Reisegedichte 2009

(nach Dschelaladdin Rumi, D VI 3051 bzw R 326 B6)



Du bist entschwunden

bist einfach so

ins Verborgene gegangen.



Keiner kennt den Weg,

den Du genommen hast,

keiner kann Dir dort hin folgen



Du hast Deine Flügel gerührt

und Deinen Käfig zerbrochen.

Wie ein kostbarer Jagdfalke,

der bei einem Alten gefangen ist

und die Jagdtrommel hört.



Der Duft der Rosen

ist zu Dir gekommen,

da bist Du in seinen Garten gegangen.



Der Bodensatz des Weines

hat Dich müde gemacht,

da bist Du in sein Presshaus gegangen,

wo aller Wein entsteht.



Deine Sehnsucht war groß,

und die Welt voll falscher Zeichen,

die nur raten und vergleichen

so hast Du,

als Gleicher unter Gleichen

Ihre Zeichen verachtet

und bist zu Ihm gegangen



Hier hat man Dir Deinen Kranz geraubt,

dort brauchst Du weder Kranz noch Krone.



Hier hat man Dir das Licht geraubt,

dort brauchst Du keine Sonne.



Hier musstest Du Dich gürten
Tag für Tag
dort kannst Du kleiderlos gehen.



Bist Du doch nun in die Mitte selbst gegangen



Wen Siehst Du nun,

da Dein Auge sich umgewendet hat?



Während andere Ihren Herbst fürchten,

gehst Du zu Ihm hin.



So wie der Himmel die Erde tränkt,

wenn Regen aus den Wolken fällt,

bist Du nun mein Regen.



Von allen Seiten tropft er an mir herab,

doch still der schmerzvollen Reden!

Weiß ich doch,

Du bist nur in den Schutz deines Freundes gegangen,

der Dich hütet und liebt,

bis ans Ende der Welt.





So werde ich Dein Grab nicht besuchen,

es macht mich nur trunken,

denn Du bist bei Ihm.



So werde ich Deinen Geist nicht suchen,

es macht mich nur trunken,

denn Du bist bei Ihm.

(R.S. 14/10/2009)
 
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Blumentraum

Die Zeit entflieht
wie Rosen,
sie blühen und verwelken
Es tut so gut
Den Blick nach innen mir zu lenken

Was immer diese Welt gesehen
Oder besessen,
hier hat es sein Bestehen

Im innwendigen Schau’n
lässt sich die Zeit vergessen

Wie weit auch diese Träume reichen
ungeborenen oder vergangenen Blumen gleichen
sie alle nur auf einem einzigen Felde steh’n.

Dort wiegen sie sich sacht
als Gleiche unter Gleichen
Und haben doch
Ihr Ziel noch zu erreichen

Wann wurden Ihre Träume wohl geboren?
Wann gingen sie verloren?
Wer war es, der sie ergriffen
oder gar besessen?

Ist das ein Blumentraum?

(R.S.23/11/2009)
 
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