Kleines Anekdötchen gefällig - aus der Zeit, als ich noch dachte, ich könne immer höher schweben und entkäme der irdischen Begrenzung, dem Leid?
Es war im Spätsommer 2000, ich kam ziemlich "befügelt" aus dem Sommerlager meines buddhistischen Lehrers. Meditierte fleißig, war aber nicht zufrieden mit meinen "Fortschritten" und obendrein neugierig. In einem Buch über die "Vorbereitenden Übungen" (Ngöndro) war es abgedruckt, das 100-Silben-Mantra, das in aller Munde gewesen war (angeblich eines der Mantren, die "ballern"... )
Und unvorbereitet wie ich war, hatte ich nichts Besseres zu tun, als dieses Mantra zu rezitieren - ein Mantra, das einen Reinigungsprozeß sondergleichen auslöst, auf allen Ebenen, körperlich, psychisch, seelisch, geistig...
Am nächsten Morgen kam ich nicht aus dem Bett. Reinigung, und wie. Ich kotzte mir alles aus dem Leib, Durchfall kam hinzu, mir war schwindelig, ich konnte nicht schlafen, alles drehte sich.
So ging es drei Tage. Die Tränen liefen, die Zigaretten schmeckten wie Stroh, und meine Gedanken überstürzten sich, aus meinen Poren kam ein merkwürdiger Schweiß, fast dunkel, die Zunge sah ebenfalls ekelig dunkel belegt aus. Reingung - und wie!
Und es dauerte noch ein Weilchen, ehe ich begriff, was ich getan hatte - und was ich dadurch erfahren habe. Da ich keine Ermächtigung dafür habe, habe ich dieses Mantra seither nie wieder rezitiert. Ich begriff, dass bestimmte Übungen einer vorbereitenden Arbeit bedürfen und ich in meiner Vernebelung in keinster Weise imstande war, mit dieser Energie umzugehen.
Missen mag ich diese Erfahrung nicht. Half sie mir doch auch, mich wieder dem zu nähern, was unabdingbar zu einem Weg gehört: Bodenhaftung. Die Vorbereitung. Die Arbeit, die es bedeutet, den eigenen Keller zu begehen und ihn zu säubern. Klappt auch mit 6 Silben.
Gute Nacht
Rita