Naja, ich gehe nicht grundsätzlich davon aus, dass prinzipiell jeder Mensch moralisch empfindet. Also würd ich nicht sagen, jeder Mensch hat grundsätzlich diese Kraft in sich. Oder vielleicht hat er sie auch rein theoretisch, aber sie funktioniert nicht. Oder ist verdeckt. Wie auch immer, weiss grad auch nicht, was ich da sagen soll.
Aber, um den Punkt noch einmal herauszustreichen, mich interessiert wie gesagt weniger die Moral oder Ethik oder was auch immer. Sondern viel mehr die Frage der Empathie, also des Mit-Fühlens. Dazu gehört meines Erachtens auch das Mitfühlen mit sich selbst, dass man also wirklich wahrnimmt, was man fühlt! Und, das Faszinierende für mich ist, offenbar hat Hagen über weite Strecken in seinem Leben, also ca. 35 Jahre oder länger, überhaupt nichts gefühlt! Stell dir das mal vor, du lebst 35 Jahre ohne besondere Emotionen, also ohne besonderen Schmerz, Freude, Trauer, Neid, Stolz, Verliebtheit usw. Nichts, einfach nichts! Emotionale Flatline. Hast du das Interview gelesen? Weisst du, was Hagen dazu sagt, als sein Hund eingeschläfert werden musste? Dass es für ihn schon kurz ein komisches Gefühl gewesen sei. Und das war's dann. Business as usual. Hagen hatte einen Freund gebeten, den Hund zum Tierarzt zum Einschläfern zu bringen, weil er selbst keine Zeit dazu hatte, weil er arbeiten musste.
Übrigens, "Kontrollinstanz" schmeckt mir so gar nicht als Begriff. Ich behaupte: Wer sein wahres Wesen gefunden hat, benötigt keine Kontrolle mehr. Oder genauer: Er steht jenseits von Kontrolle. Aber das ist nur (m)eine Behauptung.
Ein Mensch ohne Emphatie, ohne Mitgefühl, ohne Mitempfinden ohne seelischen Schmerz, ohne Trauer usw, ist im eigentlichen Sinne kein Mensch.
Unser eigentliches Wesen, unser ureigentliches Menschsein ist der Gottesfunken im Wesensgrund, so sagte es Meister Eckart. Und dieser Gottesfunken ist unser schöpferisches Vermögen und auch die Ursache allen Mitgefühls und aller Selbstreflektion.
Sollte es Lebewesen in Menschengestalt geben, die nicht dieser Funke sind?
Wenn ein junger Löwe einen alten vertreibt, tötet er sämtliche Kinder des alten, denn erst wenn die Weibchen keine jungen mehr führen werden sie wieder paarungsbereit.
Durch das Töten erhält der junge Löwe einen Lustgewinn.
Wer sein wahres Wesen erreicht braucht keine Kontrollinstanz mehr.
Der Reisende verneigt sich vor dieser großen Wahrheit.
Doch die meisten von uns sind auf den Weg dorthin, und bis zur Ankunft ist die Kontrollinstanz unverzichtbar.