Sarrazin - "Europa braucht den Euro nicht"

Bis auf das Geschwurbel von einem "germanischen" und einem "romanischen" Finanzstil und dem schwachsinnigen Holocaust-Argument war eigentlich alles okay.
Vorweg: Ich will da nicht Sarrazins persönlichen Theorien verteidigen.
Aber witzig fand ich, dass Steinbrück ihn bei beidem sehr kritisierte, indirekt aber auch beides bestätigte. Er sprach lange von der Verpflichtung Deutschlands, die eurpäische Integration betreffend, und hat das auch mit dem 2. WK verknüpft.

Beim "romanisch-germanisch-Thema" wischte er erst Sarrazins Thesen vom Tisch, um dann (richtigerweise) auf die Unterschiede z.B. in der Bildungspolitik, wissenschaftlichen Investitionen usw. hinzuweisen. Aber: Er fragt nicht, warum diese Unterschiede so krass sind. Und, wie gesagt, ich will Sarrazins "Sonnenstunden-Thesen" nicht unterstützen. Aber klar ist: Das alles ist auch eine Mentalitätsfrage. Verschiedene Völker haben unterschiedliche Mentalitäten.

Nur... Das ist alles nicht greifbar, nicht objektivierbar. Deshalb tut Sarrazin sich mal wieder keinen Gefallen in unsachliche Feinheiten abzudriften, auf die die Presse dann schießen kann.



Sehe ich ganz genauso. 80 Milliarden Griechenlandhilfe hat die Merkel durch den Schornstein gejagt und die kommen auch nicht wieder. Hat er auf den Punkt gebracht. Geht jetzt nur darum, ob wir die Merkel weitere zig- Milliarden verheizen lassen in der vagen Hoffnung, daß Griechenland wieder auf die Füße kommt oder ob wir sagen: Okay, das wars. 80 Milliarden verloren, aber wir verlassen den Roulette-Tisch.
Das liegt aber nicht an Merkel. Sie ist gezwungen, gewisse "Spiele" mitzuspielen. Die gesamte Politik Europas (im Grunde die Politik der westlichen Welt) wird vom Finanzwesen erpresst. Dagegen kann sie nicht an, das können nur die Bevölkerungen... die Masse wird das irgendwann "regeln". Aber es gibt aus keiner dieser Fragen einen preiswerten Ausstieg.


Steinbrück und auch wohl die Merkeline haben eine *rolling stone*-Theorie, das wurde deutlich: bricht ein Stein raus (Griechenland) fallen auch alle anderen um und Europa rollt in den Abgrund. Deshalb immer mehr Wasser rein ins Faß ohne Boden.
Die Theorie ist auch nicht ganz falsch. Denn Griechenland ist nicht das einzige Problem, sondern nur extremer und daher "schneller"... Leider ist Griechenland aber sogar noch das kleinste Problem. Spanien, Italien, ev. in nicht so weiter Ferne auch Frankreich... sind alle nicht stemmbar.

Das Problem ist, dass die Finanzmärkte in der Lage sind, einzelne EU-Staaten sozusagen nacheinander zu isolieren. Und damit wird ja auch Kasse gemacht. Ein kranker Witz dabei ist z.B., dass man Obligationen (z.B. Staatsanleihen) gegen einen Ausfall versichern kann. Das ist noch nicht der Witz, der kommt jetzt: Man muss keine haben, um das tun zu können! Das ist im Grunde so, als ob ich eine Versicherung auf Dein Haus abschließe... wenn es abbrennt, bekomme ich Geld ausgezahlt. Und wenn das viele Tausend tun, kannst Du sicher sein, dass es brennen wird. ;)

Die EU-Staats und Finanzchefs versuchen also, eine Art Bollwerk gegen Spekulationen zu errichten... das Signal zu senden, dass man nicht damit Kasse machen kann, indem einzelne Staaten pleite gehen... weil die anderen Staaten das verhindern werden. Das Problem dabei ist: Die Wetten gegen einzelne Staaten sind Wetten gegen den gesamten Euroraum. Und das funktioniert wegen der gemeinsamen Währung bestens, da es keine einheitliche Politik zu der Währung gibt. Die soll jetzt im Eilverfahren hergestellt werden... was zu einer extremen Zentralisierung führt, was immer auch zu Korruption führt. Und wirtschaftlich schwächt es alle... mehr oder weniger nacheinander.

Es gibt m.A.n. keine politische Lösung dafür. Verhandlungen werden immer zu Gunsten der Finanzwirtschaft ausgehen, weil die die gesamte Wirtschaft in der Hand hat - viele Möglichkeiten der Erpressung. Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass das Problem durch die Bevölkerungen "gelöst" werden wird. Occupy ist z.B. ein Anfang dessen.

Heute gab es ein Interview mit Lafontaine... der sagte, die Linke habe den Königsweg aus dem Problem: Nicht mehr private Kreditinstitute verleihen das Geld an die Staaten, sondern nur noch die Zentralbanken... und vermutlich wäre das tatsächlich ein Weg der zumindest hilfreich wäre. Ist aber nicht durchsetzbar. Wäre er Diktator von Deutschland bräuchte er trotzdem noch das Militär um das durchzusetzen... ;)
 
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Ich frag mich, ob jemand anderes als Sarrazin sich wohl an dieses Thema in der Form rangetraut hätte.
Man kann ja von ihm halten was man will, aber die meisten Leute in der Öffentlichkeit halten den Mund oder relativieren gleich wieder, wenn ihnen mal was kritisches rausrutscht.
Sarrazin macht das nicht, deswegen hat er Erfolg damit.

Was den Euro betrifft, ich glaub nicht, daß eine gemeinsame Währung in so unterschiedlichen Staaten auf lange Sicht bestehen kann.
Der Euro wird gestützt wo nur möglich und ist in meinen Augen eher eine Kette, die mittlerweile nicht mehr zusammenhält, sondern vielen die Luft abschnürt.


Wenn Herr Sarrazin sachlich bleiben würde, wäre es ja in Ordnung, er mischt aber Wahrheit mit Unwahrheit, füttert dabei noch Vorurteile, so dass das Buch schön reißerisch ist und sich gut verkauft. Der Mann weiß, wie er gut zu Geld kommt. Deshalb werde ich auch dieses Buch von ihm mit Sicherheit nicht lesen ( kaufen sowieso nicht! ).
 
Sehr geehrter Herr Sarrazin,

bitte, bitte gründen Sie eine Partei! Sie würden sich wundern, welch großen Zulauf diese hätte. Sie würden garantiert viel mehr Wählerstimmen bekommen als die CDU/CSU, weshalb Sie von allen Politikern so gefürchtet sind. Ich wäre einer der Ersten, der Ihre Partei wählen würde.

Mit freundlichen Grüßen
Harry
 
Wenn Herr Sarrazin sachlich bleiben würde, wäre es ja in Ordnung, er mischt aber Wahrheit mit Unwahrheit, füttert dabei noch Vorurteile, so dass das Buch schön reißerisch ist und sich gut verkauft. Der Mann weiß, wie er gut zu Geld kommt. Deshalb werde ich auch dieses Buch von ihm mit Sicherheit nicht lesen ( kaufen sowieso nicht! ).

Jep... ich glaube, dass er sehr genau weiß, wie er mit gewissen Stichworten emotionalisiert und polarisiert. Die Medien wiederum tun ihm dann mit ihrer Reaktion genau den Gefallen, durch Kontroverse zu hoher Auflage zu verhelfen.

Steinbrück kritisierte ihn für irgendwelche Thesen, wo er einen Unterschied zwischen germanischem und romanischem Finanzstil macht... und anscheinend theoretisiert er da u.a. über Sonnenstunden etc. Seine Antwort darauf war: Ein bisschen Spass muss sein (zumindest sinngemäß). Ich glaube, das ist wohl kalkuliert.

Contra: Unsachlichkeit
Pro: Das alles hilft trotzdem, daraus überhaupt eine Debatte zu machen.

Das Gute bei diesem Thema ist, dass sich die Medien nicht komplett der Sachlichkeit verschließen können. Bei Grass haben sie es versucht, aber das Thema Euro ist dafür zu objektiv. Allerdings werden sie wohl die wirklich relevanten Fragen des Themas einfach ignorieren.
 
Sehr geehrter Herr Sarrazin,

bitte, bitte gründen Sie eine Partei! Sie würden sich wundern, welch großen Zulauf diese hätte. Sie würden garantiert viel mehr Wählerstimmen bekommen als die CDU/CSU, weshalb Sie von allen Politikern so gefürchtet sind. Ich wäre einer der Ersten, der Ihre Partei wählen würde.

Mit freundlichen Grüßen
Harry

Nein... bitte nicht. Der Typ ist sicherlich ein guter Buchhalter und in statistischen Bereichen ein guter Analyst. Aber menschlich ist der wahrscheinlich ziemlich neben der Kappe. Möchte nicht erleben, wenn der wirklich Macht hätte, Entscheidungen über viele zu treffen.

Aber ja.. er hätte sicherlich großen Zulauf. Aber ich hätte richtig Angst davor, wen eine solche Partei alles nach oben spülen würde. Das könnte ziemlich in den rechten Bereich abdriften.
 
Eine gemeinsame Währung macht nur dann Sinn wenn die Rahmenbedingungen
in allen beteiligten Ländern gleich sind.

In Wirklichkeit hilft das natürlich den Großkonzernen, die auf diese Weise problemlos in Euro-Ländern produzieren können, in denen die Steuern und die Löhne niedrig sind. Von dort können sie so ungehindert exportieren und dort ihre Waren absetzen wo sie wiederum viel Geld dafür bekommen.

Mit dem Holocaust hat das allerdings überhaupt gar nichts zu tun.
Das dient eben denen, die aufgrund von größerem Kapital nicht an einen Ort gebunden sind.

Wenn es Problem gibt zahlt natürlich die Allgemeinheit. Privatisierte Gewinne und sozialisierte Verluste. Ist schon klasse.

LG PsiSnake
 
80 Milliarden Euro bereits durch den Schornstein gehustet ohne Aussicht, davon auch nur einen Cent zurückzukriegen. Sind 80 Milliarden Euro Schaden, machen wir uns nichts vor.

Kann man jetzt durchaus den Amtseid der Kanzlerin hinzufügen und fragen, wie das vereinbar ist?

Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.

http://de.wikipedia.org/wiki/Amtseid
 

Sag mal, ist es dir gegeben, zwischen Milliarden und Millionen unterscheiden zu können?

Offensichtlich nicht. :)

Wir haben bis jetzt 80 Milliarden Euro hineingeschoben in die brennende Hütte Griechenland. 380 Millionen Zinsen sind wieder rausgeweht gekommen.

Wer davon ausgeht, daß Griechenland auch nur ansatzweise seine Schulden wird zurückzahlen können, muß ein Träumer sein, von Politik und Wirtschaft keine Ahnung haben, oder aber beides.
 
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Eine Lösung des grundsätzlichen Problemes ist ein Schnittpunkt, bei dem Zins u. Zinseszinsen abgeschafft werden, Altlasten aufgrund Finanziers der Kriegsparteien eingefroren werden. (die haben schon mehr als genug kassiert - Hauptgrund dafür, daß die ganze Welt so stark verschuldet ist).
Das Geld als solches sollte nur Gegenwert für Ware sein.
Mit Geld selbst sollte man kein Geld machen dürfen.
Dadurch haben wir erst die vielen Kriege und die Kluft zwischen Reich u. Arm und die Unmenschlichkeit erhalten.
Erst wenn das ganze System an der Wurzel gepackt wird, sehe ich hier noch eine Zukunft.
 
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