Tod gehört für mich ganz natürlich zum Leben. Wenn jemand mir nahe stehender stirbt, fehlt er mir unendlich, besonders, wenn dieser Jemand eine einzigartige Rolle in meinem Leben spielte. Ein Freund, mit dem mich 36 Jahre verbunden haben, gefüllt mit einer Interessen-Seelenverwandtschaft, starb im Advent. Er ist unersetzlich für mich, ich weiß, ich treffe niemand, der die große Lücke ausfüllt, ich kann im Moment nicht einmal Musik hören, die wir gemeinsam jahrzehnte lang hörten, aber das ist mein Problem, damit muß ich umgehen, mein Schmerz klammert sich nicht an ihn fest.
Wenn jemand mich *lebend
*verläßt, kann es mitunter schlimmer sein. In jeder Beziehung kann es Unausgesprochenes, Tabus geben. Und dann bleibt ich zurück und bastele mir die Ursachen, Umgehen damit quasi zusammen, dabei neige ich stark zu "mea culpa". Ich sende keine schlechten Gedanken, für Rachegelüste bin auch untalentiert, Brüche mit vermeintlichem Freund machen mir somit mehr zu schaffen.
Natürlich machts einem zu schaffen, das ist ebenso menschlich und Teil eines Lernprozesses.
Aber man sollte sich vielleicht die Frage stellen, warum trauert man wirklich ?
Ist es wirklich weil der andere weg ist ? Weil das Schicksal eben nunmal beschlossen hat, dass die gemeinsame Zeit nun zu Ende und alle "Aufgaben" die es gab erfüllt sind, egal ob derjenige nun wirklich körperlich von uns geht, also stirbt oder sich eben entscheidet, dass wir ihm nicht länger von Nutzen sind und sich abwendet ?
Oder ist es die Wut auf uns selbst, die uns wirklich traurig macht, über die Unzulänglichkeit damit umzugehen und sich mit einem Ende abfinden zu können. Hat es wirklich mit dem anderen zu tun ? Oder einzig und allein mit meiner Einstellung dazu ?
Beim Tod zum Beispiel, ist es nicht der Tote der leidet. Sondern es leiden die, die den Tod nicht wahrhaben wollen und den anderen nicht in Liebe und Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit gehen lassen können/wollen.
Es ist mit jedem Abschied so...
Und wütend bin ich immer nur darauf, dass ICH so sehr darunter zu leiden habe und nicht auf den anderen. Das ist dann Projektion ala "und du bist schuld" weil du mich verlassen hast. Oder der Tod ist schuld, weil er mir diesen Menschen wegenommen hat "da hattest du kein Recht dazu, du böser Tod" schließlich "gehörte" dieser Mensch zu mir.
Wenn eine Blume verwelkt, ist das auch Tod, aber weinen wir darüber ?
Wenn wir ein Tier essen, wurde es auch getötet, finden wir das wirklich traurig ? Wenn der Baum im Herbst seine Blätter verliert, sind diese auch tot, es kommen im nächsten Jahr zwar neue Blätter, aber es werden eben neue sein, andere. Die alten Blätter kommen nie wieder, sie zerfallen zu Staub.
Der Tod ist allgegenwärtig immer und überall. Warum ist er einmal ganz normal und natürlich und berührt uns nicht und beim anderen Mal der Zusammenbruch unserer ganzen Welt ?
Es ist allein deswegen weil wir unser Herz daran gehängt haben... und weil wir denken, dass uns nun etwas fehlt... und es ist lediglich unser Unvermögen nicht erkennen zu können, dass etwas das wir im Herzen tragen nicht verloren gehen kann... und dass wir uns in Wirklichkeit an dessen Herz gebunden haben, an seine Seele... welche unsichtbar ist und ewig und welche schon immer mit uns verbunden war und auch immer sein wird... und nicht an dessen Körper... oder Worte...
In meinem größten Feind kann ich die göttliche Seele anerkennen und lieben, weil ich weiß, dass auch er diese hat, ob er das selbst bereits erkannt hat oder nicht, spielt dabei keine Rolle.