Samadhi und wie man es erlangt

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Hallo,

der Thread ist schon etwas länger, weshalb ich nicht weiß, ob das schon erwähnt wurde.

" योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः ॥२॥
yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ ||2||
Yoga ist die Beendigung der Tätigkeit der Gedanken. ||2||
तदा द्रष्टुः स्वरूपेऽवस्थानम् ॥३॥
tadā draṣṭuḥ svarūpe-'vasthānam ||3||
Dann erkennt das Wesen sein wahres Selbst. ||3|| "

Sanskrit ist von der Struktur her ganz anders als Deutsch. Es gibt daher keine einzig mögliche Übersetzung. Ich habe hier meine Formulierung eingefügt, weil ich glaube, daß sie dem gemeinten Sinn nahe kommt.

Patanjali empfiehlt also den ständigen Fluss der Gedanken anzuhalten. Mit unseren Gedanken formen wir ein Bild von uns selber. Dieses Bild halten wir für unser Ich. Es ist aber in Wirklichkeit das falsche Ego. Unsere eigentliche spirituelle Natur können wir erst erkennen, wenn wir den ständigen Fluss der Gedanken anhalten.

Die Übersetzung von "vritti" mit "Gedanken" trifft es nicht wirklich. (Dazu gibt es viele Seiten in Internet und viele Kommentare.)
Darüber hinaus hast du "citta" gar nicht übersetzt - du hast das Wort einfach weggelassen.
Die Aussage heißt aber:
yogaś-citta-vṛtti-nirodhaḥ

Richtig hast du übersetzt:
Yogas = Yoga
Nirodhah = Beendigung, bzw. Stillwerden

Was ist nun mit Citta und Vritti gemeint?
Citta ist der Geist. Damit ist der gesamte Geist gemeint, bildhaft: "das Meer".
Vritti meint bildhaft "die Wellen des Meeres".

Mit vritt ist daher viel mehr als Gedanken gemeint, nämlich alle "Wellen"/Zustände des Geistes.


Deiner Gesamtübersetzung:
Patanjali empfiehlt also den ständigen Fluss der Gedanken anzuhalten. Mit unseren Gedanken formen wir ein Bild von uns selber. Dieses Bild halten wir für unser Ich. Es ist aber in Wirklichkeit das falsche Ego. Unsere eigentliche spirituelle Natur können wir erst erkennen, wenn wir den ständigen Fluss der Gedanken anhalten.
kann ich jedoch zustimmen, wenn man vritti einfach in der erweiterten Version versteht.
 
Danke, Energeia, ich freue mich, daß dieser Thread noch Interesse erregt. Es ist richtig, meine Übersetzung ist ziemlich frei. Da es für bestimmte Sanskrit Wörter wie Citta und Vritti gar keine Entsprechungen im Deutschen gibt ist es schwierig. Das kann man auch bei den verschiedenen Übersetzungen sehen, sie sind sehr verschieden.

Wie würdest Du das denn übersetzen?
 
Danke, Energeia, ich freue mich, daß dieser Thread noch Interesse erregt. Es ist richtig, meine Übersetzung ist ziemlich frei. Da es für bestimmte Sanskrit Wörter wie Citta und Vritti gar keine Entsprechungen im Deutschen gibt ist es schwierig. Das kann man auch bei den verschiedenen Übersetzungen sehen, sie sind sehr verschieden.

Wie würdest Du das denn übersetzen?
Wort-Übersetzungen sind natürlich sehr schwierig. Zumal das Wort "vritti" ja im Yoga-Stura selbst anschließend erst noch erläutert wird - von 1.5 bis 1.11.

Daher suche ich kein deutsches Wort, sondern ich gehe erläuternd vor.

Patanjali macht im Yogasutra von 1.5 bis 1.11 deutlich, dass mit Vritti erstens nicht nur bewusste, "kalte, reine" Kognitionen gemeint sind, sondern dass damit auch affektive geistige Regungen gemeint sind, und dass damit zweitens nicht nur bewusste, auf die Welt gerichtete Geistesregungen (kognitive Repräsentationen) gemeint sind, sondern auch die der Einbildung, des Tiefschlafs sowie der Erinngerungen.

Im Deutschen, bzw. in unserer Alltagssprachen, haben wir für all dies nicht ein einziges Wort. Wir trennen zwischen Gefühlen, Gedanken und Empfindungen. Und wir sprechen davon, dass wir dies im wachen "Bewusstsein" erfahren. All diese Trennungen sind hier aber ja gerade nicht gemeint.

(In wissenschaftlicher Hinsicht gibt es hier jedoch Ähnlichkeiten: viele Emotionstheorien gehen davon aus, dass Gefühle mit Kognitionen einhergehen. Und einige Kognitionstheorien gehen davon aus, dass Intentionalität generell stets irgendwie affektiv gefärbt ist.)

Wenn wir also verstehen, was "gemeint" ist, dann brauchen wir eigentlich auch gar nicht mehr nach deutschen Worten oder nach Fremdworten zu suchen, sondern wir können einfach sagen, dass es die "Vrittis" - die Gedanken, Gefühle, Empfindungen einschließen - des "Citta" sind - der sowohl das wache Denken, Repräsentieren als auch den Tiefschlaf umfasst.
Und es geht beim Yoga folglich um das Stillwerden (Nirodha) der Vrittis des Citta.
In 1.12 wird deutlich gemacht: durch Übung (abhyasa) und Loslösung (vairagya), also durch "praktische Ent-Identifizierung" bzw. Meditation.
 
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Wort-Übersetzungen sind natürlich sehr schwierig.

Es ging mir darum eine einfache Übersetzung in einem Satz zu schaffen. Ich glaube, daß mir das gut gelungen ist, zumal die weitere Erklärung des inneren Zusammenhangs die Bedeutung überzeugend deutlich macht.

Wir stehen eben vor der Aufgabe eine einfache leicht verständliche Übersetzung machen zu müssen. Und so ist Yoga. Es ist eigentlich alles ganz einfach (zu verstehen).
 
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß das Ziel des Yoga-Weges genau das Gegenteil von den "allgemein anerkannten Zielen" des Menschen ist.

Wir sind doch ursprünglich aus der geistigen in die materielle Welt gefallen. Yoga will uns diesen Weg zurück führen, also durch Samadhi die materielle Ebene verlassen und auf die geistige Ebene zurückkehren lassen. Die allgemeine menschliche Orientierung ist es aber, sich auf die materielle Welt zu konzentrieren, dort immer mehr zu erreichen, immer reicher, größer, mächtiger, berühmter usw. zu werden und das möglichst für immer. Der Yoga-Weg führt also genau in die entgegengesetzte Richtung wie die allgemein verbreitete Einstellung.

Daher ist der klassische Yoga unter materialistisch orientierten Menschen unpopulär. Denn er führt genau zu den entgegengesetzten Ergebnissen wie man es sich erträumt. Statt materiellem Erfolg letztendlich die vollständige Entsagung.

Ich schrieb letztendlich, weil so ganz sinnlos ist das Leben ja auch wieder nicht. Zwar ist es das letztendliche Ziel zurückzukehren auf die spirituelle Ebene, doch nur Wenige sind soweit, das sofort auszuführen. Die meisten von uns haben erst noch etwas zu erledigen. Das mag individuell verschieden sein, doch im Prinzip gibt es vier Ziele im weltlichen Leben:


1. Dharma - unsere Pflicht, unser Beruf, die Regeln die wir einhalten

2. Ardha - Besitz, Wohlstand

3. Kama - Lust, Freude, Genuß

4. Moksha - Befreiung nach Erreichung der materiellen Ziele.



Der Zusammenhang dabei ist folgender:

"Dharma ist die Wurzel aus der Ardha wächst und Kama blüht" (Indra Sinha in seiner Übersetzung des Kama Sutra)

Das heißt, durch Erfüllung unserer Pflicht erreichen wir Wohlstand und das ist die Voraussetzung um Lust zu genießen. Nach den Veden ist es also sinnvoll zuerst das materielle Leben zu leben, aber richtig, bevor man es aufgibt. Man soll seinen Hunger stillen bevor man entsagt. Das geht auch aus der Aufteilung in vier Lebensphasen hervor:

1. Brahmacharya (Schüler) - Die Lernphase in der man enthaltsam lebt und mit Ausbildung die Voraussetzungen für das spätere Leben schafft.

2. Garhasthya (Haushälter) - Man arbeitet, heiratet, führt einen Haushalt.

3. Varnaprashta (Zurückgezogenheit) - allmählicher Rückzug aus dem weltlichen Leben.

4. Sannyas (Entsagung) - Aufgabe aller materieller Bindungen.


Nur Wenige sind in der Lage schon früh in ihrem Leben zu entsagen. Vorgesehen ist dies erst im letzten Lebensviertel. Bei einer Lebenserwartung von 80 Jahren wäre das etwa mit 60.

Es ist also nicht so, daß das Yoga-System von allen Menschen erwartet sofort völlig entsagt zu leben. Vielmehr muß es harmonisch auf den jeweiligen Menschen und seine Bedürfnisse abgestimmt werden um ihn behutsam zu Samadhi zu führen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt aber doch eindeutige Kriterien für Samadhi, die von den meisten Richtungen akzeptiert werden:

1) Veränderter, erweiterter Bewusstseinszustand: Man kann in andere Seins-Ebenen sehen (mystische Erfahrungen).

2) Auflösung des Ich-Bewusstseins - des Ego´s - zu einem Einheits-Bewusstsein: Man erfährt sich eins und sieht sich in allen Wesen.

3) Freiheit von allen körperlichen und gesellschaftlichen Zwängen: Frei von Gefühlen, Stimmungen, Begierden und Meinungen anderer.

4) Erleuchtung: Inneres Licht, Frieden, Ruhe und Glück in allen Lagen.

5) Liebe: Bedingungslose Liebe zu allen Wesen


3. erfülle ich bereits.
 
Allerdings ist es am Anfang nicht einfach, die Gedanken einfach so abzustellen. Daher konzentriert man sich auf Etwas, um überhaupt erstmal eine Bündelung der Aufmerksamkeit zu erreichen. Dazu benutzt man den Atem und Mantras. Die Beobachtung des Atems beruhigt am meisten. Die Mantras bitten mächtige Geistwesen um Führung. Die Konzentration auf Muladhara Chakra, das zwischen Anus und Geschlechtsteil liegt ist auch ziemlich stark, wie Forschungen ergeben haben.

Bei der Beobachtung des Atems tritt eine Beruhigung ein. Atem ist Leben und wenn der Atem sich beruhigt beruhigen sich auch die Gedanken. Der Atem wird immer flacher und irgendwann versiegen die Gedanken. Dann dauert es auch nur ein paar Sekunden bis man feststellt, daß man nicht mehr in der materiellen Welt ist. Man hat seine eigene Frequenz verschoben und empfängt nun "Sender Spirituelle Welt".

Um diese Verhältnis zwischen materieller Welt und spiritueller Welt anschaulich zu machen habe ich vor einiger Zeit bei einer anderen Seite ein Gleichnis entwickelt, das ich Euch nun wiedergeben möchte.

Ich konzentriere mich auf das Sahasrara-Chakra und Ajna-Chakra
 
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