G
Gawyrd
Guest
(Vorbemerkung : Im Forum "unter uns" habe ich versucht, zusammenfassend auf Probleme einzugehen, die manche mit Ausdrucksweise und Inhalt von Texten und Aussagen von Hrn. Hellinger haben. Da diese Fragen hier immer wieder gestellt werden, kopiere ich den Beitrag einfachheitshalber in dieses Forum über "Familienaufstellung", wo er inhaltlich eigentlich hingehört.)
1. Schattenarbeit
Ich merke, dass Hellinger mit Aussagen Empörung auslöst, (die an sich Stand der psychologisch / psychotherapeutischen Erkenntnis sind) - u.a. weil seine Bücher griffiger und provokanter formuliert sind, während vergleichbare Aussagen in fachpsychologischer Literatur den Durchschnittsleser nicht erreichen.
Seine Aufforderung, den "Hitler" in sich zu sehen und zu integrieren, ist eine (provokant und im Zusammenhang mit dem Reizthema des Nationalsozialismus formulierte) Anwendung der Form der Schattenarbeit - das Dunkle und Verdrängte in sich zu integrieren.
Das ist eben das Beängstigende, das das angeblich "Unmenschliche" selbstverständlich Teil des Menschen ist - und das hören wir nicht gerne. Fast jeder von uns ist in bestimmten Situationen fähig, ein "Monster" zu werden - wenn nur die Rahmenbedingungen entsprechend sind.
In einem Spielfilm von Ingmar Bergmann (mir fällt jetzt der Titel nicht ein) wird eine bedrückende Szenenfolge gezeigt, wie eine normale und liebevolle Krankenschwester über Tage mit einem Säugling zusammengesperrt wird, der aufgrund einer Gehirnstörung dauernd schreit. Es ist zu sehen, wie sie anfangs das Kind liebevoll betreut - und mit der Zeit immer zermürbter und gereizter wird. Längere Zeit versorgt sie das Kind noch pflichtgemäß, dann kümmert sie sich gar nicht mehr darum - dann bricht sie völlig zusammen und erstickt das Schreien (und damit das Kind) mit einem Polster.
Darauf macht auch der Kriminalist Müller in seinem Buch "Bestie Mensch" aufmerksam. In jedem von uns steckt ein unfassbares Potential zu Aggressivität und Grausamkeit - das in entsprechenden Extremsituationen durchbrechen kann. Der Amokläufer, der Partner-Mörder etc. - das sind keine "Unmenschen", die ganz anders sind - das ist meistens der nette und unscheinbare Nachbar, das kann man auch selbst einmal werden. Müller sagt, dass man die sogenannten "Bestien" nicht erkennt und nicht von normalen Menschen unterscheiden kann, wenn sie einem gegenübersitzen.
2. Vorwurf der Verharmlosung von Greueltaten
Wenn man darauf aufmerksam macht, dass "Unmenschen" nicht so unnormal sind, wie man das gerne hätte, wird dies leicht als Verharmlosung ihrer Taten missverstanden. Darum geht es ÜBERHAUPT nicht. Die Greueltaten sind so grauslich und fürchterlich, wie sie sind. Hier geht das bemühen in die Richtung, dass das Verüben von Greueltaten nicht so abnormal ist, wie man es gerne hätte. Dass viel mehr Menschen dazu fähig sind, als man glauben würde.
Ich weiß nicht, wieviele hier das Milgram-Experiment kennen. Da wurde ganz durchschnittlichen Menschen aufgetragen, Versuchspersonen bei Wissenstests für falsche Antworten durch Knopfdruck Stromstöße zu verabreichen. (Sie sahen die Versuchspersonen nicht, konnten sie aber - wie sie glaubtenn - hören.) Die Menschen drückten den Knopf wie vorgegeben - auch wenn sie die Schmerzensschreie der Versuchspersonen hörten. (Die Schmerzensschreie kamen natürlich von einem Tonband - aber die Menschen glaubten, dass sie echt waren). Die meisten Menschen zögerten zwar - aber drückten weiterhin auf den Knopf, wenn die Stromstärke scheinbar erhöht wurde, sie drückten auf Anordnung weiter, obwohl sie die fürchterlichen Schmerzensschreie hörten, die sie (wie sie glaubten) damit auslösten. Bis zur tödlichen Dosis !!!
3. Absichten
Was ist Ziel der Schattenarbeit ? Abgespaltene und verdrängte Destruktivität kann in Extremsituationen durchbrechen und fürchterlich wirken - wie eine verschüttete und scharfe Bombe hochgehen kann. In der Schattenarbeit bringe ich die Bombe ans Tageslicht (die verdrängte Aggressivität ins Licht des Bewusstseins), um sie entschärfen zu können.
Aggressivität ist Kraft - wenn ich sie mir bewußt mache (was aufs erste erschreckend ist), kann ich meine destruktiven Kräfte erkennen und sie ins Konstruktive umformen.
4. Böser Diktator - verführtes Volk
Energien in Menschengruppen potenzieren sich. Ein Diktator und zerstörerische Energien im Volk schaukeln sich gegenseitig auf. Wenn man sich genauer damit beschäftigt, ist es erschreckend, wie nicht nur das NS-Regime das Volk benützt hat - sondern auch umgekehrt. ZB. Menschen wurden von Nachbarn denunziert und ins KZ gebracht, um zB. deren Haus in die Finger zu bekommen. Ein Soldat kam überraschend nach Hause und überraschte den örtlichen Bürgermeister im Bett seiner Frau. Am nächsten Tag saß der Soldat schon im nächstgelegenen KZ und der Bürgermeister hatte den Rivalen los.
5. Beschuldigung des anderen - Erlösung der eigenen Destruktivität
Üblicherweise versucht man, das Schreckliche in der Welt zu vermindern, indem man "die bösen anderen" bekämpft. Dadurch bleibt die eigene verdrängte Destruktivität aber unbehelligt und wirksam. Die Integration des "inneren Hitlers" ist eine Form, die destruktiven Energien nicht beim anderen zu bekämpfen - sondern bei sich selbst zu erlösen. Die "Integration des inneren Hitlers" ist keine Verharmlosung der Nazi-Greuel - sondern ganz im Gegenteil ein Versuch, die Wahrscheinlichkeit der Wiederholung der Nazigreuel zu verringern. Krieg nicht durch Krieg zu bekämpfen - sondern Kriegsgefahr durch Auflösung eigener Kriegsbereitschaft zu verringern.
Reinhard
PS.: Ein wertvolles Dokument in diesem Zusammenhang ist ein Buch über das kleine KZ in St. Pantaleon an der oberösterreichisch / salzburgischen Grenze :
Ludwig Laher - Herzfleischentartung
http://www.amazon.de/Herzfleischent...ef=sr_1_1/302-4544767-8080844?ie=UTF8&s=books
1. Schattenarbeit
Ich merke, dass Hellinger mit Aussagen Empörung auslöst, (die an sich Stand der psychologisch / psychotherapeutischen Erkenntnis sind) - u.a. weil seine Bücher griffiger und provokanter formuliert sind, während vergleichbare Aussagen in fachpsychologischer Literatur den Durchschnittsleser nicht erreichen.
Seine Aufforderung, den "Hitler" in sich zu sehen und zu integrieren, ist eine (provokant und im Zusammenhang mit dem Reizthema des Nationalsozialismus formulierte) Anwendung der Form der Schattenarbeit - das Dunkle und Verdrängte in sich zu integrieren.
Das ist eben das Beängstigende, das das angeblich "Unmenschliche" selbstverständlich Teil des Menschen ist - und das hören wir nicht gerne. Fast jeder von uns ist in bestimmten Situationen fähig, ein "Monster" zu werden - wenn nur die Rahmenbedingungen entsprechend sind.
In einem Spielfilm von Ingmar Bergmann (mir fällt jetzt der Titel nicht ein) wird eine bedrückende Szenenfolge gezeigt, wie eine normale und liebevolle Krankenschwester über Tage mit einem Säugling zusammengesperrt wird, der aufgrund einer Gehirnstörung dauernd schreit. Es ist zu sehen, wie sie anfangs das Kind liebevoll betreut - und mit der Zeit immer zermürbter und gereizter wird. Längere Zeit versorgt sie das Kind noch pflichtgemäß, dann kümmert sie sich gar nicht mehr darum - dann bricht sie völlig zusammen und erstickt das Schreien (und damit das Kind) mit einem Polster.
Darauf macht auch der Kriminalist Müller in seinem Buch "Bestie Mensch" aufmerksam. In jedem von uns steckt ein unfassbares Potential zu Aggressivität und Grausamkeit - das in entsprechenden Extremsituationen durchbrechen kann. Der Amokläufer, der Partner-Mörder etc. - das sind keine "Unmenschen", die ganz anders sind - das ist meistens der nette und unscheinbare Nachbar, das kann man auch selbst einmal werden. Müller sagt, dass man die sogenannten "Bestien" nicht erkennt und nicht von normalen Menschen unterscheiden kann, wenn sie einem gegenübersitzen.
2. Vorwurf der Verharmlosung von Greueltaten
Wenn man darauf aufmerksam macht, dass "Unmenschen" nicht so unnormal sind, wie man das gerne hätte, wird dies leicht als Verharmlosung ihrer Taten missverstanden. Darum geht es ÜBERHAUPT nicht. Die Greueltaten sind so grauslich und fürchterlich, wie sie sind. Hier geht das bemühen in die Richtung, dass das Verüben von Greueltaten nicht so abnormal ist, wie man es gerne hätte. Dass viel mehr Menschen dazu fähig sind, als man glauben würde.
Ich weiß nicht, wieviele hier das Milgram-Experiment kennen. Da wurde ganz durchschnittlichen Menschen aufgetragen, Versuchspersonen bei Wissenstests für falsche Antworten durch Knopfdruck Stromstöße zu verabreichen. (Sie sahen die Versuchspersonen nicht, konnten sie aber - wie sie glaubtenn - hören.) Die Menschen drückten den Knopf wie vorgegeben - auch wenn sie die Schmerzensschreie der Versuchspersonen hörten. (Die Schmerzensschreie kamen natürlich von einem Tonband - aber die Menschen glaubten, dass sie echt waren). Die meisten Menschen zögerten zwar - aber drückten weiterhin auf den Knopf, wenn die Stromstärke scheinbar erhöht wurde, sie drückten auf Anordnung weiter, obwohl sie die fürchterlichen Schmerzensschreie hörten, die sie (wie sie glaubten) damit auslösten. Bis zur tödlichen Dosis !!!
3. Absichten
Was ist Ziel der Schattenarbeit ? Abgespaltene und verdrängte Destruktivität kann in Extremsituationen durchbrechen und fürchterlich wirken - wie eine verschüttete und scharfe Bombe hochgehen kann. In der Schattenarbeit bringe ich die Bombe ans Tageslicht (die verdrängte Aggressivität ins Licht des Bewusstseins), um sie entschärfen zu können.
Aggressivität ist Kraft - wenn ich sie mir bewußt mache (was aufs erste erschreckend ist), kann ich meine destruktiven Kräfte erkennen und sie ins Konstruktive umformen.
4. Böser Diktator - verführtes Volk
Energien in Menschengruppen potenzieren sich. Ein Diktator und zerstörerische Energien im Volk schaukeln sich gegenseitig auf. Wenn man sich genauer damit beschäftigt, ist es erschreckend, wie nicht nur das NS-Regime das Volk benützt hat - sondern auch umgekehrt. ZB. Menschen wurden von Nachbarn denunziert und ins KZ gebracht, um zB. deren Haus in die Finger zu bekommen. Ein Soldat kam überraschend nach Hause und überraschte den örtlichen Bürgermeister im Bett seiner Frau. Am nächsten Tag saß der Soldat schon im nächstgelegenen KZ und der Bürgermeister hatte den Rivalen los.
5. Beschuldigung des anderen - Erlösung der eigenen Destruktivität
Üblicherweise versucht man, das Schreckliche in der Welt zu vermindern, indem man "die bösen anderen" bekämpft. Dadurch bleibt die eigene verdrängte Destruktivität aber unbehelligt und wirksam. Die Integration des "inneren Hitlers" ist eine Form, die destruktiven Energien nicht beim anderen zu bekämpfen - sondern bei sich selbst zu erlösen. Die "Integration des inneren Hitlers" ist keine Verharmlosung der Nazi-Greuel - sondern ganz im Gegenteil ein Versuch, die Wahrscheinlichkeit der Wiederholung der Nazigreuel zu verringern. Krieg nicht durch Krieg zu bekämpfen - sondern Kriegsgefahr durch Auflösung eigener Kriegsbereitschaft zu verringern.
Reinhard
PS.: Ein wertvolles Dokument in diesem Zusammenhang ist ein Buch über das kleine KZ in St. Pantaleon an der oberösterreichisch / salzburgischen Grenze :
Ludwig Laher - Herzfleischentartung
http://www.amazon.de/Herzfleischent...ef=sr_1_1/302-4544767-8080844?ie=UTF8&s=books