Ich habe einige Schüler, die auch Yoga machen, was mir allerdings aufgefallen ist, ist, dass fast alle die tiefe Bauchatmung nicht beherrschen. Das hat mich oft gewundert, da auch ich dachte es sei elementar im Yoga. Oft ist der Atem bei denen die Yoga praktizieren überkontrolliert. Der Atemfluss ist stockend und die Betonung sehr auf dem Brustkorb. Der Atem wird auch ständig angehalten.
Ebenfalls ist die Erdung eher mäßig. Oft ist der Oberkörper sehr beweglich fast überflexibel, aber sie können nicht verwurzelt STEHEN.
Wie kann das sein?
es gibt sehr verschiedene Yoga-Traditionen und es gibt sehr verschiedene Lehrer.
Eine Problem ist beispielsweise, dass viele Yogalehrer die Yoga-Vollatmung als Atmung lehren oder anvisieren.
Grundlegend ist es jedoch, zunächst einmal - aus meiner Sicht und aus der Sicht vieler Yoga-Bücher - die Bauchatmung (wieder) zu lernen (nachdem sie irgendwann in der Kindheit/Jugend verlernt wurde). Wenn keine Bauchatmung gelernt wird oder zu früh von der Bauchatmung (bei Anfängern) zur Vollatmung übergegangen wird, dann ist die Bauchatmung nicht tief und nicht stabil.
Viele Yogateilnehmende, die von anderen Lehrern zu mir kommen, beherrschen die Bauchatmung nicht. (Das hat dazu geführt, dass ich noch mehr darauf achte, dass sie sicher beherrscht wird, bevor die Teilnehmenden zur Vollatmung übergehen.)
Dadurch, dass die Vollatmung nur oder zu früh gelernt wird und praktiziert wird, verschiebt sich die Betonung oftmals zum Brustkorb und die Bauchatmung geht mehr und mehr verloren.
In einigen Hatha-Yoga-Traditionen ist die Atmung auch von Beginn an beim Brustkorb und wird die Bauchatmung sogar aktiv eingeschränkt, da diese Traditionen mit sehr viel Bewegung und vielen Wechseln arbeiten und sie sehr stark auf eine allgemeine Aktivierung aus sind.
Und schließlich gibt es noch viele Lehrer, die zwar in ihrer Ausbildung gelernt haben, der Bauchatmung große Bedeutung beizumessen, die aber die Teilnehmenden dennoch nicht während der Stunde immer und immer wieder dazu auffordern, den Atem wahrzunehmen.
"Verwurzelt stehen" hängt auch wieder von der Tradition ab. Die Atmung, wie ich sie beschrieben habe, wirkt sich darauf aus, aber auch stellt sich die Frage, wie sehr Standpositionen überhaupt einen Anteil an der Hatha-Yoga-Praxis einnehmen. Beim Iyengar-Yoga sind diese z.B. sehr zentral und das ist bei den Iyengar-Yogis oft sehr gut zu sehen, wie zentriert und verwurzelt sie sind - auch an der Stimme ist das oftmals gleich zu hören.
In anderen Traditionen ist es aber teilweise so, dass Standpositionen - außer im Sonnengruß - überhaupt keine Bedeutung zukommt. Das spiegelt sich auch oft darin wider, dass diese Traditionen vor allem darauf aus sind, die Energie vom Becken/Bauch zum Stirnbereich anzuheben - dass sie also nicht an den Beinen ansetzen und auch nicht so sehr von unten-nach-oben-UND-von-oben-nach-unten energetisch arbeiten, sondern NUR von unten-NACH-OBEN.