Hier mal ein Text von einem sehr lieben Freund. Geschrieben Ende März als das ganze in der Krim da oben anfing...
Wie ich finde, bringt er einiges recht klar auf den Punkt.
Liebe Nachdenker und Hinterfrager
Es ist in der heutigen Zeit leider nahezu ausnahmslos zur Normalität geworden, reißerische und vor allem beunruhigende Nachrichten zu verbreiten. Ja, es gibt sie die Ausnahmen aber womit die überwiegende Mehrheit tagtäglich gefüttert (gemästet) wird ist entweder banal und höchst überflüssig oder aber negativ und angstmachend.
Nachdem sich die Berichterstattung aus den Krisenherden in Irak, Israel und Afghanistan weitgehend erschöpft hat, der kalte Krieg ohnehin Schnee von gestern ist und gerade eben auch keine anderweitigen Groß Ereignisse zur Massenhypnose zur Verfügung stehen brauchte die Medienlandschaft dringend ein neues und frisches Thema mit dem die Zeit bis zur nächsten Fußball-WM überbrückt werden kann.
Da kam die sogenannte Revolution in der Ukraine und die darauf folgende Annektierung der Krim durch die bösen Russen gerade recht. Nun vergeht kein Tag, an dem der aktuelle Mittelpunkt der Welt nicht die Seiten aller Zeitungen und Übertagungszeiten der TV Sender füllt. Nun kann sich jeder interessierte Bürger seine eigene Meinung BILDen und wenn man sich nicht groß wehrt, dann ist man recht schnell davon überzeugt, dass sich im Osten eine neue alte Gefahr erhebt und der Russe sich dran macht, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Aber das geht doch nun wirklich nicht, ist man versucht laut auszurufen. Wo kommen wir denn da hin, wenn man sich so mir nichts dir nichts einfach mal 26 tausend km2 einverleiben kann. Einfach Volksabstimmung und fertig. Das Geschrei ist groß und wie gesagt, das Feindbild wurde definiert (von wem eigentlich?) und wehe dem, der etwas anderes sagt. Atze Schröder und unser Altkanzler Schmidt bekommen medial ja gerade so richtig auf die Fresse weil sie gesagt haben, dass sie den Putin irgendwo verstehen können. Ja wo gibts denn so was.
Um nicht falsch verstanden zu werden. Ich bin definitiv kein Fan von Putin, den ich für einen weiteren testosterongesteuerten Egomanen unter den selbsternannten Zaren und Großfürsten unserer Zeit halte, die allen Ernstes daran glauben, dass ihre Untertanen genau das brauchen was euer Gnaden ihnen in den Staub wirft.
Was mir dagegen bitter aufstößt ist die Heuchelei von Seiten der EU, der NATO und natürlich vom alleinigen Weltenbeherrscher USA, die in offenkundiger Eintracht das tragische Schicksal der Ukraine beklagen und das Bild vom bösen Wolf, nein Russen beschwören, der das Völkerrecht mit Füssen tritt, in einem Akt der seines Gleichen sucht die Krim annektiert und nun gerade mal auf den Appetit gekommen, Panzer an der ukrainischen Grenze aufrollen lässt.
Apropos ein Akt der seines Gleichen sucht. In der gewalttätigen Entwicklung der Menschheit gibt es leider viele Beispiele, die die heutigen Ereignisse auf der Krim in den Schatten stellen. Wie gesagt, ich unterstütze dies in keinster Weise, ich halte die politischen Systeme und Organisationen wie NATO und EU Kommission allesamt für Marionetten, die den Deckmantel der Demokratie über ausschließlich wirtschaftliche und machtpolitische Interessen breiten. Aber schauen wir mal, wer schreit denn da am lautesten? Nun das Säbelrasseln aus den USA ist wie immer nicht zu überhören. Und ist es tatsächlich nötig, dem noch wirklich selbst denkenden Leser das vor Augen zu führen?
Trotzdem möchte ich eine kleine Zeitreise mit dir unternehmen, nicht zu weit aber bis ins Jahr 1894 und zwar in den Pazifischen Ozean in das Inselparadies Hawaii. In diesem Jahr wurde dort der König davongejagt und eine Republik gegründet, die (man staune) auch von den USA als solche anerkannt wurde. Nun hatte diese Republik einen ganz erheblichen Mangel, der ein langes Überleben einfach unmöglich machte. Die Inselkette hatte schlicht eine zu große strategische Bedeutung im Spanisch-Amerikanischen Krieg. Und da lag es nahe, dass US amerikanischer Senat und Repräsentantenhaus in seltener Eintracht mal eben eine joint resolution machen und Hawaii und damit 28 tausend km2 durch formellen Akt am 12. August 1898 annektierten. Das hat aktenkundig bei den Betroffenen, nämlich den Hawaiiern großen Widerstand hervorgerufen, da die heimische Sprache und große Bereiche der hawaiischen Kultur durch die Machtübernahme fortan unterdrückt wurden. Aber was willst du machen wenn der stärkere Junge aus der Klasse über dir mal eben seinen Flottenstützpunkt auf Pearl Harbor errichtet. Mit dem zweiten Weltkrieg wurde dann auch mal 8 Jahre das Kriegsrecht über die Inselgruppe verhängt womit sämtliche Grundrechte außer Kraft gesetzt wurden. Eine halbe Million Soldaten bevölkerten seinerzeit die Insel was in etwa der damaligen Einwohnerzahl entsprach. Wie gesagt, was willst du da schon groß ausrichten?
Nun war das mit der Annektierung nicht gerade salonfähig und ein echter Makel auf der Weste des Landes, indem die Demokratie bekanntlich erfunden wurde. Nun hatte sich ergeben, und das kam nicht ungelegen, dass im Verlauf der Jahre immer mehr US-Amerikaner von der Schönheit des Paradieses angezogen wurden was letztlich dazu führte, dass die Hawaiier zur Minderheit im eigenen Land wurden. Was lag also näher als mittels Volksentscheid darüber abstimmen zu lassen, ob man denn nicht fortan richtig zur Familie des großen Jungen gehören wolle. Wie die Sache ausging ist bekannt. Hawaii wurde nach 60 Jahren völkerrechtswidriger Besatzung am 21. August 1959 zum 50. Rad am Wagen, sorry Bundestaat der Vereinigten Staaten.
Und wie war das nun mit der Krim? Nach wechselhafter Geschichte (gemäß Wikipedia ohne bekannte indigene Bevölkerung, d.h. Urvolk) wurde die Krim 1783 von nun an und für alle Zeit als russisch deklariert. Dem voran ging eine Reihe von Kriegen, wobei die Stänkereien wohl von den Krimtataren ausgingen, die 1571 sogar bis nach Moskau vordrangen und es in Brand setzten. Offenbar hat sie dann aber das Schlachtglück verlassen und mit Ende des Russisch-Türkischen Krieges von 1768-1774 kam auch das Ende des Khanat der Krim und die Angehörigen des Turkvolkes siedelten in das Osmanische Reich über wobei die Krim von Russen besiedelt wurde. Ganz sicher kann davon ausgegangen werden, dass eine solche ethnische Veränderung nicht ohne Repressalien seitens der Sieger vonstattenging und dass die Emigration der Tataren erklärtes Ziel des Zarenreiches war. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lebten keine 200 tausend Tataren mehr auf der Halbinsel.
Nach dem Ende des Zarenreichs wurde die Krim zu einer eigenständigen Sowjetrepublik innerhalb Sowjetrusslands und zwar unabhängig und in keinster Weise verwaltungstechnisch verbunden mit der Ukrainischen Sowjetrepublik. 1954 wurde die Krim durch Verwaltungsbescheid an die Ukraine angegliedert. Dies geschah aus reinen wirtschaftlichen und planerischen Erwägungen heraus weil seinerzeit verschiedene Schifffahrtskanäle geplant wurden und der Apparatschik glaubte mit nur einer Bürokratie würden diese Vorhaben schneller gelingen. Staatspolitisch war das auch völlig nebensächlich, in etwa so als würde Mecklenburg Vorpommern die Verwaltung der Hansestadt Rostock übernehmen. Wichtig ist, dass dies in keiner Weise der Wille einer wie auch immer zusammengesetzten Krimbevölkerung war. Es war ein Ukas aus Moskau und dem hat man seinerzeit besser nicht widersprochen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die Krim Mühe mit der ukrainischen Herrschaft hatte. Es heißt in Wikipedia, dass lediglich mit erheblichen politischen Druck ein Referendum über die Unabhängigkeit der Krim verhindert werden konnte und dass als Kompromiss 1992 das Gebiet der Krim zur autonomen Republik Krim innerhalb des ukrainischen Staates erklärt wurde. Es ist aus meiner Sicht daher nicht wirklich verwunderlich, wenn sich die Krim angesichts der desaströsen wirtschaftlichen Lage der Ukraine an ihre russische Vergangenheit erinnert (oder auch an sie erinnert wurde). Unstrittig wurden die Tataren über die letzten 240 Jahre von der Krim ferngehalten, obwohl auch die Tataren seinerzeit nicht gerade friedlich auf der Krim eingezogen sind. Die Bevölkerungsmehrheit sind Russen und wer weiß, vielleicht hat sich Putin an Hawaii erinnert und mit der Volksabstimmung klare Verhältnisse schaffen wollen. Die Abstimmung vom 18. März 2014 erinnert an kommunistische Zeiten, denn 97% haben für einen Anschluss an Russland gestimmt. Da die Wahlbeteiligung bei 83% gelegen hat, die Russen aber nur 60% der Bevölkerung ausmachen, muss auch ein erheblicher Teil der auf der Krim lebenden Ukrainer für Russland abgestimmt haben.
Ich bin bei weitem kein Völkerrechtskundler aber wenn ich Hawaii und die Krim aus diesem Blickwinkel heraus vergleichen sollte, dann würde ich zu dem Ergebnis kommen, das ich das mit der Krim nun ja auf gewisse Weise verstehen und nachvollziehen kann. Natürlich geht es um handfeste geopolitische Interessen und die Russen haben der Krim nicht nur schöne Worte sondern auch wirtschaftliche Versprechen angeboten. Hat sich die Krim verkauft? Möglich, aber man sollte bedenken, dass die Krim eine lange russische und so gut wie keine ukrainische Geschichte hatte. Das Vorgehen auf Hawaii war dagegen ein kriegerischer Akt, das Land wurde militärisch besetzt und die Volksabstimmung nach 60 Jahren Vertreibung und Unterdrückung der hier vorhandenen Urbevölkerung war definitiv eine Farce.
Es ist leicht, angesichts der etablierten öffentlichen Meinung das Vorgehen auf der Krim zu verurteilen. Schaut man aber ein wenig tiefer und versucht man das Getöse der Medien auszublenden, bietet sich zumindest ein differenziertes Bild. Und dann frage ich mich, WER ist denn diese öffentlichen Meinung und was wird mit dem Geschepper bezweckt?
Wieder ein wenig tiefer nachgeschaut und abseits vom Main(Medien)Stream erfährt man dann, dass die USA systematisch irrsinnige Summen (ich glaube es ging um 5 Mrd. USD) ausgegeben haben, um die Ukraine zu destabilisieren! Einmal angefangen hören diese widersprüchlichen Informationen einfach nicht auf. Da stößt man auf ein (Schweizer) Video das genau zeigt, dass die Gewalt im Rahmen der ach so friedlichen Revolution nicht von der Polizei sondern von bezahlten und organisierten Schlägertrupps ausging. Die Bilder, die dann am Abend den entsetzten EU Bürgern gezeigt wurden starteten erst in dem Moment, als die Polizisten nach langem Abwarten begannen, sich selbst zu verteidigen. Also, was steckt hinter dieser Revolution? War nicht alles friedlich, solange die ehemalige ukrainische Regierung mit der EU über ein Abkommen zur verstärkten Zusammenarbeit auf allen möglichen Gebieten bis hin zu einem möglichen EU Beitritt verhandelt hatte?
Ich bitte den Leser an dieser Stelle einmal unvoreingenommen, an die Seite von Putin zu treten und das alles aus seiner Sicht zu betrachten. Ich weiß, ich verlange viel und es gibt so viel Wichtigeres als diese Sandkastenspiele. Aber trotzdem. Wir sehen eine EU, die zusammen mit der USA innerhalb der NATO seit 1999 unaufhaltsam ein Land nach dem anderen dem westlichen Einfluss einverleibt. Im Zuge der NATO Osterweiterung kamen 12 Länder hinzu, die in der alten Zeitrechnung alle auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs und damit unter dem Einfluss Russlands gestanden haben. Um bei den Sandkastenspielen zu bleiben, Russland könnte sich durchaus bedroht fühlen, steht doch das westliche Militärbündnis direkt vor der eigenen Haustür. Und nun schaut euch die Ukraine an. Sozusagen noch ein weißer Fleck, den in NATO und EU Blau zu färben einfach zu verlockend ist. Und da kommt doch dieser Putin daher und macht der Ukraine ein Gegenangebot. Na wo gibts denn so was?
Die Ukraine ist runtergewirtschaftet aber das ist kein Privileg der ehemaligen Regierung. Es ist leider ein flächendeckendes Phänomen, dass ausgerechnet solche Leute an die Macht kommen, die alles Mögliches können (z.B. gute verwandtschaftliche Regierungsstrukturen schaffen, ein effizientes Gönnersystem aufbauen und Staatsbesitz in Privatbesitz umwandeln) aber eben leider kein Land im besten Interesse des Volkes zu führen und zu entwickeln. Ja, die Ukraine war pleite und hat sich schamlos zum Verkauf dargeboten. Was ist also so empörend daran, dass Russland mitbietet, zumal wenn eine Hauptschlagader der russischen Wirtschaft (Netz aus Pipelines) durch dieses Land fließt.
Was auch immer ausschlaggebend war, letztlich hat sich die Ukraine Russland zugewandt und die Verhandlungen mit der EU ausgesetzt. So kurz vor dem Ziel? Was für eine Schande. Und nun begann die Revolution, die klar antirussisch und auf einen Sturz der ach so korrupten Regierung ausgerichtet war. Einer Regierung, mit der die EU gerade noch über einen möglichen EU Beitritt verhandelt hat. Ist ein solcher zeitlicher Zufall möglich? Ach ja, da war auch noch das viele Geld aus den USA, das unter die Leute musste.
Wir sind immer noch im Sandkasten, welche Optionen blieben Russland angesichts dieser Entwicklung noch? Einen eigenen Flottenstützpunkt auf der Krim, nachdem man einen Mietvertrag mit der NATO abgeschlossen hat? Es lassen sich einige Argumente finden, die darauf deuten, dass die aggressive Expansionspolitik des Westens Russland zu diesem Schritt getrieben hat. Nach außen wird in der EU ja immer gern von Stabilität und Gleichgewicht geredet aber das ist Ablenkung. Man kann Putin jetzt natürlich sehr öffentlichkeitswirksam anklagen und ihm vorwerfen, er treibt die Welt mit seinem Vorgehen auf der Krim an den Rand eines Krieges. Tatsächlich war die Kampagne um die Ukraine ein Zerren von beiden Seiten was sich mit der Revolution zugunsten der EU / NATO verschoben hat.
Es hat auch nicht lange gedauert, bis der IWF der Ukraine Milliardenhilfe zugesagt hat wobei der Begriff Hilfe mit ganz großer Vorsicht zu gebrauchen ist. Der IWF hat unter Kontrolle der USA (und denen die da wirklich dahinter stehen) zunächst mal nur ein einziges Ziel, die absolute Kontrolle über ein Land. Was sich der Westen da tatsächlich eingehandelt hat wird sich noch zeigen. Angesichts von Parteien in der offiziellen ukrainischen Regierung, die in Deutschland sofort und ohne Wenn und Aber verboten würden, angesichts der Parolen einer offiziellen Präsidentschaftskandidatin, die dem (russischen) Bastard ohne zu zögern den Kopf wegschießen und von Russland nur verbrannte Erde zurücklassen würde stelle ich mir schon die Frage, wessen Geistes Kindes diese neuen Kräfte sind. Von dem finanziellen Fass ohne Boden einmal ganz abgesehen.