selber sehr wichtig. Ihr Ratschläge zu geben oder ihr von der Möglichkeit des Familienstellens als Lösung für ihre Probleme zu erzählen ist völlig ok und auch noch im Ermessen einer "kleinen" Schwester. Nicht jedoch das Lösen der Probleme für sie. Weder für dich noch für sie hätte das einen positiven Effekt. Möchte dir damit wirklich nicht zu nahe treten und hoffe, dass dir das auch nicht so vorkommt und ich die richtigen Worte gewählt habe. Ich selber habe lange Zeit an einer ähnlichen Verstrickung meinerseits gearbeitet und bin noch immer nicht völlig gelöst, denn das ist mit Sicherheit kein einfacher Schritt. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und vor allem Frieden für die Zukunft! Liebe Grüße, Steffi

PS: Aus welcher Region kommst du denn? Vielleicht kann ich dir ein paar Ratschläge zu guten Therapeuten geben. Kannst mir gern mailen, wenn du magst! :)
 
Hallo Steffi/bifini,

da nick ich heftig mit dem Kopfe wie weiland der Wackeldackel hinten auf der Hutablage eines Opel Kadett A.

Spannend finde ich Deine Bemerkung bezüglich der Polarität der Schwester. da hatte ich im Text von Ulli noch gar nicht genau genug hin geschaut. das war mir noch gar nicht aufgefallen. *wiederwasgelernthab*

Ich vermute auch, dass der Mord hier viele generationen zurück liegen wird. Eine Bewegung des Geistes wird das ans Licht bringen können, was da los ist, denke ich.

LG
A.
 
Danke liebe Steffi. Was du dazu geschrieben hast, ist sehr hilfreich für mich erstmal, denn ich selbst seh mich nicht richtig mehr raus, aus meinem Familiengeschehen. Du bist mir keinesfalls zu nahe getreten, kann mich jetzt ein bisschen besser distanzieren und mich besser anschauen da drin.

Danke auch für dein Angebot mir ev.Therapeuten zu empfehlen. Ich wohne in Wien, du wahrscheinlich in Deutschland?
Aber ich habe eh jemanden, der mir glaube ich gute Aufsteller bzw. Therapeuten empfehlen kann. Muss mich nur überwinden das mal in die Hand zu nehmen. Irgendwie hab ich schon ein bisschen Angst davor...



Was ich noch fragen wollte:
Hat jemand vielleicht Erfahrung mit seelischen Besetzungen? Weil meine Mutter war vor kurzem bei einer Frau, die irgendwie Schamanin oder so ist, (is nur eine Vermutung- ich weiss nicht wie die arbeitet) und die hat gesagt, dass meine Schwester von der Seele des Onkels meines Vaters besetzt ist, der sich erhängt hatte.
Kann das möglich sein? Mir kommt halt schon sehr oft vor, dass meine Schwester im wahrsten Sinne nicht sie selber ist. Häufig kann sie sich auch gar nicht erinnern, was sie gerade `arges` daherredet (Rachegedanken, sich ein Gewehr besorgen, um jemanden umzubringen, glaubt in gewissen Menschen Nazis zu erkennen,...) Das mit den Nazis, da frag ich mich schon immer wo sie das herhat, denn das ist nicht wirklich Thema zuhaus.
 
noch was:

ist ein Selbstmord, der viell. bewirken soll, dass sich andere schuldig fühlen - so auf die Art, `andere haben mich in den Tod getrieben` ungefähr emotional gleichzusetzen mit Mord in der Familie? Weil der Onkel, der sich damals mit 17 Jahren erhängte, tat das angeblich u.a., weil er beschuldigt wurde etwas gestohlen zu haben, was aber nicht stimmte.

Bzw. zur Zeit des ersten und zweiten Weltkrieges ist ja Mord nicht gerade was aussergewöhnliches. Kann auch ein Mord nachwirken, der nicht innerhalb der Familie passiert ist? Durch Schuldgefühle z.B.?
 
noch was:

ist ein Selbstmord, der viell. bewirken soll, dass sich andere schuldig fühlen - so auf die Art, `andere haben mich in den Tod getrieben` ungefähr emotional gleichzusetzen mit Mord in der Familie? Weil der Onkel, der sich damals mit 17 Jahren erhängte, tat das angeblich u.a., weil er beschuldigt wurde etwas gestohlen zu haben, was aber nicht stimmte.

Bzw. zur Zeit des ersten und zweiten Weltkrieges ist ja Mord nicht gerade was aussergewöhnliches. Kann auch ein Mord nachwirken, der nicht innerhalb der Familie passiert ist? Durch Schuldgefühle z.B.?

Würd mich sehr interesieren, was ihr dazu zu sagen habt,

L.g. Ulli
 
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Hmmm... Also ich denke, dass ein Selbstmord immer auf dem Wunsch beruht, jemandem nachzufolgen oder für jemanden zu gehen, sprich: Man ist verstrickt. Dieser Wunsch existiert dann in einem, manchmal sehr bewusst ( Menschen, die häufiger mal davon sprechen, sich umzubringen ), manchmal auch sehr unterbewusst, was dann oft mit Selbstschädigung einhergeht. In Form von verschiedensten (tödlichen) Krankheiten, Selbstverstümmelung, Magersucht etc...
Das bedeutet, dass der Onkel höchstwahrscheinlich mit jemandem vorausgegangenen verstrickt war und nicht die Beschuldigungen seiner Familie der Grund für seinen Freitod waren. Diese waren vielleicht der Auslöser, denn das Gefühl ganz allein dazustehen und die gesamte Familie gegen sich zu haben, kann einiges bewirken. Aber vielleicht standen diese Vorwürfe auch nur symbolisch für etwas anderes. Vielleicht waren diese Vorwürfe (die ja, wie du geschildert hast, die gesamte Familie vertreten hat) bezogen auf's Stehlen, im Eigentlichen Vorwürfe für etwas ganz anderes, vielleicht Schlimmeres. Vielleicht etwas, was der Onkel aus seiner Verstrickung erhalten hat, vielleicht aber auch etwas, was er selbst begangen hat. Meine Idee wäre, dass dieser Onkel für einen Mörder trug. Denn nur Mörder können/dürfen berechtigt aus Familien ausgeschlossen werden und das ist es ja, was deine Familie versucht hat. Auch der Drang in den Tod ist ja ein typisches Merkmal eines Mörders.

Nochmal zu deiner Schwester. Deine Äußerungen über ihr Verhalten machen ja eigentlich schon für jeden sehr deutlich, dass sie nicht ihr Leben lebt, sondern das Leben von (mindestens) einer anderen Person. Die Gefühlausbrüche und Emotionen die sie manchmal zeigt, können garnicht ihre eigenen sein, denn sie hat den Krieg und die Nazis ja nicht erlebt. Hach, ich könnte noch so viel schreiben, aber das hat ja keinen Sinn und ersetzt keinesfalls eine Aufschluss gebende Aufstellung.
Es ist schwierig, sowas einschätzen zu wollen, dafür bedarf es mit Sicherheit einer Aufstellung, um das tatsächliche Verhältnis erkennen zu können.
Morde waren im ersten und zweiten Weltkrieg tatsächlich nichts besonderes, auch wenn mir dieser Ausdruck nicht gefällt. Denn jeder Mord, egal unter welchen Umständen er geschah, egal mit welcher "Rechtfertigung", hat sehr schlimme Folgen für das System des Ermordeten als auch für das des Mörders Ich glaube auch ganz fest, dass eben diese vielen Morde während der Kriege, der Grund dafür sind, warum die Welt heute voller Last und Verstrickung ist, besonders in Deutschland. Aber das soll uns nicht deprimieren, denn jeder ist seines eigenen Glückes Schmied! :)
Liebste Grüße an euch alle
 
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