Hallo Motorradkraut,
ich habe gerade mal wieder ins Netz geschaut und ein bisschen Zeit, was zu schreiben.
Ich weiß nicht, wem Dein Kommentar galt und worauf Du Dich da genau beziehst. Falls Du mich angesprochen haben solltest, kannst Du den folgenden Kommentar als Antwort ansehen. Falls Du mich nicht angesprochen haben solltest, dann vergiss das Geschriebene.
Also erstens, Du hast, wie ich meine,
vollkommen recht mit dem was Du schreibst.. Ich würde genau so argumentieren, wenn ich Deine Definition von Religion zugrundelegen würde.
Deinem Kommentar zufolge ist Religion für Dich etwas außerhalb vom Menschen. Du bezeichnest es als ein Werkzeug. Es ist für Dich ein Ding, welches Du nehmen und wieder weglegen kannst, so wie ein Buch z.B. die Bibel oder der Koran. (Bedenke aber, dass diejenigen, die wir für wahrhaft religiös erklären, wie z.B. Mohammed oder Jesus zu Lebzeiten keinen Koran oder keine Bibel besessen haben.)
Man kann auch aus einem Buch eine Waffe machen. Natürlich könnte man mit einem schweren Einband einen gebrechlichen Menschen erschlagen. Das wäre dann das äquivalent zu der von Dir erwähnten Bombe. Dann ist Dein Gedanke natürlich folgerichtig: Das Buch an sich ist nicht schlecht. Es kommt immer darauf an, was man damit macht.
Religion ist für mich aber kein Ding, kein Werkzeug, sondern eine bestimmte Haltung gegenüber der Existenz. Es ist ein sich beziehen. Es ist ein Prozess und kein Ding. (Das WortReligion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ungefähr sich rück-beziehen.) Religion ist für mich ein Verb und kein Substantiv.
Religion heißt eigentlich religiös-sein.
Jesus sagte zum Beispiel: Gott ist die Liebe. Lasst die Liebe Eure Religion sein.
Liebe ist aber kein Ding. Liebe ist kein Werkzeug. Kannst Du Liebe wie einen Schraubenzieher in die Hand nehmen und wieder weglegen? Wenn Du das glaubst, zeigt das, dass Dir die Liebe noch nicht bewusst widerfahren ist. Liebe ist ein Prozess, ein sich-beziehen.
Die Tatsache, dass wir sagen: die Liebe , erzeugt Verwirrung, denn mit diesem Wort, haben wir automatisch einen Prozess zu einem Ding umgewandelt. Und so können wir es jetzt auch als Ding behandeln, als Werkzeug. Aber das ist irreal. Genau so ist es mit dem Wort Religion. Religion, so wie sie von ihren Gründern verstanden wurde, war die Bezeichnung eines sich-lebendigen-beziehens auf die göttliche Existenz. Das lässt sich aus jeder Textzeile des Korans oder der Bibel herauslesen. Nur lesen muss man können. Zu Zeiten Luthers konnten nur die Kleriker und der Adel lesen und wenn es nach ihnen gegangen wäre, wäre es auch so geblieben. Deine These, dass die Übersetzung der Bibel dazu geführt hat, dass die Leute nun selbst nachlesen konnten, finde ich vollkommen richtig. Es gibt noch einen weiteren Aspekt anzumerken. Die Bildung nämlich, die dem Lesen-können vorausgeht, ist der Epoche der Aufklärung zu verdanken, in der auch die Naturwissenschaft zum Leben wieder-erweckt wurde. Und die Aufklärung war nichts anderes als die Reaktion auf die Greueltaten der christlichen Inquisition.
(die fundamentalistische Terrororganisation des Mittelalters).
Wie dem auch sei, bedenke also bitte, dass ich von einer anderen Religionsauffassung heraus argumentiere.
Noch etwas zum Schluss: Ist es wirklich wichtig, den Schuldigen zu finden?. Können wir nicht einfach ganz neutral über Ursache und Wirkung sprechen?.
Ich sehe es so: Die Religion hat keine Schuld, denn es gibt sie gar nicht. Sie ist kein Ding, sondern eine Beziehung zum Göttlichen.
Möge Gott Dir Glück schenken!
manosha