Reden oder schweigen?

Liebe Kalihan,

Reden oder Schweigen? ...die Gezeiten unserer Kommunikation, untrennbar miteinander verbunden so wie Tag und Nacht, Ebbe und Flut.
Das eine ist ohne das andere undenkbar.

So ein Forum basiert natürlich auf Reden...unser aller Gedanken werden dadurch angeregt etwas zu sagen.
Ich glaube das ist auch der Grund dafür, warum man so viel Zeit im Forum verbringen kann, es sind unglaubliche viele Impulse zu denen man etwas sagen könnte.
Zuviel Forum am Abend läßt mich genauso wenig einschlafen, als wenn ich 2 Liter Kaffee getrunken hätte.
Die Dosis macht halt das Gift.
Schweigen ist notwendig um zur Ruhe zu kommen.

Zu Deiner Frage wann Reden, wann Schweigen?
Meine Meditationslehrerin sagte mir einmal das die Frage:
"Dient dieses Verhalten der Situation, meinem Gegenüber oder mir?", ein guter Indikator wäre um solche Fragen für sich beantworten zu können.
Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht.

Ich erkenne immer deutlicher für mich die Grenzen dieser Kommunikationsform. Ich habe in einigen Beiträgen wirklich tief verbundene Überzeugungen von mir mitgeteilt und habe mir teilweise anhören müssen das das ja leere Floskeln wären. Natürlich ist es auch schwierig das so klar voneinander zu unterscheiden. Wir sehen nur das geschriebene Wort, es bietet viel mehr Projektionsfläche als der ganze Mensch. Im direkten Kontakt ist es sehr viel einfacher den anderen zu fühlen, und wahrzunehmen wie wahrhaftig dieser Mensch seine Erkenntnise lebt.

Diese Erkenntnis hat mich mehr zum Schweigen hin bewegt...und zum Spielen, das ist nämlich etwas was man ganz wunderbar in einem Forum ausleben kann.

Suria :winken2:
 
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Suria schrieb:
Ich erkenne immer deutlicher für mich die Grenzen dieser Kommunikationsform.
Wir sehen nur das geschriebene Wort, es bietet viel mehr Projektionsfläche als der ganze Mensch. Im direkten Kontakt ist es sehr viel einfacher den anderen zu fühlen, und wahrzunehmen wie wahrhaftig dieser Mensch seine Erkenntnise lebt.

Ja, das finde ich sehr interessant. Beim Schreiben wird vieles ausgeklammert, was sonst in der direkten Vis-a-vis-Kommunikation mitschwingt:
Bewegungen/ Mimik, Augenausdruck, Stimmklang und Betonungen...
Es stellt eigentlich hohe Anforderungen ans Schreiben, wenn die Botschaft unmissverständlich rüberkommen soll. Erstaunlich, wie nah man sich trotzdem bisweilen kommt.
Die schreibende Person hat ein gutes Versteck. Manche Personen kann ich mir ganz gut vorstellen, andere bleiben lediglich Namen- da ihre Kommentare so sachlich rüberkommen...
 
Also ich denke es liegt hier die Wahrheit in der Mitte. Ich selbst bin ein offener komunikativer mensch. Ich tausche mich gern aus, frage gern, lerne gern und rede auch sehr gern. Nicht als Geräuschkulisse sondern um mich anderen mitzuteilen. Über das was ich fühle, denke um eben gemeinsamkeiten
zu finden oder als Krönung zusammen mit dem Gesprächspartner neue Erkenntnisse zu gewinnen oder zu enddecken.
Es gibt aber auch Momente in denen reicht es mir die Fingerspitzen des Gegenübers mit meinen Fingerspitzen zu berühren und Gedanken und Gefühle
fliessen wie ein Strom in beide Richtungen. Dieses ergibt manchmal wortlos mehr Erkenntnis und Erfüllung als tausend Worte.

Auf alle Fälle denke ich jemand der sich mitteilt wird von anderen eher Wahrgenommen, ob er immer und in jedem Fall richtig verstanden wird hängt von der Gesinnung und dem verständnis des Gegenübers ab.

Dieser Punkt des "Verstehen wollens" ist oft der, der hier zu polemischen Kritiken führt die dann manchmal in Streit enden. ich habe schon nach kurzem Querlesen einige dieser Destruktiven erkannt, nur die gibts in jedem Forum.

LG
Ole
 
ich bin ein mensch, der sich gerne austauscht. auch hier. derart intensive gespräche wie real sind hier zwar weniger möglich, dennoch kommt ...seh ich auch so...zum teil erstaunlich viel rüber.

zu allgemeineren themen habe ich wenig scheu vor dem gedanken, andere könnten meine meinung "blöde" finden. das ist jedes menschen recht.
wenn es allerdings um ein thema geht/ginge, bei dem ich mich sowieso schon sehr verletzlich fühle...an einem tag, an dem mein innerstes weint oder schmerzt...würden rüpelige kommentare mich sehr wohl sehr schnell zum rückzug bringen.

abendgrüsse!
:) Jovannah
 
obwohl ich mich eher zu der ruhigeren, introvertierten und 'grübelnden' sorte zählen würde, bin ich auf der anderen seite ein sehr kommunikativer und direkter mensch ohne hemmungen auf andere zuzugehen oder mich mitzuteilen. das 'gegrübelte' muss ja auch mal raus und kann nur im austausch oder einer verschmelzung mit anderen gedankenmustern geformt und gefördert werden ;)

meine gedanken teile ich gerne, ebenso gerne wie ich die der anderen aufnehme.
freue mich einfach über jede ehrlich und intensive art der unterhaltung.
wenn jeder schweigen würde, kämen wir in unserer entwicklung keinesfalls voran und das ist ja nicht sinn und zweck unseres seins hier auf erden.

habe für mich erkannt, dass ich besser fahre, wenn ich immer ehrlich sage, was ich denke. was raus muss muss raus. egal ob nun positiv oder negativ. es ist im grunde auch nur fair den anderen gegenüber offen, direkt und ehrlich zu sein, selbst dann, wenn man damit hin und wieder mal in einem fettnäpfchen landet.

die art und weise wie man die 'mitteilung' seinem gegenüber rüber bringt spielt dabei natürlich eine sehr wichtige rolle, ebenso wichtig ist dabei die körpersprache. da diese leider bei unseren unterhaltungen im internet fehlt kommt es wohl auch desöfteren zu missverständnissen und ärgerlichen situationen. auch die smileys können nicht wirklich die mimik und gestik des gegenübers ersetzen. ebenso fehlt es auch in gewissem maß an respekt, wenn man sich nicht auge in auge blicken kann und nur textzeilen des anderen liest.

aber etwas aus angst oder schamgefühl zu verschweigen halte ich für falsch, da nur so eine kommunikation im fluß und eine entwicklung entstehen kann. auch wenn die person im ersten moment abweisend, ruppig oder belustigt über vermittelte gedanken, träume oder dargelegte gefühle reagiert ist einer meiner gedanken in dessen unterbewusstsein gespeichert und arbeitet dort ggf. weiter. :)
 
Kalihan schrieb:
Fast täglich werden wir in verschiedenen Threads mit dieser Frage konfrontiert.

Einige Leute gehen sehr offen, mit den ehemaligen Geheimwissenschaften um und wünschen den Austausch, um besser in die Inhalte eindringen zu können. Andere empfinden das öffentliche Aussprechen von esoterischem Wissen als Widerspruch in sich, oder dieses Wissen zu schützenswert für die Öffentlichkeit.

Das empfinde ich auch als komisch, warum sollte man über positive Dinge welche uns weiterbringen können nicht mit allen Menschen sprechen dürfen? Was nutzt einem Wissen wenn man es nicht verbeiten und anwenden kann? Was bringt dir die Luft wenn du sie nicht atmen darfst? Wobei ja meistens nur diejenigen nicht über ein Wissen plaudern wollen, welche einen direkten Nutzen daraus ziehen, dass mans nicht weiss.

Dann gibt es auch die Erfahrung, dass ausgeplaudertes Wissen die Eigenschaft hat, sich zu verwässern, zu zerstreuen, die innere Kraft zu verlieren. Beim Aussprechen von Sorgen mag das befreiend wirken, beim Aussprechen von erkanntem Wissen kann aber auch hier die Intensität und innere Wirkung nachlassen.

Beim ersten Punkt stimme ich dir zu, es mag sich verwässern, aber ich glaube gerade der wichtige innere Kern bleibt doch sehr oft erhalten. Selbst wenn dann der X-te Zuhörer nur noch einen Bruchteil von dem zu hören bekommt was einmal war, so kann es doch für denjenigen dann der Anstoss sein, mehr darüber zu erfahren. Hätte man also geschwiegen, wäre er vielleicht erst sehr viel später auf diese Sache gestossen - oder möglicherweise gar nicht.

Und außerdem gibt's da noch im Forum die immer wieder beobachteten Schlägereien. Jemand wagt es, seine Schwäche oder wunden Punkte zu enthüllen und vermeintlich Starke nutzen die Situation, um sich drüber zu erheben und diese Person tiefer zu verletzen. Das ist auch ein Grund sich zu fragen: Soll ich reden oder lieber schweigen?

Es mag zwischenzeitlich ja etwas anstrengend sein, aber wegen DENEN dann zu schweigen lohnt sich wirklich nicht. Es gibt immer und überall Menschen, welche glauben sich ein gutes Gefühl zu verschaffen, indem sie über einen vermeintlich Schwächeren runterprügeln. Die kann man am einfachsten ignorieren und sich selbst überlassen. Wenn man nämlich nicht mehr auf solche Menschen reagiert, verlieren sie das Interesse und suchen sich einen anderen Spielplatz. Und vielleicht, ja vielleicht fangen sie dann auch mal irgendwann zu denken an. Hoffnung gibts immer :)

Reden und Schweigen ist schließlich noch ein Thema der Menschen, die auf Fragen antworten. Antwort auf Lebensfragen ist mit viel Verantwortung verbunden, kann mitunter Lebensentscheidungen mitprägen- für die konsequenterweise Mitverantwortung übernommen wird... Es ist manchmal so leicht, schnell eine Lösung oder wichtige Aspekte zu sehen... Aber was tun wir da wirklich?

Wenn du von dem was du sagst überzeugt bist und du dir deiner Sache sicher bist, dann darfst du doch ruhigen Gewissens deinen Rat an jemanden weitergeben. Wir tragen natürlich alle eine Mitverantwortung den anderen gegenüber, aber das heisst nicht, dass derjenige welcher den Rat bekommt davon ausgeschlossen ist. Jeder kann für sich selber entscheiden ob er das erhaltene umsetzen möchte oder nicht. Solange du niemanden dazu zwingst deine Meinung zu übernehmen und nur genau das zu tun was du ihm sagtest, ist das völlig in Ordnung und auch gut.

Was ich aber auch finde ist, dass man manchmal lieber etwas länger über eine Sache nachdenkt bevor man seinem Mund die Anweisung gibt darauflos zu plappern. Die Krankheit welche den Mund schneller handeln lässt als das Gehirn, ist nämlich schon recht stark verbreitet :rolleyes:
 
...ergibt sich von selbst

(9)Alles was gefüllt werden kann, hat eine Begrenzung durch das, was es fassen kann.
Wenn die Begrenzung des zu Füllenden erreicht ist, kann nichts mehr hineingegeben werden!

Etwas das von Nutzen ist, hat eine Begrenzung in dem, für das es von Nutzen ist.
Dort, wo es nicht von Nutzen ist, kann es nicht mehr dienen!

Reichtum dient dem, der Ihn erkennt.
Für den, der Ihn nicht erkennt, ist er nicht von Wert!

Das Gefäß, das nicht mehr gefüllt werden kann, weil nichts mehr hineingegeben werden kann, zeigt IN SICH seine Begrenzung.
Der Sinn, der nicht mehr dienen kann, da seine Zeit vorüber ist, zeigt IN SICH seine Begrenzung.
Der Reichtum, der nicht gesehen werden kann, weil der Blinde diesen nicht wahrnimmt, zeigt IN SICH seine Begrenzung.

So wird die Fülle begrenzt durch das Gefäß.
So wird der Sinn begrenzt durch die Zeit.
So wird der Reichtum begrenzt durch den, der Ihn erkennt.

Das Gefäß beschränkt die Fülle und bewirkt, das die Fülle endet.
Die Zeit beschränkt den Sinn und bewirkt, das der Sinn endet.
Der Suchende beschränkt den Reichtum und bewirkt, dass er sich nicht offenbahrt.

(Tao the King übertragen von R.S.)

siehe auch hier https://www.esoterikforum.at/forum/showthread.php?t=28230

es läßt sich auch in dieser Erzählung erkennen

"Als der achtzehnjährige Narendranath Datta, der aus einer Beamtenfamilie Kalkuttas stammte, Sri Ramakrishna im Jahr 1881 zum ersten Mal besuchte, wendet sich im dieser mit Tränen in den Augen zu:
"Ach Du kommst so spät! Wie garstig von Dir, mich so lange warten zu lassen! Meine Ohren sind das Geschwätz weltlicher Menschen müde!
Oh, ich habe mich dannach gesehnt, meine Gedanken vor jemanden auszuschütten, der sie verstehen kann!"
Dann fügte er mit gefalteten Händen in Richtung Narendras hinzu:
"Herr, ich weiß, dass Du der alte, weise Nara bist, die Verkörperung von Narayana, geboren auf Erden um dem Elend der Menscheit ein Ende zu bereiten."

Man kann sich die Reaktion des an englischen Schulen erzogenen und zum Atheismus neigenden Narendranath auf diese Worte lebhaft vorstellen.
Er hatte von Ramakrishna durch seine Verbindung zur religiös - intellektuellen Vereinigung der Brahmo Samaj gehört, und er hielt Ihn jetzt schlicht für verrückt..."

(Auszug "Große Meister Indiens" ISBN 3-466-36615-1)

LG
 
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aleister schrieb:
auch die smileys können nicht wirklich die mimik und gestik des gegenübers ersetzen.
Ja, aber nur weil ich den
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erst jetzt entdeckt habe...


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