Schattenarbeit

Hallo Gina! Fein, dass Du Dich hier einbringst. Eine Frage hätte ich da doch: Warum bist Du der Meinung, dass der Zeitpunkt und das Setting nicht stimmig waren? Mein Ziel ist es mit dem Rauchen aufzuhören. Das ist primär meine Motivation und der Grund, mich mit Meditation zu beschäftigen. Auch natürlich, um entspannter, gelassener und weniger gestresst zu sein bzw. mich nicht mehr so stressen zu lassen. Klar kann ich auch kein Ziel vor Augen haben und mich nur spüren wollen, aber wozu? Hintergrund einer Handlung ist immer ein Motiv: Auch wenn das Motiv ist, kein Ziel vor Augen zu haben und sich nur spüren zu wollen, stellt das auch ein Motiv dar.
.... und nur zur Info: Ich weiss, dass ich nicht immer lieb und freundlich bin - definitiv! Damit kann ich aber sehr gut leben, das bin halt ich... mit allen Ecken und Kanten.

Liebe Nica

Vorerst möchte ich mich entschuldigen, dass ich über dich geredet habe anstatt direkt mit dir, das tue ich eigentlich ungern.

Dem zu Folge was du schreibst scheinst du dich noch am Anfang deiner Reise mit der Meditation zu befinden. Und du versuchst es meistens alleine. Stimmt das???

Da wären wir beim Setting, die Meditation die du beschreibst ist herausfordernd und braucht Übung und Zeit, und am Anfang jemanden der dich begleitet, in meiner Wahrnehmung.
Ich habe oft Patienten die mir schildern, dass sie nichts sehen können und wenn ich sie begleite haben sie Bilder sofort. Wir nennen das Raum halten, je mehr Menschen sich zu einem Thema zusammenfinden und darüber meditieren desto stärker ist das Energiefeld oder Morfogenetische Feld ( falls dir das was sagt) und je stärker das Feld desto leichter ist es uns möglich Dinge zu sehen und in die Tiefe zu gehen.

Und der Zeitpunkt ist nicht auf Deine Sucht bezogen, den mir ist schon klar du willst aufhören und zwar gestern:), sondern auf die Übung. Ich denke es braucht etwas Vorbereitung (wie Druide Merlin das beschrieben hat) also Zeit Zeitpunkt damit das klappt.

Zu Deiner Frage mit der Zielorientierung. Ein Ziel ist wichtig aber meiner Erfahrung nach steht es einem sehr im Weg wenn man es zu sehr will. Ich komme aus dem zeitgenösischem Tanz, da geht es ums ausprobieren, ich bin auf der Suche nach neuem Bewegungsmaterial, es geht mir und meinen Kollegen darum welche Möglichkeiten unser Geist und unser Körper uns bietet und es geht ums spielen und experimentieren, ähnlich wie Kinder oder Tiere das tun. Die probieren einfach und haben keine Vorstellung davon was dann passiert. in der Körperarbeit nennen wir diese Form der meditation auch embodiment. Das ist ein Unterschied. Ich komme aus den Leistungsbereich, wo Ziele ganz wichtig sind. Ich bin auch ein Mensch mit ganz klaren Zielen und die meisten habe ich verwirklicht, aber ich habe gelernt dass ich sie loslassen kann damit ich nicht so starre Vorstellungen davon hab wie sie sich verwirklichen.

Das was ich zu Deinem Damon gesagt habe war mein Bild als du erzählt hast, wie du ohne Zigaretten bist. Da hatte ich das Bild ohhhh da ist er ja der Schatten und offensichtlich sucht sich diese dunkle Seite einen Weg nach außen. Deshalb hat es dich wahrscheinlich auch zu der Schattenarbeit hingezogen.

Zum Schluß ist mir noch wichtig zu erwähnen, dass ich die Bewertungen von richtig und falsch als schwierig empfinde, in dem Moment wo ich Glaube erwas falsch zu machen bin ich nicht mehr frei zu experimentieren.

Ach ja und Dein Ursprungsziel oder die Ursprungsfrage war ja nicht wie höre ich zum Rauchen auf, sondern wie sehe ich etwas in der Schattenmeditation.
 
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@Gina19772:
Ich glaube, die beiden schliessen sich ja gar nicht aus, sondern sie bedingen sich eher gegenseitig. Die schönste Erfahrung ist doch immer, wenn man sich auf eine Sache lange und gründlich vorbereitet hat, diese Sache dann endlich auch durchzuführen. Ein Pfeil kann ein Ziel nur dann erreichen, wenn er zuvor eine Flugstrecke zurücklegt. So verstehe ich auch Meditation. Wenn sie keine Resultate bringt, dann ist sie nutzlos. Aber nur zu meditieren, um irgendwas zu erlangen, das bedeutet, sich selbst im jetztigen Zustand keinen Wert zuzumessen. Man verpasst dann tatsächlich das Leben.

:) Nun ja ich bin, wie dir wahrscheinlich schon aufgefallen ist, kein Strukturdenker sondern mehr die Praktikerin. Und mir kommt oft schon vor dass sich diese zwei Grundstrukturen sehr schwer tun miteinander.
Ich finde Struktur und Wissen ganz wichtig speziell in meinem Beruf, merke dass man damit auch ganz schnell an Grenzen gerät.
Und ganz oft bewerten sich diese zwei Charaktertypen.
Mir ist es sehr wichtig geworden diese Bewertungen die da so hoch kommen genau zu beobachten und versuchen auszusteigen aus diesem System von Richtig oder Falsch das öffnet mir persönlich eine neue Dimension von Kontakt zu mir und zu meinem Umfeld.

Ich frage mich grad ob das verständlich ist.
 
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass nur ein Teil der Meditationstechniken auf der von dir angesprochenen Ebene angesiedelt ist. Beispielsweise werden im Tantra viele Meditationen mit Visualisierung und Mantra-Rezitation ausgeführt. Es gibt aber darüber hinausgehend noch sehr viel mehr. Systeme wie Vipassana, Zazen, Mahamudra oder Dzogchen arbeiten alle zu wesentlichen Anteilen oder gar hauptsächlich ohne Visualisation ...
Lieber Fckw,

dem möchte ich gar nicht widersprechen. Für mich steht die Seelenwelt des Menschen im Vordergrund und weniger der Geist. Es geht mir also um das Glücklichsein sein und nicht um den Versuch die eigenen Grenzen des Geistes zu überwinden. Es geht mir auch nicht um ein Dasein in einem späteren Leben, sondern um das Seelenheil jeder kleinen Seele im Hier und Jetzt.

Für mich gleicht die Seele einem Instrument, mit dem die Melodie des Glücklichseins gespielt werden kann. Man kann diese Melodie sicherlich auch aus dem Stegreif trällern, aber manchem gelingt das trotz aller Mühe nicht. Dabei kann es dann recht hilfreich sein, die Klaviatur des Instrumentes zu kennen, damit die richtigen Töne der Melodie getroffen werden. Soll heißen, dass es nicht auf den Titel eines Stückes ankommt, sondern auf die Tasten, die gedrückt werden müssen.​

@ Fckw: Dadurch operieren sieauchauf einer noch tieferen Ebene als jene der archetypischen Symbole und Bilder. Ich sage nicht, dass die von dir angesprochene Ebene nicht wichtig ist. Gerade für therapeutische Zwecke ist das tatsächlich sehr wichtig. Aber ich behaupte, dass viele der verbreiteten Meditationssysteme noch tiefer gehen, also noch tiefere Schichten des Geistes berühren, die unterhalb der von dir angesprochenen Ebene liegen.

In meinen vorausgegangenen Beiträgen hatte ich schon darüber geschrieben, dass die Bilder- und Symbolsprache die Grundlage unseres Denkens und Fühlens ist. Eine Erkenntnis aus den Neurowissenschaften, die sich kaum widerlegen lassen dürfte. Etwas, das man auch selbst mit etwas Achtsamkeit an sich selbst nachvollziehen kann.​

Am Schlaf mit unserer Traumwelt läßt sich das sehr schön darstellen. Das beginnt schon damit, dass das Gehirn schon nach 5 Minuten ohne eine wesentliche Information in einen scheinbaren Ruhemodus schaltet und mit seiner eigentlichen Arbeit, dem Optimieren der neuronalen Verbindungen. Das Erlebte wird also in einer Art Film immer wieder durchgespielt, um zu einer optimalen oder zumindest akzeptablen Bewertung zu kommen.

Der nächste Schalter, der in die Tiefen des Unbewussten führt, ist das Schließen der Augen. Damit werden vom Hippocampus die Vorgänge im Gehirn nicht mehr als fiktiv markiert - es gibt dann nur noch die innere Realität der Traumwelt.

Es gibt dazu noch einige weitere Trigger, die das Ganze noch weiter vorantreiben können. So verbreiten zum Beispiel warme Lichtverhältnisse so bei 204 Lumen abwärts, oder das sich Hinlegen die unmissverständliche Botschaft, dass der gesamte Organismus in den Ruhemodus zur Regeneration gefahren wird.​

Normalerweise erzwingt dann der Melatoningehalt, das weitere Absinken vom Tagesbewusstsein [27-13 Hertz) in den unbewussten Bereich. Bei der Meditation muss man da also noch etwas nachhelfen, um vom Tagesbewusstsein in den Alpha-Bereich (14 -7 Hertz) gelangen zu können (das Tor zur Spiritualität.

Das Unbewusste versteht den Menschen als einen Raum, der in den Träumen meistens als Haus oder Wohnung dargestellt wird. Die Obergeschosse werden hiebei mit dem Geistigen, dem Gehirn verbunden – während die Gefühlswelt im Bauch und dem Solarplexus gesucht wird.​

Man macht sich nun bei der Meditation diese inner Vorstellung zunutze, indem man je nach Zielsetzung den Meditierenden über etwas hinab- oder hinaufsteigen lässt. Da jedoch bei jeder Meditation der Fokus zunächst auf die Innenwelt gerichtet wird, sollte die Meditation auch mit einem Hinabsteigen beginnen. Eine häufige Variante ist das Rückwärtszählen, das im Prinzip auch über eine bildliche Vorstellung der Zahlen abläuft.​

Je weiter Du nun in die Seelenwelt hinabsteigst, je mehr gleicht sich die Taktfrequenz der beiden Gehirnhälften an. Das bedeutet, dass sich die verborgenen Schätze im unbewussten Seelenbereich immer mehr öffnen und die vorlaute Ratio immer mehr verstummt. Etwas, dass die kreative Fantasie auf die Sprünge hilft.​

Im Theta-Bereich(7-4 Hz) ist dieses Tor zu den verborgenen Informationen am optimalsten geöffnet, denn das ist der Bereich der Visionen, in dem die besten Lösungen gefunden werden können. Im Traum siehst Du dann das, was da im Augenblick im Gehirn gerade abläuft. Eine Welt der Bilder, denn es wird dort nur in ganz bestimmten Situationen gesprochen und dann auch nur in einer Bildersprache, wie man sie aus Märchen und Mythen kennt.

Die rationale Logik tritt dort, wie jeder weiß, immer weiter in den Hintergrund und weicht damit einer Art der inneren Logik. Wichtig ist in diesem Bereich, dass es da noch immer einen kleinen Draht zum Bewusstsein gibt.​

Steigt man noch tiefer in den Delta-Bereich (4-1 Hz), löst sich die Verbindung zum Bewusstsein und die Traumwelt besteht nur noch aus fraktalen Bildern. Im Tiefschlaf werden die meisten neuronalen Verbindungen aufgelöst, die Abfallstoffe der neuronalen Prozessen ausgespült und wieder neu verknüpft.

Ein Prozess, in dem es also keine geistige Betätigung geben kann. Es läßt sich diese Welt auch nicht erfahren, sondern lediglich auf technischer Ebene beobachten. Nur manchmal rettet sich durch den Wecker, das Wetterleuchten der fraktalen Bilder bis an den Rand des Bewusstseins.​

Ich möchte da noch anmerken, dass der Delta-Bereich auch die Welt des Komas ist. Außer, dass man sich auf dieser Ebene geistig, körperlich oder gesundheitlich regenerieren kann, fällt es mir schwer dort noch von einem meditativen Zustand zu sprechen.


Merlin​
 
@DruideMerlin:
Ja, du beschreibst das eigentlich alles sehr gut. Interessanterweise lernen Langzeitmeditierende über die Jahre, während der Meditation auch Delta-Wellen hervorzubringen, wozu Nichtmeditierende kaum in der Lage sind. (Für Alpha genügt üblicherweise das Schliessen der Augen.) Die Frage, was nun dieser Delta-Zustand genau bringt oder nicht (abgesehen von Regeneration) ist eine sehr interessante. So, wie ich Mahamudra gelernt habe, betritt man eine Ebene des Geistes, welcher bereits tiefer ist als das räumliche und temporale Verarbeitungssystem. Aus subjektiver Weise erscheinen alle möglichen Welten, Orte und Zeiten spontan in einem einzigen Punkt. Diese wiederholte Erfahrung führt nicht nur, aber auch zu einer Entidentifikation mit dem Festhalten an einem durch Ort und Zeit begrenzten Ich. In der letzten Konsequenz bleibt (im Dzogchen) nur noch das übrig, was mein Lehrer als "Groundless Ground" (tibetisch: Kunzhi) bezeichnet. Dieser Geist ist ohne Attribute und entzieht sich jeglicher sprachlicher Ausdrucksweise. Er ist "shunya", also "leer". Im Vajrayana-Buddhismus ist das aber nicht das Ende. Kunzhi hat die Eigenschaft, alle Erscheinungen des Geistes spontan hervorbringen zu können. Er ist in höchstem Masse kreativ und aktiv, und die höchsten Meditationen im Dzogchen-System sind genau dieser Erkenntnis gewidmet.

Damit ist dann der vollständige Zyklus vollbracht. Der Mensch hat seinen Geist vollständig dekonstruiert. Danach hat er ihn auf Basis der Dekonstruktion wieder vollständig rekonstruiert. Die daraus entstehende Einsicht ist äusserst tiefgründig. Gemäss der buddhistischen Vorstellung gibt es gewisse karmische Rückstände, die fast nicht anders aufgelöst werden können. Genauer: Es wird während dieses Vorgangs erfahren, dass alles und jedes nichts als erleuchteter Geist ist. Damit gibt es nichts mehr zu tun, denn alles, was aus irgendeiner persönlichen Sichtweise schädlich sein könnte, wurde als positiver, kreativer Ausdruck des eigenen Geistes erfahren.

So zumindest die buddhistische Theorie. (In meine eigenen Worte gefasst.)
 
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Lieber Fckw,

sicherlich kamen unsere Altvorderen durch Beobachten und dem Evolutionsprinzip zu sehr guten Erkenntnissen über die Dinge. Das Problem war nur, dass sie keine Möglichkeiten hatten, das Warum zu ergründen. So waren sie zur Erkenntnis gekommen, dass man in den Ruhephasen besonders kreativ und lernfähig ist, also hatten sie dazu ihre spirituellen Thesen und Praktiken aufgebaut.

Diese Vorgehensweise hat nun einen Fallstrick, denn man kommt damit leicht zu der Vermutung, dass der Geist nicht nur zur Erkenntnis führt, sondern auch den Menschen bestimmt. Inzwischen weiß man aber, dass wir nur 0,1% der neuronalen Prozesse bewusst erleben.

Schon Leute, wie Schopenhauer oder Einstein haben den freien Willen des Menschen in Frage gestellt. Je mehr man in diese Materie einsteigt, je mehr bröckelt der Sockel, auf dem der selbst ernannte überragende Geist thront.

Nur weil wir das Unbewusste aus der Warte des Geistes eher beiläufig wahrnehmen, erscheint es uns als unbedeutend. Wir vergessen dabei aber, dass der Mensch zwar ohne seinen Geist leben kann, aber nicht ohne seine Seele. Zudem werden wir nicht durch unseren Geist menschlicher, sondern aus unserer Herzenswärme.

Obwohl auch Platon in späteren Jahren die Seele mit der Erkenntnis in Verbindung brachte, teile ich zumindest seine Mahnung: „Die Sorge um das Seelenheil sollte die vornehmste Aufgabe eines Menschen sein!“

Der Dalai Lama hatte einmal bei einem Interview von der Diskrepanz von dem westlich orientierten und dem fernöstlichen Buddhismus gesprochen – deshalb folge ich da lieber der Stimme meines Herzens. Die Intuition (aus der Seele) ist in Sachen Meditation ein guter Ratgeber, ob ein Weg auch der Weg ist, auf dem man gehen möchte.


Merlin​
 
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