Rollen der Darsteller verlassen

pluto

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Hallo,

seit einiger Zeit lerne ich Aufstellungen. Und dabei gibt es zwei Personen, die mich jetzt sehr stark kritisiert haben. Als erstes fragen sie, ob man eine Aufstellung überhaupt durchführen dürfe?

Die Begründung war, dass diese Personen noch tagelang nach den Aufstellungen sich Gedanken über ihre Rolle gemacht hatten. Es stellte sich auch bei der einen heraus, dass sie selbst genauso ein Thema in ihrer Familie hatte.

Nun frage ich mich, ob es irgendein sicheres Ritual gibt, wie die einzelnen Darsteller wieder ihre Rollen verlassen können. Eigentlich ist es doch normal, dass man sich nachher noch einmal Gedanken über seine Rollen macht. Oder ist es wirklich so, dass man nicht umsonst für einen bestimmten Part auserwählt wird, dass dies auch mit einem selbst zu tun hat?

Ich frage auch deshalb, weil ich schon mehrfach beobachtet habe, dass scheinbar zu leichtfertig mit dem sich-wieder-lösen von fremden Schicksalen umgegangen wird.

Liebe Grüße tiger
 
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hi tiger,

also da möchte ich unbedingt zustimmen - hab ich selbst immer wieder erlebt:
Oder ist es wirklich so, dass man nicht umsonst für einen bestimmten Part auserwählt wird, dass dies auch mit einem selbst zu tun hat?

Nichts desto trotz achte ich bei meinen Aufstellungen schon sehr drauf, dass sich die Repräsentanten wieder ent-rollen, ein Patentrezept für ein sicheres Ritual kann ich dir nicht geben.

Ich halte es so, dass sich der Klient am Ende einer Aufstellung bei jedem Repräsentanten einzeln bedankt und ihm sagt so in der Art "Danke, du bist jetzt wieder ......" und den realen Namen desjenigen.

Danach gibts Wasser und Bewegung und Pinkelpause, wo Jede/r auch etwas in die frische Luft rausgehen kann und soll - auch im Winter - ein paarmal tief durchatmen, wieder zu sich selbst kommen.

Und ich finds auch nicht schlecht, wenn eine Rolle nach-wirkt, weil sie dann oft auch beim Repräsentanten eben etwas be-wirkt. Aber vielleicht könntest in Zukunft auch ausdrücklich darauf hinweisen, dass sie sich abschliessend ent-rollen sollen und wie sie das machen können - du kannst alle Erdungsübungen dazu nehmen, dies gibt.
 
ich denke auch, dass es ein Stück normal ist, über die Rollen nachzudenken, da sie immer auch mit eigenen Themen zusammenhängen.

Wenn sie gut entlassen wurden, dann kann eigentlích nichts passieren. Und wenn doch, sollte der Therapeut ansprechbereit sein und solche "Identifizierungen" auch wieder lösen können.

Ablöserituale helfen sicherlich oder auch der Satz: Du bist Du und ich bin ich und Du bist ....

Liebe Grüsse
Gaby
 
Hallo ChrisTina,

es kam dann auch das Gespräch darauf, dass sich die Teilnehmer vorher schützen sollen. Meine Meinung dazu ist, dass ein geschützter Teilnehmer doch gar nicht wahr nimmt, was dann um ihn herum passiert und dann viele Eindrücke an seinem Schutz verloren gehen.

Vielleicht sind diese beiden Personen auch nur zwei Extrembeispiele, weil sie Angst vor ihrem Inneren haben.

Liebe Grüße pluto
 
schützen?? find ich jetzt auch ungewöhnlich, denn gerade die Offenheit machts doch dann aus - oder??

Naja.. und letztlich wäre ja dann genau dies eins der ersten oder vordergründigsten Themen, die angegangen werden müssten..

Liebe Grüsse
Gaby
 
Hallo Tiger,
ich kann Dir nur recht geben mit der Sorgfalt. Die ist sehr wichtig, auch beim Auswählen der Stellvertreter, beim Stellen und hinterher.
"Ich danke Euch und entlasse Euch wieder aus Euren Rollen.", bewusst und so gemeint, ausgesprochen, genügt jedoch meiner Erfahrung nach.
Aufstellungsleiter sollten m.E. vor jedem Seminar Grundsätzliches zum Stehen in fremden Schicksalen sagen, unter anderem auch das "dort lassen" erwähnen.
Bewährt hat sich auch das Abklopfen, kaltes Wasser über die Hände laufen lassen, rumhüpfen nach der Aufstellung.
Mir persönlich ist mal passiert, daß eine Frau, die für mich gestanden ist, die Monatsblutung zurückbehielt, die ich an dem Tag (regulär) hatte. Am nächsten Tag habe ich sie daraufhin nochmal aus ihrer Rolle entlassen. Die Auststellungsleiterin sagte dazu trocken: "was Du mitnimmst ist Deins."
Ich vermute inzwischen auch, daß es kaum möglich ist, oder zumindest sehr selten (und anmassend) ist, das Schicksal in dem man stand, tatsächlich mitzunehmen. Häufiger und durchaus stimmig ist doch, daß im Inneren was angestossen wird, was sich nach der Aufstellung nicht mehr länger unter dem Deckel halten lässt.
Wer sich dem eigenen Inneren nicht gerne stellt, ist dann wohl sauer auf die Methode. Oder worauf sonst zielt die Frage ab, "ob man das (aufstellen) darf"?

Ich stehe sehr gerne für Andere. Gerade weil es sehr viel anstösst, weil ich dabei nicht selten auch für mich Klarheit bekomme oder an einer guten Lösung teil habe, weil es Themen anstösst, die ich gar nicht im Fokus hatte, fühle ich mich als Stellvertreterin immer wieder reich beschenkt.

Statements wie die, die Du da beschreibst, habe ich auch schon gehört. Es ist halt leichter, solche Gefühle als zu anderen gehörig abzulehnen, statt sie als eigene und damit auch eigene Verantwortung zu begrüßen.
Was sagt denn Deine AusbilderIn zu dieser Frage?

LG,
Melodie
 
Hallo an alle,

diesen Beitrag habe ich deshalb hervorgeholt, weil:

Kann es sein, dass ein Darsteller nach über 2 Monaten einen Herzinfarkt gehabt hatte, weil er sich für eine Rolle zur Verfügung gestellt hat?

Oder anders herum: es gab eine Aufstellung. Ein Mann stellte sich als Darsteller zur Verfügung. Es zeigte sich, dass er eine wesentliche Rolle inne hatte. Nach gut 2 Monaten nach der Aufstellung hatte er einen Herzinfarkt. Gibt es einen Zusammenhang, bzw. sind Fälle bekannt, in denen für Darsteller die Aufstellung schlimme Wirkungen hatte. (Wohlgemerkt: die Person, für die aufgestellt wurde, geht es seit dem sehr gut).

Liebe Grüße pluto
 
Ich wüßte von keinen vergleichbaren Fällen.

Fragen
Hatte er vorher schon unerkannte Herzprobleme?
Hatte die Person, für die er stand, Herzprobleme?

Ich kann keinen Zusammenhang nachvollziehen wie du zu der Schlußfolgerung kommst - weil *wesentliche Rolle innehaben* kann viel bedeuten.
 
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Hallo ChrisTina,

zu deinen Fragen: ich kann sie dir nicht beantworten, weil ich es nicht weiß.
Mit "wesentlicher Rolle" meinte ich eine wichtige Rolle im System, halt keine Nebenrolle.

Gerade habe ich gesehen, was mir Melodie damals geantwortet hat:
Ich vermute inzwischen auch, daß es kaum möglich ist, oder zumindest sehr selten (und anmassend) ist, das Schicksal in dem man stand, tatsächlich mitzunehmen. Häufiger und durchaus stimmig ist doch, daß im Inneren was angestossen wird, was sich nach der Aufstellung nicht mehr länger unter dem Deckel halten lässt.
Das ist wahrscheinlich die Antwort:

Andere Darsteller wollen mir etwas unterjubeln, was derjenige nie ausgesprochen oder gedacht hat. Er hat sich jedenfalls mir gegenüber anders geäußert. Aber wenn man angegriffen wird und noch wenig Erfahrung hat, ist man auch leicht angreifbar und überlegt, ob es nicht doch mit der eigenen Arbeit zu tun hat.

Ich glaube, ich erlebe gerade, was es heißt, extrem kritischen Menschen ausgesetzt zu sein. Anmaßend gegenüber der Aufstellenden Person und auch mir gegenüber, weil sie das Thema in der Aufstellung mit ihrem eigenen Leben in Verbindung bringen wollen.

Liebe Grüße pluto
 
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