Rückfall

Hallo Jake,

Als gelungen ließe sich eine Aufstellung nur dann bewerten, wenn (wann? nie?) sie es unmöglich macht, sie nicht nachhaltig zu "nehmen". Das würde dann den Aufstellenden aus seiner Eigenverantwortung befreien und alles dem Aufsteller aufhalsen. Das unterschreib ich nicht...

Wenn ich die Aufstellung nicht nehmen kann (oder will) und das schon von vornherein weiß, wofür stelle ich dann auf? :confused: Ich verstehe diese Antwort nicht ganz.

Manchmal zeigen sich in Aufstellungen Zusammenhänge, die unglaublich erscheinen. Diese zu nehmen (anzunehmen) ist nicht ganz einfach und genau darauf kommt es an: dies zuzulassen.

Franz Ruppert hat in einem seiner Bücher eine Umfrage veröffentlicht, die er nach Aufstellungen durchgeführt hat. Gerade die merkwürdigen Dinge, die sich zeigen, annehmen zu können, war für viele Aufstellenden nicht ganz so einfach.

Liebe Grüße Pluto
 
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Es gibt aber immer wieder Rückfälle, bei einem durch Uranus, bei anderem durch Neptun? Verweis auf Eigenverantwortung des Klienten greift nicht, weil die jeweilige Konstellation im Radix, erlebbar durch eintretende Schickalschläge + maßgebliche, unbeeinflußbare Ablenkungen, die seinen Weg immer wieder unerwartet kreuzen, ihn quasi rauskatapultieren.
Ausnahmen, die die Regel der Eigenverantwortung bestätigen, oder ...?
Ganz abgehoben betrachtet das, was ich a.a.O. gerade erst als Chaos zu berücksichtigen versucht hatte. Eigenverantwortung ist ja nie ohne Rahmenbedingungen wahrnehmbar. Und eine brauchbare therapeutische Begleitung wird ja nicht nur die Eigenverantwortung fordern (das allein wäre ja eh eine moralisierende Position, die ziemlich sicher kontraproduktiv wirkte), sondern auch die Eigenermächtigung und -ertüchtigung ansprechen. Und wenn jemand einen Rückfall erleidet, dann hat er bereits eine Erfahrung gemacht, wie es "weiter vorn" ausschaut und sich anfühlt. Das ist - um's mal mit de Shazer zu sagen - der Unterschied, der einen Unterschied macht. Lösungen sind immer Lösungswege, und für Wege sind Schritte nötig. Berühmt geworden ist der Wallfahrerschritt: Drei Schritte voraus und zwei zurück. Das ist in Summe immer noch ein Weg nach vorn. Deswegen erschiene es mir wichtig, bei einem Rückfall weniger auf den einzelnen Rückschritt zu schauen (abgesehen von der Beachtung konkreter Auslöser etc.), sondern den Weg zu betonen und die gute Erfahrung, die auf diesem Weg schon gemacht wurde. Patentrezepten misstraue ich - hin und wieder wird es einfach sehr schwer oder unmöglich sein, beratend oder therapierend wirklich "erfolgreich" zu sein, was immer das im Einzelfall sein mag. Vielleicht ist dann ein anderes Verfahren nötig, vielleicht sind andere Personen hilfreicher, vielleicht ist es einfach so, wie es ist ... zum Glück ist ja niemand allmächtig oder auch nur in der Lage, jemand "mit Gewalt" zum "Guten" zu zwingen. Ich meine, "Misserfolge" sollten Anlass geben zu sorgfältigem Hinschauen auf das, was da anscheinend nicht funktioniert hat, zu guter Kritik und Selbstkritik im Sinne von Unterscheidung: Woran halte ich fest, was modifiziere ich aus solchen Erfahrungen heraus? Daneben aber eben auch die Akzeptanz, dass es immer wieder mal einfach nicht so geht, wie man's gern hätte. Sprich: Jemand anderen nicht dazu benutzen, jene Siege und Niederlagen zu erleben, die eigentlich meine wären. Sprich: Auch im Falle von Rückschlägen die Grenzen zwischen eigener Dynamik und fremder Autonomie wahren. Bei Suchtthemen besonders: Auf das Risiko von Co-Abhängigkeiten achten.

Alles Liebe,
Jake
 
Wenn ich die Aufstellung nicht nehmen kann (oder will) und das schon von vornherein weiß, wofür stelle ich dann auf? :confused: Ich verstehe diese Antwort nicht ganz.
Ja, wenn Du das so liest, dann ist das freilich unverständlich. Habe ich das denn so geschrieben? Ich glaube nicht... selbstverständlich weiß niemand wirklich im Vorhinein, wie er mit dem umgehen können wird, was sich in einer Aufstellung zeigt... und ich halte es durchaus für möglich, dass auch ein halbes Jahr nach einer Aufstellung einfach "die Luft draußen" ist und im Wettbewerb zwischen Erfahrung mit dem Neuen und Rückkehr zum bequemen Vertrauten das Neue aus der Aufstellung einfach unterliegt... ohne deswegen irgendwen beschuldigen zu wollen. Auch nicht eine scheinbare misslungene Aufstellung. So schwankt das Leben immer wieder mal, und vielleicht kommt nach einem weiteren halben Jahr der Erfahrung "mal dies - mal das" eine weitere Bewegung, die zu einer Synthese führt. Vielleicht auch nicht ... welche Garantien kennt das Leben außer den Tod?

Alles Liebe,
Jake
 
Ganz abgehoben betrachtet das, was ich a.a.O. gerade erst als Chaos zu berücksichtigen versucht hatte. Eigenverantwortung ist ja nie ohne Rahmenbedingungen wahrnehmbar. Und eine brauchbare therapeutische Begleitung wird ja nicht nur die Eigenverantwortung fordern, sondern auch die Eigenermächtigung und -ertüchtigung ansprechen. Und wenn jemand einen Rückfall erleidet, dann hat er bereits eine Erfahrung gemacht, wie es "weiter vorn" ausschaut und sich anfühlt. Das ist - um's mal mit de Shazer zu sagen - der Unterschied, der einen Unterschied macht. Lösungen sind immer Lösungswege, und für Wege sind Schritte nötig. Berühmt geworden ist der Wallfahrerschritt: Drei Schritte voraus und zwei zurück. Das ist in Summe immer noch ein Weg nach vorn. Deswegen erschiene es mir wichtig, bei einem Rückfall weniger auf den einzelnen Rückschritt zu schauen (abgesehen von der Beachtung konkreter Auslöser etc.), sondern den Weg zu betonen und die gute Erfahrung, die auf diesem Weg schon gemacht wurde. Patentrezepten misstraue ich - hin und wieder wird es einfach sehr schwer oder unmöglich sein, beratend oder therapierend wirklich "erfolgreich" zu sein, was immer das im Einzelfall sein mag. Vielleicht ist dann ein anderes Verfahren nötig, vielleicht sind andere Personen hilfreicher, vielleicht ist es einfach so, wie es ist ... zum Glück ist ja niemand allmächtig oder auch nur in der Lage, jemand "mit Gewalt" zum "Guten" zu zwingen. Ich meine, "Misserfolge" sollten Anlass geben zu sorgfältigem Hinschauen auf das, was da anscheinend nicht funktioniert hat, zu guter Kritik und Selbstkritik im Sinne von Unterscheidung: Woran halte ich fest, was modifiziere ich aus solchen Erfahrungen heraus? Daneben aber eben auch die Akzeptanz, dass es immer wieder mal einfach nicht so geht, wie man's gern hätte. Sprich: Jemand anderen nicht dazu benutzen, jene Siege und Niederlagen zu erleben, die eigentlich meine wären. Sprich: Auch im Falle von Rückschlägen die Grenzen zwischen eigener Dynamik und fremder Autonomie wahren. Bei Suchtthemen besonders: Auf das Risiko von Co-Abhängigkeiten achten.

Alles Liebe,
Jake

Chaos trifft zu auf alle nicht linearen Systeme zu, oder ist hier ganz mit den beschriebenen Menschen - der bestehenden Problematik - kompatibel.
Du hast sehr schön und eindrucksvoll den Therapeuten-Codex beschrieben, ich bin aber so klug wie zuvor.
Die Patienten finden kein Gehör bei traditionellen, sprich Schulmedizinern, Systemische meiden sie beide, nach ersten Erfahrungen, vielleicht stimmte die Chemie mit den Therapeuten nicht, NLP-Therapie kapitulierte, bezeichnete sie eben als sehr schwierige Fälle, dabei schätze ich den Ansatz persönlich sehr, als Gegenpol zu Ganzheitsbetrachtung in der Astrologie. Und mit includierter Möglichkeit, Rückfälle als möglich und irgendwie natürlich zu betrachten. Sie arbeiten beide mit Sisyphus-Einstellung an sich, wollen sich nicht aufgeben, sind eigentlich an niemand gebunden, das stimmt schon mit ihren beiden Horoskopen überein, beide haben Mondknoten Uranus Quadrat. Und dank Merkur Mars Trigon eigentlich konstruktiv in ihren Urteilen, mit starker eigenen reflektierten Meinung, die mit erklecklicher Portion Selbstironie und Humor angereichert ist.
Beide beruflich in kreativen Bereichen, ohne feste Arbeitszeiten.
 
Nach dieser Aufstellung bin ich nach Hause gefahren. Meine Mutter erzählte mir dann, dass sie mit ihren damaligen Freund schluss gemacht hat. (Das wollte sie schon sehr lange weil er ihr nur geschadet hat aber nicht geholfen). Meine Schwester erzählte, dass sie nächstes Jahr heiraten möchte. Ich hatte auf einmal den Eindruck, dass wir wieder ein Dreiergespann wurden und ich fühlte mich nicht mehr ausgegrenzt. Doch nach ca. einem Jahr habe ich das Gefühl, dass alles wieder so ist wie vor der Familienaufstellung. Meine Mutter sucht wieder ganz verbissen einen Mann und von meiner Schwester habe ich seit 3 Wochen nichts mehr gehört, wobei sie mit meiner Mutter jeden Tag telefoniert.

So, nur damit ihr einen Einblick bekommt wie alles war.

Tja und wieso sollten Deine Familienangehörigen weil DU eine Aufstellung gemacht hast ihre Lebenspläne und Lebensweisen ändern?

Ich kapier den Zusammenhang nicht, wieso Du erwartest daß andere Menschen wegen der Aufstellung sich auf einemal anders verhalten sollen als sie es eben tun. Es ist DEREN Leben.

Mein Tip: Ändere Dich selbst . Arbeite an Deinen Erwartungen und Projektionen auf Deine Angehörigen. Das geht nicht mit einer simplen Aufstellung, das erfordert einen inneren Wachstumsprozess bei Dir.

Grüssle,

Petra
 
Ist eine Aufstellung gelungen, kann ich nie wieder in das alte Muster zurück fallen. Das habe ich selbst zig Male erlebt.

das halte ich für Quatsch.

Eine Aufstellung kann im bessten Fall Prozesse sichtbar und unmittelbar erlebbar machen. Was man mit diesem Wissen dann tut, was man daraus lernt, wie man es in sein konkretes Leben umsetzt, das liegt dann vollständig in der Verantwortung der Person. Das setzt auch eine gewisse Fähigkeit zur Reflexion und innere Reife voraus.
 
Du hast sehr schön und eindrucksvoll den Therapeuten-Codex beschrieben, ich bin aber so klug wie zuvor.
Da liegen mir nun nur noch zwei Fragen auf der Zunge: zum einen die nach dem Kairos, nach der "guten Zeit" für nachhaltige Änderungen. Da kommt mir schon die Astrologie immer wieder mal zu Hilfe - hatte gerade gestern eine Klientin, die sich große Sorgen wegen ihrer Tochter macht, aus Gründen, wegen denen man sich Sorgen machen kann, und das eine ist ihre eigene Rolle in dem System (und das wird sie systemisch bearbeiten - schade, dass Deine beiden diese Chance ablehnen. Welchen Nutzen haben sie eigentlich aus dem Festhalten an ihrem Leiden?), das andere die Perspektive ihrer Tochter. Und die kommt in ca. 2,5 Jahren (betrachtet in den Rhythmen der Fraktalen Progression) aus einer neptunischen in eine Widderphase mit gleichzeitiger Sonne-Jupiter Konjunktion (die in der FP langlebiger ist als etwas bei Transiten) ... da konnte ich ihr guten Gewissens diesen zeitlichen Horizont zeigen, den ich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit für einen Horizont des Umschwungs bei der Tochter halte. "Beschwichtigungstherapie" oder Ermutigung, den "Zeichen der Zeit" zu vertrauen und sich auch dem Fluss der Zeit anzuvertrauen? Zeichnen sich für "Deine beiden" irgendwelche Perspektiven ab, die es erlauben würden, das zur Zeit Gegebene zu nehmen, wie es ist, mit allen Sysiphos-Erfahrungen? Manchmal hilft ja auch Lesen... zB aus dem Frühwerk von Camus, "Der Mythos von Sysiphos".

Und die Ratlosigkeit, das Unvermögen, etwas Hilfreiches anbieten zu können. Das ist die zweite Frage: Was macht das mit Dir? Wie schlimm ist es, "so klug als wie zuvor" zu sein?

Alles Liebe,
Jake
 
das halte ich für Quatsch.

Eine Aufstellung kann im bessten Fall Prozesse sichtbar und unmittelbar erlebbar machen. Was man mit diesem Wissen dann tut, was man daraus lernt, wie man es in sein konkretes Leben umsetzt, das liegt dann vollständig in der Verantwortung der Person. Das setzt auch eine gewisse Fähigkeit zur Reflexion und innere Reife voraus.


Damit eine Aufstellung gelingt, bedarf es zweierlei:

- einen Therapeuten, der offen ist für alles, was sich zeigen kann
- einen Klienten, der das gezeigte annehmen kann.

Fehlt eines der beiden kann eine Aufstellung nicht gelingen.

Soviel zu deiner Quatsch-Theorie.
 
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Und die Ratlosigkeit, das Unvermögen, etwas Hilfreiches anbieten zu können. Das ist die zweite Frage: Was macht das mit Dir? Wie schlimm ist es, "so klug als wie zuvor" zu sein?

Es ist eine Erfahrung, in einer besonderen Situation und zu einem bestimmten Zeitpunkt, mit eigenem Coleur gezeichnet. Nie negativ, denke ich, manchmal ruft es Staunen hervor. Und da ich sowohl lösungs- als auch problemorientiert und umgekehrt arbeite, suche ich nach Ansätzen, Anhaltspunkten, die mich schlicht weiter bringen.
Ratlosigkeit ist ein falscher Begriff, aus meinem Blickwinkel. Ich bin nicht ratlos, weil ich mich nicht für einzigartig zuständig fühle und auch mich nicht für Nabel der Welt betrachte. Alles ist im Fluß... würde ich eher sagen. Mit dem Begriff Verantwortung kann ich viel mehr anfangen.
 
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