Ratloses Entsetzen

Galahad schrieb:
Hallo Kinnaree

Weshalb wird eigendlich immer das System beschuldigt?
Hat man als Individium keine Verantwortung?
Soll das "System" für meine Taten verantwortlich sein?

Ich denke das die Etern das bekommen haben was Sie verdienen.
Man ist für seine Taten selbst verantwortlich, kein Anderer.

Und was das "kranksein" angeht das in solchen Fällen immer zur Sprache kommt.
Es ist doch die schönste Ausrede die ein Verteidiger zum besten gibt.
Immer sind die Täter krank. Sie hatten eine schwere Kindheit, oder sind Säufer oder was weiß ich was.

Sorry, aber die Ausrede krank zieht bei mir nicht.

Liebe Grüße
Galahad

Man hat Verantwortung. Selbstverständlich. Und ich finde ja auch, sie haben bekommen, was sie unserem Rechtssystem entsprechend verdienen. Ich habe nur mein Unbehagen zum Ausdruck gebracht, daß diese Strafe leider nichts wieder gutmachen kann und vor allem nicht die Eltern zur Einsicht bringt.

Krankheit ist in diesem Fall allerdings aus meiner Sicht weder als Entschuldigung noch als Ausrede gemeint. Sondern als Tatsache. Wer sein Kind in eine dunkle Kammer sperrt und dort schön langsam verhungern läßt, ist offenbar ein Fall für die Psychiatrie, bitte. Wer anderen eine zweite Realität vorspielt und die Ebenen nicht mehr auseinanderhalten kann, ebenfalls. Mir persönlich ist es nämlich auch vollkommen schnurz und piepe, was für eine Kindheit die hatten und ob irgendwann der Opa bös zu ihnen war. Aber wer so etwas Irrsinniges tut, hätte, um Schaden an dem armen Kind zu verhindern, rechtzeitig vor die betreffenden Ärzte gestellt gehört, und nicht, wenns zu spät ist, vor die Richter.

Und genau hier hat in diesem Fall das System versagt. Ein Kind muß eingeschult werden, das geschieht nicht, und NIEMANDEM fällt es auf? Keinem Schuldirektor, keinem Stadtschulrat (oder wie auch immer das in Deutschland heißt), keinem Jugendamt? Aber wehe, du willst mit deinem Kind 2 Tage länger Urlaub machen als die offiziellen Ferien dauern, da sind sie sofort da zum Strafe kassieren? Und zum Schwierigkeiten machen?

Und aus genau diesem Grund kritisiere ich in diesem Fall das System. Das nicht dazu da ist, uns einzelne von unserer Verantwortung zu befreien, da gebe ich dir vollkommen recht. Das aber dazu da sein sollte, die Schwächsten zu beschützen.

Für mich persönlich wirft dieser Fall mehr Fragen auf als ein Richterurteil beantworten kann.
 
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Naivchen schrieb:
Aber diese Eltern haben das Leid ihrer Tochter bewußt über Jahre ertragen und zugesehen, was sollte es da für eine Entschuldigung geben?

Genau das bezweifle ich, wenn ich mir die Beschreibungen vom Verhalten der Eltern durchlese. Ich unterstelle ungern jemandem, absolut geisteskrank zu sein. Vor allem, wenn ich ihn nicht kenne. Aber in diesem Fall scheint mir das zutreffend zu sein.

Und: NIEMANDEM IST DAS AUFGEFALLEN????? Es wird einem Ehepaar ein Kind weggenommen, sie kriegen noch eins, es wird nie eingeschult, UND ES WIRD NIRGENDS IN DIESEN ÄMTERN EINER AUFMERKSAM??? Wozu stehen in allen diesen Büros die Riesencomputer, um alles zu vernetzen, und die wichtigsten Informationen zum Schutz der Schwächsten gelangen nie von Schreibtisch A zu Schreibtisch B?

Das ist die Frage, die sich mir vor allem stellt. Und die richtet sich wohl an das System und die, die es betreiben. (Wobei ich nicht übersehe, daß auch private Zivilcourage einiges hätte retten können in diesem Fall.)
 
Hallo Stephan,

ich gebe zu, dass ich dir hier nicht ganz folgen kann...


Stephan schrieb:
Interessant ist auch, wie dann regelmäßig die Volksseele kocht (auch hier ja schon nachzulesen im thread) ob des fast unaussprechlichen leids, das die kleine jessica durchlitten haben muß, über Jahre hinweg.

Ich möchte meinen, dass wir keine Menschen mehr wären, wenn ein Grauen dieses Ausmaßes keine Emotionen auslösen würden.
Und zwar in ihrer ganzen Bandbreite, also auch mit allem ohnmächtigen Zorn, der sich hier einstellt.

Stephan schrieb:
Mein erster Impuls ist auch so, wie bei etlichen, die sich auch hier schon geäußert haben: man würde am liebsten noch härtere strafen fordern, oder "gleiches mit gleichem" vergelten wollen.

Aber es ist nicht richtig, sie ist anmaßend, diese Haltung.

Warum ist die Forderung nach härteren Strafen hier anmaßend?
Du weißt, dass ich gegen die Todesstrafe bin und dabei bleibe ich auch.
Darüberhinaus kann die Strafe aber für solch ein Verbrechen nicht hoch genug sein.
Wieso sollte es keine Rolle spielen, ob die Eltern für 5 oder für 50 Jahre ins Gefängnis gehen?


Stephan schrieb:
Sie ist die des unbeteiligten Empörten, der sich - aus welchen Gründen auch immer - die Gefühle des Opfers zu eigen macht, oder das, was wir uns darunter in unserer Phantasie vorstellen.
Woher kommt diese Empörung, diese gewaltige emotionale Aufwühlung, die sich dann gegen die Täter und (vermeintlichen oder auch realen) Mittäter richtet?

Unbeteiligter Empörter? Na ich weiß nicht...
Sollte es nicht normal sein, dass Menschen in der Lage sind, mitzufühlen und sich auch zu empören über etwas, was Empörung verdient?

Stephan, ich habe mich eingehend mit der Geschichte von einigen Serienmördern auseinandergesetzt, ich wollte verstehen können, was sie zu diesen Taten getrieben hat.
Das erwähne ich nur, um deutlich zu machen, dass ich durchaus versuche, immer beide Seiten zu verstehen.
Bedeutet das aber auch, dass ich gefühlsmäßig unbeteiligt sein muss, ob des unsäglichen Leides eines anderen Menschen, eines Kindes noch dazu?

Das, was diese Eltern getan haben, schlägt das Repertoire von vielen prominenten Psychopathen noch um Längen.


Stephan schrieb:
Nur mal als Gedanken spiel: Wenn jeder jetzt noch mal im Thread "todesstrafe" abstimmen könnte - würde sich angesichts des Schicksals von Jessica die Entscheidung bei dem einen oder anderen vielleicht verändern?

Nein, wie gesagt. Ich bin und bleibe ein Gegner der Todesstrafe.


Stephan schrieb:
es ist billig und leicht für uns alle, von ferne darüber zu urteilen und uns zu empören. Es ist selbstgerecht.
Warum ist es so wahnsinnig schwer, Mitgefühl auch für die Eltern zu entwickeln?
Was meint ihr dazu?

Das kann ich dir sagen: Weil hier nicht im Affekt gehandelt wurde, sondern mit einer langandauernden, unvorstellbaren Grausamkeit.
Es gehört doch einiges dazu, einen Menschen über Jahre hinweg wie in einem Kerker gefangen zu halten, um ihn langsam sterben zu lassen.
Noch dazu ein Kind und noch dazu das eigene Kind....
Wie kann man in seiner Wohnung leben, wenn man weiß, dass das eigene Kind im Zimmer nebenan qualvoll dahinsiecht und immer mehr zu einem noch lebenden Skelett wird?

Mein Mitgefühl geht hier nur soweit, als dass ich sagen kann, dass diese Eltern am Menschsein völlig vorbeigegangen sind.



Liebe Grüße, Nithaiah
 
Camajan schrieb:
Das Totalversagen des sozialen und behördlichen Umfelds steht auf einem
anderen Blatt. Das ist mir sogar noch wichtiger als das Urteilsblatt. Ich will
einfach nicht einsehen, dass die Behörden hier alles richtig gemacht haben.
Ich will Konsequenzen sehen.

Sag ich doch die ganze Zeit. Sie haben nicht nur nicht alles richtig gemacht. Sie haben versagt, und das kläglich.

Mich hat nur deine "Genugtuung" nachdenklich gemacht. Weil keine Strafe der Welt das Leid des Kindes ungeschehen machen kann. Weil aber andererseits, hätte irgendjemand ein Auge drauf gehabt, daß ein geistig behinderter Mann und eine sonderbare Frau nach der Wegnahme eines Kindes noch ein Kind in die Welt setzen, dieses Elend zu verhindern gewesen wäre. Wenn irgendwem an befugter Stelle auffällt, Moment, die zwei sind nicht normal, die gehören in die "Geschlossene" zur Behandlung, dann wäre dieses Leid nicht geschehen.

Ich entschuldige nichts und niemanden in diesem Fall. Aber Geisteskranke gehören zum Arzt, um weiteren Schaden zu verhindern. Warum sind die Psychologen alle erst nach dem Tod des Kindes so schlau gewesen?
 
Hallo Kinnaree,

Kinnaree schrieb:
Genau das bezweifle ich, wenn ich mir die Beschreibungen vom Verhalten der Eltern durchlese. Ich unterstelle ungern jemandem, absolut geisteskrank zu sein. Vor allem, wenn ich ihn nicht kenne. Aber in diesem Fall scheint mir das zutreffend zu sein.

Ich glaube nicht, dass es sich um eine Geisteskrankheit handelt in ihrer vom medizinischen Standpunkt definierten Form.
Ich denke hierbei an Sadismus in seiner übelsten und stärkst möglichen Ausprägung.

Liebe Grüße, Nithaiah
 
Naivchen schrieb:
Ja, ich würde diese Grausamkeit bei denen fordern, damit sie am eigenen Leib spüren, was sie IHREM Kind angetan haben, welche Qualen es hat erleiden müssen.
Ich würde sie auch ihre Haare und Teppichfranzen "fressen" lassen, nur, um dem Hunger zu entgehen.
Hallo Naivchen,

das kannst du gerne fordern, wie ein gewisser Prozentsatz der
Bevölkerung dies nach schweren Verbrechen nunmal lautstark
fordert. Emotional vielleicht verständlich, aber in keinem Rechtsstaat
zu verwirklichen. Im Gegenteil, das wäre der Bankrott des
Rechtsstaates.

Du kannst dich gerne empören, das ich richtig. Das Strafmass
liegt im Rahmen der Verfassung aber meist so, dass die allermeisten
es als "gerecht" empfinden, das Strafbedürfnis befriedigt wird
und der Rechtsfrieden wieder hergestellt ist. Dass dein Bedürfnis
nicht befriedigt wird, nimmt man halt am Rande zur Kenntnis.

Gruss
Camajan
 
Hallo an alle,

kann mir jemand vielleicht sagen, welche Gründe vorlagen, den Eltern das erste Kind wegzunehmen? Hat das jemand verfolgt und weiß vielleicht mehr?

Liebe Grüße, Nithaiah
 
als aller erstes würde ich mal sagen, jeder sollte vor seiner eigenen tür kehren!

die meisten hier fragen sich warum, weshalb, wieso, veruteilen und urteilen.
natürlich ist es schrecklich was der kleinen jessica angetan wurde, aber auch die mutter, der vater oder gar beide müssen in ihrer kindheit schlimmes erlebt haben. denn sonst wäre glaube ich keiner dazu fähig so etwas zu machen.
ob wegsperren etwas nützt? man kann doch nicht alles böse wegsperren, oder??
eine strafe haben sie verdient, die habe sie auch bekommen.
aber das wichtigste ist doch, das die kleine jessica jetzt hilfe bekommt. das sie menschen um sich hat, die ihr psychisch und physich wieder auf die beine helfen. menschen denen sie vertrauen kann und die ihr halt geben. ich glaube dass ist es was zählt.

wenn wir uns alle gegenseitig zuhören würde. ich meine wirklich zuhören nicht mit den antworten "mhm" jaja" "ja verstehe" und so weiter.
wenn man wieder über seinen schatten springen würde und nicht jeden scheiß glauben würde der einem erzählt wird. wenn man 100% zu seiner eigenen meinung stehen würde und nicht nur ein mitläufer wäre, wenn wenn wenn...

leider sind wir oft zu faul für so viele wichtige kleine dinge. das zuhören geht im alltagsstress unter das genaue hinsehen wird von der faulhaut überdacht...

man könnte so vieles verändern wenn man allein schon bei sich selbst anfangen würde!!

ist mir eingefallen als ich all eure beiträge zu diesem thema durchgelesen habe.

mfg eure pali
 
Galahad schrieb:
Hallo Kinnaree




Und was das "kranksein" angeht das in solchen Fällen immer zur Sprache kommt.
Es ist doch die schönste Ausrede die ein Verteidiger zum besten gibt.
Immer sind die Täter krank. Sie hatten eine schwere Kindheit, oder sind Säufer oder was weiß ich was.

Sorry, aber die Ausrede krank zieht bei mir nicht.

Liebe Grüße
Galahad

ich denke niemand hat ein leichtes leben, jeder hat für sich probleme die für denjenige schwer sind. die einen stecken es so weg, und die anderen?

ja genau, unsere kindheit prägt uns, schwere Kindheit als verteidigung ist nicht fair.
jedoch finde ich es zulässig, die einen stecken es halt irgendwie weg und die anderen werden agressiv, gewaltätig, fangen an zu trinken oder nehmen drogen! oder sie geben das weiter was sie selbst erfahren haben und somit in irgendeiner unverständlichen art und weise auch als richtig empfinden!!
 
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pali2004 schrieb:
aber das wichtigste ist doch, das die kleine jessica jetzt hilfe bekommt. das sie menschen um sich hat, die ihr psychisch und physich wieder auf die beine helfen. menschen denen sie vertrauen kann und die ihr halt geben. ich glaube dass ist es was zählt.

:confused: :confused: :confused:

Hast du nicht mitbekommen, dass das Kind gestorben ist?
 
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